Future Wife - Teil 17

Autor: Lora15
veröffentlicht am: 05.05.2011


Kapitel 17 – Verräter

Am nächsten Morgen war Ryan und ich zum Professor gerufen worden. Wahrscheinlich hielt er uns eine Predigt darüber, dass wir die Regeln beachten sollten.
Ich saß in seinem Büro, Ryan neben mir und der Professor senkte enttäuschend den Kopf.
„Es ist wirklich unglaublich Lou das du Niks Ceck gefunden hat-test, jedoch bist du ohne Erlaubnis wegelaufen, hast niemanden Bescheid gesagt und kommst erst nach einer Woche wieder. Ist dir eigentlich im Klaren, wie viele Sorgen wir uns gemacht ha-ben? Weißt du eigentlich wie lange wir dich suchten?“
„Aber ich hatte es für Nik getan.“
„Lou, du musst irgendwann Entscheidungen treffen die dir wirk-lich schwer fallen, aber du musst auch der Realität ins Auge se-hen. Du hattest unvorstellbares Glück, dort entkommen zu sein.“, seufzte er zum Schluss und massierte seine Stirn.
Es war kurz still und dann meldete sich Ryan.
„Trotz dass sie weggelaufen war, schafften wir es Niks Ceck zu finden und ihn hierher zu bringen und wir hatten etwas sehr Wichtiges herausgefunden.“
„Was?“
„Lou ist zu einem Schlüssel geworden. Benett hat einen Giganten erschaffen, der ganze Städte zerstören kann. Seine Kraft ist enorm, sowie sein Schutz gegen Kugeln oder ähnlichem. Den-noch um ihn aufzuwecken braucht er eine bestimmte Energie und die hat nur Lou. Mit ihrem Blut kann er den Giganten zum Leben erwecken und das wäre ein mächtiger Untergang.“
Der Professor dachte kurz nach und suchte dann im Regal hinter sich einige Akten heraus.
„Was ist das?“, fragte ich und beugte mich ein wenig über den Schreibtisch.
„Deine Akten!“
Ich war erstaunt. Diese Ordner waren furchtbar dick und dann gab es von ihnen auch noch fünf Stück. Elius schlug in einem Ordner etwas nach und schaute sich ein Diagramm an.
„Tja, das hätte ich mir ja fast denken können.“, murmelte er.
„Was denn?“
„Dadurch dass du Heilkräfte hast, erstellt dein Körper dauernd Millionen von roten und weißen Blutkörperchen und Blutplätt-chen her. Sobald du anfängst jemanden zu heilen, gehen welche davon verloren, aber in Sekundenschnelle erstellen sich wieder neue. Das liegt daran, dass sich das Blut überall in deinen ganzen Organen wiederherstellen kann. Benett wird dein Blut aussaugen können, aber du wirst nie sterben, weil sich dein Blut dafür zu schnell wiederherstellt. Ein normaler Mensch hat fünf bis sechs Liter Blut in sich, aber du Lou, kannst bis zu zwanzig Liter erstellen, wenn man es dir aussaugen würde. Deswegen kannst du auch anderen, Energie geben. Pass auf, ich werde es dir einfacher erklären.“
Er stand auf und ging zu einer weißen Metalltafel. Dann nahm er einen schwarzen Filzstift und malte eine Erdnuss artige Figur, unten ein Bein, links oben einen Arm, in der Mitte ein Herz und oben am Kopf die zwei Gehirnhälften.
„Also erkennst du es?“, fragte er mich und zeugte mit dem Fin-ger auf die gemalte Figur.
„Eine Erdnuss mit Beinen, Armen, Herz und einem Gehirn?“, lachte ich.
Er seufzte.
„Nein, das seit ihr, wenn ihr zusammen arbeitet.“
Er schrieb an den Fuß Ryans Namen und an den Arm Alex‘ Na-men.
