Notwendig

Autor: Claudia (2)
veröffentlicht am: 12.03.2010




„Soll das ein Witz sein?“, meckerte ich und hob die Hand in den Regen. Gerade wollte ich mich auf den Heimweg machen, doch es fing an zu Gewittern und zu regnen und dann gehe ich bestimmt nicht durch.
„Na toll, wir haben Sommer und es gießt in Strömen.“
„Nicht nur das…“, brummte ich und ein heftiger Windstoß blies mir ins Gesicht. Es riss mich fast förmlich von meinem Standpunkt. Es war eigentlich überhaupt nicht kalt trotz Regen und kaltem Wind. Denn ich stand da mit einer kurzen Jeans und einem T-Shirt. Meine Beine und Füße waren nass, denn der Wind zog das Wasser zu mir. Jeder Stoß wurde immer heftiger. Doch dann froren meine Beine.
„Amy!“, rief sie dann und ich drehte mich zu ihr um. „Komm rein. Wir überlegen uns etwas anderes.“
Ich sprang durch die Tür und sie drückte mir ein Handtuch in die Hand.
Auf der Couch machte ich mir meine Beine wieder trocken und lächelte zu ihr.
„Heftiges Unwetter, was?“
Ich nickte ihr zu und da kam ihre Mutter Angela die Treppe hinunter.
„Amy! Noa!“
„Wolltest ihr nicht zu Amy?“
„Doch, aber es regnet furchtbar draußen.“ Angela stutzte und schaute aus dem Fenster, es dämmerte und die Sonne war fast nicht mehr zu sehen. Der Regen prasselte nur in Strömen und es sah so aus als würde einfach nicht mehr aufhören.
„Amy, am besten du rufst deine Mutter an und sagst ihr Bescheid, ein Glück das es Sommerferien sind.“, sie lachte und hob den roten Wäschekorb hoch. Dann ging sie in den Keller.
Noa drückte mir das Telefon in die Hand und ich wählte meine Telefonnummer. Es klingelte, als bei dritten Klingeln jemand abhob, doch es dann plötzlich heftig schepperte und der Strom ausfiel. Ich hörte nichts mehr am Telefon. Noa erschrak furchtbar und dann hörten wir einen Schrei der aus dem Keller kam.
„Mom!“, schrie sie.
Schnell tasteten wir uns die Treppe hinunter und hörten ein leises stöhnen und klagen.
„Angela!“, rief ich.
„Es ist nichts passiert, nur als es dunkel wurde, sah ich die eine Stufe nicht und fiel.“
„Hast du dich verletzt?“, fragte Noa besorglich.
„Nein, wir müssen hoch zu deinem Vater.“
Wir halfen ihr aufstehen und tasteten und wieder hoch. In der Küche nahm Noas Mom eine Kerze und zündetet sie an. So war das hinauf gehen einfacher und wir betraten das
Schlafzimmer ihrer Eltern. Da erblickte ich einen Mann der Im Bett lag und laut schnarchte.Angela seufzte, wir gingen hinaus und schlossen die Tür.
„Bestimmt wird gleich jemand kommen und das wieder reparieren.“ Sie war nervös und aufgeregt, ich konnte sogar ihr Herz, wenn es sehr leise war, schlagen hören.Unten auf dem Sofa wechselten wir eins zwei Worte, jedoch nahm der Regen immer mehr zu, als ab. Es kam mir fast schon so vor wie in einer Umweltkatastrophe in manchen Dokumentationsfilmen. Ich ließ den Kopf nach hinten fallen und schloss die Augen.Nach einigen Minuten hörte es tatsächlich auf, aber es nieselte noch ganz leicht.„Naja, durch den Regen werde ich ja noch laufen können.“, freute ich mich und öffnete die Haustür. Von Noa und Angela verabschiedete ich mich noch und rannte dann hinaus durch den Regen. Dadurch dass der Boden sehr heiß war und es angefangen hat zu regnen, entstand Dampf. Deshalb war es hier auch sehr schwierig zu atmen. Wie ein kleiner Nebel, verdeckte er die Straßen. Es war sehr still und manchmal petzte ich meine Augen zusammen, dass sogar der Nieselregen etwas ausmachte. Ich hasste so was. Dieser immer wieder kommende regen, aber erst dann, wenn man ihn nicht braucht. Genervt seufzte ich, doch man sollte lieber nicht fluchen. Da fing es wieder an feste zu gießen ich sah nichts mehr. Wie kleine Steine prasselten sie auf mich und ich war dann von Kopf bis Fuß nass.„Oh nein…“, schniefte ich, das mir jetzt ganz kalt wurde. Ich versuchte in die Ferne zu schauen, aber immer wieder lief mir Wasser in die Augen. Ich stand mitten auf der Straße und konnte nicht weiter.
