Future Wife - Teil 10

Autor: Lora15
veröffentlicht am: 25.02.2011


Kapitel 10 – Wiedersehen in Naga

Wir machten uns gleich auf den Weg und ich betrachtete die ganze Zeit sein Gesicht. Es veränderte sich nie.
„Was starrst du mich denn so an?“, fragte er als wir im Flugzeug saßen.
„Ich warte bis sich deine Mimik endlich mal verändert, jeder Mensch kann weinen, lachen, wütend sein oder vielleicht sogar mal seine Mundwickel einfach nur senken.“, protzte ich los.
„Sagen wir mal ich lache einmal, lässt du mich dann in Ruhe, sagen wir mal für immer?“, fragte er und hoffte auf ein Ja.
„Nein, das wäre ja langweilig. Weißt du mit Jim kann man besser reden, weil der auch mal anfängt zu reden, aber du schweigst ja immer wie ein Grab.“
Nach zwei Stunden waren wir in Naga angekommen und ich hatte den Drang Nik wieder zu sehen. Denn immerhin hatte ich es ihm versprochen.
Heute war Sonntag. Es herrschte ein enges Gedränge auf den Straßen, da Markttag war, wie früher. Viele Eaganer und Menschen gingen an mir vorbei. Dennoch drängte ich mich durch sie hindurch. Aber Ryan fasste an meine Schulter.
„Mach mal langsam.“, stoppte er mich.
Jetzt war ich schon teilweise froh, dass er mitkam. Ich ging langsamer und als wir endlich in ruhigere Straßen kamen, erinnerte ich mich an das erste Zusammentreffen mit Nik. Er rettete mich vor den Banditen.
Ich kam endlich an Niks Haus an und wollte am liebsten die Tür aufreißen, aber Ryan hielt mich zurück.
„Hey, was willst du denn machen?“, fragte er.
„Ich hatte jemanden versprochen ihn wieder zu besuchen, das mach ich jetzt auch, warte am besten draußen.“
Er nickte und lehnte sich an der Tür an. Ich klopfte an und schaute ob jemand da war. Es war mal wieder keine Menschenseele zu sehen. Ich schaute hinter die Theke und sah etwas kochen, dennoch keine Eaganer. Nicht einmal seine Mutter sah ich.
Ich würde sehr gerne hoch gehen um zu schauen ob er oben war, aber ich traute mich nicht. Was war wenn sie mich für eine Einbrecherin hielten? Ich drehte mich enttäuscht um und dann hörte ich eine bekannte Stimme.
„Lou?“, rief jemand von oben.
Ich drehte mich blitzartig um und sah Nik auf der Treppe stehen. Ich rannte in seine Arme und wollte ihn am liebsten nicht loslassen.
„Nicht so stürmisch.“, lachte er.
„Mann hab ich dich vermisst.“, sagte ich laut.
„Du hast mir auch gefehlt, aber sag mal bist du allein hier?“, fragte er neugierig und sah nach draußen, wo er auch gleich Ryan entdeckte.
„Ist das dein Begleiter?“
„Ja, er heißt Ryan, aber sprich ihn lieber nicht an.“
„Wieso nicht?“
„Er ist etwas schwierig.“
„Ach Quatsch. Jeder Mensch kann einen Begrüßen.“
Er ließ mich los und öffnete die Tür. Ryan schaute ihn wieder mit seinem gefühlslosen Blick an, wobei Nik ihn höflich anlächelte.
„Hey, möchtest du nicht reinkommen?“, fragte er netterweise. Dennoch hatte ich solche Angst, das Ryan seine Einladung ablehnte, das wäre so unhöflich. Aber ich glaubte Ryan sah in meinen Augen, das ich ausflippen würde, wenn er ablehnte, also ging er mit uns rein.
„Wir sind keine reiche Familie, sowie ich das an Lou und dir sehe, weil die Kleider sehr viel wert sind, aber dennoch fühlen wir uns hier wohl.“
Ich schaute ihn mit einem wütenden Blick an, weil er wieder wie ein Grab schwieg. Er machte sich nichts daraus und blieb weiter stumm.
„Also wir sind hier um weitere Aufträge zu erfüllen und leider muss ich auch schon heute Abend gehen.“, unterbrach ich die angehende Stille.