Ryan schien es anscheinend zu verstehen, aber ich wusste noch nicht so ganz was er mir damit sagen wollte.
„Pass auf, Alex ist der Arm, weil er die Fähigkeit Stärke besitzt. Ryan ist der Fuß, da er sich teleportieren kann und wahnsinnig schnell ist.“
Ich fing an zu verstehen.
„Nova ist die Hülle, weil sie ein Schild um euch aufbaut. Jim ist die linke Gehirnhälfte wegen seiner starken Wellen, die Dinge schweben lassen und Valerie ist super Intelligent und ist deswe-gen die rechte. Du Lou bist das Herz, das wichtigste Organ im Körper. Das heißt wenn du stirbst, hätten die anderen keine Chance zu gewinnen, verstehst du?“
Ich war ein wenig verblüfft. Wenn ich das Herz bin, dann muss es außergewöhnlich wichtig sein, dass ich noch lebte. Es passte eigentlich sogar. Ich konnte heilen, weil ich Blut herstelle und die Energie an meine Verbündeten weitergebe, was ein Herz auch tut. Deswegen hat Benett auch an mir Interesse und jetzt weiß ich auch, warum er mich am Anfang töten wollte.
„Ich verstehe.“, stimmte ich zu. „Aber wieso ich Professor?“
„Ich denke mal, weil du die einzige bist, Lou, die ein normales Leben geführt hatte. Ich beauftrage Finn damit ein Mädchen zu finden, das gesund und lebhaft ist und ein starkes Herz besitzt. Dann hatte er dich getroffen und er meinte du wärst die Richti-ge.“
Es ist unglaublich dass der Professor, das alles schon voraus ge-plant hatte. Jedoch werde ich es Finn trotzdem nicht verzeihen, dass er mit mir so umgegangen ist. Anderseits hatte der Profes-sor ihn auch beauftragt und ganz unschuldig war er dann auch nicht. Eigentlich ist es ein Verbrechen, einfach Menschen zu überfallen, sie bewusstlos machen und anschließend für ihre Zwecke zu benutzen. Alle anderen wurden gefragt ob sie mit dem Professor mitgehen wollten, außer mir. Es machte mich trotzdem nicht wütend, da ich sonst nie hätte die anderen ken-nenlernen können und vor allem nicht Nik und Ryan. Nein, teil-weise war ich dankbar dafür und würde mich keineswegs be-schweren.
„Aber ich müsste kurz nach einer anderen Akte von dir schau-en…“, murmelte er und kratzte sich am Kopf.
Er durchwühlte wieder den Aktenschrank und suchte länger als vorhin. Dann drehte er sich rasch um und lief zu einem anderen Schrank. Dort suchte er wieder und er war erfolglos.
„Die Akte ist weg!“, rief er panisch.
„Was genau für eine?“, fragte ich.
„Sie enthielt die wichtigsten Sachen überhaupt. Denn es ging um deine Fähigkeiten. Dort stand drinnen gegen was du alles immun bist und auch deine ganzen Schwächen. So auch über deine rest-lichen Fähigkeiten und…“, er stoppte und blieb wie angewurzelt stehen. Es machte mir Angst wie er plötzlich mit dem Rücken zu uns stand. Elius bewegte sich überhaupt nicht mehr und ich stand langsam auf.
„Professor?“
Ich ging zu ihm hin und schaute ihn an.
Er lief an mir vorbei und setzte sich auf den Stuhl. Er stand unter Schock und stützte seinen Kopf mit der Hand.
„Diese Mappe beinhaltet deine Zerstörung und über die beson-dere Energie deines Körpers. Wenn die sechste Mappe in falsche Hände gerät…“
Diese Mappe enthielt also meine Zerstörung und somit auch meine Schwachstellen? Vielleicht bin ich doch nicht ganz immun gegen alles und es gibt ganz bestimmte Gifte die mich töten könnten. Aber das ist doch unmöglich, keiner außer dem Profes-sor und einige vertraute Angestellte kommen hier herein. Nicht einmal wir dürfen ohne Erlaubnis hier hinein.
