Mein Engel... - Teil 26

Autor: Demre
veröffentlicht am: 22.05.2012


*Hallöchen Liebe Leute,
es überrascht euch wahrscheinlich, dass ich es endlich geschafft habe, den nächsten Teil einzuschicken. :D Es tut mir wahnsinnig leid, dass ich so lange gebraucht habe. Aber wie bereits erwähnt sind die ganzen Probleme hintereinander aufgetaucht sodass ich einfach nicht weiterschreiben konnte.
Dieser Teil ist nicht sehr lang, und ich bitte euch bei Fehlern nicht zu streng mit mir zu sein :)
Ich freue mich natürlich wie immer auf Kritik und Lob!:)
Liebe Grüße ♥




Gebrochene Flügel


„We wish you a merry Christmas, we wish you a merry Christmas, we wish you a merry Christmas, and a happy new year!”
Die drei kleinen Kinder grinsten breit als mein Vater ihnen mehrere Hände voll Süßigkeiten und Dollarscheine in die Tüte warf, und sie mit einem kurzen Kopf streicheln wegschickte.
Das war schon das 5 Mal, das irgendwelche Kinder an unserer Tür klingelten, aber mein Vater zeigte sich jedes Mal von der besten Seite, lächelte und war so großzügig wie noch nie zuvor.
Die Stimmung war trüb, das Weihnachtsessen war schweigend verlaufen, und dieses Mal gab es auch keine Haushälterin die uns Gesellschaft leistete. Sie selbst war bei ihrer Familie, was ihr keiner verübeln konnte.
Mein dick, geschienter Fuß erschwerte mir alles ums 10. Fach, jedoch überstand ich den Abend trotz der Schmerzen besser als zuvor. Große Geschenke hatte es kaum gegeben, jeder hatte eine Kleinigkeit gekauft, ich zum Beispiel hatte Schmuck gekriegt, meinem Vater hatte ich Hemden gekauft und mein Bruder war gleich nach dem Essen verschwunden. Er hatte einen Riesen Groll auf mich, das wusste ich. Aber um ehrlich zu sein juckte es mich nicht. Ich war genauso enttäuscht von ihm.
Später, als ich in meinem Zimmer lag und leise Musik hörte, dachte ich an die vergangenen Minuten, Stunden, Tage. Nichts erfüllte mich mehr mit Freude als der Gedanke, keine Angst mehr um Cian haben zu müssen. Er war frei, er saß nicht mehr einsam in einer kalten Zelle. Ich hatte ihn seit dem letzten Krankenhausbesuch nicht mehr gesehen, doch glücklicherweise hatte er gestern Abend angerufen. Wir hatten telefoniert, die ganze Zeit über belangloses Zeug geredet, und dann hatte er mir fröhliche Weihnachten gewünscht. Seine Stimme hatte unglaublich sanft geklungen und ich hatte Tränen in den Augen gehabt. Irgendwann war ich mit einem lächeln eingeschlafen.
Jetzt saß ich auf meinem Bett, fühlte mich jedoch nicht mal annähernd glücklich. Ein beklemmendes Gefühl saß mir tief in der Brust. Ich wusste nicht was sich geändert hatte, ich wusste nicht, welche Gefühle nun vorhanden waren. Meine hatten sich Cian gegenüber natürlich nicht geändert, aber was war mit Cians? Er hatte keine schönen Liebesgeständnisse gemacht, er hatte keine Gefühle offenbart, und so lag ich nun, ohne irgendwelche Gewissheit zu haben, hier in meinem Zimmer. Gerade als ich an den Tag auf dem Hochhaus dachte, klopfte es an der Tür.
Mein Vater kam rein, ein sanftes Lächeln auf den Lippen.
Er setzte sich auf mein Bett und nahm meine Hand in seine, strich sanft über die Handfläche. Wir hatten schon öfters miteinander gesprochen, aber meistens hatten diese Gespräche nur mit salzigen Tränen geendet. Immer wenn er von meiner Mutter sprach, konnte ich mich nicht zurück halten. Vor allem, weil ich in letzter Zeit unglaublich Sentimental geworden war.
„Wie geht es dir mein Kindchen?“, fragte er leise. Ich lächelte ihn an und drückte fest seine Hand. Ich hatte mich unendlich oft bei ihm für mein Verhalten in den vergangen Tagen entschuldigt, und er hatte immer wieder beteuert, das er mir alles verzeihen würde, Hauptsache ich hörte endlich auf mit dem ganzen depressiven Unsinn. Und weil ich wusste, das Cian jetzt immer in meiner nähe sein würde, versprach ich es ihm.
Mein Papa blieb eine Weile in meinem Zimmer, umarmte mich des Öfteren und erzählte mir zum ersten Mal wie es mit seiner Arbeit lief.
„Ich stehe vor dem bankrott mein Mädchen.“, murmelte mein Papa und fuhr sich mit einem tiefen Seufzer durch die Haare. Ich biss mir auf die Unterlippe. Sollte ich erwähnen, dass ich ihn und Steve, den Steuerberater gehört hatte? Einige Sekunden schwieg ich. Dann stellte ich die Frage, die mir eigentlich die ganze Zeit schon auf der Seele brannte.
„Als ich im Krankenhaus lag, hast du mal gesagt, dass du den Onkel von Cian kennst. Wer ist dieser Onkel?“ Ich versuchte die Anspannung in meinem Inneren zu unterdrücken, auch wenn ich die Antwort schon kannte. Aber ich hatte schon oft genug angewiderte Reaktionen von meinem Papa gesehen, sobald der Name Thomas Carter fiel.
Er verzog kurz die Lippen bevor er sich seufzend durchs Gesicht fuhr.
„Ava ich…“, ich unterbrach ihn ungeduldig. „Du kannst es mir sagen Papa, ich möchte es gerne wissen.“
Er seufzte erneut.
„Thomas Carter.“ Aha.
„Und dieser Carter kann er dir bei deinem Bankrott Problem nicht helfen?“ Jetzt war die Frage raus. Es donnerte ihm sofort, dass ich von dem Gespräch mit dem Steuerberater Bescheid wusste.
Ich mochte Carter nicht, seit dem Tag nicht, als er unser Vertretungslehrer für Sport war, aber wenn er der einzige war, der meinem Vater aus der Krise helfen konnte…
„Nein Ava, ich werde eine Lösung finden, ich muss irgendetwas anderes tun, ich kann Carter nicht vertrauen.“
Ich blickte ihn nachdenklich an. „Was hat er gemacht, dass du so von ihm denkst.“, fragte ich schließlich.
Die Augen meines Vaters verdüsterten sich noch mehr, falls es überhaupt möglich war.
Er schien nachzudenken, blickte mehrere Sekunden auf mein Bett, mit zusammen gepresster Lippen.
„Er hat mir vor Jahren etwas sehr wichtiges gestohlen, etwas von unbezahlbarem Wert. Wir waren mal Freunde, doch dann…“, er konnte nicht weiter sprechen, denn das Klingeln an der Haustür unterbrach ihn. Er strich mir ein letztes Mal durch die Haare, bevor er auf stand und mit einem letzten Seufzer mein Zimmer verließ.
Die Frage, was Carter gestohlen hatte, blieb mir auf der Zunge.

