Mein Engel... - Teil 27

Autor: Demre
veröffentlicht am: 18.08.2012


* Hey Leute, da bin ich wieder :) Ich hoffe ihr seit nicht sehr sauer weil ich euch so lange hab warten lassen :(
Dieser Teil ist nicht so lange, aber ich versuche dieses Mal fleißiger zu sein.
Liebe Grüße :) *





~*~

Der Mond warf seltsame Schatten an meine Zimmerwand, und beim genaueren Hinsehen erkannte ich, dass es ein großer Baum war, dessen Äste im kalten Januarwind hin und her tanzten.
Auch die Dutzend Rosen, die ich gewaltsam und mit schmerzenden Augen in die Vase gestopft hatte, warfen unförmige Schatten an die Wände und der Duft war nach einer Weile betörend. Die Bettdecke lag schwer auf meiner Brust, und als ich sie weg stoßen wollte, fror ich. Dann streckte ich ein Bein aus, aber weil es mir irgendwie nicht ganz behagte, deckte ich auch mein zweites Bein wieder zu.
So zappelte ich die ganze Nacht lang herum, die Augen aufgerissen, und dann wieder träge zugeklappt. Durch die unterdrückten Tränen brannte meine Kehle, mein Magen zog sich immer wieder schmerzhaft zusammen.
Bis zum heutigen Tag, war der härtest Teil in meinem ganzen Leben der gewesen, ihn gehen zu lassen. Ihn nicht aufzuhalten.
Aber was hätte ich auch tun können? Er hatte eine Entscheidung gefällt, der Direktor hatte ebenfalls eine Entscheidung gefällt. Wer war ich schon, dass ich irgendetwas dagegen ausrichten konnte.
Das schwerste war es, die Wahrheit zu leugnen, nicht zuzugeben das man eine Person brauchte. Zuzugeben das man alleine ohne diese Stütze war.
Ich dachte über mein Leben nach, darüber was hätte besser laufen können, was ich hätte besser machen können... Dann versuchte ich einige Sachen hinter mir zu lassen. Ich versuchte die Dinge die mir in der Vergangenheit eine Menge Schmerz zugefügt hatten zu vergessen.
Wo waren all die Jahre hin? Die Jahre die mir mal eine Menge Freude bereitet hatten? Die Jahre mit meiner Mutter, die Jahre, als ich noch klein war, als ich nachts immer im Bett lag und geweint hatte, weil ich Angst vor dem Monster in meinem Schrank hatte. All die Jahre...
Jetzt war ich wieder alleine, brauchte eine Schulter zum Ausweinen, jemanden der mir beruhigend über die Schultern streicheln würde, mir sagen würde, dass nichts im Leben schlimm genug sein würde, um aufzugeben.
Denn nur die stärksten würden für diesen harten Kampf, der sich Leben nannte, belohnt werden.
Man versuchte stark zu sein, wirklich stark zu sein. Weil man dachte, dass es schlimmeres gibt, das man nicht der einzige Mensch auf dieser Welt war, dessen Schicksal so unertragbar war. Aber manchmal brach die Mauer einfach ein, man fiel in sich zusammen, weil man nicht mehr die Kraft besaß, so zu tun als sei alles in Ordnung.
Ich vermisste ihn. Und bei jedem verdammten Augenschlag, bei jedem Gedanken, Songtext, tauchte sein Gesicht vor mir auf, seine braunen Augen, dieses süße Lächeln...
Mit einem gequälten Stöhnen drehte ich mein Gesicht zur Wand, schloss wieder die Augen. Aber ich konnte es nicht verleugnen. Ich war am Ende. Und immer wenn ich dachte alles würde sich ändern, alles würde wieder gut werden, geschah das Gegenteil.
Über tausend Meilen trennten uns, über tausend Schritte um das wahre Glück wieder in den Armen spüren zu können.
Mit festem Druck, und in der Hoffnung alle Gedanken auslöschen zu können, presste ich meine Augenlider aufeinander.
Irgendwann schaffte ich es endlich. Ich fiel ins Land der Träume.