„Ich verstehe.“
„Möchtest du uns begleiten?“, fragte ich und lächelte ihn liebevoll an.
„Gern, das heißt, wenn er nichts dagegen hat.“
Ryan seufzte genervt und ging zur Tür.
„Solange wir es schnell hinter uns bringen.“
„So ein Muffel.“, brummte ich hinter ihm.
Ich lief neben Nik her und wir erzählten uns alles. Sogar verriet ich ihm ein wenig über meine Arbeit und Ryan gefiel das ganz und gar nicht, denn er hörte von hinten alles mit. Manchmal schaute er mich sogar noch unheimlicher an, wenn ich mich nach hinten zu ihm umdrehte. Deswegen erzählte ich lieber über meine Stärken, Lieblingssachen und wir alberten manchmal etwas rum. Ich fühlte mich bei ihm ganz anders. Sein Lächeln ließ meinen Magen kribbeln, seine Anmut verführte mich regelrecht. Was mir ein fröhliches Gefühl gab. Ich wollte diesen Tag ewig anhalten, ewig mit ihm lachen und einfach immer nur bei ihm sein. Doch dadurch dass ich gebraucht werde und Pflichten habe, konnte ich das nicht tun und wir sahen uns wahrscheinlich erst alle vier oder fünf Wochen. In Naga war es auch sehr angenehm, weil mich die Natur noch ein wenig begeisterte. Die Bäume und Pflanzen waren anders aufgebaut. Ein Tier auf diesem Planeten hatte ich noch nicht gesehen, außer den Hund von Kyle.
Mein Lächeln verblasste, als ich sah dass die Sonne unterging. Wieso musste der Tag auch so schnell schon enden? Es war so toll mit ihm und ich glaubte tatsächlich mich in ihn verliebt zu haben. Er war nett und anders. Wir konnten beide offen über unsere Fähigkeiten reden und auch über die Gefühle. Ich traute mich fast nie so schnell mit einem Jungen darüber zu reden. Dennoch wurde es immer dunkler, unsere Aufgaben waren getan und wir brachten Nik nach Hause. Ich begleitete ihn noch rein und Ryan wartete wieder einmal draußen. Es war keiner da, wir waren allein. Ich schaute in seine Augen und wusste dass er den Abschied genauso schwer fand wie ich.
Doch dann wurde ich regelrecht verführt. Ich spürte wie er meine Hand nahm und sich langsam auf mich zu bewegte. Mein Herz schlug neunmal so schnell wie vorher und mein ganzer Körper kribbelte vor Aufregung. Aber dann spürte ich seinen Atem und schließlich seine Lippen. Sie berührten meine ganze zart und leidenschaftlich. Ich wollte sie nie mehr los lassen, aber als ich merkte das Ryan unruhiger wurde, unterbrach es dieses schöne Gefühl.
„Ich muss los und ich verspreche dir dass ich wieder kommen werde.“, lächelte ich zum Abschied noch und es fiel ihm schwer meine Hand loszulassen. Ich war mit einem roten Gesicht wieder draußen, aber anscheinend hatte Ryan es nicht einmal bemerkt. Wir gingen zügig wieder zum Flughafen und flogen wieder zurück. Ich hatte nichts anderes mehr im Kopf als Nik. Ich starrte träumerisch aus dem Fenster und freute mich schon auf die nächste Begegnung. Aber dann fiel mir Amy ein. Sie war immer die Erste die davon erfuhr. Aber sie gab es nicht mehr. Wie sehr es wieder schmerzte an sie zu denken. Jetzt wo ich wieder das Glück auf Erden spürte, kam auch mit ihr die Trauer. Mir kullerte eine Träne hinunter auf mein Bein.
Ryan bemerkte es und schaute mich zum ersten Mal mit besorgter Mimik an. Mich erstaunte es zugleich, dass er mich so anschaute.
„Wieso…weinst du?“, fiel ihm das zweite Wort schwer.
„Ich denke an meine beste Freundin, sie ist tot.“
„Das wusste ich nicht. Was ist denn passiert?“
„Sie ist gealtert und ich nicht.“
„Verstehe.“
Ich wusch mir die restlichen Tränen aus den Augen und schaute wieder aus dem Fenster.