*~*

Es war Freitag, der 1. Januar.
Heute war der Tag, an dem ich zum ersten Mal mit einem Tagebuch anfing. Ich wusste nicht ganz, wieso. Vielleicht um Erinnerung festzuhalten, um meine Sorgen mit jemanden zu teilen, auch wenn es niemand gab der mich trösten konnte.
Ich saß an meinem Schreibtisch, mit gezücktem Stift starrte ich auf das mit Blumenmuster gebundene Buch vor mir.
Unendlichen viele Dinge schwirrten mir im Kopf herum, Erinnerungen die ich nieder schreiben wollte, die ich jedoch nicht in Worte zusammen fassen konnte.
Die Worte, Sätze und Gedanken schwirrten mir im Kopf herum, doch keines brachte ich auf die leeren Seiten, die nur darauf warteten von mir beschriftetet zu werden. Schließlich gab ich mir einen kleinen Ruck und schrieb. Mit meiner geschwungenen, und durch den Füller dickflüssigen Schrift, fasste ich meine Erinnerung, meine Sehnsüchte und meine Ängste zusammen.

Liebes Tagebuch,

ein neues Jahr hat begonnen. Ich hoffe ein Jahr, dass mir neue Türen öffnet, ein Jahr das mir neue Wege zeigt…

Links von mir lag mein Handy, welches gerade anfing zu vibrieren.
Ein blick auf den Display erwärmte mein Herz in Sekunden. Cian.

Komm vor die Tür. Ich hab eine Überraschung für dich.

