Mein Engel... - Teil 2

Autor: Demre
veröffentlicht am: 04.10.2010


So wie Sie


Nach der Schule, wir waren gerade auf dem Weg ins Einkaufszentrum, sah ich wie Ella auf dem Schoß eines Älteren Jungen saß und dieser ihre Schultern massierte.
Oh Man. Das würde mir bestimmt auch super tun, aber nicht jeder hatte das Glück so begehrt wie Ella zu sein. Oder so einen Hintern zu haben. Aber würde ich das gut finden, wenn jeder Junge mir hinterher sabbern würde, mir wie ein Blutegel am Nacken sitzen würde? Ich war mir nicht so sicher. Einer würde mir reichen. Aber leider war ich kein Jungs Magnet, was mich so sehr deprimierte wie morgens kein frischen Kaffe auf dem Tisch zu haben.
Naja jedenfalls kaufte sich Jeff eine Packung Kondome, was mich persönlich so sehr schockiert das ich da stand und die Packung anstarrte. Sekunden wurden zu Minuten und ich benahm mich als würde ich nicht wissen was das war, oder wie das aussah. Natürlich fing Jeff zu Kichern an und die ganzen Schaulustigen Leute drehten sich zu uns um und starrten mich an.
„ Das machst du richtig mein Junge immer schön Verhüten. Deine Freundin soll ja kein Aids kriegen.“ Oh Gott! Verdammt, Verdammt, Verdammt!
Der ältere Mann, der das gesagte hatte, zwinkerte mir zu und schlenderte zu den Zeitschriften mit den Nackten Frauen.
Dies war eindeutig nicht mein Tag. Definitiv nicht. Ich schlug Jeff wütend auf den Kopf und entnahm ihm die Packung Kondome. Und das Pech nahm kein Ende, als ich erneut Aidens hässliche Visage zu Gesicht bekommen musste und Cians tolles Gesicht als diese beiden zur Kasse marschierten.
Gott wollte mich für irgendwas bestrafen, ich wusste nur nicht wieso, denn ich hatte niemanden umgebracht. Noch nicht. Denn Jeff würde nach dieser Aktion sowieso nicht mehr lange leben, denn natürlich bemerkte Aiden die Kondom Packung in meiner Hand, brüllte erstmal eine Runde vor Lachen und kam dann auf mich zu, ein fettes Grinsen im Gesicht. Auch Cian schlürfte zu uns, sein Gesichtsausdruck schien jedoch angewidert zu sein, denn anscheinend wäre er nie auf den Gedanken gekommen, dass ich mit Jeff Sex hatte, was natürlich auch nicht der Fall war. Absolut nicht. Aber ich hatte nicht die Kraft dies Aiden beizubringen also packte ich Jeff am Arm, legte die Kondome zurück und beförderte ihn raus.
Davor hörte ich Aiden noch was rufen. „ Rein, raus, rein, raus. Ich wette ihr treibt es jede Nacht ganz wild, bis Jeff vor Erschöpfung Ohnmächtig wird. Schon nach 5 Minuten.“
„ Wixxer!“, schrie ich so wütend wie noch nie zu vor und zerrte Jeff zur seiner Haustür.
Er würde eine schöne Predigt erhalten. Mich vor den Leuten so lächerlich zu machen. Vor Cian. Und dabei war er nicht mal 17! Wie konnte er da an Sex denken. Also zumindest daran welchen zu haben? Idiot. Und da hatte er noch den Halt beleidigt zu gucken. Als hätte er eben nichts getan. Waren alle Jungs so unterentwickelt? Oder war es nur Jeff allein und? Und natürlich Aiden.
„ Was fällt dir ein mich so zu blamieren Jeff? Kondome? Hattest du vor sie als Fingerpuppen zu benutzen oder wolltest du wirklich Sex? Ich fass es nicht.“, schimpfte ich und schlug mir auf die Stirn. Natürlich dachte jeder mal an Sex aber welchen mit 16 Jahren zu haben, dass dürfte selbst Jeff nicht in Erwägung ziehen. Oder nahm ich das alles viel zu ernst? Ich machte hier ein Riesen Theater wegen so einer kleinen Sache. Anscheinend fand Jeff das auch, zumindestens schaute er mich wütend an und tippte mit dem Fuß auf den Boden.