Geburtstagsüberraschung

02. Februar Thomas Jefferson Hospital

"Alles in Ordnung?", fragte eine besorgte Stimme.
Die weißen Wände kamen immer näher. Bedrückend und einengend zugleich. Atmen Ava. Atmen.
Ein kurzer, stechender Schmerz, dann war er wieder verschwunden. Warme Hände, die meinen bloßen Knöchel betastet, meine Waden entlang strichen und wieder runter.
"Tut es wirklich immer noch so weh? Eigentlich müsste ihr Fuß jetzt komplett verheilt sein, aber wenn sie wollen kann ich ihnen eine Spritze verpassen, oder..." Bei meinem heftigen Kopfschütteln brach der Arzt ab und nickte knapp. Dann schnappte er sich den Müll, den mein Fußverband produziert hatte und entsorgte ihn in der Abfalltonne. Während ich noch versuchte meine Atmung in regelmäßigen Abständen entweichen zu lassen, zog mein Vater mir meine Socke über den Fuß. Mein Fußnagellack war schon seit langem abgeblättert.
Endlich war der dicke Verband an meinem Fuß weg und ich konnte ihn normal bewegen. Keine Schmerzen mehr. Gott sei Dank.
"Ihr Fuß ist jetzt vollständig geheilt Miss Collister. Er sollte ihnen in Zukunft keine Schwierigkeiten bereiten. Aber sie sollten trotzdem aufpassen. Wenn sie noch einmal auf diesen Fuß stürzen oder umknicken sollten, kann wieder ein Bänderriss Entstehen und dieser würde nicht sehr leicht zu behandeln sein." Geistesabwesend nickte ich. Ich wollte nur noch aus diesem grauenhaften Ort verschwinden.
Ich musste mir ein bitteres grinsen verkneifen, als mir einfiel das ich früher einmal Krankenschwester werden wollte. Und jetzt hielt ich es nicht länger als 10 Minuten in einem Krankenhaus aus.
Meine Gedanken schweiften zu dem Tag vor zwei Jahren.