Hastig stand ich von meinem Schreibtisch auf und zog mir eine Jacke über mein graues
T-Shirt. Zum Glück trug ich noch nicht meinen Schlafanzug, sondern hatte eine bequeme Jogginghose an.
Mit eiligen, aber leisen tapsenden Schritten durchquerte ich den Flur und stieg die Treppe hinunter zur Halle. Mein Vater war schon seit neun Uhr im Bett, und da schon zwei Stunden vergangen waren, müsste er seelenruhig schlafen.
Mein Bruder war wie immer nicht zu Hause.
Mein Herz klopfte immer schneller, je näher ich der Haustür kam, desto hastiger entfuhr mir mein Atem. Ich hatte ihn schon seit ein paar Tagen nicht gesehen, und ich hatte auch nicht erwartetet, um diese Uhrzeit etwas von ihm zu hören. Doch nichts erfüllte mich mehr mit Freude, als ihm jetzt endlich wieder ins wunderschöne Gesicht sehen zu können.
Ich öffnete mit einem leisen Klick die Haustür, und blieb überrascht im Türrahmen stehen. Vor mir auf dem Boden lag ein Strauß Dutzend rote Rosen. So viele, dass ich sie gar nicht zählen konnte.
Gerade wollte ich mich nach ihnen bücken, als ich einen Windhauch links neben meinem Ohr spürte.
„Frohes Neues Jahr.“, flüsterte er mir mit seiner sanften und wunderschönen Stimme ins Ohr. Ich schloss einen Moment genussvoll die Augen, gab mich diesem wundervollen Moment hin. Besser konnte das Jahr gar nicht anfangen.
Lächelnd drehte ich mich zu ihm um. Da stand der Junge meiner Träume, mit einer ausgebleichten Jeans, einem weißen Shirt mit V-Ausschnitt und einer Lederjacke. Und die Haare wie immer zottelig kurz geschnitten auf dem Kopf.
Mit einem leisen Seufzer umarmte ich ihn und sog seinen würzigen Duft ein, der zum ersten Mal nicht nach Zigaretten roch. Die Arme um seinen Nacken geschlossen, vergrub ich mein Gesicht in seiner Jacke.
Am liebsten würde ich ihn küssen. Meine Lippen auf diese volle Süße seiner Lippen pressen. Aber ich tat es nicht. Aus Angst, eine nicht so begeisterte Reaktion von ihm zu bekommen. Schließlich wusste ich immer noch nicht, auf welchem Stand unsere Beziehung, oder nicht Beziehung, stand.
"Dankeschön.", flüsterte ich und löste mich nur widerwillig von ihm.
Ich bückte mich, nahm die Rosen in meine Hand, wobei ich andauernd befürchtete sie aus der Hand fallen zu lassen, weil es so viele waren.
Tapsend ging ich die Stufen der Veranda herunter und setzte mich auf den untersten Treppenabsatz. Erwartungsvoll blickte ich zu Cian, der sich mit einem Lächeln im Gesicht neben mich setzte.
Eine Weile blickten wir schweigend durch die Gegend, keiner wollte diesen schönen Augenblick mit Worten zunichte machen. Mir ging eine Menge durch den Kopf, und eine Frage hatte höchste Priorität. Wie würde es jetzt mit und weiter gehen?
"Ava ich...", setzte Cian an, genau in dem Augenblick als ich "Cian wie...", sagen wollte.
Wir beide mussten kurz lachen. Mit einer kurzen Handbewegung gewährte er mir den Vortritt.
Ich schluckte kurz, überlegte wie ich es ansprechen sollte.
" Ich...ich wollte, ich...also wie geht es jetzt weiter.", stammelte ich und schaffte es schließlich, den Satz zu beenden.
Sein Blick blieb an mir hängen, eine unendliche Ewigkeit blickte er mit mit schräg gelegtem Kopf in die Augen. Die schöne, braune Farbe seiner Iris leuchtete unter der Laterne, die schwach an der Wand unseres Hauses befestigt war. Dann nahm er mir die Rosen, die ich immer noch fest umklammert hielt aus der Hand und legte sie beiseite. Dann nahm er meine Hand in seine.
