Mein Engel... - Teil 23

Autor: Demre
veröffentlicht am: 23.01.2012


*Hallöchen meine Lieben :)
Ich habe den nächsten Teil für euch fertig gestellt, und dieses Mal ist dieser Teil ziemlich kurz, da ich euch nicht so lange warten lassen wollte. Ich denke er ist mir nicht so gut gelungen, aber umso mehr hoffe ich das ich den darauf folgenden Teil spannender mache. Trotzdem viel Spaß beim Lesen :)
Liebe Grüße ♥*


Sehnsucht

Ein kalter Wind ließ meine Haare in alle Himmelsrichtungen fliegen, und nur mit Mühe konnte ich den Aufkommenden Schüttelfrost unterdrücken. Der Straßenlärm hämmerte mir unaufhörlich in den Ohren, und selbst der kleinste Laut eines Vogels, oder das Hupen eines Autos ließ mich zusammen zucken.
Das Gesicht in den Händen vergraben, hatte ich den Leuten bei Ihrem Einkaufsbummel zugesehen. Es waren nur noch 4 Tage bis zu Weihnachten, die Menschen besorgten ihre Letzten Erledigungen, um einen schönes und ausgiebiges Fest zu feiern.
Für mich würde es kein Fest geben. Kein Weihnachten, bei dem man mit der Familie aß, lachte, Geschenke auspackte. Für mich gab es fast nie so ein schönes Fest. Zwar versuchte mein Papa uns Weihnachten so schön wie möglich zu machen, selbst unsere Haushälterin half uns, in dem sie das essen vorbereitete und den Tisch deckte. Sie hängte sogar Lichterketten an die Fenster. Aber niemand konnte eine lockere, warme Atmosphäre herstellen. Es würde nicht wie früher werden, und auch dieses Jahr würde nichts besser machen. Die letzten Tage hatten meine Nerven völlig strapaziert, und das einzige was ich wollte, war ein normales, Tränenfreies Leben zu führen. Bald würde das Jahr vorbei sein. Nur noch ein paar Tage und wir waren in einem neuen Jahr. Und dann hatte ich Geburtstag. Der 14. Februar. Valentinstag. Es war nicht wirklich was Besonderes. Ich, Ava hatte am Tag der Liebe Geburtstag, aber seit dem Tod meiner Mutter, war es gleichgültig. Natürlich wurde gefeiert. Jedes Jahr. Mein Papa machte zwar kein Theater daraus wenn ich keine Lust hatte gemeinsam zu unternehmen, aber es hatte ihn ein Mal sehr verletzt, als ich keine Feier wollte. Also ließ ich alles über mich ergehen, die Feier, die Geschenke, den Kuchen. Nur die Person fehlte, die an diesem Tag an meinen Geburtstag, und an den Valentinstag dachte. Ich hätte gerne mal Rosen bekommen, Herzchen oder ein schönes Abendessen im Kerzenlicht.
Aber das waren wie immer nur Träume gewesen.
Die Träne an meiner Wange spürte ich kaum. Ich nahm nur wahr wie eine große, blondhaarige Frau an der Treppe vor dem Präsidium, auf der ich saß, vorbei lief und an der Leine eines großen Golden Retrievers zog.
Hinter der Frau lief ein kleines. ebenfalls blondes Mädchen, im Alter von ungefähr sechs Jahren her und hielt einen großen Braunen Teddy in der Hand, der eine Schleife um den Hals gebunden hatte, und mich mit großen Kulleraugen anblickte.
Auch das Mädchen blickte mich etwas verwundert an, und ich staunte über ihre schönen blauen Augen. Sie blieb plötzlich stehen, den Teddybär fest an ihrer Seite. Ihre Augen hatten die Farbe von Lapislazuli, und blickten mich unschuldig und Engelhaft zu gleich an.
Sie warf einen Blick zu der Frau, ihre Mutter vermutlich, die auch stehen geblieben war und ungeduldig zu ihrem Kind hinüber sah.
Das Mädchen kam ein paar Schritte auf mich zu, blieb dann stehen und ihre Augen weiteten sich noch mehr.
„Wieso weinst du denn?“, fragte sie, mit erschrocken blickenden Augen und nahm ihren Teddy einen Stück weit von ihrem Gesicht runter.
Ich versuchte zu Lächeln, wollte das Mädchen mit meinem grausigen Aussehen nicht verängstigen. Bestimmt waren meine Augen rot, und geschwollen vor Tränen.
Ich streckte die Hand nach vorne, und das Mädchen kam ein Stück weiter auf mich zu, sodass ihr Teddy gegen mein Knie stieß.