Der Professor schaute noch einmal gründlich nach und öffnete auch andere Schränke, aber die Mappe war leider nicht aufge-taucht. Vielleicht benutzte sie auch einer der Mitarbeiter für etwas, dennoch müsste er vorerst den Professor fragen, ob er sie auch verwenden durfte.
Ryan und ich suchten mit und fanden leider nichts. Das Büro war ein einziges Chaos und tatsächlich war die Mappe aus dem Büro verschwunden.
„Wieso hatten sie keinen Tresor dafür gebaut?“, fragte ich.
„Weil sie heutzutage leicht genknackt werden könnten und ich sonst einen Abdruckscanner und Augenscanner benutzen müsste. Aber da ich die Akten fast jeden Tag benutzte, müsste ich jedes Mal in diesen Tresor und sie herausnehmen. Mein Büro hat auch einen Abdruckscanner, aber ich bleibe ja meistens hier drinnen und deswegen brauche ich dann nur die Aktenschränke aufzumachen.“
„Aber wie kommen Angestellte hier hinein?“
„Nun, sie haben eine kleine Karte am Schlüsselbund, es sind nur drei und ich hatte eigentlich absolutes Vertrauen zu ihnen.“
„Sie hatten?“, fragte Ryan.
„Nun ja, sie reden mit mir nicht mehr so, zumindest einer.“
„Wer?“
„Veit.“
Es herrschte kurz Stille und dann fiel dem Professor etwas ein.
„Stimmt. In den letzten paar Monaten war er so verschlossen und gehorchte mir wie ein Roboter. Jedoch früher meckerte er meistens immer wenn es Arbeit für ihn gab. Er hatte sich wirklich dramatisch verändert, aber ich hätte niemals geglaubt, dass da etwas Ernstes war. Ryan, Lou, ich habe einen weiteren Auftrag für euch!“
Ryan und ich saßen in einem großen Raum und überall saßen Männer und Frauen die an ihrem Schreibtisch am Computer schrieben oder per Headset telefonierten. Sie waren völlig ge-stresst und hatten nie wirklich eine Pause.
„Siehst du ihn?“, fragte Ryan.
„Noch nicht.“, flüsterte ich und hielt eine Glasplatte in der Hand, auf der man die neusten Informationen lesen konnte. Es war wie eine Zeitung, nur aktualisierte sie sich jeden Tag neu. Ich tat so als ob ich lesen würde und schaute dabei immer wieder vor mich in den hektischen und lauten Raum hinein. Dann entdeckte ich ihn, Veit, er kam direkt auf uns zu. Ich tippte Ryan zart an und er drehte sich zu mir um.
„Dort kommt er!“, rief ich und schaute erneut auf meine Zei-tung. Er lief an uns vorbei und wollte aus dem Raum verschwin-den, aber Ryan und ich liefen ihm unauffällig hinterher. Er ging den Gang entlang und bog irgendwann zum Fahrstuhl ab. Dann stieg er ein und wir schauten genau auf das Stockwerk, bei dem er ausstieg. Er hielt bei der Tiefgarage. Ryan packte meinen Arm und teleportierte uns hinter eine Säule. Veit verließ gerade den Fahrstuhl und schaute um sich, ob ihm keiner gefolgt war. Dann überquerte er die Garage und ging zu dem Geheimgang hin, den der Professor eigentlich schon eingenommen hatte. Er klopfte dreimal gegen die Wand und dann verschwand er hinter ihr.
