Mein Engel...

Autor: Demre
veröffentlicht am: 18.09.2010


Prolog



Es war ungewöhnlich kalt für Juli. Oder kam es nur mir so vor?
Ich ging die Straße lang, alleine und nur bekleidet mit meinem weißen Sommerkleid. Der Himmel war Pechschwarz, ein Schwarz, dass kein funken Licht hereinließ. Merkwürdiger weiße war nur ein einziger Stern am Himmel. Der Stern der am meisten Leuchtete.
Man hörte gar nichts, nicht mal das so selbstverständliche knirschen meiner Sandalen auf dem Asphalt. Selbst mein Atem wich leise aus mir. Das war komisch. Ich bekam sogar langsam Angst, da ich weder die Gegend kannte noch den Grund, warum ich überhaupt hier war. Ich ging weiter, doch meine Füße leisteten Widerspruch. Der Wind blies mir meine offenen Haare ins Gesicht. Die schwarzen Strähnen, hingen an meinen Wimpern und versperrten mir die Sicht. Es war kein Geräusch zu hören, nicht mal das zwitschern von Vögeln, noch das zirpen der Grashüpfer. Ein Regentropfen fiel mir auf die Nase und leckte über meine Haut, lief mir über die Lippen. Zuerst waren es nur ein paar Tropfen, dann wurden es immer mehr, bis es schließlich zu einem Wasserfall wurde. Mein Haar, sowie mein Kleid war durch nässt, aber irgendwie genoss ich es. Ich tratschte durch Match und meine Beine wurden mit Schlamm bespritzt. Aber es machte mir nichts aus. Ich ging weiter starrte in den Himmel und strich mit der Hand über Blätter, fuhr mit dem Finger um die Rinde einer Buche.
Wo war eigentlich meine Familie?
Links von mir verbreitete sich der Wald und rechts von mir der See.
Sanft strich ich mir die Haare aus dem Gesicht, blieb erstarrt stehen als ich die Gegend erkannte und mir stockte der Atem, als ich die Frau am Rand der Brücke sah. Die Frau hatte ihre Haare zu einem Zopf gebunden, trug ein schwarzes Gewand. Sie starrte auf den Fluss runter. Beobachtete, wie das Wasser entlang floss. Die Farbe des Flusses hatte etwas Tintenfarbähnliches.
Ich wusste nicht wer sie war, ich konnte sie nur von hinten sehen.
Sie starrte weiterhin in den Fluss und sprang mit einer fließenden Bewegung ins Eiskalte Wasser. Ich stand da, Minuten wurden zu Stunden und sie tauchte nicht wieder auf.






Schluss Strich

Hätte er nicht so verdammt bemitleidenswert ausgesehen, hätte ich ihn vielleicht die eine Flasche Wodka noch austrinken lassen. Aber irgendwann musste man mal bei allem eine Grenze aufstellen und die hatte William definitiv überschritten.
Falls er früher Mal, ein sportlicher gutaussehender Mann von einer Tochter und einem Sohn war, dann war seine Zeit jetzt vorbei. Seine Fettpölsterchen machten sich schon bemerkbar und die tiefen Falten in seinem Gesicht waren schon wie eingemeißelt.
Ich seufzte. Es klang nach einer Mischung aus Frustration und Schmerz.
„Vater es ist schon Mitternacht. Geh ins Bett.“ Ich trat an seinen Schreibtisch und nahm ihm die Flasche aus der Hand.
„ Gibsch schie mir wieder…du…du. Gibsch schie schon.“, nuschelte er und wankte gefährlich als er aufstehen und nach der Flasche greifen wollte. Mein Nerven waren so angespannt, dass ich kurz vor einem Zusammenbruch stand.
„ Nein. Du legst dich sofort ins Bett.“ Ich griff ihm unter die Achseln und schlurfte ihn zu Tür.
„ Verdammt… isch, isch bin hier…hier, der Bosch. Isch…Isch bin der Vat…Vater.“
Du hast vor langer Zeit aufgegeben dich wie einer zu verhalten. Seufzend schloss ich die Bürotür und zog ihn die Treppen hoch in sein Zimmer.