„Sag mal Ryan, wieso fragst du mich das? Ist es dir denn nicht egal?“
Er senkte den Kopf, wieder mit seiner beliebten Mimik.
„Ich habe früher sehr viel geweint wegen meinen Eltern und ich möchte nicht das auch andere weinen, denn es erinnerte mich immer an damals.“
Manchmal waren seine Augen kalt und undurchdringlich, aber in Momenten wie diesen sah man seinen Schmerz mehr als deutlich. Wie muss es sein zu zusehen wie seine eigene Familie stirbt? Es ist für mich schon schlimm genug, das ich meine Familie nicht mehr sah und weiß sie sind alt gestorben. Aber zu sehen wie sie leiden müssen und dann auch nicht überleben. Ich schüttelte mich heftig, denn an diesen Gedanken möchte ich mich nicht noch einmal erwägen.
Die Fröhlichkeit verflog und ich trauerte nun. Dabei hatte ich mich so sehr darauf vorbereit Nik wiederzusehen, als mir dann Amy in den Sinn kam.
Nach ein paar Stunden landeten wir und ich legte mich müde ins Bett. In den nächsten Wochen konnte ich es kaum erwarten endlich wieder nach Naga zu fliegen, am liebsten wäre ich allein. Vielleicht durfte ich es sogar auch. Dennoch erledigte ich in meiner Stadt noch einige Aufgaben und Pflichten. Es dauerte einige Wochen, doch dann durfte ich wieder nach Naga, allein. Ich konnte in dieser Nacht kein Auge zudrücken, weil ich dazu zu aufgewühlt war. Immer nur war Nik in meinen Gedanken und ich hatte es bis jetzt keinem erzählt, es sei denn Ryan bekam es mit. Ich wollte seine Nähe wieder spüren, sein Lachen hören und seine Lippen fühlen. Ich schaute auf einen eingebauten Wecker in der Wand. Es war erst fünfundzwanzig Uhr drei und in neun Stunden würde es losgehen. Ich zwang mich zum Schlaf, aber wälzte mich nur noch mehr herum. Es war warm und ich deckte mich auf. Wieder blickte ich auf die Uhr: 00:23 Uhr. Es dauerte ewig. Doch als ich mir dann immer wieder Vorstellungen hervor rief und sein traumhaft schönes Gesicht sah, war es so als zählte ich Schäfchen, worauf ich dann auch die Augen schloss und einschlief.
Wieder dieser schrille Klang in meinen Ohren und ich wusste direkt was heute für ein Tag war. Noch bevor JC ins Zimmer gestürmt kam, stand ich fix und fertig vor ihr.
„Was ist denn mit dir passiert? Hast du in der Nacht Energieschübe bekommen?“, lachte sie und begleitete mich noch bis zum Flughafen.
Mein Bauch kribbelte als ich alleine im Flugzeug saß und dauernd an Naga dachte. Endlich sehe ich nach all den Wochen wieder Nik. Wir landeten und ich stürmte durch die ganze Menschenmenge durch. Manchmal wurde ich angeschnauzt, weil ich sie alle zur Seite stieß. Aber als ich endlich das Gasthäuschen wieder sah, schlug mein Herz immer schneller. Als ich den Türgriff anfasste, musste ich kurz durchatmen und stieg dann in die Stube.
Zuerst hörte ich eine weinende Stimme und machte mir Sorgen, weil es sich wie Niks Mutter anhörte. Ich lief hinter die Theke und entdeckte auch zum ersten Mal den glatzköpfigen Vater. Er tröstete seine Frau und schaute dann zu mir hoch, als ich um die Theke schaute.
„Was ist passiert?“, fragte ich mit einem schlimmen Gedanken im Hintergrund.
„Nik ist tot krank.“, schluchzte sie.
„Er hat ein großes Geschwür im Magen und wir können die Arztkosten nicht bezahlen. Er wird sterben, wenn ihm keiner hilft.“, sprach der Vater weiter.