Das war so eine Angewohnheit von ihm die ich vor ein paar Monaten bemerkte. Immer wenn er ungeduldig, wütend oder gelangweilt war, tippte er so mit dem Fuß. Das war schon eine doofe Angewohnheit denn man musste irgendwie Automatisch mit tippen.
„ Jeff mein Sohn was machst du denn da unten? Komm hoch es gibt Kartoffelpüree und Würstchen. Oh, Ava. Hey komm doch auch hoch. Du kannst mit uns essen und Lillia ist auch da.“
Es wärmte mir das Herz zu sehen wie Jeffs Mutter aus dem Fenster sah und sich so um mich kümmerte wie keine andere Frau es mehr tun würde. Sie war eine wundervolle Frau, jung hübsch und so liebevoll. Jeff konnte so froh sein, das war er wahrscheinlich auch. Er hatte meine Mutter nicht so gut gekannt wusste aber wie sehr ich sie liebte und wie sehr ich sie doch hasste weil sie mich alleine gelassen hatte. Und wie tief der Schmerz lag. Und am meisten deswegen weil mein Vater sich so gehen ließ. Auch er verließ uns, nicht körperlich aber seelisch und irgendwas musste dagegen getan werden. Ich wollte doch eine Familie haben wie Jeff sie hatte, wie alle anderen sie hatten.
„ Ava?“, fragte Jeff und schnipste mit seinen Finger vor meinem Gesicht. Ich schüttelte mich einmal und folgte dann Jeff die Treppen hoch ins kleine aber schöne Haus. Es gab nur vier Zimmer , also Schlafzimmer, Wohnzimmer, Jeffs Zimmer, Lillias Zimmer, Jeffs kleinere Schwester, und Küche, Bad und ein Musik Zimmer mit Klavier und so weiter. Die Einrichtung war ziemlich schlicht. Weiße Sofa, schwarzer Teppich , schwarz-weiße Schränke. Aber mir gefiel es. Es war schön beruhigend und… schön halt. Unsere Wohnung war viel zu Antik, zu altmodisch und das bedrückte mich, oder eher die Tatsache, dass das Haus so riesig war das man schon Angst hatte. Und es war so still so merkwürdig still als wäre das Haus unbewohnt. Kein Mensch konnte das aushalten. Deswegen war ich auch die meiste Zeit bei den Marylands. Bei Jeffs Familie war es genau umgekehrt. Dort war es nie still alle redet laut miteinander lachten, waren glücklich. Hier fühlte man sich wohl, man spürte regelrecht die Familien wärme das was eine Familie überhaupt ausmacht.
Bei mir zu Hause konnte man diese wärme nicht spüren. Das war regelrecht unmöglich und es war so unfair. Nicht das wir uns gegenseitig kalt benehmen würden aber es war nicht mehr wie früher nicht mehr so schön warm und angenehm.
„ Ava was ist los? Du tretest die ganze Zeit weg. Denkst du immer noch an Aiden den Arsch?“ Ich schüttelte kurz den Kopf um ihm klar zu machen das es nichts wichtiges war. Immer wenn ich Jeff erzählte wie einsam ich mich in meine Haus fühlte und wie ich es hasste, versuchte er mich zu überreden bei ihm zu übernachten, egal für wie lange und das konnte ich schließlich meinem Vater und meinem Bruder nicht antun, denn ohne mich würden sie gar nicht zurecht kommen. Und deswegen hielt ich den Mund. Es war sowieso nicht richtig jeden mit meinen Problemen voll zu quatschen es sollte keinen interessieren, bester Freund hin oder her, es war nicht in Ordnung.