„ Schie wäre schauer oder?“ Mechanisch zuckte ich zusammen als er Sie sagte. Ja, Sie wäre definitiv sauer.
„ Komm.“, murmelte ich nur und legte ihn aufs Bett, zog ihm die Sachen aus, zog ihm seine Pyjamas an und drückte ihm ein Kuss auf die Stirn. Als ich mich abwenden wollte packte mich mein Vater am Handgelenk.
„ Ava.“, nuschelte er, seine Lieder flatterten kaum merklich. „ Denkscht du schie liebt misch.“, fragte er und ich zuckte erneut zusammen als ihm eine Träne aus dem Auge fiel. Ich beugte mich noch mal vor und strich ihm sanft über die Wange. Du bist so zerbrechlich geworden.
„ Sie wird dich immer lieben.“, flüsterte ich und deckte ihn zu.
Bevor ich aus dem Zimmer ging, bemerkte ich noch den Anflug eines Lächelns auf seinem Gesicht.
„ Manchmal konnte man glatt vergessen, dass du gerade mal 16 Jahre alt bist.“ Die Stimme meines großen Bruders klang müde jedoch schwang auch eine Spur von Stolz mit drin.
„ Er gibt einfach so auf.“, murmelte ich und drückte mich in seine ausgebreitet Arme. Ich würde nicht weinen. Es brachte einfach nichts.
„ Und wir müssen ihn am Leben erhalten. Wir dürfen nicht zulassen, dass er sich gehen lässt.“ Er hatte recht. Es brachte auch nichts sich hängen zu lassen.
„ Danke Evan. Einfach dafür, dass du da bist.“ Er hob wortlos mein Kinn und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.
„ Ich bin immer für ich da Kleines. Und ich bin verdammt stolz auf dich.“
Das gab mir eine beruhigende Kraft und für einen Moment glaubte ich, die verdammte Angst verdrängen zu können, bis sie mit einem brutalen Rückschlag auf meinem Magen zurück kehrte.
„ Ich hab so Angst. So Angst.“, flüsterte ich und wischte mir die warme Tränen aus dem Gesicht.
„ Ich auch, Kleines. Ich auch.“
Und ich wusste, mir stand wieder eine lange Nacht bevor.

„Ich habe eine neue Regel aufgestellt.“, ließ ich meinen Vater und meinen Bruder am nächsten Morgen während des Frühstücks wissen. Beide brummten ein „ Super“ und ein
„ Echt?“, bevor sie sich weiter ihrem Essen zu wandten.
Belustigt startete ich einen neuen Versuch.
„ Und, wer will heute Abspülen?“ Aha, ich hatte ihre Aufmerksamkeit erregt.
„ Ich würde sagen, die Person die auch das Essen zubereitet.“, warf Evan lässig ein und wollte sich unauffällig davon stehlen jedoch stieß ich schnell einen scharfen Befehl aus. „ Stehen geblieben.“ Widerwillig setzte er sich hin und stocherte in seinem halben Omelett herum.
„ Also.“, begann ich erneut. „ Ich hab eine Regel aufgestellt. Und wer sie bricht, der wird eine ganze Woche Abspülen.“
Beide blickten sich an und fingen an zu lachen.
„ Und was ist deine Lächerliche Regel?“, fragte mein Vater mit rauer Stimme. Der Alkohol macht ihn kaputt, aber er wollte es nicht begreifen.
„ Für dich…“, ich zeigte auf meinen Bruder.“…keine Zigaretten mehr. Und für dich…“, ich zeigte auf meinen Vater.“…kein Alkohol mehr. Kein Schluck.“ Mit ernstem Gesichtsausdruck verschränkte ich die Arme.
„ Einspruch.“, rief mein Vater und stand, mit in die Hüfte gestemmten Händen, auf. Wartend hob ich eine Augenbraue.
„ Ich hebe auch Einspruch.“. warf Evan ein und stellte sich ebenfalls auf. Beinah hätte ich über diese lächerliche Situation gelacht.
„ Du bist zu jung um so was zu bestimmen.“, sagte mein Vater und mein Bruder fragte.