Ryan packte weiterhin meinen Arm und wir teleportierten uns wieder hinein und drückten uns feste gegen die Wand. Veit ver-schwand um die Ecke und wir schlichen ihm hinterher. In der Halle, wo damals die Frau missbraucht wurde, war keine Men-schenseele zu sehen. Jedoch lief Veit weiter und es öffnete sich in der weißen Fliesenwand wieder eine weitere Tür. Als er drin-nen war, warteten wir ein wenig und dann teleportierten wir uns dahinter. Es war ein dunkler breiter Gang wir sahen nichts und hörten nur Veits Schritte. Unbemerkt schlichen wir ihm nach und dann öffnete sich ein riesiges Tor, Licht drang in den dunklen Gang. Ein geheimes Quartier, mit Flugzeugen, Autos und den gleichen Soldaten wie bei Benett liefen hier hin und her. Wir mussten uns schnell verstecken, sonst sah uns noch jemand und da entdeckte Ryan eine Ecke, wovor ein riesiges viereckiges Ge-rät stand. Wir landeten in Sekundenschnelle dort und ich sah Olivia auf Veit zukommen. Sie grinste ihn an und beide begannen ein Gespräch. Aber leider war es so laut hier, das ich nichts hören konnte.
„Was reden sie da bloß?“, fragte ich wütend.
„Ich habe keine Ahnung, wenn Valerie jetzt hier wäre, könnte sie vielleicht seine Gedanken lesen.“
„Am besten wir warten erst mal ab.“
Das Gespräch war lang und deswegen machte es mich umso neugieriger.
Aber jetzt verstand ich auch warum einige entkommen konnten. Sie benutzten den Geheimgang und fanden direkt zur Station zurück. Aber was will Benett hier? Er kam sowieso nicht den Fahrstuhl hoch, weil ein eingebauter Scanner sofort fremde Menschen entdecken würde.
„Hey, Leute!“, flüsterte jemand leise neben uns. Ich erschrak zuerst und drehte mich ruckartig um. Ein Soldat stand hinter uns. Ryan wollte schon zuschlagen, aber dann hielt eine bekannte Stimme uns davon ab.
„Halt! Nicht schlagen! Ich bin´s Valerie.“
Das war ein perfektes Timing.
„Was machst du denn hier?“, fragte ich.
Sie zog ihren Helm aus und ihre Haare waren kurz geschnitten. Es war ein Bobschnitt, der ihr bis zum Kinn reichte. Die Haare waren alle gleichmäßig und glatt.
„Naja, ich bin euch gefolgt. Eigentlich wollte ich in die Stadt fah-ren, aber da entdeckte ich euch, wie ihr diesen Kerl verfolgt hat-tet. Mich hatte es interessiert. Als ihr euch hierher teleportiert hattet, schnappte ich mir einen Soldaten und zog mir seine Klei-dung an.“
„Aber du kommst genau richtig. Du musst die Gedanken lesen von Veit, er ist ein Verräter.“, bat ich sie.
„Gut.“
Sie konzentrierte sich auf Veit und man merkte wie schwer es sein musste von weitem Gedanken zu lesen.
„So ein Mist!“, beklagte sie sich.
„Was ist los?“
„Der Professor muss ihm einen Chip eingebaut haben, der die Gedanken abwehrt. So konnte ich unmöglich seine Gedanken lesen, aber Olivia ihre kann ich problemlos lesen.“
Sie konzentrierte sich wieder und dann nickte sie.
„Sie reden über dich, Lou. Dann diskutierten sie über einen Gi-ganten und dann wieder über dich. Aber jetzt ging es um eine Akte. Ich verstehe leider überhaupt nichts.“
„Ganz einfach. Benett möchte mein Blut haben, weil ich einen Giganten damit erwecken könnte und um mehr daraus zu erfah-ren, hatten sie dem Professor aus seinem Archiv meine Akte gestohlen. Ryan und ich sind beauftragt worden Veit zu beobach-ten und jetzt wissen wir dass er ein Verräter ist.“
„Wenn ihr mehr wissen wollt müssen wir näher dran. Passt auf!“, flüsterte sie und streckte ihren Arm zwei Soldaten entge-gen. Es flogen zwei kleine Nadeln aus ihrer Armschiene und lan-deten in den Köpfen der beiden. Valerie musste sich erst an die-se hohe Konzentration gewöhnen und verlor viel an Kraft, als sie sie sie hierher lenkte. Aber ich berührte ihre Schulter und so beruhigte sich auch ihr Hecheln. Unbemerkt schafften wir sie in unser Versteck und Valerie zwang sie ihre Sachen auszuziehen. Als wir auch unsere Soldatenanzüge anhatten, schlichen wir hin-aus und marschierten zu Olivia und Veit. Wir stellten uns neben sie und lauschten einfach mit.