Am Esstisch angekommen begrüßte uns schon die Familie. Jeffs Mutter, Emma saß am ende des Tisches in der nähe der Küche um immer das Essen zu holen. Sie war eine süße kleine Frau ein bisschen molliger aber das änderte nichts. Sie hatte das Gesicht einer gewöhnlichen Hausfrau. Dunkelblonde, kinnlange Haare und eine kleine Nase. Den Mund hatte Jeff von ihr geerbt, voll und weich. Also zumindestens sah er weich aus. Getestet hatte ich das noch nie. Und vor hatte ich es auch nicht.
Neben Mama Emma, saß Lillia. Sie war 14, zwei Jahre jünger als Jeff und mir aber sie wirkte sogar noch älter als ich. Sie war riesig, mindestens eins achtzig. Und sie war dünn, ziemlich dünn obwohl sie kaum Sport trieb sie ging lieber shoppen. Sie hatte ebenfalls kinnlange Haare aber schwarz und sie sah aus wie ein Model benahm sich aber überhaupt nicht so. Sie hatte große braune Augen, die sie wie ein Unschuldsengel wirken ließen. Sie war auch ziemlich schüchtern wie eine Maus. Ich mochte sie sehr wir hatten schon viel zusammen unternommen und es machte einfach Spaß mit ihr.
Der letzte war Papa James. Es war der sportlichste von allen daher das er Fitnesstrainer war. Er sah eigentlich ganz gut aus und er sah Jeff am ähnlichsten. Mit dem braunen Haaren und den blauen Augen. Jeffs Familie waren die tollsten die ich kannte und das bewies sich wieder als alle aufstanden und mich auf die Wange küssten um mich zu begrüßen.
„ Hey Ava Schatz komm iss was ihr müsst beide einen Riesen Hunger haben bei dem Fraß dem sie euch in der Schule geben. Da wird ja der Hund in der Pfanne verrückt mein Jeffi ist schon wieder dünner geworden. Die muss man verklagen das geht doch nicht.“
Aha und was ich noch zu erwähnen vergessen hatte. Mama Emma sprach ununterbrochen gern und das war auch so toll an ihr. Es wärmte mir das Herz. Sie könnte stundenlang nur eine Geschichte erzählten, egal über was und es wurde nie langweilig denn allein ihre Stimme war so liebenswert.
„ Danke Mama Emma ich habe wirklich Hunger ich könnte einen ganzen Topf essen.“ Ich umarmte sie und gab ihr einen Kuss auf die Wange um ihr zu zeigen wie glücklich ich war und wie dankbar.
„ Ja Man gib mal was zu Futtern ich könnte einen ganzen Hund runterschlucken so einen Hunger…“, die letzten Worte Hustete er weil ich ihm in den Magen boxte. Natürlich nicht fest aber er machte sofort ein Drama draus und tat so als würde er brechen.
„ Rede anständig mit deiner Mutter sie ist nicht dein Kumpel oder so.“, warnte ich ihn egal ob es ein Scherz war oder nicht. So redete man einfach nicht. Nicht bei so einer tollen Frau.
Mama Emma zwinkerte mir zu und legte dann einen Ellenbogen um meine Schulter um mir was ins Ohr zu flüstern. „ Ich bin froh das er dich hat. Ich weiß nicht was er ohne dich machen würde.“
Ich tätschelte Mama Emmas Hand, denn sie sollte wissen, dass ich ihn nie alleine lassen würde egal was passiert und egal wie viele Probleme man uns in den Weg stellen würde, wir würden es überwältigen. Da war ich mir sicher.
So wie die lachenden Kinder die draußen auf den Straßen spielten, wie die Mädels die jeden Tag voller Freude auf ihre Geliebten warteten. Die aus dem Basketball Spiel kommen sollten, so wie die Gruftis an der Pommesbude lachten und rum alberten, so würde ich auch wieder lachen. Ich würde wieder die alte Ava sein.
Und genau das würde ich auch meine Vater aufzwingen. Das er der alte William sein sollte. Wieder witzig, stark, Selbstbewusst einfach so wie ich ihn immer kannte und liebte. Das hätte meine Mutter auch gewollt auch wenn sie an unserem leiden Schuld war. Aber daran wollte ich jetzt nicht denken.