*~*

>Zwei Jahre zuvor<

Heute war ein regnerischer Tag gewesen, der Himmel war den ganzen Tag über grau und wolkenverhangen gewesen. Und dann hatte es angefangen zu Donnern und Blitze hatten eingeschlagen. Früher hatte ich immer geglaubt, wenn der Himmel so trüb und grau war, würde er einstürzen. Im Nachhinein wurde mir dann klar, dass an diesem Tag meine Welt wirklich eingestürzt war.
Es war zwei Stunden nach Mitternacht, als mein Vater in mein Zimmer gestürzt kam. Mit einen aufgewühlten Gesichtsausdruck fragte er:“ Ava weißt du wo deine Mutter ist?“ Kaum hatte er den Satz ausgesprochen klingelte das Telefon im Flur. Ich warf die Beine über meine Bettkante und blickte meinen aus dem Zimmer huschenden Vater hinterher. Ich war zu müde um zu begreifen, dass die Situation vielleicht ernst war. Nachts um zwei klingelte bei uns nie das Telefon. Ich trat in den Flur blickte zu meinem Vater, dessen Augen auf den Boden gerichtet waren. Das Telefon fiel ihm aus den Händen. Ethan war hinter meinem Papa aufgetaucht und fasste ihn jetzt am Arm.
Erschrocken hastete ich ebenfalls zu ihm.
„Er hat Krankenhaus gesagt.“, flüsterte er. Dann würde seine Stimme lauter. „Er hat Krankenhaus gesagt!“ Abrupt stand er auf hastete zur Treppe. „Los Kinder, wir müssen ins Krankenhaus.“ Ich verstand nicht wieso, trotz dessen eilte ich in mein Zimmer und zog mich an.
Dann saßen wir zu dritt im Auto.
Die Fahrt zum Krankenhaus kam mir endlos vor. Ich wusste nicht was geschehen war, doch ich wusste das es etwas schlimmes war. Und deswegen weinte ich. Die Tränen hörten nicht auf, mein Herz hämmerte wie eine Paradentrommel. Pump pu pump. Pump pu pump. Irgendetwas war mit Mama geschehen. Warum sonst sollte sie um diese Uhrzeit nicht im Haus sein? Und heute war es das erste Mal, dass sie nicht an mein Bett gekommen ist, und mir gute Nacht gewünscht hat. Warum war sie heute so still gewesen? Warum waren ihre Augen ständig abwesend gewesen?
Als wir im Krankenhaus ankamen, begrüßte uns ein grauhaariger Mann mit weißem Kittel.
Er nahm uns mit. Wir eilten an Zimmern vorbei, aus dessen Türen manchmal gequältes Gestöhne kam, oder alte Leute mit Serumbeuteln aus dem Zimmer traten.
Der Geruch des Krankenhauses machte mich schwindelig und ich spürte, wie mir die Kehle immer enger zugedrückt wurde.
Der Arzt blieb schließlich an einer grauen Eisentür stehen. Er blickte mich kurz an, dann wandte er sich zu meinem Vater.
„Ihre Kinder müssen draußen bleiben. Also wenn sie bereit sind…“
Ich wollte gerade etwas erwidern, da nickte mein Papa schon schwach.
„Ethan warte bitte mit deiner Schwester hier.“
Dann ging er mit dem Arzt durch die Tür und ich konnte keinen Blick auf den Inneren Raum werfen.
Endlose Sekunden, Minuten. Bis ein poltern aus dem Raum zu hören war. Mein Herz schlug viel, viel zu schnell. Dann der laute herzzerreißende Schluchzer meines Vaters. „Evie.“
Ich riss mich aus dem tröstenden Arm meines Bruders, riss die Stahltür auf.
Auf einer Bahre, mit einem weißen Laken verdeckt lag eine schlanke, große Person. Selbst an den langen, tiefschwarzen Haaren hätte ich sie wiedererkannt. So wunderschön.
„Miss sie dürfen hier nicht seien, bitte…“ Gerade als der Arzt mich am Arm fassen wollte stürzte ich nach vorne, schlug seine Hand weg und klammerte mich an die Stahlränder der Bahre.
„Mama.“, flüsterte ich und stieß einen Schluchzer aus. „Mama? Mama warum liegst du hier? Geht es dir nicht gut, bist du krank? Mama steh auf, bitte.“
Keine Antwort. Das Gesicht war sehr, sehr blass. Viel zu blass für einen normalen Menschen.
„Mama ich habe Angst hier. Warum stehst du nicht auf Mama? Ich möchte nach Hause.“ Die Tränen erschwerten mir die Sicht, ich klammerte mich an den Laken, wollte ihn wegziehen doch der Arzt zog mich Meterweise von dem blassen Körper meiner Mutter weg.
„Papa warum wacht sie denn nicht auf? Papa kannst du sie bitte aufwecken?“ Doch er rührte sich nicht. Mit in den Händen vergrabenen Gesicht kniete er auf dem Boden, zitterte. Auch Ethan kam reingestürzt. Tränen liefen seine Wangen hinunter. Der Ethan, den ich noch nie weinen gesehen hatte. Der Ethan der mir immer wie ein Fels in der Brandung vorgekommen war. Jetzt schlug er sich mit leisem schniefen die Hände vors Gesicht und stürzte aus dem Zimmer.
Wieder drang mir der Geruch des Krankenhauses in die Nase.
Tod.
Ich spürte eine Enge in meiner Brust, dann tanzten schwarze Punkte vor meinen Augen.
Die Welt um mich herum wurde schwarz.