„Nein! Auf keinen Fall, das werde ich verhindern. Wo ist er?“
Er zeigte mit dem Finger die Treppe hinauf. Ich raste die Treppe nach oben und übersprang sogar einige Stufen. Dann platzte ich ins Zimmer hinein und sah ihn auf dem Bett liegen, schon von weitem konnte ich ein hohes Fieber erkennen. Fieber ist kein Problem und das Magengeschwür werde ich auch entfernen. Zuerst lief ich in das kleine einfache Bad und machte einen Lappen nass. Seine Stirn war wirklich sehr heiß und er war anscheinend nicht bei Bewusstsein. Schnell legte ich es ihm auf die Stirn und fuhr mit der Hand über seinen Bauch. Ich fühlte es. Tatsächlich war es ungeheuer groß. Das würde schwer werden, aber ich gebe nicht auf. Nik wird wieder gesund werden, das schwöre ich.
„Ich werde dich nicht aufgeben, hörst du? Niemals werde ich das tun.“, gab ich ihm ein Versprechen.
Ich musste dennoch warten bis das Fieber ein wenig sank, da die Chance besteht das Geschwür besser heilen zu können. Ich atmete tief durch und blieb hoch konzentriert. Als ich merkte dass sein Atem ruhiger wurde, wusste ich, dass jetzt meine Chance gekommen war. Schnell legte ich meine Hände auf seinen nackten Oberkörper, da es mit T-Shirt sonst nicht funktionieren würde. Ich nahm meine ganze Kraft mit dem Glauben ihn heilen zu können. Auch spürte ich eine seltsame Kraft in mir die es tatsächlich schaffte das Magengeschwür kleiner zu bekommen. Manchmal wusste ich dass es ihn schmerzte, wenn ich das Geschwür auflösen wollte, doch er musste durchhalten. Als ich mir immer wieder im Kopf sagte, ihn retten zu können, umso stärker wurde meine Kraft. Das stützte mein Selbstbewusstsein. Nach einer knappen halben Stunde hatte ich es wirklich geschafft ihn zu retten. Ich hatte richtig geschwitzt und meine komplette Kraft war ausgelaugt. Meine Beine waren fast taub und mir fiel es schwer zu atmen. Kleine Wunden zu heilen war für mich kein Problem, aber dieses riesige Magengeschwür zu lösen, war eine echte Herausforderung. Ich sank auf den Boden und konnte nichts mehr bewegen. Alles war taub und geschwächt. Niks Eltern kamen herein, weil sie mein lautes Keuchen hörten.
„Ich…hab´s geschafft.“, stöhnte ich. Doch nachdem Aufwand wurde ich bewusstlos.
Später wachte ich auf und sah als erstes Niks Gesicht. Ich fuhr hoch und starrte ihn an.
„Nik!“, rief ich.
Er nahm mich gleich in den Arm und ich merkte wie sehr er besorgt um mich war. Aber seine Nähe ließ mich alles vergessen.
„Du hast drei Tage geschlafen!“
Was? Drei Tage? Ich sollte doch schon längst am Abend zurückkehren. Der Professor wird furchtbar sauer sein. Ich hatte nicht mal meinen Auftrag erfüllt.
„Oh nein! Ich muss weg hier! Der Professor! Er wird stocksauer sein.“, rief ich nervös.
„Beruhig dich. Dein Freund war schon hier und hatte nach dir gefragt, er hatte einen Tag hier übernachtete, als du dann nicht mehr auftauchtest.“
„Ryan?“
„Genau, der Typ vom letzten Mal.“
Es ist unglaublich. Er kam tatsächlich her, um mich zu suchen, aber vielleicht hatte auch der Professor ihn geschickt. Ich seufzte.
„Weißt du eigentlich dass du mir das Leben gerettet hast?“, meinte Nik und drückte mich noch fester.
„Tut man das nicht so?“
Er lächelte mich liebevoll an und küsste mich wieder genauso wie beim ersten Mal. Dann hörte ich Schritte die nach oben kamen. Ich löste mich von Nik. Ryan platzte rein.
„Mann hast du uns Sorgen bereitet. Der Professor ist ziemlich außer Rand und Band.“, erzählte er etwas neckend.
„Hey, hör mal ich habe drei Tage geschlafen und dazu noch ein Leben gerettet, könntest du bitte etwas freundlicher sein?“, schrie ich los und Ryan schrak nicht einmal zurück, sondern drehte sich einfach um und ging die Treppe wieder hinunter.