„ Warum musst du dich nicht an eine doofe Regal halten?“
„ Nenn mir eine.“, verlangte ich und lächelte amüsiert. Die beiden konnten manchmal verdammt stur sein. Aber nur so konnte ich verhindern, dass mein Bruder, falls es noch ging, eine schwärzere Lunge und mein Vater eine Alkohol Vergiftung bekam. Schließlich war ich hier die einzige, die nicht so eine Scheiße baute.
„ Ich habs.“, sagte Evan und grinste. „ Du darfst nicht länger als eine halbe Stunde im Bad verbringen. Falls doch, begrüßt dich der Abwasch herzlich.“
Mein Vater nickte und gab Evan einen High-Five. Ich war überhaupt nicht einverstanden. Schließlich war das mein Bad.
„ Wir haben zwei Bäder.“, erwiderte ich. Er konnte doch nicht erwarten, dass ich so etwas einhielt, oder?
„ Das eine ist aber unten. Und das andere gleich neben meinem Zimmer. Und ich habe keine Lust mehr, stundenlang auf dich zu warten. Entweder jeder hält seine Regel ein, oder gar keiner. “
Verdammt. Ich hatte keine andere Wahl.
„ Da ich das für eure eigene Gesundheit tue. Einverstanden.“
Später schrieb ich ein Vertag und ließ jeden Unterschreiben. Lächelnd hängte ich ihn an den Kühlschrank.
„ Süße.“ Zwei Arme legten sich um mich und mein Vater legte seinen Kopf auf meine Schulter.
„ Ich wusste gar nicht, dass du so schnell erwachsen geworden bist.“ Ich musste es auch schnell lernen, Papa.
„ Weißt du, manchmal muss man einfach loslassen.“ Ich ignorierte, dass er sich anspannte und drehte mich zu ihm um. In seinen Augen lag so viel Schmerz, sodass das ich mir nichts Sehnlicheres zurück wünschte, als die frühere Freude in seinen Augen. Das Glück.
„ Du hast recht, Ava. Ich werde versuchen loszulassen. Evie würde das wollen.“ Ich schluckte schwer. Der Name tat immer noch so schrecklich weh. Wie ein Knebel, der sich um die Kehle schlang und zudrückte. Mein Herz zog sich bei der Erinnerung an die lachende, wunderschöne Frau, zusammen und Tränen brannten in meinen Augen. Noch zu frisch war die Wunde. Zwei Jahre hatten nicht gereicht, um den Schmerz in eine Ecke zu verdrängen. Schließlich hatte ich nie vor gehabt, meine Mutter Gott zu überlassen.
Aber jetzt musste Schluss sein. Ich musste weiter leben. Egal wie hart mich das Schicksal getroffen hatte.

Als ich mit quietschenden Reifen, meines alten Fahrrads, den Schulparkplatz erreichte, wünschte ich mir, die Schüler würden mich nicht so begaffen, als wäre ich ein erbärmliches Stück Dreck. Ich wünschte sie würden ihre eigenen Sachen nachgehen und ihre dreckige Nase aus anderen raushalten.
Aber mein Wunsch wurde nicht erfüllt. Genauso wenig wie der, endlich diese Schule beenden zu können.
Schlecht gelaunt warf ich mir meinen Rucksack über dich Schultern und trottete zum Haupteingang. Entgegen kamen mir zwei Freundinnen aus der Klasse, Arm in Arm und wie immer vor sich hin albernd. Auch wenn sie manchmal nerven konnten, sie brachten jemanden auch ungewollt zum lachen.
„ Hey Ava. Nach, wie geht es deiner Stimmung so?“ Das fragten sie jeden Morgen. Sie meinten ich würde zu starke Stimmungsschwankungen haben. Lächerlich. Dabei versuchte ich immer eine gute Laune aufzusetzen.
„ Mir und meiner Stimmung geht’s super, danke der Nachfrage.“ Beide kicherten noch mal und hupften dann erfreut weiter. Olivia war eher die chaotisch, verrückte und Ella die angeberische, verrückte. Aber beide waren in Ordnung.
Als ich in meiner Klasse ankam, begrüßte mich dasselbe Schema.