Als ich gerade weiter gehen wollte, trotz meiner jetzigen Blindheit, stand jemand vor mir. Ich starrte entsetzt hoch und da stand ein Junge mit einem Regenschirm. Lange dunkelbraune Haare, reines Gesicht, gut aussehend mit glasblauen Augen. Er lächelte mich an.
„Du Arme!“, murmelte er mit einer sanften Stimme und ich schluckte kurz.„Ich…“
„Komm, du kannst zu mir kommen. Ich habe dich auf der Straße laufen gesehen und als es anfing zu regnen, bliebst du regungslos auf der Straße stehen.“
Ich war mir zuerst nicht sicher mit einem fremden Jungen in ein unbekanntes Haus zu gehen. Das ist nicht meine Art und Mom würde sich bestimmt schon Sorgen machen. Aber es regnet heftig und mit einem Schirm weiter zu gehen bringt nicht viel, der Wind ist zu stark. Doch noch immer schwiege ich, weil ich noch zögernd war. Eigentlich habe ich nur zwei Wahlen. Etwa ich gehe mit ihm mit und muss nun meinen ganzen Mut zusammen nehmen oder ich bleibe hier stehen und freiere. Ganz sicher habe ich für mich das Beste getan.
Drinnen schaute ich mir sein Haus an, anscheinend war er allein, denn es war sehr still. Die Couch und die Wand waren das gleiche rot und die Schränke und Regale waren aus festem Kieferholz. Der Teppich passte nicht hier hinein, er war blau mit grünen Kreisen. Er hatte eine Bodenheizung, denn meine Füße tauten wieder auf. Die Fliesen waren sehr weiß, fast wie neu, anscheinend hatte er eine sehr reinigende Mutter oder einfach eine Putzfrau, die hier wöchentlich sauber machte. Eigentlich machte es einen gemütlichen und warmen Eindruck. Er setzte sie auf die Couch und ich triefte und zitterte.
„Oh, tut mir leid, ich hatte vergessen dass du nass bist.“
Er sprang auf und lief die Treppe hoch. Als sich die Tür langsam öffnete. Ich erschrak fürchterlich und mein Herz pochte. Ich stand zuerst unter Schock und bekam Angst.
Doch dann sah ich etwas kleines Schwarzes und eine schwarze Katze mit glasblauen Augen kam hinter der Tür zum Vorschein. Ihr müsst wissen, ich habe eine furchtbare Angst vor Katzen. Ich weiß nicht wieso, aber das hatte ich schon als kleines Kind. Ich dachte mein Herz würde stehen bleiben und ich stand da wie angewurzelt. Sie kam auf mich zu und ich versuchte keinen Schrei heraus zu bringen. Meine Beine zitterten noch mehr und ich rannte um den Tisch, doch die Katze folgte mir.
„Brave Katze, bleib von mir weg!“, warnte ich sie mit einer ängstlichen Stimme. Da streifte sie sich an meinen Beinen ab und ich stieß einen fürchterlichen Schrei aus.
„Was ist los?“, rief er von oben und ich starrte zur Treppe.
Wie peinlich wäre, denn das wenn er wüsste das ich Angst vor Katzen habe? Da sprang sie auf das Sofa und daneben lag ein kleiner Tisch mit einem Glas Sprudel. Sie stieg darauf und setzte sich vor es.
„Oh nein.“
Ich wollte das Glas gerade wegnehmen, als sich daran reiben wollte und es umfiel, alles tropfte auf das Sofa.
„Verdammt!“ ich sprang hin und her und wusste nicht was ich tun sollte, als ich seine Schritte von oben hörte.
„Ich komme.“ Da schaute ich mich hektisch um, sah aber nichts das mir helfen konnte und so musste ich mich auf das Nasse setzen.vIch verzog ein entsetztes Gesicht und es war richtig eklig in noch Nasserem zu sitzen. Ich stellte das Glas schnell auf und tat so als wäre nie etwas passiert. Er schaute mich an und Gott sei Dank war Stromausfall, sonst hätte er es gleich gesehen, denn nur eine Kerze stand auf dem Tisch in der Mitte.
„Wieso hast du geschrien?“
„Ich? Ach, ich…öhm...“, mir fiel nichts ein.
„Vorsicht! Deine Hose ist noch nicht trocken. Du machst alles nass. Ich stand schnell auf und er schaute auf den riesigen Wasserfleck.
„Also ich bin ausversehen hingefallen und mit dem Hintern auf dem Sofa gelandet.“
„Und deswegen hast du geschrien?“
Ich überlegte kurz.
„Ja, genau…deswegen, ich bin immer so schreckhaft.“ Mein Grinsen war mehr als nur breit. Ich lachte, jedoch klang es nicht echt. Doch das war auch alles nur diese dumme Katze schuld, die auf dem Boden saß und sich die Pfote leckte. Ich fand das sehr eklig, was die meistens total putzig finden.