Später ging ich mit Nik hinunter und Ryan saß auf einem Stuhl und machte es sich wie immer vollkommen bequem.
„Können wir gehen?“, fragte er lässig.
„Sei nicht so unhöflich!“, versuchte ich meine Wut zu beherrschen. Dennoch wollte ich nicht gehen, da wir nicht einmal etwas unternommen hatten. Es war traurig.
„Wieso unhöflich? Nik kommt doch mit.“, knurrte er.
Ich drehte mich fassungslos zu ihm um.
„Du kommst mit?“, fragte ich immer noch entgeistert.
„Genau!“, grinste er.
„Ryan wer hat das den erlaubt?“, fragte ich.
„Na ich!“
Jetzt verstand ich überhaupt nichts mehr. In meinem Kopf war alles verwirrt und wieso durfte Ryan plötzlich alles bestimmen?
„Pass auf, du hast mir einmal aus der Patsche geholfen und ich finde das müsste ich irgendwie begleichen. Ich werde mir eben eine gute Ausrede suchen, das er für ein paar Tage bleiben kann.“
Ich konnte es einfach nicht fassen was er da sagte. Hatte Nik ihm etwas eingeflößt oder ihn dazu überreden können? Ich war völlig baff. Ryan half mir und das auch noch freiwillig.
Als er aufstand nahm ich ihn in den Arm und drückte ihn feste.
„Vielen Dank, Ryan!“, lächelte ich. Er war zuerst selbst ein wenig schockiert und zog deshalb eine Augenbraue hoch.
„Ähm, Lou, also ich…“, stammelte er nervös, weil er wahrscheinlich sehr lange keinen so engen Körperkontakt hatte sowie eine Umarmung. Ich ließ ihn los als mir es in den Sinn kam, fasste mir schämend an den Kopf mit einem nervösen Lächeln im Gesicht.
„Ach ja, tut mir leid.“
Als wir gehen wollten, kamen mir noch Niks Eltern entgegen.
„Ich danke dir Lou, dass du unseren Sohn gerettet hast. Du hast bei uns etwas gut und bist hier jederzeit willkommen.“, lächelte die alte Eaganerin mir zu.
„Gern geschehen.“, grinste ich.
Wir verabschiedeten uns noch und kehrten umgehend ins Flugzeug zurück. Drinnen saß ich neben Nik und wir schauten zusammen dauernd aus dem Fenster. Immer zeigte er mir Orte von denen er mal gehört hatte oder sogar gesehen.
Ryan saß dagegen auf der anderen Seite und döste während der Fahrt. In zwei Stunden kamen wir an. Als der Professor wieder wütend vor dem Fahrstuhl wartete und dann Nik betrachtete, fiel ihm etwas auf. Es war dieses kleine freundliche Lächeln im Gesicht. Ich merkte wie sein Ausdruck nachließ.
Ryan und ich gingen mit dem Professor in einen Raum und sprachen unter sechs Augen.
„Wieso ist dieser Junge hier? Lou, du weißt doch das nur Angestellte und Vertrauenspersonen hier Zutritt haben und du bringst einfach einen fremden Menschen hierher.“, motzte er los.
„Tut mir leid, aber ihm kann man völlig vertrauen.“
„Er hat uns sehr geholfen, außerdem konnte Lou sein Leben retten und er ist auch ein Noma-Kind.“, trug Ryan dazu bei.
„Ein Noma-Kind? Sehr selten…Aber was hat er dann für eine Fähigkeit?“, fragte der Professor und setzte sich auf seinen Stuhl.
„Nun er kann in allen Knochen und Geweben Schmerzen verursachen, durch Gehirnwellen, außerdem hat eine gute Kampftechnik, so in etwa wie Ryan.“
„Er hat mich gerettet und mir bei meiner Suche nach Jim geholfen.“
„Ach ja, JC erzählte mir davon.“
„Nun gut, aber die streng geheimen Sachen wird er nicht zu Gesicht bekommen, wie zum Beispiel unseren Trainingsraum.“, stellte er Bedingungen auf.
„Vielen Dank, Professor.“, jubelte ich und wollte schon aus der Tür verschwinden, als er mich mit einer Frage zurück hielt.