Die Schüler, die keine Hobbys hatten, spielten in einer Ecke Karten. Die Schüler, die gerne über Politik und Gott und die Welt sprachen, saßen vor dem Klassenfenster. Und dann gab es Schüler, die andere gern runter machten. Die saßen meist in einer anderen Ecke und lästerten. Und dann gab es mich. Ich hatte keinen bestimmten Platz, jedoch war ich auch kein Freak oder so.
Ich hielt mich lieber unauffällig auf, saß meistens da, und meistens da. Ich hatte keinen festen Stand.
Meist benahm sich unsere Klasse aber auch wie im Kindergarten. Schrien herum, warfen mit Sachen, machten Schuleigentum kaputt, aber kam es har auf hart, hielt die Klasse zusammen.
Es gab auch die unterschiedlichsten Schüler. Z.B. einen, der sich still verhielt, manchmal auch ziemlich blöd, aber er war immer nett. Dann gab es einen, der ziemlich oft blöde Kommentare losließ un sich für Ober cool hielt. Und dann gab es welche die jeden Ignorierten und ihr eigenes Ding taten.
Tja, und es war meine Klasse und ich mochte sie.
„ AVA!“, schrie hinter mir ein Vollidiot von bester Freund, und zerstörte mir damit mein Trommelfell. Ich drehte mich mit zornigem Ausdruck um, doch als ich das Blut an seiner Nase sah, schrie ich erschrocken auf.
„ Gott was ist passiert? Jeff, deine Nase. Was hast du wieder gemacht?“ Ich riss ein Taschentuch aus meiner Packung und betupfte seine Nase. Gott, die hörte ja gar nicht auf zu bluten.
„ Mir geht’s gut.“, murrte er und riss sich los. Seine braun-blonden Haare waren total zersaust und ein Augen fing an anzuschwellen.
„ Wer war das?!“, presste ich zwischen zusammen gebissen Zähnen hervor und fühlte die Wut in mir überlaufen. Und als ich den Ausdruck in seinen Augen sah, hätte ich beinah laut aufgeschrien.
„ Ich bring die um. Ich schwöre, ich lass das nicht so liegen.“ Ich wollte losrennen und diesen Wixxern in die Kronjuwelen treten, doch Jeff hielt mich auf.
„ Lass es.“, flüsterte er. „ Ich hätte sie auch selbst erledigt, aber du weißt warum ich das nicht tue. Ich möchte das du auch nichts tust.“ Sein ernster Gesichtsausdruck ließ mich einwilligen, aber meine Wut war noch nicht verraucht.
„ Du kannst dich nicht so behandeln lassen.“, sagte ich sanft und fasste ihn an die Wange. Er lächelte schwach, setzte sich auf eine Bank im Flur und zog mich auf seinen Schoß. Es war wie vor einem Jahr ungefähr. Ich wollte gerade in unsere Sporthalle, als ich um eine Ecke einen Blutenden Jungen sah. Er hatte sich geweigert zum Arzt oder zum Direktor zu gehen und hatte mir erzählt, dass eine Gang ihn Schikanieren würde. Leider hatte ich zu diesem Zeitpunkt nicht gewusst was für eine Gang es war.
Jeff und ich unternahmen immer mehr zusammen und irgendwann wurden wir beste Freunde.
Und ich liebte ihn. Nicht so, als wäre man unsterblich in jemanden verliebt. Ich liebte ihn nur wie ein Bruder und Freund.
„ Versprich mir, dass du nichts machen wirst.“ Er zog wartend eine Augenbraue hoch und ich musste mir auf die Lippen beißen um nicht zu protestieren.
„ Ava.“, sagte er mahnend.
„ Ist ja gut. Aber du musst etwas unternehmen.“ Irgendwann würde es schlimmer werden. Und der Gedanke jagte mir ein Schauer über den Rücken.
„ Noch einmal.“, sagte er leise und wütend. „ Noch einmal fassen sie mich an, und ich mach sie fertig.“ Das hatte er vor einer Woche auch gesagt, aber umgesetzt noch nicht. Und ich hatte irgendwie Angst dass er es tatsächlich machen würde.

In Spanisch saß ich neben Olivia und die meiste Zeit waren wir mit Unsinn beschäftigt. Wir lachten und lästerten und niemals wurden wir erwischt. Aber heute war ich mit den Gedanken jedoch ganz wo anders. Ich konnte die Sache mit Jeff nicht einfach so in eine Ecke schieben.