"Ich muss dir ein paar Sachen beichten, Sachen auf die ich nicht sehr stolz bin." Seine Stimme klang ernst. Mit großen Augen blickte ich ihn an.
Er wollte mir etwas beichten? Er wollte mir etwas von sich erzählen? Es war eine Ewigkeit her, seit er das letzte Mal ernsthaft mit mir geredet hatte. Und viel von seinen Persönlichen Dingen wusste ich sowieso nicht. Er fuhr sich kurz durch die Haare.
"Kannst du dich an den Tag erinnern, als ich dir...", er schluckte kurz. "Als ich dir gesagt habe, dass ich dich Liebe?" Mein Herz raste, mein Puls dröhnte unter meiner Haut und ich nickte. Ja, ich konnte mich sehr gut an den Tag erinnern.
Wir waren in der Schule gewesen, es hatte stark geregnet und ich war vor Cian weggelaufen, auch wenn ich den Grund immer noch nicht wusste.
Ich hatte irgendetwas von Schulverweis gehört, wie der Direktor Cian angeschnauzt hatte.
Und jetzt dämmerte es mir.
Cian hatte einen Schulverweis bekommen! Wegen Ethan, wegen mir...
"Ich habe schon einige Verwarnungen in meiner Schulakte gehabt." Cians Stimme riss mich wieder in die Gegenwart zurück. Benommen blickte ich ihn an.
Würde ich das ertragen, Cian nicht mehr in der Schule zu sehen, nie wieder beim Mittagsessen seinen schönen Augen zu begegnen?
Mein Herz hämmerte noch stärker in meiner Brust.
"Der Direktor wollte mich hinauswerfen."Ich hielt den Atem an. "Aber dann hat er es sich anders überlegt." Unglaublich erleichtert Atmete ich aus. Mein Herz beruhigte sich wieder.
Cian blickte hoch, seine Augen begegneten meinen. Das Leuchten in seinen Augen war heute sehr schwach, kaum bemerkbar.
"Er hat sich etwas anderes überlegt. Meine Mutter...", wieder atmete er laut aus. "Meine Mutter, die in Frankreich lebt hat angerufen, sie hat mit dem Direktor gesprochen." Seine Mutter lebte gar nicht hier? Das war mir ja neu. Aber wenn ich mir so recht überlegte,wusste ich ja kaum etwas von ihm.
"Ich werde gehen." Ein Schlag zuckte durch mich hindurch. Als würde jemand mit einem Hammer all meine Organe attackieren. Er...er würde gehen? Wohin würde er gehen? Warum...was...
Zu viele Einzelheiten auf ein Mal schlugen auf mich ein. Zu viele Fragen.
Cian stand auf, legte den Kopf in den Nacken und blickte in den Himmel.
"Wie, du gehst?", fragte ich plötzlich heiser. Wieder pochte das Blut wie verrückt, wieder raste mein Herz.
Ich stand ebenfalls zitternd auf. Obwohl die Nacht nicht kälter war als sonst, schlang ich mir die Arme um den Körper, trat so dicht an ihn heran, das mir sein warmer, würziger Geruch in die Nase drang.
Schließlich drehte er sich um, blickte auf mich herunter, und wieder wurde mir der Größenunterschied zwischen uns nur allzu bewusst.
Er bückte sich ein Stück zu mir herunter, sodass seine Stirn meine berührte. Sein warmer Atem war wie eine Wohltat in meinem Gesicht.
"Ich werde nach Frankreich fliegen."
Zwei Schritte und ich taumelte nach hinten, hätte Cian mich nicht am Handgelenk festgehalten wäre ich gestürzt. Erschrocken blickte ich zu ihm auf. Frankreich? Cian? Wieso...?
"Ich werde eine gemeinnützige Arbeit verrichten. Meine Mutter hat vorgeschlagen das ich Sozialstunden bei ihr mache..." Ich fasste mir in den Nacken, versuchte ein paar Mal ein und aus zu Atmen, damit die Luft wieder Regelmäßig aus mir heraus strömte.
"Für wie lange?" Wieder blickte ich zu ihm auf, versuchte die Tränen in meinen Augen zurück zu halten, weil ein ungutes Gefühl mich beschlich.