*~*

„Möchtest du heute noch aussteigen oder wartest du auf Weihnachten?“
Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte mein bester Freund auf mich hinunter, nahm mich an der Hand und half mir dabei, aus dem tiefgelegenen, schwarzen Volvo auszusteigen. Sein Auto war aber auch schick! Da wollte man gar nicht mehr aussteigen. Als er kurz meine Hand losließ, um eine Tüte aus dem Kofferraum rauszuholen, wankte ich. Gott wie ich diese Hochhackigen Schuhe hasste! Wer auch immer dieses Mordinstrument erfunden hatte, der sollte sich gefälligst zum Teufel scheren!
Obwohl mein Verband schon längst draußen war und der Fuß nicht mehr schmerzte, traute ich mich trotzdem nicht, ihn zu belasten.
Wieder fasste mich Jeff an der Hand und führte mich zu dem beleuchteten Eingang, auf dem mit funkelnder, roter Schrift „Marriott“ stand.
Es war ein angenehmer Abend. Nicht zu warm, und auch nicht zu kühl. Es wehte ab und zu ein angenehmer wird, der nur an meinem Rückenfreien Kleid unangenehm zu spüren war.
„Habe ich dir eigentlich heute schon gesagt, wie bezaubernd du aussiehst?“, stichelte Jeff und führte meine Hand an seine Lippen. Ich lächelte ihn an. „Nein hast du nicht.“, schmunzelte ich. Genau genommen war es schon sein viertes Mal heute. Doch beschweren wollte ich mich nicht. Es tat gut diese Worte aus seinem Mund zu hören.
„Du siehst bezaubernd aus.“, wiederholte er und grinste mich an. Ich knuffte ihn in die Seite und hakte dann meinen Arm in seinen.
Das Weinrote Kleid, welches ich mir erst gestern besorgt hatte, schmiegte sich angenehm an meine Haut. Die Ärmel, sowie der untere Teil des Knielangen Kleides bestanden aus Spitze, und über meine Taille war eine breite, schwarze Schleife angenäht. Das Kleid saß wie eine zweite Haut an mir, und es kam mir seltsam vor, trotz meiner trüben Laune so aufgetakelt auszugehen.
Vor dem Eingang des Restaurants begrüßten uns zwei Herren in Anzug. Ich lächelte knapp und betrat mit Jeff das Innere.
„Jeff, vielleicht war das doch keine so gute Idee. Wir hätten zu Hause bei meinem Papa bleiben sollen.“, flüsterte ich und blickte mich um. Die Halle war riesig, und nur, wie ich bemerkte, der Empfangssaal.
Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt meinen Geburtstag zu feiern. Ich wollte am Valentinstag, an meinem 18. Geburtstag lieber zu Hause bleiben und mich in Selbstmitleid suhlen. Doch Jeff hatte mir diesen Gedanken leider zunichte gemacht, als er gestern vor unserer Haustür aufgetaucht war und eine Visitenkarte des Restaurants in der Hand gehalten hatte.
Ein etwas älterer Mann, der wahrscheinlich ein Ober war, begrüßte uns mit einem sympathischen Lächeln.
„Guten Abend die Dame, guten Abend der Herr. Für wie viel Leute darf ich denn Reservieren?“
Er führte uns ins Innere des Restaurants. Bei dem Anblick, der sich mir bot verwarf ich den Gedanken, doch lieber zu Hause geblieben zu sein, wieder. Ich staunte. In so einem noblen Restaurant war ich noch nie gewesen. Selbst der riesige Kronleuchter, in der Mitte des ganzen Saals erinnerte mich an reiche Häuser und ungewöhnliche Benehmens Vorschriften. Etwas unwohl im Magen folgte ich Jeff.
„Für vier Personen.“, antwortete Jeff auf die Frage des Obers. Erstaunte blickte ich zu ihm. Vier Leute? Wer war denn noch alles da…