Aiden, einer aus der Gang, war ein Riesen Idiot, und er würde sich nicht ändern. Da war ich mir sicher. Und er würde Jeff weiter so bescheuert behandeln, wenn dieser nichts tat.
In der Gang waren fast alle Idioten.
Im Grunde genommen war Cian, einer aus der Gang, überhaupt nicht so wie die anderen. Aber er war hohl genug, mit denen abzuhängen. Ich hätte es gerne geändert. Denn ich wusste das Cian anders war. Aber ich konnte nichts Unternehmen.
Man erwartete doch von 18 Jährigen Jungs schließlich, dass sie sich nicht wie Kinder benahmen.
„ Ava, wie wäre es wenn du auch mal etwas zum Unterricht beitragen würdest.
Schließlich bin nicht ich die jenige, die etwas lernen muss. Oder bist du zu sehr
damit beschäftigt den Jungs unten hinterher zu gucken?“ Meine Spanisch
Lehrerin zog eine Augenbraue in die Höhe und tippte ungeduldig mit ihrem
Zeigestock auf den Tisch.
„ Tut mir leid.“, murmelte ich. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich aus dem
Fenster sah, während unten ein paar Jungs rumalberten. Beschämend schaute ich
auf mein Heft und versuchte mich den rest der Stunde zu konzentrieren.

In der großen Pause schnappte ich mir Jeff und wir stellten uns an der Schlange
Zur Essensausgabe an, wie jeden Tag. Von der Seite aus sah seine Nase ein
wenig geschwollen. Aus, oder kam es nur mir so vor? Unsicher hob ich die Hand
und strich über seinen Nasenrücken, was ihm ein leises zischen entlockte. Man,
die war wirklich geschwollen, aber ich beließ es dabei, schließlich konnte ich ihn
zu nichts zwingen. Aber ein vernichtenden Blick von mir, erhielt er schon.
Weil mir die Nudelnsoßen nicht gefielen, schob ich mein Teller zu Jeff hin, der
alles gierig verschlang, und wollte mir gerade ein Teller Salat holen, als mich
jemand von hinten anrempelte. Wütend fing ich an den Typen anzumotzen, und
es interessierte mich nicht, das es Cain war.
„ Kannst du nicht aufpassen. Jeder stellt sich hier ordentlich an und ihr seit immer
die jenigen die hier so ein Theater veranstalten. Ein bisschen mehr Achtung bitte.“
Cain zog nur eine Augenbraue hoch und musterte mich verächtlich. IDIOT! Wie
wagte er es mich so anzuglotzen, als wäre ich ein Insekt. Impotentes Arschloch!
Als wäre es nicht genug das er so hübsch aussah. Aufführen wie ein Macho
musste er sich nicht auch noch. Schließlich waren wir hier alle zivilisierte
Menschen, und jeder sollte sich auch so verhalten, nicht wie ein aufgeblasener
Schwachkopf, dem die Eier fehlten. So schlimm über Menschen hatte ich noch
nie im Leben gedacht. Was war nur mit mir los? War es nur, weil sie Jeff so
behandelten?
Oder weil Cian mich so behandelte? Hatte ich persönlich eine Abneigung gegen seine bescheuerte Gang, oder war ich einfach nur verletzt? Ach Verdammt! Ich konnte Cian, und
seine Kumpels doch einfach ignorieren. Einfach so behandeln als wären sie Luft.
Wenn man so einen schönen Jungen wie Cian natürlich wie Luft behandeln
konnte.
Abgesehen von seinen warmen, brauen Augen hatte er einen harten Gesichtsausdruck. Wie ein Schläger, deren Aktivitäten ihm ins Gesicht gezeichnet wurden. Er hatte zwar sinnlichen Lippen, aber was brachten sinnliche Lippen, wenn man sie jedes Mal zu einer harten Linie zusammen presste? Seine Körperstatur war auch nicht gerade zum ignorieren. Diese Langen, dünnen Beinen in diesen herrlichen Jeans, die diesen tollen Hintern so betonten. Sabber
Sabber.