„Also gut Veit, ich hoffe das wir bald wieder miteinander reden können und behalte weiterhin Lou im Auge. Sobald sie das Zent-rum verlässt, alarmierst du uns, klar?“
Veit nickte schweigend.
„Ach und nochmals vielen Dank für die Akte, die ist wirklich sehr hilfreich gewesen, sobald der Herr davon erfährt, wird es uns viel leichter fallen Lou zu schnappen.“, lachte sie zum Schluss und drehte sich um.
„Ah! Ihr drei, mitkommen!“, rief Olivia zu uns.
Wir hoben die Hände gestreckt an die Stirn und riefen alle: „Ja-wohl, Herrin!“
Wir folgten ihr und dann wollte sie in ein Flugzeug einsteigen, aber wir mussten doch dem Professor Bericht erstatten und die Akte zurückbringen. Aber das Glück verließ uns nicht und da drückte mir jemand meine Akte in den Arm.
„Los, bring sie hinein!“, befahl Olivia und zeigte mit dem Finger ins Flugzeug. Ich tupfte Ryan an und der wusste genau was zu tun ist.
„Tja, das war ein Fehler meine Liebe.“, lachte Valerie und schon teleportierten wir uns in die Tiefgarage. Ryan hechelte leicht.
„Alles ok?“, fragte ich und nahm seine Hand. Sein Atem wurde wieder langsamer. Wir rannten in den Aufzug und fuhren hoch zum Professor. Dabei zogen wir noch unsere Helme aus, da wir nicht gleich angegriffen werden wollten, sobald wir oben waren.
„Hier ist die Mappe.“, keuchte ich.
„Tatsächlich, es ist sogar das Original.“
Ich schaute ihn verblüfft an.
„Was meinen Sie?“
„Nun, die Akte ist schon seit gestern anscheinend verschwunden und es könnte sein, das es noch eine Kopie davon gibt, allerdings müssten sie einen schnellen Scanner haben, denn das sind min-destens neunhundert Blätter. Aber sagt mal, wo habt ihr sie gefunden?“
„Benett hat eine geheime Station hinter dem Geheimgang. Dort sind Soldaten und sie sehen ja selbst, wir haben uns, dank Vale-rie, Anzüge nehmen können. Sie müssen ihn stoppen, Professor.“
„Lou, ich würde ihn ja wirklich gerne aufhalten, jedoch heißt es nun, wenn jemand mit seinem eigenen Materialien ein Gebäude baut, dann gehört es ihm und ich kann auch nichts dagegen än-dern. Benett ist zwar auf meinem Grundstück, aber genau des-wegen sind die Häuser auch so enorm hoch, da jeder ein Haus über dem anderen aufbaut. Benett kann nur verhaftet werden, sobald er unerlaubt mein selbsterbautes Zentrum betritt. Aber das wird er nicht, deswegen seid ihr hier auch absolut sicher.“
„Aber falls sie wirklich eine Kopie davon haben, was machen wir nun?“
Elius fasste sich an sein Kinn und dachte scharf nach.
„Wisst ihr vielleicht was genau dort gemacht wurde?“
„Wir sahen nur Flugzeuge und einige Geräte, aber mehr war da auch nicht.“, erklärte Valerie.