Er nahm ein Handtuch und legte es über die nasse Stelle. Er hatte noch eins und gab es mir.„Danke.“
Da kam wieder die Katze auf mich zu und ich versuchte mich zusammen zu reißen.
„Bitte liebes Kätzchen…“, murmelte ich und kniff ängstlich die Augen zusammen.
„Hast du was?“, fragte er und schaute mich verwirrt an.
Ich lachte wieder unecht und sagte: „Mir geht´s gut. Nur könntest du die Katze vielleicht wegbringen?“
„Du meins Charlie?“
„Bring sie bitte weg!“, kreischte ich los.
Er lachte kurz und nahm sie dann auf den Arm.
Das der sich das traut, sie könnte ihm das ganze Gesicht zerkratzen.
„Bist du gegen sie allergisch?“
„Äh, ja, genau…allergisch.“
Er nickte grinsend und ließ sie im Nebenzimmer wieder laufen, schloss dann die Tür. Ich setzte mich auf das Handtuch und er gesellte sich zu mir.
„Wie heißt du?“, fragte er und schaute zu mir runter.
„Amy, und du?“
„Colin.“
„Schöner Name.“, lächelte ich.
„Danke, wie alt bist du?“
„Fünfzehn.“
„Ich bin siebzehn und hab sogar schon meinen Führerschein, doch meine Mutter oder meine Vater müssen mitfahren.“
„Das ist ja mal cool.“
„Nein, eigentlich nicht, das hätte ich mir auch sparen können, denn dann kann deine Mutter dich eigentlich auch fahren. Ich hätte doch bis achtzehn warten sollen.“„Oh!“, murmelte ich und sank meinen Kopf.
Wenn ich ihn so beobachtete, war er mir ziemlich hübsch, sein Gesicht war nicht wie der der anderen Jungs, es war so perfekt. Ein Markelloses Gesicht. Am liebsten würde ich ihm in die Wangen kneifen. Bei dem Gedanken musste ich kurz kichern.
Er starrte mich verwunderlich an.
„´tschuldigung.“
Die Frisur passte zu ihm, die Haare waren lang und manchmal schwang er sie sodass sie wieder perfekt lagen. Er hatte Stufenhaare, diese gingen ihm bis zu den Ohren und mit einer Mütze sähe das Ganze noch toller aus, aber was mach ich mir da für Gedanken? Ich beschriebe einen Jungen, den ich erst vor ein paar Minuten das erst Mal gesehen habe. Aber trotzdem bin ich von seiner Schönheit fasziniert. Blonde Haare, blaue Augen, besser kann es doch überhaupt nicht werden. Der Traum eines jeden Mädchens. Aber was ist wenn mit seinem Charakter etwas nicht stimmt. Ich seufzte.
„Was hast du?“v„Nichts.“
Da wurde ich auf einmal rot im Gesicht und er schaute mich lächelnd an. Natürlich bemerkte ich das zuerst nicht.
„Was?“
„Ach nichts.“
Da fiel gerade ein, wir hatten schon halb elf und meine Mutter machte sich furchtbare Sorgen um mich. Da vibrierte mein Handy in der Hosentasche. Schnell ging ich ran und Noa war dran.
„Noa!“
„Amy, deine Mutter macht sich wahnsinnige Sorgen, wo steckst du?“Was sollte ich jetzt sagen? Die Wahrheit? Wer weiß wie sie reagieren würde, weil ich bei einem wildfremden Jungen saß und triefend nass bin.
„Weißt du, ich bin in guten Händen. Wenn der Regen aufhört und der Strom wieder da ist, dann komme ich sofort wieder. Sag ihr das bitte. Könntest du vielleicht auch mal eine Notlüge einsetzen? Für mich?“
„Amy, das Thema hatten wir schon.“ Sie lang genervt am Telefon, sobald ich das Wort „Lüge“ verwendete.
Sie seufzte kurz.
„Also gut. Was soll ich sagen? Aber bitte keine zu Dicke.“
„Also, ich bin bei einem Freund, weil es unterwegs angefangen hat zu regnen und da bin ich zu ihm, könntest du ihr bitte sagen, dass ich bei dir wieder wäre und ich dann sobald zurückkehre wenn es aufhört. Bitte!“
Sie seufzte wieder.
„Also ich weiß nicht so recht.“
„Bitte Noa.“
„Also gut, aber versprich mir, dass du noch nach Hause gehst.“
„Ja, danke Noa.“
Ich legte auf und wandte mich wieder zu Colin.
„War das deine Freundin?“
„Ja, meine aller Beste.“
„Das ist…“
Ein merkwürdiges Geräusch, wie das Kratzen einer Katze war von unten zu hören.
Dann hörten wir ein furchtbar lautes Heulen. Über meiner ganzen Haut verbreitete sich Gänsehaut. Eine Höllenangst breitete sich in mir aus. Mir war so kalt, noch kälter, wie ich draußen im Regen stand und zitterte.









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