Ich sollte lieber die Familien wärme hier genießen, die Freundlichkeit, die liebe. Ich seufzte tief und ließ mich in den Stuhl sinken um endlich zu Essen.

Es war drei Uhr Nachmittags als ich mich endlich zwang aufzustehen um mich von Jeffs Familie zu verabschieden, was sehr schade war weil ich jede einzelne Sekunde mit ihnen genoss. Mit Jeff lief ich dann die Gasse runter, der Wind blies mir sanft die Haarsträhnen ins Gesicht und ließ die Blätter an den Bäumen rascheln. Es war ein schöner Nachmittag die Sonne schien nicht zu stark sie wärmte nur die Luft und deswegen hatte ich auch gar keine Lust nach Hause zu gehen. Ich setzte mich mit Jeff im Park auf eine Bank und starrte vor mich hin und meine Gedanken schweiften zu den letzten Stunden in Jeffs Haus mit dieser wundervollen Familie. Denn egal ob wir nur im Wohnzimmer saßen und Kaffe tranken es machte einfach Spaß, das reden das lachen.
Und Mama Emmas Kuchen waren die besten überhaupt, alles was sich ein Mensch wünschen würde. Erdbeer Torte mit Sahne war die Krönung, viel, viel Sahne. Hmmm . Da wollte man sich gleich die Finger ablecken nur um die Sahne noch mal zu schmecken. Genau deswegen hatte ich wahrscheinlich die letzten paar Monate zugenommen. Aber das war es mir wert denn ohne dieses Gebäck könnte ich nichts anderes essen und nicht reden.
Okey vielleicht war das übertrieben aber so ungefähr liebte ich diese Torte halt.
Und Jeff hasste sie, und das nur wegen den Erdbeeren, denn die Sahne würde er ohne ein weiteres Wort aufsaugen aber die Erdbeeren wären ihm angeblich zu Gesund und würden ihm nicht schmecken. Tja, Jeff war schon anders. Und deswegen auch so besonders denn wäre er nicht manchmal so doof hätte man mit ihm nicht so viel Spaß und man konnte nicht so viel Unsinn machen. Natürlich mochte ich auch seine zärtlickeit und seine Sanfte Art zu mir. Aiden würde er ohne mit der Wimper zu zucken in die Fresse schlagen, aber einem Insekt konnte er nichts anhaben. Dazu war er zu lieb. Und daher das Aiden weder Mensch noch ein anderes Lebewesen war konnte man ihn zerquetschen und auslöschen.
Aber Cain war ein Mensch, normaler weiße ein lieber Mensch nur nicht neben Aiden oder anderen Gang mitgliedern sondern nur wenn er alleine war, z.b mit einem kleinen Kind oder mit einem Mädchen. Dann war er ziemlich höflich und hilfsbereit. Einmal hatte ich ihn mal beobachtet, als er einem kleinen Mädchen geholfen hatte, das von Fahrrad gefallen war. Er hatte ihre Tränen getrocknet und ihr sogar ein Eis gekauft. Das hatte mir damals beinah die Tränen in die Augen getrieben. Aber am nächsten Tag hatte er wieder einem 15 Jährigen die Zigaretten aus der Hand genommen und eingesteckt und das war natürlich wieder erbärmlich. Und für mich war es ziemlich verstörend wie sich sein verhalten jeden Tag änderte. Mal lieb, mal böse, mal lieb, mal böse. Das war so deprimierend. Und noch schlimmer war es, dass mich das alles so tief traf, dass mich das alles so traurig machte. Denn schließlich war ich nicht für ihn verantwortlich, ich war weder seine Schwester noch seine Freundin noch sonst irgendwas und deswegen hatte ich kein recht mich darüber aufzuregen. Er sollte seine eigenen Sachen machen, sein Leben selber so Leben wie er wollte egal ob er letztendlich im Gefängnis landen sollte oder sterben sollte. Gott bewahre. Selbst mein Bruder hatte gesagt es sollte mir egal sein ich sollte mich da nicht einmischen. Er hatte mich gewarnt denn natürlich wollte er nicht, dass mir wegen Aiden oder so irgendetwas passierte. Weder er noch mein Vater würden das ertragen können.