„Wieso liegt dir so viel an ihm?“
Was sollte ich antworten? Ihm die Wahrheit sagen? Das ich ihn liebte? Nein, wahrscheinlich durften sich Werkzeuge nicht einmal in Menschen verlieben. Sie sind nur dazu da benutzt zu werden und nicht um zu lieben. Der Professor würde sauer sein und wahrscheinlich seine Meinung ändern. Aber was sollte ich ihm sagen? Das er mir das Gefühl gibt, doch ein freier Mensch zu sein? Nein, ich brauchte etwas Besseres.
„Nun, immerhin rettete er mein Leben und half mir aus einer schwierigen Situation zu entkommen.“
„Nur deswegen?“
„Ja.“, log ich und ging aus der Tür.
Ich zeigte Nik mein Zimmer und nacheinander kamen Valerie, Alex, Nova und Jim herein.
Wir sprachen viel miteinander und ich wollte unbedingt Nik auf eine Mission mitnehmen, immerhin besaß er auch Fähigkeiten. Alex mochte Nik anscheinend sehr, weil er ihm ein wenig ähnelte, Jim zog sich zurück und redete kaum, Valerie war absolut beeindruckt von seinen Fähigkeiten und Nova meinte, wenn ich ihn mochte, mochte sie ihn auch. Am Abend war ich vollkommen müde und wir schauten zusammen auf dem Bett fern. Manchmal fielen mir die Augen zu und ich war sogar für einen kurzen Moment eingeschlafen, aber als Nik hustete, bebte unter meinem Kopf seine Brust. Sein Fieber war zwar verschwunden, sowie sein Geschwür, aber trotzdem hatte es noch Nachwirkungen. Seine Kraft war schwach und ausgelaugt. Ich wusste dass es ihm noch schlecht ging, aber er unterdrückte es durch sein Lächeln und die gute Laune. Manchmal wünschte ich mir mehr für ihn tun zu können, immer bei ihm zu sein, wenn er krank war, das ich Tag und Nacht ihn beschützte. Er gab mir wieder Gefühle und durch ihn fühlte ich mich auch wie ein freier Mensch. Es war wie früher, das glückliche Gefühl alles zu haben was man brauchte. Er war mein Leben geworden und er besaß mein Herz. Mehr wollte ich auch nicht.
Als ich viel darüber nachdachte, merkte ich erst gar nicht dass ich morgens auf Niks Brust aufwachte. Ich musste eingeschlafen sein. Doch schon gleich nachdem ich gefrühstückt hatte, ging eine weitere Mission los und der Professor wollte sehen, was Nik so alles drauf hatte. Es gaben zwei dreier Teams Nik, ich und Jim und Valerie mit Nova und Ryan. Alex blieb zu Hause und arbeitete lieber an seinem Training weiter. Endlich fingen wir auch damit an Projekt Benett zu arbeiten, wovon aber nur wir wussten. Nik war es nicht erlaubt darüber Bescheid zu wissen und ich musste leider auch schweigen. Wir fingen unten an und mussten achtzehn Wanzen ab dem ersten Stock bis hoch zum neunten unauffällig platzieren. Ich beschloss dass wir uns aufteilten und jeder drei Stöcke bekam. Das Haus war in jedem Stockwerk gleich, spiegelnde Fliesen, beige Keramiksäulen mit einem roten Teppich der zwischen den Säulen den Flur entlang lief. Wenn wir doch schon mal hier sind, wieso gehen wir dann eigentlich nicht gleich hoch zu Benett? Alle Wanzen waren gelegt worden und ich kehrte vorsichtig wieder nach unten zurück. Die anderen warteten schon. Aber dann bekam Jim ein Notsignal vom Professor durch ein Funkgerät im Ohr.
„Wir müssen schleunigst zurück! Der Professor braucht Hilfe, schnell!“, eilte er und ich geriet leicht in Panik. Was war denn passiert? War jemand wieder eingebrochen? Mein Herz raste immer schneller, als wir uns dem Zentrum näherten. Wir fuhren schon den Fahrstuhl hoch und als sich die Tür öffnete stand dort der Professor mit einem traurigen Gesicht.






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