„Wie heißt du denn?“, fragte ich und versuchte meiner Stimme einen festen, freundlichen Ton zu verleihen. Mein Hals kratzte, und die Stelle an meiner Hüfte, die ich beim randalieren gegen Ryan, an eine Tischplatte gestoßen hatte, schmerzte.
„Mia.“, antwortete sie und lächelte mich dann schüchtern an. Vorsichtig strich ich ihr durch das vom Schnee, feuchte Haar und wischte mit der anderen Hand schnell über meine Wangen.
Als sie erneut auf meine Augen hinwies zuckte ich schwach mit den Schultern. „Ich hab mir weh getan.“, log ich, denn wie sollte ich dem kleinen Mädchen all meine Probleme erklären?
Ein trauriger Ausdruck huschte über das Gesicht des Mädchens und sie drückte kurz meine Hand. „Wenn ich mir weh tue dann weine ich auch immer.“, beichtete sie und nagte leicht an ihrer Unterlippe. Dann schaute sie mir wieder fest in die Augen.
„Aber meine Mama sagt immer ich soll nicht weinen, weil die Engel dann auch weinen. Und Engel sollte man nicht traurig machen.“ Mit einer kurzen Bewegung strich sie über den Kopf ihres Teddybären. Ich schaute zu der Mutter, die ihren Hund zu zügeln versuchte, und ein Lächeln auf Ihren Lippen hatte, als sie meinem Blick entgegnete.
„Das hat deine Mama richtig gesagt.“, erwiderte ich, wandte mich wieder an Mia und strich ihr sanft über die Wangen, bevor ich hinzufügte:“ Du bist ein wunderschönes Mädchen, weißt du das?“ Die Wangen von Mia erröteten, oder vielleicht kam das auch von der Kälte. Sie steckte Ihre Hand in ihre Jackentasche und holte einen Lolli hervor und reichte ihn mir entgegen. Überrascht wollte ich abblocken, aber als ich den traurigen Gesichtsausdruck sah nahm ich den Lolli ab und lächelte sie an.
„Dankeschön kleiner Engel. Aber jetzt geh wieder zu deiner Mama, sie wartet schon.“ Mia lächelte noch mal, bevor sie mit einem kurzen „Tschüss“ auf Ihre Mutter zu rannte.
Diese warf mir ein Lächeln zu und fasste ihre Tochter dann an der Hand. Ich blickte ihnen nach, bis sie in der Menschenmasse, vor den Einkaufsgeschäften verschwanden.
Kurze Zeit später schaute ich auf meine Uhr. Kurz vor sieben. Ich saß hier schon ziemlich lange auf dem kalten Boden, meine Füße, meine Finger fühlten sich taub an, und auch mein Hinterteil schien, als wäre es ein tiefgekühltes Hähnchen.
Es war schon längst dunkel geworden, der Halbmond spiegelte sich im Schein der großen Fenster in dem gegenüber liegenden Einkaufszentrum. Die Straßenlaternen waren angesprungen, eine schien mir spärlich ins Gesicht.
Als plötzlich grelles Licht meine Augen blendeten, musste ich mehrmals blinzeln um mich daran zu gewöhnen, und erst dann erkannte ich, dass eine große, breite Gestalt vor mir aufragte. Die Person schaute auf mich herunter, die Hände an den Seiten zu Fäusten geballt. Eine Vorahnung ließ mich erzittern.
„Das war das eigensinnigste, und egoistischste, was du jemals getan hast. Und jetzt ist Schluss damit.“
Ich versuchte in dem spärlichen Licht das Gesicht meines Vaters zu erkennen, der mit kalter Stimme mich zu Recht wies.
Ich erkannte letztendlich sein rundes Gesicht und die wenigen Haare auf seinem Kopf, die um diese Uhrzeit, im freien, dunkel wirkten.
„Steh auf.“, befehlte er, und als ich nicht reagierte packte er mich grob an der Hand un zerrte mich zum dem schwarzen 1999 Lincoln Navigator Jeep, der mich eben so dolle geblendet hatte.
Die Tür wurde aufgerissen, und mein Vater dirigierte mich mit einem sanften Stoß auf den Rücksitz.
Ich strich mit ausdrucksloser Miene über meine Gelenke, weil der Griff schmerzhaft prickelte. Dann bemerkte ich den Blick einer Person auf dem Beifahrersitz.
Als ich ihm mein Gesicht zuwandte, begegneten mir Jeffs enttäuschte, und besorgte Augen zugleich.