Ging es mir eigentlich noch ganz gut? Hatte dieser herrliche Geruch mir das Hirn
vernebelt? Natürlich nur wenn noch irgendwo darin ein Gehirn war. Abgesehen
von diesem Muskulösem Oberkörper war er nicht gerade ein Prinz, sondern eher
ein Schurke. Und ich himmelte dieses Schurken an, als wäre er irgendeine Sorte
von Schokolade, die ich noch nicht entdeckt hatte.
Wieder in der Realität zurück, fuhr sich Mister Obercool mit einer kurzen
Bewegung durch die zotteligen, schwarzen Haare.
„ Das anrempeln war ein versehen ja? Mach du lieber kein Theater draus.“
Boaahhh! Ich hatte so was von Lust hier ein Theater zu veranstalten. Schon allein
aus dem Grund, das sie es erneut gewagten hatten meinem Jeff weh zutun.
Ich hielt den Blick seiner Augen stand und es schien förmlich als wurden seine
Augen Feuer sprühen. Gott, warum musstest du so schöne Jungs, zu solchen
Trottel machen?
Ich hatte vor, noch eine Bemerkung von mir zu geben, aber seine Freunde kamen dazwischen. Aiden, der hässliche blond gefärbte Schwachkopf, stellte sich neben Cian und warf mir ebenfalls einen musterten Blick zu. Hinter ihm stand Andrew, ein gut aussehender braun haariger, der aber Mädchen wechselte wie seine Unterhosen. Ich hasste Aiden so dermaßen. Schon allein deswegen, weil er so starken Einfluss auf die anderen beiden hatte.
Wie Schoßhündchen dacktelten sie ihm hinterher. Rauchte Aiden, rauchte Cian auch. Trank Aiden, trank Cian auch. Und Andrew machte alles genauso nach. Irgendwann würden alle im Erdboden landen. Und, Gott bewahre, dieser Tag würde schnell kommen.
Aber ich wünschte es nicht. Denn im Grunde genommen, war Cian ja kein schlechter Mensch. Nur bemerkte er das selber nicht.
„ Und, kleine Ava. Hat sich der Schisshase Jeff wieder bei dir ausgeheult?“, fragte Aiden belustigt und blickte sich um. Ich betete, dass er Jeff nicht sah, sonst würde das alles kein schönes Ende nehmen.
„ Er hat wenigstens den Anstand sich wie ein Mensch zu benehmen.“, zischte ich und trat einen Schritt zurück. Vorsicht war geboten. Reizte ich ihn, dann würde es für mich keinen morgigen Tag geben. Vielleicht noch nicht mal ein heutigen Abend.
Aiden trat ebenfalls ein Schritt vor und seine Augen blitzen wütend. Andrew trat gelangweilt von einem Fuß auf den anderen und starrte einem großen Mädchen auf den Arsch. Notgeiler Sack. Cian warf mir einen warnenden Blick zu, der ein paar Sekunden zu spät kam.
„ Er ist ein Weichei.“, entgegnete er und strich mir eine Strähne hinters Ohr. Angewidert wich ich weiter zurück. Was bildete sich der Mistkerl ein? War ich ein Spielzeug? Er sollte seine dreckigen Pfoten bei sich behalten, sonst würde ich für nichts garantieren.
„ Lass sie in Ruhe, Penner.“ Ich schloss die Augen und betete dafür, dass alles sofort enden würde. Gott, war der Junge von allen guten Geistern verlassen? Er hatte erst eben eine auf die Fresse bekommen. Stand er etwa auf Prügel?
Jeff zwängte sich zwischen mich und dem belustigten Aiden und verschränkte die Arme vor der Brust. Jeff, du bist so cool. Ich hoffe das ist dir klar.
Aiden wandte sich an Cain, der alles schweigend betrachtete. Ab und zu hing sein Blick an mir.
„ Willst du mir drohen, du Pisser? Was bist du? Ein kleiner Streber bist du. Sonst gar nichts. Und ich mag es wirklich nicht, wenn man mich so scheiße anmacht.“ Warnend hob Aiden seinen Finger und stach damit in Jeffs Brust. Okey! Dass ging zu weit. Ich konnte doch nicht zulassen, dass dieser Mistkerl meinen Freund beleidigte. So viel Stolz hatte ich immerhin. In was für einer Welt leben wir denn hier? Da ließ man sich nicht so klein machen, wie Jeff es gerne tat. Wir alle sollten Soziale Menschen sein, nicht Neandertaler.