Aber irgendwie bestand die Möglichkeit nicht, Cain einfach zu vergessen beziehungsweise das, was er Leben nannte.
Das lag wahrscheinlich nur an dem Tag vor 7 Monaten. Ich hatte ihn versucht zu vergessen, war schon fast dabei aber leider tauchte die Erinnerung wieder auf und mein Herz zerschmolz wie Butter.

6. Februar Philadelphia

Der Himmel war Wolken verhangen, dichte graue Wolken versperrten die Sicht auf ein Stück freien Himmel und ließen die Stadt dunkel und verlassen erscheinen. Die meisten Leute flüchteten nach Hause, ein Regenschirm bereit in der Hand weil sie sich vor dem Regen fürchteten. Die ersten Tropfen fielen anfangs noch sanft auf die Erde, waren kaum wahrzunehmen. Riesige Schilder hingen an den Geschäften, Bunte Schilder mit der Aufschrift Valentinstags Geschenke. Die Menschen liefen mit dutzenden von Tüten herum die meisten warteten ungeduldig auf einen Taxi.
Es war ziemlich kalt, man konnte ohne einen dicken Anorak nicht außer Haus gehen. Zumindestens nicht für eine längere Zeit.
Gelbe Flyer flogen durch die Luft und landeten den Passanten vor den Füßen. Manche berichteten von dem Zirkus nächste Woche, andere suchten verzweifelt nach ihren entlaufenen Haustieren.
Ein starker Wind fegte durch die Straße, einer Frau flog der Regenschirm weg und landete in einer Schlammpfütze neben einem Supermarkt, der normaler weise nach sechs Uhr schloss. Es war schon sieben.
Ava, hatte meine Mutter immer gesagt. Pass doch auch wo du hinläufst. Irgendwann stolperst du über irgendwas und brichst die den Knöchel. Sie war schon immer so besorgt gewesen. Achtete immer auf mich und meinen Bruder. Pflegte uns, kaufte uns alles was wir wollten. Sie ließ uns nie alleine. Das fiel mir gerade auf als ich gegen eine dicken alten Mann lief, der mich böse anstarrte und dann seine Hot Dog weiter aß.
Mein weißer, Kuscheliger Anorak schmiegte sich warm an meine Brust und die Kapuze verdeckte meine Haare, falls es wirklich stark regnen sollte. Ich hätte mir aber lieber eine dickere Hose, als diese Röhrenjeans anziehen sollen, dachte ich mir und lief weiter die dunkele Gasse entlang. Oder zumindestens darunter eine Strumpfhose.
Ich vergrub meine Hände tiefer in den Taschen und sang leise zum Lied von Jay Sean mit.
„Losing you is like somebody just turned all the lights off.”
Ich bog um die Ecke, und sah meinem Atem zu, wie es eine weiße Dampfwolke bildete und sich dann in Luft auflöste.
Lautes Hundegebell ertönte, gefolgt von einem Vogelkreischen und automatisch musste ich zusammen zucken. Obwohl das Unsinnig war. Hunde jagten doch keine Vögel oder brachte ich hier was durcheinander.
Erneut war Hundegebell zu hören und dann das leise wimmern eines kleinen Jungen in der Gasse links von mir. Ich marschierte darauf zu, voller Furcht denn ich hatte Angst davor etwas schlimmes zu sehen. Die Gasse lag im Dunkeln, nein falsch, dachte ich. Eine kleine Wandlaterne beleuchtete normaler weise die Gasse nur verdeckte sie gerade ein ziemlich großer Junge der die Hände in die Hüften gestemmt hatte. Vor ihm stand ein anderer großer Junge und packte etwas am Kragen. Ein etwa 13 Jährigen dunkelhäutigen Jungen. Und daneben stand jemand anderes und lachte leise. Der Junge der in die Mangel genommen wurde wimmerte immer noch leise in seinen Augen standen Tränen und in der Hand hielt er ein paar Dollar Scheine.
