Zwischen Luxuswohnung & Motorhaube

Autor: MrsAirs
veröffentlicht am: 05.02.2010




Entsetzt starrte Olivia Elane Taylor ihren Anwalt an. Sie hörte ihn zwar, konnte aber kein Wort von dem was er sagte glauben.
'…also müssen sie wohl auch aus der Wohnung ausziehen Mizz Taylor!' beendete der rundliche Mann schließlich seinen Monolog und blickte Olivia mitleidig an. Olivia rührte sich nicht. Nach kurzem Schweigen ergriff sie dass Wort.
'Aber da muss man doch irgendwie dagegen vorgehen können!' Ihre sonst so klare Stimme klang nun zittrig. Sie hatte ihre Hände flach auf den Schreibtisch gelegt und bemühte sich nicht die Fassung zu verlieren.
'Wenn wir den Mann finden schon, aber wie gesagt, er ist wie vom Erdboden verschluckt, und ihr ganzes Geld somit auch.'
Olivia wich die ganze Farbe aus ihrem Gesicht. Als gestern ihre Kreditkarte abgelehnt wurde, dachte sie es würde sich um einen Irrtum bei der Bank Handeln. Nun erfuhr sie dass der beste Freund ihres Vaters mit den ganzen 4 Millionen die sie von ihren Eltern geerbt hatte als diese vor 7 Jahren ums Leben kamen, untergetaucht war. Er war ihr Vormund gewesen bis sie vor 4 Jahren Volljährig wurde. Im Traum hätte sie nicht daran Gedacht dass er zu so etwas fähig war, deshalb hatte sie ihm nie die Vollmacht über ihr Konto entzogen. Langsam erhob sie sich von dem Sessel und strich ihr schwarzes knappes Kostüm glatt.
'Ich werde mich sofort bei ihnen melden wenn ich was Neues weiß Mizz Taylor'
'Danke' Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging zur Tür. Fieberhaft überlegte sie wie sie nun ihre Wohnung bezahlen sollte. Es war Monatsanfang und die Miete war fällig. 1800,- € Miete um genau zu sein. Olivia hatte sich immer schon nur mit dem Besten vom Besten zufrieden gegeben. Da war dass Penthouse im Berliner Grunewald gerade gut genug. Arbeit war bis jetzt ein Fremdwort für Olivia gewesen. Sie hatte ja immer alles was sie brauchte. Unterrichtet wurde sie immer von Privatlehrern zuhause. Es hatte ihr nie an etwas gefehlt.