Ich warf Jeff einen warnenden Blick zu und stellte mich wieder vor ihn.
„ Hör auf meinen Freund zu beleidigen du Stück Dreck. Er hat wenigstens einen IQ von 142 und du nicht mal einen von 20. Geh und sucht dir mal welche die genauso sind wie du. Dafür musst du nur dort um die ecke, wo das Behindertenheim ist.“, sagte ich frech und es kümmerte mich nicht ob Cian lachen musste. Später müsste er Aiden sowieso erklären warum er sich nicht für ihn eingesetzt hat. Oder warum er gelacht hat.
Aber ich verspürte eine kleine Freude als ich sah wie Aiden der Mund offen blieb. Mit so vielen schlauen Worten hatte er wahrscheinlich nicht gerechnet.
„ Gibt’s hier ein Problem?“ Mr Greace, unser Englisch Lehrer tauchte hinter Jeff auf und zog erwartungsvoll seine Brauen hoch. Wir alle schüttelten gleichzeitig den Kopf. Keiner wollte irgendwelche Probleme mit der Direktoren haben oder mit den Lehrern. Aiden und seine Clique hatten wahrscheinlich schon mindestens 2 Einträge in ihren Mappen und nach dem dritten wurden sie sowieso rausfliegen. Gut für mich, schlecht für Cian. Haha.
„ Wir wollten uns nur treffen deswegen haben wir geredet.“, log Aiden, mir entfuhr ein Kotzgeräusch. Mit dem irgendwohin gehen? Da ließ ich mich lieber in ein männliches Wesen umoperieren.
Cian zog eine Augenbraue hoch als er meine Reaktion bemerkte, die eigentlich gar nicht so beabsichtigt war. Es war mir nur so rausgerutscht. Aber schließlich war es kein Wunder das ich Aiden verabscheute. Ich hatte durch seine Hänseleien und Beleidigungen nicht wenig leiden müssen und ich hatte nie ein Hehl drausgemacht wie fies das war. Aber interessierte es ihn. NEIN! Nicht die Bohne. Und als er mal Witze über meine Mutter gemacht hatte war mir der Kragen geplatzt und ich hatte Eiskaltes Wasser in seine Fratze geschüttet. Danach hatte er nichts mehr zu lachen. Seitdem waren wir erbitterte Feinde, feinde bis zum Tod und darüber hinaus. Nicht das ich ihn jemals töten würde oder so, obwohl der Gedanke etwas Verlockendes hatte. Nein, ich hatte nicht vor mein Leben im Knast zu verbringen und das war es auch nicht wert. Aiden war ein Parasit und bald würde man einen Schutz vor ihm finden so das er keinem mehr auf den Leib rücken konnte.
Also schob ich meine Mordgedanken beiseite und zeigte Cian die Zunge. Ich weiß, nicht grad Erwachsen, aber die sollten mir einfach nicht auf den Sack gehen. Nicht wörtlich nehmen.
Cian schüttelte nur frustriert den Kopf, seinen hübschen Kopf, und schaute sich in der Cafeteria um. Okey ich hatte mich gerade zum Affen gemacht. Vor Cian.
„ Alles in Ordnung Mr. Greace.“, murmelte ich und versuchte die Situation zu retten, den der Lehrer sah eben nicht so aus als ob er es uns abkaufen würde.
Die anderen nickten hastig und entfernten sich einzeln, bis nur noch Cian übrig blieb, mir einen abschätzenden Blick zu warf und von dannen ging. Genauso war auch Mr. Greace Blick aber er ging zum Blick einfach seinen Weg und ich konnte mit Jeff erleichtert ausatmen der schon leicht Grün im Gesicht aussah. Wenn er Aiden und seine Gang verraten hätte, wäre er Geschichte und das wusste er zu gut. Es gab schon mehrere die Opfer von Aiden waren und diese konnten froh sein, wenn sie mit einem gebrochenem Arm davon kamen. Bäh! Wie ich diesen Bastard hasste.




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