Jeffs Blick verdeutlichte mir schon, dass ich es früh genug erfahren würde.
Wir wurden zu einem runden, vierplätzigen Tisch geführt, der ein paar Meter entfernt von einer Terrassentür stand, die zu einem sehr schönen Garten führte. Gott wie viel wird das alles am Ende kosten?
Der Ober entfernte sich mit einem Nicken und ließ uns erst mal in Ruhe Platz nehmen. Vielleicht waren die anderen doch mein Papa und mein Bruder…
Als ich mich umblickte entdeckte ich an den meisten Tischen jeweils immer nur zwei Personen, die eng verschmust die Inhalte ihrer Sektgläser zu sich nahmen.
Als ich die ebenfalls schick bekleideten Damen beäugte, legte sich das unbehagliche Gefühl in meinem Bauch etwas. Nicht nur ich war sehr aufgetakelt heute Abend.
Selbst Jeff hatte eine schwarze Anzughose, und ein blaues Hemd an, was für mich, die ihn jeden Tag mit abgewetzten Jeans und löchrigen T-Shirts sah, sehr ungewohnt war. Jedoch musste ich zugeben, dass selbst ich bei seinem gutaussehenden Anblick sabbern musste. Selbst die Blicke einiger der anwesenden Damen gingen mir langsam auf die Nerven.
Dieses Mal kam ein anderer Kellner an unseren Tisch und notierte unsere Getränke. Ich hoffte, dass der Sekt mir dieses Mal nicht zu Kopf steigen würde, wie bei der letzten Feier.
„Na Geburtstagskind, wie gefällt dir das Restaurant? Entspricht es deinen Ansprüchen?“, fragte Jeff neckend und ich stieß ihm leicht mit dem Ellbogen gegen die Schulter.
„Machst du Witze? Das ist das prächtigste Restaurant, das ich je zu Gesicht bekommen habe. Aber sag mir, erstens, wie willst du das alles bezahlen und zweitens, wer sind die anderen zwei Gäste?“ Jeffs grinsen bereitete mir komischerweise ein Unbehagen im Magen aus. Vielleicht waren es doch nicht mein Papa und mein Bruder.
Um die erste Frage brauchst du dir keine Sorgen machen und zur deiner zweiten Frage…“, gespannt blickte ich ihn an. „Das wirst du in ein paar Minuten erfahren.“, sagte Jeff nur ignorierte meinen enttäuschten Laut. Blödmann. Was war den dabei, mir einfach zu verraten wer noch kommen wollte. Schließlich war dies mein Geburtstag!
Mit hängenden Schultern betrachtete ich mein Sektglas und stritt gedanklich mit mir selber, ob ich wirklich wieder dieses blöde Alkoholische Zeug zu mir nehmen sollte. Kurz tauchte ein Gesicht mit braunen, feurigen Augen und braunen struppigen Haaren auf. Gequält schloss ich die Augen. Nicht heute Ava… Nicht heute.
Ein kleines Poltern lenkte meinen Blick auf Jeff, der anscheinend sein Sektglas umgekippt hatte, und dessen Flüssigkeit sich auf die gelbe Tischdecke verbreitete. Er stieß mit weit aufgerissen Augen ein leises „Uufff“ aus, sein Blick nach vorne zur Eingangshalle gerichtet. Überrascht blickte ich zur der Stelle welche ihn anscheinend so aus der Fassung gebracht hat. Mein Mund blieb offen.
Das Mädchen, welches das Restaurant betrat hatte ein Cremefarbenes Kleid an, trägerlos und eine Kleiderlänge, die bis zu den Knöcheln reichte. Ihre Haare waren Schulterlang, blonde Engelslocken. Sie sah wunderschön aus. Und dieses Mädchen das gerade auf uns zukam, mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen, war Emma. Cians beste Freundin. Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte ich zu Jeff, der sich wieder gefangen zu haben schien. In meinem Kopf tauchte wieder der braunhaarige Schopf mit dem schönen Gesicht auf.