Der jenige der lachte, lachte jetzt noch lauter und mir gefror das Blut in den Adern als ich die Stimme hörte. Dieser dreckige Mistkerl! Zorn stieg in mir auf und ich wollte nichts anderes als mir einen Stock zu holen und so lange auf Aiden einzuschlagen bis er winselnd am Boden um Gnade bettelte.
Vorher war Aiden mir noch nicht so aufgefallen, er war nur eine Person die anderen das Leben schwer machte. Und jetzt hasste ich ihn über alles.
Andrew war es der den kleinen Jungen am Kragen festhielt und ihn schüttelte bis ihm das ganze Kleingeld aus den Taschen fiel. Der Junge weinte nur noch mehr und flehte, dass sie ihn gehen ließen. Das brachte das Fass zum überlaufen und ich schritt in die Gasse obwohl mein Herz schlug wie ein Hase in der Falle.
Ich zog mein Handy aus der Tasche und wählte die Nummer der Polizei. Einige Meter vor den Jungs blieb ich stehen und jetzt erkannte ich auch Cain in der Gruppe. Er stand mit dem Rücken zu mir. Nicht Cain, dachte ich mir und schloss für einen Moment gequält die Augen.
„Lasst den Jungen gehen.“ Sagte ich mit lauter, fester stimme und trat einen Schritt zurück.
Alle wanden genau in dem Moment ihre Augen an mich und fixierten mich wie eine Hungrige Meute Hyänen. Aber es machte mir keine Angst, kein bisschen den ich glaubt daran das es egal war was sie mit mir machten. Hauptsache der Junge kam weg.
„ Was willst du Schlampe denn hier?“, zischte Aiden wütend und trat ein Schritt auf den Jungen zu, der sofort den kleinen Kopf einzog, so als fürchtete er, geschlagen zu werden Ich achtete nicht auf die Beleidigung sondern konzentrierte mich nur auf den kleine Jungen und Cian der mich erstaunt anblickte.
Ich hielt das Handy hoch und wisch noch ein Schritt zurück. Ich musste achtsam sein denn wenn ich zu langsam war, würde es vorbei mit mir sein.
„ Ich hab schon die Nummer der Polizei gewählt und wenn ihr den kleine Jungen, samt Geld, nicht sofort laufen lässt, dann seid ihr erledigt.“ Jetzt zitterte meine Stimme doch ein wenig, aber das nicht durch Angst sondern nur durch den eisigen Wind der entlang fegte. Ich richtete mein blick auf Andrew, der ebenfalls etwas erstaunt zu sein schien, aber wenigstens den Griff am Kragen des Jungen ein wenig lockerte. Als ich Aiden ins Gesicht blickte erschrak ich ein wenig. Er sah spöttisch aus, aber so spöttisch das es schon gefährlich wirkte. Wahrscheinlich war sich in Wirklichkeit keiner auch nur bewusst zu was Aiden eigentlich fähig war, oder wie viel Einfluss er auf andere hatte.
„ Ich mein es ernst.“, sagte ich etwas lauter.“ Eins…“,zählte ich aufwärts.
Aiden riss unglaublich dich Augen auf und ich konnte selbst bei dem Licht die Angst vor der Polizei darin erkennen. Beinah hätte ich gegrinst. Denn diesen Anblick würde ich nie vergessen können, das erste Mal, dass Aiden Mal vor irgendetwas Angst hatte.
Ich wollte schon auf zwei zählen, als Cain mich unterbrach.