'Heute haben wir 8 Bewerberinnen Jack, führst du für mich die Vorstellungsgespräche und wählst 2 oder 3 zum Probearbeiten aus?'
'Okay Boss, wird gemacht! Wo liegen die Bewerbungen?'
'In meinem Büro am Schreibtisch'
Jack musterte die Bewerbungen der Mädchen. An jeder der Bewerbungsmappen klebte ein kleiner gelber Zettel wo die verschiedenen Uhrzeiten für die Vorstellungstermine notiert waren. Eigentlich gehörte es ganz und gar nicht zu Jacks Aufgabe Bewerberinnen auszuwählen, immerhin war er Mechaniker, doch er Genoss dass volle Vertrauen von seinem Chef Richard Bonner, deshalb wurden ihm öfters solche Aufgaben zugeteilt. Mittlerweile hatte er sich bereits zum Bosten Stellvertretener Chef hochgearbeitet. Er las sich die Erste Bewerbung, den 10:00 Uhr Termin, durch. Vielversprechend! Die Dame war pünktlich um 5 vor 10 in der Firma. Jack führte sie in sein Büro. 'Bonner & Co Automobile, Chiefresident Jack Kent' Stand dort auf der braunen alten Rippglastür. Er bat der Frau den einzigen Stuhl vor dem Schreibtisch an und setzte sich selbst auf seinen eigenen hinter dem Schreibtisch.'Was stellen sie sich unter der Arbeit als Assistentin in sämtlichen Bereichen vor, bzw. was erwarten sie von dem Beruf den sie ausüben wollen?'
'Ich werde alle Anfallenden Arbeiten die in mein Aufgabengebiet fallen sorgfältig durchführen'
-Piep- falsche Antwort, dass habe ich ja gar nicht gefragt, dachte Jack. Er stellte zwar noch die üblichen Fragen doch ihm war bereits nach der ersten Frage klar dass alles ziemlich einstudiert war. Also nichts. Das Selbe bei der zweiten und dritten Bewerberin. Einstudierte Antworten. Also alle durch. Die vierte Bewerberin, Elisa Konrads, gab konkrete Antworten und wirkte motiviert. Schon einmal eine zum Probearbeiten. Die fünfte war auch wieder nichts und die sechste erschien erst gar nicht. Die siebte, Sarah Bauer, teilte er auch zum Probearbeiten ein. Also nur noch ein Termin. Jack blickte auf die Uhr. Viertel nach Vier. Um Vier hätte Nummer Acht da sein müssen. Er ging davon aus dass sie wohl auch nicht kommen würde und packte die Unterlagen zusammen. Dann klopfte es an der Tür. Die 'Lady' die da herein kam konnte doch keine Bewerberin sein oder? So ein unpassendes Outfit hatte er selten erlebt. Sie trug hohe, schwarze, mit goldenen Strasssteinchen besetzte Sandalen, dazu einen knappen weißen Rock mit einem Goldenen Gürtel, ein ebenfalls Goldenes Top und darüber eine weiße, zum Rock passende Steppjacke. Ihre Augen waren von einer Riesengroßen, ebenfalls mit goldenen Strasssteinchen verzierten Sonnenbrille verdeckt.
'Guten Tag, Herr Kent, entschuldigen sie meine Verspätung'
'Guten Tag, Mizz Taylor nähme ich an?'
'Genau.' Sie setzte sich ohne aufgefordert zu werden auf den Stuhl, jedoch nicht ohne ihn vorher mit der Hand abzustreichen als wäre er dreckig. Als sie Platz genommen hatte nahm sie ihre Überdimensionale Sonnenbrille ab und sah ihn erwartend an.
'Okay, fangen wir an, was stellen sie sich unter der Arbeit als Assistentin in sämtlichen Bereichen vor, bzw. was erwarten sie von dem Beruf den sie ausüben wollen?'
'Ja unter dem Beruf Assistentin für sämtliche Bereiche stelle ich mir vor dass ich in allen Bereichen Assestiere'
Ihre arrogante Antwort irritierte ihn. Sie hatte es in einem so herablassenden Tonfall gesagt als könnte er nicht einmal bis fünf zählen. Am liebsten hätte er sie sofort weg geschickt. Doch dass tat er nicht.
'Und was erwarten sie von dem Beruf?' Bohrte er nach.
'Gute Bezahlung' Wenigstens war sie ehrlich, sagte sich Jack.
'Wo liegen denn ihre persönlichen Qualitäten, welche besonderen Fähigkeiten bringen sie mit?'
'Wo meine Qualitäten liegen ist wohl schon Offensichtlich, darüber hinaus genoss ich immer den besten Unterricht und spreche 4 Sprachen fliesend, Deutsch, Französisch, Englisch und Italienisch. In Latein besitze ich ebenfalls erweiterte Grundkenntnisse. Außerdem bin ich eine hervorragende Pianistin sowie Reiterin.'
'Tja dass sind aber leider keine Anforderungen die man bei uns benötigt. Wie sieht es mit Handwerklichem Geschick, Organisationstalent und Flexibilität aus?'
'Organisationstalent besitze ich und Flexibel bin ich auch, das Handwerkliche Geschick müssen ja wohl nur die Arbeiter haben die an den Autos zu tun haben.'
'Sie meinen Mechaniker'
'Ja genau die meine ich'
'Was genau verstehen sie unter guter Bezahlung Mizz Taylor?'
'Wie viel verdienen sie denn? Das gleiche dürfte für mich erst mal reichen.'
'Ich denke nicht dass ich ihnen sagen kann wie viel ich verdiene, man muss sich bei uns erst hocharbeiten um besser entlohnt zu werden!'
Ihm war sofort klar dass dieses verwöhnte Gör absolut ungeeignet für diesen Beruf war, doch amüsierte ihn dieses Vorstellungsgespräch. Wenn er sie zum Probearbeiten kommen lassen würde hätten alle in der Firma mal ordentlich etwas zu lachen, da war er sich sicher.'Okay Mizz Taylor, Sie dürfen am Montag zum Probearbeiten kommen, da werden auch noch zwei andere Bewerberinnen mit ihnen zusammen hier sein. Am Freitag entscheiden wir uns dann wer genommen wird' Sagte er schließlich.
'Auf Wiedersehen' Erwiderte sie ohne ein Danke oder sonstiges.