„Ich verstehe. Nun, wir haben keine andere Wahl, als erst einmal müssen wir Veit aus dem Zentrum ausschließen und abwarten. Denn wir kennen nun ihr Versteck und werden deswegen Vorsichtsmaßnahmen treffen. Es wäre zu gefährlich, noch einmal in die Station zu gehen.“
Wir nickten und gingen wieder in unsere Zimmer. Doch bevor ich mich wieder zurückzog, wollte ich unbedingt mit Nik reden. Vielleicht kehrten seine Erinnerungen zurück.
In seinem kleinen Zimmer, saß er auf dem Bett und starrte die Wand an. Ich klopfte und betrat den Raum.
„Hallo Nik.“, grüßte ich und setzte mich neben ihm.
„Lou? Stimmt`s?“, fragte er und mir war gleich klar, dass er sich an nichts erinnerte.
„Genau. Wie geht’s dir so?“
„Nun ja, ich habe manchmal noch Kopfschmerzen, aber sonst meinten die Ärzte es würden keine Geschwüre und Tumore mehr auftauchen.“
„Da bin ich aber erleichtert.“, seufzte ich. „Du kannst dich wirk-lich an nichts mehr erinnern?“
„Nein, das heißt, an dieses Zentrum nicht und an die ganzen Leu-te auch nicht. Wieso denn? Standen wir uns irgendwie nahe?“
Ich sank den Kopf und hielt meine Kette fest.
„Ja.“
„Das tut mir leid, aber ich kann mich wirklich nicht erinnern. Das letzte was ich weiß, war, das ich und meine Eltern in Naga ein-kaufen waren. Ich kam abends heim, legte mich hin und dann ist alles ein bisschen verschwommen, bis es schließlich endet.“
Ich zog die Kette aus und gab sie ihm in die Hand.
„Du hast dieselbe.“
Er tastete seinen Hals ab und verglich dann beide Ketten mitei-nander.
„Wie eng waren wir denn befreundet?“
Ich nahm wieder meine Kette, stand auf und griff nach der Tür-klinke.
„Wir waren mehr als das, Nik.“, seufzte ich und verließ das Zim-mer. Traurig legte ich mich in mein Bett und spürte wieder den Schmerz. Es war eine weitere Enttäuschung und Nik würde sich wahrscheinlich kein zweites Mal in mich verlieben. Ich hätte es eigentlich wissen müssen, dass er bei der Hirnoperation zu scha-den käme. Ich hatte schon einmal sein Körper von einem Ge-schwür befreit, jedoch hätte ich gewusst, dass wieder eins käme, dann wäre ich seinen Ceck früher suchen gegangen. Vielleicht hätte ich dann eine weitere Operation verhindert und sein Ceck hätte ihn dann wieder geheilt. Nik würde sich nicht mehr an mich erinnern und es wahrscheinlich sogar ruhen lassen. Ich wäre ihm egal geworden und vielleicht fing er dann, sobald Naga wieder aufgebaut wäre, ein eigenes Leben an. Aber ich liebte ihn doch und einen Abschied könnte ich einfach nicht ertragen. Ich hatte wirklich gedacht, dass endlich meine Pechsträhne ein Ende hätte und ich mit Nik glücklich werden würde, aber dem war nicht so. Er und ich lernten uns auf eine besondere Weise kennen und ich denke dies wird sich nicht ein weiteres Mal wiederholen. Trotzdem vermisste ich sein Lächeln, seine Gegenwart und den leidenschaftlichen Kuss. Er war ein Teil von mir geworden und jetzt fühlte ich mich, als hätte man mir dieses Stück aus der Brust gerissen. Wenn Nik mit mir sprach, kam es mir so vor, als wolle er nie wieder etwas mit mir zu tun haben. Deswegen glaubte ich auch, dass er keinerlei Gefühle mehr für mich hegte.
Mir liefen die Tränen hinunter und es tat zum ersten Mal gut zu weinen, da ich so leichter dem Schmerz entkam.
Als ich müde wurde, schlief ich auch ein.






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