Etwas bedrückt richtete ich meinen Blick auf die Straße und bemerkte nur aus dem Augenwinkel wie mein Vater, bevor er den Motor starrte, sein Handy raus holte und eine Nummer eintippte. Dann hielt er das Gerät ans Ohr.
„Wir haben Sie. Komm nach Hause.“ Der Befehl wurde ins Telefon gebellt, und die Wut aus der Stimme meines Vaters war unüberhörbar. Er hatte sich nicht mal verabschiedet. Hundert pro hatte er mit Ethan geredet und zu Hause würden sie mir alle erst Mal eine Predigt halten. Das wird lustig, dachte ich spöttisch und vergrub das Gesicht zwischen meinen Händen. Cian saß immer noch dort in der Zelle, ich hatte es nicht geschafft mich aus Ryans griff zu wenden, ich hatte es einfach nicht geschafft. Und jetzt hatte ich Cian alleine gelassen. Was war ich nur für ein lächerlicher Feigling.
Mein Körper schien ein einziger Eisklotz zu sein, meine Hände und Füße fühlten sich taub an und mein Hintern tat schmerzhaft weh.
Die ganze Fahrt über schwieg mein Vater. Selbst Jeff hatte kein Wort mit mir gewechselt. Aber ganz ehrlich, es war mir egal. Ich hatte das alles satt, dieses Leben war einfach nur ermüdend, dass einzige, was ich wollte war nur noch Cian daraus zu kriegen. Ich musste einen Weg finden ihm zu helfen, ich würde ihn finden.
Als der Jeep schließlich vor unserem Anwesen parkte, stieg mein Vater aus, wartete nicht auf eine Reaktion von mir sondern riss mich einfach vom Sitz und zerrte mich zum Haus. Ich wollte gerade sagen, dass er mir weh tat, da würde die Haustür aufgerissen und unsere Haushälterin stand da, ein überaus besorgter Ausdruck im Gesicht.
„Gott mein Kind.“, rief sie erschrocken und versuchte mich in die Arme zu zerren, aber ich riss mich von meinem Vater los, schubste ihn an die Seite und stürmte durchs Haus und die Treppen hoch in mein Zimmer. Dort verschloss ich die Tür und warf mich weinend auf das Bett.
Das war nicht meine Welt hier, ich wollte nicht auf dieser Welt bleiben. Der schlimmste Fehler war doch hauptsächlich, dass ich existierte. Nichts hatte mehr Bedeutung, nichts hielt mich hier fest. Meine Liebe zu der Frau, die mich alles gelehrt, mich auf diese Welt gebracht hatte war erloschen, weil diese Frau durch ihren egoistischen Selbstmord mir meine Familie genommen hatte. Und die Liebe meines Lebens, die Liebe zu diesem Jungen war auch umsonst, denn dieser Junge wollte mich schlicht weg einfach nicht.
Fast automatisch griff ich an meinen Hals und strich zärtlich über den Engelanhänger.
Als ich dort auf der Treppe, vor dem Präsidium gesessen hatte, hatte ich die Kette in meiner Pullitasche bemerkt. Ich hatte sie rausgeholt, betrachtet und sofort dran gemacht. Jetzt lag der Anhänger kühl auf meiner Haut.
Ich würde alles gerne vergessen, ich würde so gerne meinen Kopf befreien.
Ich lag hier verzweifelt auf dem Bett, Tränen glitzerten mir in den Augenwinkeln. Und meine Lunge schmerzte durch das ständige schlucken.
Ich starrte die Wand an, dachte daran wie glücklich ich eine Zeit lang wirklich gewesen war. Sah Cians Gesicht auf der Wand gegenüber meinem Bett und verfluchte mich für diese Hilflosigkeit.
Irgendwann musste ich wohl eingeschlafen sein, denn, als ich aufwachte warf der Mond einen großen Schatten auf meinen weißen Schrank, die Vorhänge waren zurückgezogen und Dunkelheit verschluckte die Person, die davor stand. Irgendwie erschrak ein Teil von mir, weil ich auf dem ersten Blick nicht erkennen konnte, wer es war. Doch irgendwie war ich zu keiner schnellen Reaktion fähig und so saß ich nur aufrecht auf meinem Bett, immer noch die nassen und kühlen Klamotten an meinem Körper. Ich betrachtete die Person, die sich schließlich als mein Vater entpuppte.
Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, den Blick auf mich gerichtet. Träge griff ich nach dem Schalter meiner Nachttischlampe und schaltete sie ein. Kurz brannte das Licht in meinen Augen, doch dann hatte ich mich daran gewöhnt und warf einen Blick auf mein Handy, das ebenfalls auf dem Tisch, neben der Lampe stand.