"Ava ich...", Cian brach ab, fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. Er wirkte angespannt, und eine Traurigkeit lag über ihm, sodass mein ungutes Gefühl nur noch stärker wurde.
"Cian, wie lange?", wiederholte ich noch ein Mal. Er nahm meine Hände in seine, seine Schuhspitzen berührten die Spitzen meiner Turnschuhe. Ein letztes Ausatmen. "Drei Monate. Vielleicht auch länger." Wenn es möglich gewesen wäre, hätte mein Herz jetzt ausgesetzt. Die Antwort dämmerte in meinem Kopf, wie ein Echo hallte es wieder und wieder. Ich spürte, wie alles um mich herum sich anfing zu drehen.
"Drei Monate?", fragte ich benommen und riss meine Hände aus seinen. Trat mehrere Schritte zurück, wankte.
"Ava ich habe keine Wahl! Der Direktor hat mir gedroht mich auf eine Schule in eine andere Stadt zu schicken! Wenn es sein muss auf eine Schule für Gewalttätige! Wie hätte ich das über mich bringen können Ava, wie hätte ich es geschafft, dich nicht mehr zu sehen? Allein der Gedanke hinterlässt eine Enge in meiner Brust, sodass es schon beinah weh tut! Die drei Monate muss ich aushalten Ava, ich kann es nicht ändern.", die letzten Worte drangen leise aus seinem Mund, waren kaum zu verstehen. Ich schüttelte meinen Kopf.
Das war eine zu lange Zeit! Keine ganzen drei Monate, nein...
"Warum Cian! Warum musstest du dich jedes Mal in scheiße reiten! Wieso musste es so weit kommen!", meine Stimme überschlug sich. Ich hatte nicht Mal bemerkt, das ich schrie. Oder das sich Wut in meinem Magen aufgestaut hatte.
Doch dann schaffte ich es ruhig zu fragen:
"Kannst du deine Mama, den Direktor nicht doch überreden, kannst du nicht...", das Kopfschütteln von Cian unterbrach mich.
"Ich kann nicht Ava, es steht schon fest. Morgen reise ich ab." Er kam auf mich zu umarmte mich, bettete meinen Kopf auf seine Brust. Ein schluchzen kam mir aus der Kehle. Morgen schon? Ich würde ihn nicht sehen können? Drei Monate?
Eine Träne kullerte mir die Wange hinunter. Ich riss mich aus seinen Armen, verdrängte den Schmerz und stieg rückwärts die Treppen hoch, blickte ihn aus wütenden Augen an. "Dann geh doch!", schrie ich."Geh doch weg! Du hast nicht an mich gedacht als du dich jedes Mal in Schwierigkeiten gebracht hast, jetzt brauchst du das auch nicht tun! Geh weg!"Meine Brust zog sich noch ein Stück zusammen. Ich hatte das Gefühl, als würde ich ersticken, langsam fühlte ich, wie das Atmen nur noch schwerer wurde.
Cian kam auf mich zu, seine Lippen waren noch nie so hart zusammengepresst gewesen, noch nie hatte er so überfordert ausgesehen.
"Es tut mir Leid.", sagte er nur, packte mich am Handgelenk und verhinderte das ich weiter zurück weichen konnte. Dann gab er mir einen langen und zärtlichen Kuss auf die Stirn. Strich mir noch ein Mal kurz durch die Haare bevor er sich umdrehte und ging. "Ich hasse dich!",schrie ich verzweifelt. Verdammt er sollte hier bleiben, er sollte nicht gehen!
Seine Füße hielten an. Er drehte sich nur halb um, trotzdem sah ich in dem schwachen Licht der Laternen sein trauriges Lächeln. "Nein, das tust du nicht.", entgegnete er. Dann entfernte er sich mit langen Schritten vom Grundstück und verschwand aus meinem Sichtfeld. Er war weg. Auch wenn er wieder kommen würde, er war trotzdem weg. Ich sank mit dem Rücken gegen die Haustür. Atmete schwer, fühlte die Tränen und konnte sie nicht länger aufhalten. Die Enge in meiner Brust schwoll an, wurde unerträglich. Jetzt wurde mir wieder klar, wie viel Schmerz Liebe bringen konnte.






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