„Du hast sie eingeladen.“, bemerkte ich mürrisch und stand auf, als Emma auf mich zu kam und mich mit einer stürmischen Umarmung vom Boden riss. Sie roch angenehm nach Parfum. „Alles Alles liebe zum Geburtstag Ava. Wir haben uns so lange nicht mehr gesehen. Wie geht es dir? Gott ich war ja so geschockt als ich von deinen Krankenhausaufhalten hörte.“ Sie plapperte ohne Punkt und Komma drauf los und entlockte mir ein lächeln. Jeff hatte mir erzählt, dass er sich ab und zu mit Emma getroffen hatte, und sogar einiges an Gefühle für sie entwickelte hatte, aber da ich mit meinem Selbstmitleid so beschäftigt gewesen war, hatte ich kaum Zeit gefunden ihn wieder darauf anzusprechen.
„Emma.“, begrüßte Jeff sie lächelnd und das funkeln in seinen Augen sagte mir schon alles. Er war wohl doch verliebt.
„Ist er…?“, fuhr er fort und Emma unterbrach ihn. „Er hat einen Parkplatz gesucht, sollte gleich auftauchen.“ Emma ließ sich auf dem Platz, rechts von Jeff nieder und winkte den Kellner zu sich. Verwirrt blickte ich erst zu Jeff dann zu Emma. Wer wollte denn noch kommen?
Der Blick der beiden sagte mir, dass mich niemand aufklären wollte. Blöde Geburtstagsgäste, dachte ich mürrisch.
Dann blickte ich hoch, als plötzlich am gegenüberliegenden Ende eine schwarze Hose auftauchte. Mein Blick wanderte nach oben. Ein schlanker, jedoch nicht schlaksiger Bauch. Weißes Hemd. Ein offener Hemdkragen. Bronzefarbene Haut, eine silberne Kette. Ich blickte höher. Der Schmerz in meiner Brust stieg an, ich spürte wie mein Magen rumorte. Ausgeprägte Wangenknochen. Volle Lippen, Grübchen an den Wangen durch das leichte Lächeln. Eine schmale Nase, braune kurze Haare, die leicht gegelt waren. Braune Augen, in denen ich augenblicklich versank. Mein Herz rutschte mir in die Hose, auch wenn ich garnkeine Hose anhatte. Meine Kehle schnürte sich zu, meine Zunge fühlte sich pelzig an. Ich wusste, dass ich etwas sagen sollte. Doch es schien, als wäre ich stumm. Kein Wort kam mir über die Lippen. Emma übernahm das sprechen für mich.
„Komm setzt dich Cian.“ Ich spürte einen leichten Luftzug neben mir. Eine Hand die leicht mein Kinn anhob, braune, feurige Augen die in meinen forschten. Lippen, die sich mir nährten.
Als hätte ich mich verbrannt riss ich mich von ihm los, stieß den Stuhl um und rannte. Ich spürte die Tränen, konnte sie aber zum Glück zurück halten. Es wäre ja die Krönung dieses Abends, wenn ich zwischen den ganzen Menschen auch noch zu weinen anfing.
Als ich schließlich zum stehen kam, bemerkte ich die kühle Luft an meinem Rücken. Ich war auf der Terrasse. Eine große Terrasse, die schwach von Laternen beleuchtet wurde. Die Arme um mich geschlungen schluchzte ich. In meinem Kopf entstand dieses Wirr warr, sobald ich Cian erblickte.
Warum? Warum war er hier? Warum tauchte er nach zwei Monaten wieder hier auf verdammt noch Mal! Ich wollte ihn doch vergessen. Ich sollte ihn doch schon längst vergessen haben.
Diese Augen, sie verfolgten mich. Dieses Gefühl, welches mich gierig nach Luft schnappen ließ verstärkte sich, als ich hinter mir einen Lufthauch spürte. Warmer Atem strich mir ans Ohr.
„Es tut mir leid.“ Vier Worte. Vier, ganz verständliche Worte. Und sie taten so weh!







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