15 Anrufe in Abwesenheit, 5 SMS und die Uhr zeigte 02:20 an.
„Ich verstehe nicht, wie es so weit kommen konnte.“. flüsterte mein Vater in die Stille hinein. Ich rieb mir über die Arme und schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter.
Er hatte allen Grund sauer zu sein. Aber ich hatte wirklich nicht die Kraft, ihm eine ellenlange Geschichte über mein Verhalten heute zu erzählen. Ich hatte aus einem einzigen Grund so gehandelt, nicht um meinen Vater zu verletzten, sondern um Cian zu sehen. Aber das würde mein Vater nie verstehen.
„Nach alldem was passiert ist, nach dem Tod deiner Mutter, nach dem Unfall von dir…Alles läuft zurzeit aus dem Ruder Ava. Ich weiß, dass ich kein guter Vater war, Gottverdammt ich weiß das ich nur Fehler gemacht habe, sie vielleicht immer noch mache.“ Ich schüttelte mit einer hastigen Bewegung den Kopf und streckte die Hände nach meinem Papa aus, damit er sich auf mein Bett setzte. Zögernd ließ er sich neben mich nieder und schaute mich mit einem endlos traurigen Blick an. Ich tat ihm unrecht. Er hatte versucht es uns immer recht zu machen, es gab Tage, da hatte er Tag und Nacht für uns gearbeitete. Natürlich bevor der Alkohol besitzt von ihm ergriffen hatte. Er könnte nichts für den Tod meiner Mutter. Er kämpfte genauso wie wir. Und deswegen hatte ich kein Recht ihm so weh zutun.
„Es tut mir leid Daddy.“, flüsterte ich und schlang ihm die Arme um den Hals, und bettete meinen Kopf auf seiner Schulter. Ich hatte kein Recht. Kein. Recht. Kein Recht.
Immer wieder wiederholte ich diese Worte, während mir die Tränen über die Wangen flossen.
„Ava, ich möchte, dass das aufhört. Komm zu dir mein Kind, du versaust dir nur dein Leben.“ Sein flüstern wurde zu einer lauten Zurechtweisung, und nur mit Mühe konnte ich eine Erwiderung unterdrücken.
Mein Vater löste meine Hände aus seinem Nacken, stand auf und blickte mich dieses Mal ernst an.
„Du wirst ab jetzt zu Hause bleiben, ich möchte dass du dich richtig erholst. Und keine Erwiderung.“, fügte er hinzu, als ich meinen Mund zu einem Protest öffnete. Sofort schloss ich ihn wieder. „Das war alles zu viel in den letzten Tagen.“ Mit diesem Satz schritt er zu Tür und trat aus dem Zimmer. „Gute Nacht.“ Es war ein flüstern, aber ich verstand ihn trotzdem. Dann schloss sich meine Zimmertür und ich saß alleine in dem riesen Zimmer. Aus dem Nachtschrank holte ich mir meine Kopfhörer raus, steckte sie an mein Handy dran und spielte dann das Lied von Christina Perri ab. Leise klang der Refrain in mein Ohr.
/ And who do you think you are
Running’ round living scars.
Collecting you jar of Hearts.
And tearing love apart.
You’re gonna catch a cold,
from the ice inside you soul.
So don’t come back for me.
Who do you think you /
Dann weinte ich mich in den Schlaf.

Der nächste Morgen hatte nur noch mehr Schnee über das Land gebracht. Die Straßen mussten mit Schneebaggern gesäubert werden, da der weiße, kalte Haufen fast ein Meter hoch war.
Bis Weihnachten waren es nur noch 3 Tage und die Häuser in den Nachbarschaften quollen fast nur vor Weihnachtsdekorationen. Vereinzelt standen zwischen zwei Häusern Tannenbäume, die ebenfalls mit Ketten und Dekokugeln geschmückt waren.
Mein Bett quietschte kurz, als ich mich selbst, um sieben Uhr früh, träge aus dem Bett warf. Es war Donnerstag, ich hatte keine Schule, da mein Vater mich bis auf weiteres Krankschreiben lassen hatte, und trotzdem wachte ich um diese Uhrzeit auf, ohne wirklich Schlaf gehabt zu haben. Jedoch fühlte es sich nicht an, als wäre ich müde.
In zwei Tagen hatte unsere Schule sowieso Winterferien, also brachte es mir nichts, in den letzten zwei Tagen noch Mal hinzugehen. Mein Vater würde mich sowieso nicht lassen.
