Sommer - Teil 5

Autor: Julia
veröffentlicht am: 30.09.2011


Ich habe ihn gesehen. Er war da. Für mich.
Ich sah ihn ständig. Sah seine schwarze Jacke. Seine lässigen Jeans. Seine dunklen Haare, die er immer hoffnungsvoll zu bändigen versucht hatte. Doch als er sich umdrehte, war es nur ein Mann. Ein Mann in seiner Jacke, der mich verwirrt ansah, als ich ihm auf die Schulter tippte. Ein Junge, kaum älter als 16, der entnervt seine Augen verdrehte, weil ich ihm einen Namen zurief, der nicht der seine war. Ständig bildete ich mir ein, ihn zu sehen. Und war immer wieder aufs Neue enttäuscht, als ich in die falschen Augen blickte. Kalte Augen. Verwirrte Augen. Belustigte Augen. Nur nicht die, die ich zu sehen hoffte. Er kam nicht.
Ich habe nach ihm gesucht. Freitag…Samstag…Samstagabend habe ich ihm eine SMS geschrieben. Ich habe ihn gefragt ob er da ist. Um ehrlich zu sein, war ich überrascht als ich am Sonntagmorgen eine Antwort erhielt. Und enttäuscht als ich las, dass er nicht kommen würde. Doch er fragte mich auch, wie das Leben hier wäre. Ich antwortete: Ich könnte sagen, dass das Leben hier wahnsinnig spannend geworden ist, doch das wäre glatt gelogen. Die Antwort darauf ließ mein Herz schneller schlagen. Komm zu mir.
Ich weiß dass er das nicht ernst meint. Leider. Und als er zum Schluss schrieb, er würde sich melden zwang ich mich, nicht daran zu glauben. Ich will nicht wieder enttäuscht werden.
Als ich am Sonntag zuhause auf meinem Bett saß und nachdachte, tat ich etwas vollkommen Lächerliches. Ich blätterte in einem Studienwahlratgeber und suchte nach einer passenden Uni in seiner Nähe. Als mir klar wurde, was ich da tat musste ich über mich selbst lachen. Wieder war einer dieser Tiefpunkte erreicht an denen ich üblicherweise Sätze in mein Tagebuch schreibe wie: Ab heute werde ich mich entlieben. Oder: Jetzt ist Schluss, ich vergesse ihn. Inzwischen weiß ich, dass ich das nicht kann. Aber was soll ich sonst tun? Warten? Nein. Ich will das alles nicht mehr.
Und auch wenn es beinahe unmöglich ist. Ich MUSS ihn vergessen. So kann es doch nicht weitergehen. Soll ich denn mein ganzes Leben lang andere Jungen abweisen, nur weil sie nicht wie ER sind? Kann ich ihnen das vorwerfen?
Ich habe ein Lied gefunden, das meine Situation ziemlich genau trifft. Es beruhigt mich. Zu wissen, dass es anderen ähnlich geht.
You look so beautiful today
When you’re sitting there
It’s hard for me
To look away
So I try to find the words that I could say
I know distance doesn’t matter
But you feel so far away
And I can’t lie
But everytime I leave my heard turns grey
And I wanna come back home to see your face and I…
Cause I just can’t take it
Another day without you with me
Is like a blade that cuts right through me
But I can wait
I can wait forever

Doch das Lied ist eine Lüge…man kann nicht warten. Nicht für immer. Irgendwann muss man aufgeben.






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