„ Okey,“, sagte er. „ Andrew lass den Jungen endlich laufen.“ Seine Stimme klang so ruhig so kühl, dass brachte mich noch mehr in range. Aber zumindestens ließ Andrew den Jungen los und der flüchtete dann aus der Gasse zwischen die Menschen die noch auf den Straßen spazierten. Ob er sein Geld wieder hatte das wusste ich nicht aber zumindestens war ich erleichtert und ließ das Handy sinken, obwohl die Gefahr noch nicht vorüber war.
Aidens Augen blitzen wieder so wütend, als würde er gleich Feuer speien. Er trat mehrere Schritte bedrohlich nach vorne und ich wisch nach hinten, Aber bevor er noch weiter kam stellte sich Cain zwischen ihn und mir und nickte Andrew kurz zu. Sein Gesichtsausdruck konnte ich nicht erkennen aber er schien angespannt zu sein.
„Lass es Aiden.“, murmelte er und warf einen Blick über die Schulter auf mich zu. Aber den Blick konnte ich nicht deuten. Das war mir sowieso alles zu blöd hier. „ Ich kläre das schon.“, versprach er, drückte Aiden irgendwas in die Hand und zeigte ans Ende der Gasse auf der anderen Seite.
Aiden blickte ihn ein paar Minuten sprachlos an und nickte dann, seine Augen sahen in dem Licht schwarz aus.
„Kümmere dich um diese Göre.“, zischte er und warf mir einen letzten hasserfüllten Blick zu bevor er mit Andrew davon ging.
Langsam kroch mir ein eisiger Schauer über den Rücken und eine Gänsehaut bildete sich auf meine ganzen Körper. Kein gutes Zeichen, dachte ich mir und wisch einen Schritt zurück als Cain sich zur mich umdrehte und auf mich zukam. Seine Augen blickten mich die ganze Zeit unverwandt an und es kam mir vor als würden diese Augen Feuer sprühen. Als wären in diesen brauen wunderschönen Augen rote Flamme gefangen und erst da wurde mir bewusst das ich alleine mit Cain in einer Gasse stand und er immer weiter auf mich zukam.
Langsam konnte ich Wut in seinen schönen Augen deuten aber es war keine große Wut, nur ein wenig. Trotzdem bekam ich noch mehr Angst und wich zurück als er immer weiter auf mich zu kam und schließlich mich so heftig und schnell am Arm packte, das ich vor erstaunen und Schmerz keine Silbe raus bringen konnte. Das war’s, dachte ich mir nur und duckte mich ein wenig. Entweder würde er mir hier und jetzt ein paar Knochen brechen oder mich gleich ins Grab befördern, obwohl ich nie gehofft hatte das er zu so was fähig war. Aber unter Aidens Kontrolle würde man wahrscheinlich alles tun, selbst sich selber verletzen.
„Warum bist du hergekommen.“, zischte er und druckte mein Arm fester und auf einmal bemerkte ich die Wand an meinem Rücken und schloss gequält die Augen um meine letzten Gebete zu tun, obwohl ich nie wirklich gläubig war.
Ich spürte Cains Körper, warm und fest an meinem es gab einfach kein Fluchtweg mehr, keine Chance um weiter zu leben.
Ganz vorsichtig öffnete ich erst das linke, dann das rechte Auge und bemerkte zu meinem Erstaunen das Cain mich ein wenig gequält anschaute, seine Wimpern warfen Schatten auf seine Wangen.
„Aiden hätte dir alles antun können was ihm in den Sinn kam, und du wärst wehrlos gewesen. Warum warst du nur so dumm herzukommen?“ Seine Stimme klang jetzt verzweifelt, ich kam mir vor als wäre ich im falschen Film. Selbst Sorge dachte ich, würde ich aus seiner Stimme hören, schüttelte dann aber verwirrt den Kopf. Cain würde sich niemals Sorgen um mich machen. Das war völlig unmöglich. „Ich konnte doch nicht zulassen das ihr dem armen Jungen wehtut, ihn beklaut“, flüsterte ich verzweifelt, selbst meine Stimme hörte sich gebrochen an. Mein Magen rebellierte langsam, wie eine Säurekugel fühlte es sich an und ich unterdrückte den drang mich an ihn zu schmiegen, nur um zu gucken ob sein Duft ein Heilmittel wäre. Aber natürlich war das schwach sinn, also blickte ich ihm stur in die Augen und versuchte endlich Mal stärke zu zeigen.