Trotz den wenigen Stunden schlaf, war ich hellwach, ein wenig lustlos, aber hellwach. Der erste Gedanke der mich befiel war:“ Was macht Cian“?
Ob man wohl schon sein Urteil gefällt hatte, oder ob jetzt gerade über sein Vergehen gesprochen wurde? Wohl kaum.
Als ich es schließlich schaffte, mir meine Pantoffeln anzuziehen, latschte ich zur Tür. Ich brauche dringend eine Tasse Kaffee.
Nachdem ich mir das Gesicht gewaschen hatte, und meine Haare gekämmt hatte, sah ich immer noch aus wie eine lebendige Leiche. Jedoch ließ ich es dabei beruhen und stieg die Treppen runter in Richtung Küche.
Schon als ich an der Türöffnung stand, schlug mir der Duft des herrlichen Kaffees entgegen. Anscheinend war mein Vater schon seit langem auf den Beinen.
Ich goss mir den Kaffee ein, spürte die Kälte der Wohnung auf meiner Haut, und schlürfte dann wieder aus der Küche. Steve Mclow kam mir plötzlich aus der Wohnzimmertür entgegen, zwei Tassen in der Hand, deren Inhalt leer, jedoch dreckig war. Er trug wie immer einen tadellosen Anzug, mit blau-weiß gestreifter Krawatte, und seine schwarzen Haare warne ordentlich gegeelt. Mit seinen freundlichen grünen Augen lächelte er mir zu. „Guten Morgen Ava.“, begrüßte er mich. Mit weniger als drei Schritten war ich am Treppenabsatz und bestieg die erste Stufe.
„Morgen.“, erwiderte ich und stieg noch eine Stufe hoch. Dann blieb ich überrascht stehen.
Steve Mclow? In meiner Wohnung Um die Uhrzeit?
Mit hochgezogenen Augenbrauen drehte ich mich um. „Guten Morgen?“, fragte ich und ignorierte sein kurzes Grinsen.
„Ist es eine Gewohnheit von ihnen, früh am Morgen im Haus ihrer Kunden mit Kaffeetassen rumzulaufen?“ Da meine Laune sowieso im Keller war, konnte ich den kühlen Ton nicht verhindern. Jedoch schien das Mclow nicht zu stören. Er lächelte immer noch seelig vor sich hin.
„Normalerweise nicht.“, entgegnete er. “Aber daher, dass dein Vater mehr wie ein Freund ist, statt ein Kunde, und wir etwas wichtiges besprechen müssen, sah ich keinen Grund nicht so früh wie möglich aufzutauchen. Und jetzt hole ich uns noch eine Tasse Kaffee.“, fügte er hinzu und hielt die Hände hoch.
Ach, er fühlte sich anscheinend schon wie zu Hause.
„Verliert er die Firma?“, fragte ich plötzlich ganz leise, aber verständlich genug und nagte an meiner Unterlippe, als mir das Gespräch zwischen Mclow und meinem Vater einfiel.
Mclows Lächeln verschwand auf ein Mal, und er blickte ernst in Richtung Wohnzimmer, wo mein Vater wahrscheinlich war.
„Woher weißt du davon?“, wandte er sich an mich, sein Tonfall plötzlich ganz Geschäftlich kühl. Die Warme Tasse in meiner Hand, drang mir durch die Haut und wärmte mich ein wenig von innen, aber mein Herz war immer noch kalt wie Eis.
„Ich hab es gestern bei eurem Gespräch mitbekommen.“, antwortete ich mit leichtem Unbehagen. Ich wusste, dass es falsch war, andere zu belauschen. Aber manchmal gewann die Neugier einfach die Oberhand.
„Es steht noch nicht fest.“ Mclow zuckte kurz mit den Achseln.
„Und warum verachtet mein Vater Thomas Carter so sehr?“ Mit einem Ruck hingen Mclows Augen ernst und überrascht zugleich an meinen. Dann wandte er den Blick wieder ab. Erneut ein Schulterzucken. „Das solltest du wohl ihn fragen.“, sagte er nur und verschwand dann, ohne ein weiteres Wort, mit schnellen Schritten in der Küche.
„Unfreundlicher Anzugträger.“, murmelte ich vor mich hin und fügte noch hinzu: “Oh ja, das werde ich meinen Vater definitiv fragen.“
Und dann stieg ich eilig die letzten Stufen hoch und schloss mich in meinem Zimmer ab. Sofort drifteten meine Gedanken wieder zu Cian.






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