„Das wäre nicht dein Problem.“, drängte er und druckte mich fester an die Wand, den anderen Arm rechts über meinen Kopf aufgestützt. Langsam stieg wieder Wut in mir auf, aber eher verzweifelte Wut, denn ich sah keine Möglichkeit aus dieser Sache heraus zukommen.
Er konnte doch nicht erwarten das ich einfach vorbei lief, während irgendwelche Trottel einen kleine Junge schlugen. So war ich nicht, so würde ich auch nie sein.
„ Ja klar!“, schrie ich beinah, um meiner Stimme etwas festes zu verleihen. „Ich beachte gar nicht das irgendwelche unterentwickelten Idioten ein kleines Kind fertig machen und geh einfach vorbei? Hast du sie noch alle!“ Es war total unbeabsichtigt, ich schwöre es war nicht in meinen Gedanken gewesen im eine Ohrfeige zu verpassen, aber ohne das ich es auch aufhalten konnte landete meine Handfläche schon an seiner Wange und dort wo sie sich begegneten prickelte es. Cain riss erstaunt die Augen auf, auch eine Mischung aus Schmerz war darin, und er lockerte den Griff so weit das ich mich aus seinen Armen entwinden konnte und mich ein paar Schritte entfernte.
Eine Endschuldigung lag mir auf der Zunge aber sie wollte nicht raus, also behielt ich sie bei mir und schaute ihn ein wenig traurig an.
Was war nur los mit der Welt, mit der Menschheit, mit mir? Irritiert wandte ich mich ab und wollte weg laufen als er mich wieder am Arm festhielt.
„Lass mich in Ruhe.“, schrie ich ihm ins Gesicht, aber zu spät. Warme, so weiche Lippen drückten sich an meine, meine Füße gaben beinah nach und ich wäre definitiv umgeknickt wenn er mich nicht hochgehoben und wieder an die Wand gedrückt hatte. Ohhh, diese herrlichen Lippen. Sie lieb kosteten meine und drückten mir Küsse an den Mundwinkel so das ich beinah verging und als wäre das nicht genug wanderte eine Hand meinen Arm entlang und obwohl ich eine dickere Jacke an hatte fühlte ich seine Fingerspitzen tief unter meiner Haut. Er knabberte zärtlich an meiner Unterlippe und jagte mir angenehme Schauder über den ganzen Körper. Verdammt, es war mir so egal das hier alles verkehrt lief. Ich konzentrierte mich einzig und allein auf diese Göttlichen Lippen.
Mit der Zungenspitze strich er mir über die Lippen, es war so unglaublich schön, so richtig. Hemmungslos küsste ich ihn zurück fasste ihn beim Schopf und zog ihn noch näher zu mir, so das nicht mal ein kleiner Krümel zwischen uns passen würde.
Und als seine Hand dann an meiner Hüfte drückte, zuckte ich unerwartet zurück und schubste ihn so stark, dass er nach hinten taumelte und beinah hin fiel.
Außer Atem starrte ich ihn an, eine Hand an meinen Lippen und ich konnte ihn immer noch schmecken, immer noch fühlen.
Er starrte mich auch an, ein wenig erschrocken und ebenfalls die Hand an die Lippen gepresst. Dann streckte er mir ein Hand entgegen, so als wollte er sich endschuldigen, aber das wollte ich nicht.
Schwach schüttelte ich den Kopf und ging rückwärts, ohne mein Blick von ihm zu wenden.
„ Ava.“, schrie er als ich immer weiter ging und dann kam er langsam hinter her aber ich schüttelte erneut den Kopf und dreht mich um.
„ Lass mich in Ruhe!.“, schrie ich und rannte um mein Leben, während mir die Tränen übers Gesicht liefen und es endlich anfing in strömen zu Regnen.




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