'Was hast du dir nur dabei gedacht Jack?'
'Ach komm Boss, ist doch lustig, gönn den anderen auch einmal ihren Spaß. Zurück zum ernsten Teil, was hältst du von Elisa Konrads? Die ist doch gut oder?'
'Kann ich noch nicht sagen, es ist ja noch nicht einmal ein Vormittag vergangen.'
Jack war klar dass Richard noch immer sauer war weil er diese Olivia auch zum Probearbeiten eingeteilt hatte. Mit dem Spaßfaktor hatte er Recht behalten. Die anderen Mitarbeiter bogen sich jedes Mal vor lachen wenn Olivia mit einer Aufgabe fertig werden versuchte. Allein schon als sie heute Morgen die Werkstatt betreten hatte war es ein Bild für Götter. Mit 10cm hohen Absetzen an ihren Stiefel und einer knallengen Leggins kam sie daher gelaufen. Darüber trug sie ein lila Top, beinahe Minikleid. In ihren Ohren baumelten Riesige Kreolen. Jack ging noch mal runter zur Werkstatt. Elisa war gerade bei einem Gespräch mit einem Kunden, sie machte sich wirklich gut. Sarah war Vormittags zum Telefondienst eingeteilt worden. Und Olivia? Olivia ließen die Mechaniker ihren Dreck weg kehren und die Werkzeugkisten aufräumen. Natürlich war dass auch nicht die 'feine englische Art' einen Probearbeiter zu behandeln, doch die Männer mochten eben nichts weniger als wenn sie von arroganten, eingebildeten, verwöhnten und außerdem noch unhöflichen Menschen von oben herab behandelt wurden. Ja, da war diese Olivia an der falschen Adresse gelandet. Hier galt 'So wie man in den Wald ruft kommt es auch zurück' und dass 10fach. Er ging auf Olivia zu die gerade mit einem Straßenbesen kämpfte. Sie schaffte es nicht wirklich dass Teil richtig zu halten.
'Und wie gefällt ihnen der erste Arbeitstag'
'Ich hatte es mir irgendwie anders Vorgestellt'
'Soll dass heißen es gefällt ihnen nicht hier bei uns?' Mehr als einen Tag hätte er ihr sowieso nicht gegeben.
'Doch es gefällt mir schon, ich hatte es mir nur anders vorgestellt' erwiderte sie gereizt. Jack überlegte warum sie den Job machte. Ihrer Kleidung nach zu Urteilen war es nicht allein des Geldes wegen. Er tippte darauf dass sie vielleicht eine Wette verloren hatte. Irgendwas in der Richtung würde es wohl sein.

Fertig warf sich Olivia in dem billigen Motel dass sie sich gemietet hatte aufs Bett. 1 Monat war vergangen seit sie von ihrem Anwalt erfahren hatte dass sie pleite war. Heute hatte sie ihren ersten Probetag bei -Bonner & Co Automobile- gehabt. Sie drückte ihren Kopf in ihr Kissen und heulte. Das war nicht ihre Welt. Seit sie kein Geld mehr hatte ging wirklich alles steil bergab. Ihre sogenannten 'Freunde' hatten plötzlich keine Zeit mehr für sie. Als sie selbst noch Reich war hätte sie ihre Freunde jederzeit bei sich zuhause aufgenommen wenn diese unerwartet verarmt wären. Sie fühlte sich so alleine gelassen. Das einzige was ihr noch aus 'ihrer Welt' geblieben war, waren ihre Klamotten und ihr heißgeliebter 56er Jaguar. Doch der Tank war fast leer und soviel Geld konnte sie im Moment nicht auftreiben. Also hieß es Bus fahren. Olivia hasste die Öffentlichen Verkehrsmittel. Lauter Penner, ihrer Meinung nach. Aber da gehörte sie wohl nun auch dazu. Sie dachte an ihren ersten Arbeitstag. Die anderen in der Firma schienen sie nicht zu mögen, ihr fiel jedoch nicht ein warum. Sie war doch eine Frau von Welt! Gebildet und Wunderschön. Früher hätte sie sich sowieso nie mit solchen Menschen abgegeben. Neandertaler! Genau das waren die für sie. Sobald sie wieder Geld hatte würde sie nie wieder an diese Zeit, die Arbeit, diese Menschen und das grauenhafte Motel zurückdenken.

Donnerstag war Jack überrascht als er sah dass Olivia noch immer in der Firma arbeitete. Da hatte er sie wohl unterschätzt. Die letzten beiden Tage war er nicht da gewesen weil er mit Richard die anderen Filialen besuchte. Sie kam, man staune, pünktlich um 8. In bequemer Jeans und Sneakers. Tom, der Chefmechaniker, kam auf ihn und Richard zugelaufen. Tom war ein Mann Mitte 30 mit einem 'gesunden Wohlstandsbauch' (wie er es selbst nannte) und einem freundlichen rundem Gesicht.
'Hey ihr beiden, diese Sarah geht gar nicht, total faul'
'Sarah? Du meinst Olivia?' erwiderten Richard und Jack gleichzeitig.
'Nein die macht sich ganz gut, hab ihr am Dienstag gesagt dass sie mit ihrer herablassenden Art bei uns nichts verloren hat, seither ist sie wie ausgewechselt.'
Richard und Jack tauschten überraschte Blicke aus. -Wenn man vom Teufel spricht- in dem Moment kam Olivia vorbei.
'Guten Tag Herr Bonner, Herr Kent' Sie nickte den beiden freundlich zu und fuhr fort.'Entschuldigung Tom wenn ich unterbreche aber Herr Schnauf ist hier. Wo liegt denn der Schlüssel für sein Auto? Die Formulare für die Versicherung habe ich bereits ausgefühlt.''Frag mal Bobby, der hat das Auto sauber gemacht' erwiderte Tom. Bobby war Azubi in der Firma, ein fleißiger, schlaksiger Junge. Olivia wollte gerade wieder gehen da rief Bobby ihr noch etwas nach.
'Ach Liv, sag ihm bitte auch gleich er soll den VW von Herrn Becker noch putzen, der müsste auch gleich mal kommen'
'Du nennst sie Liv?' Fragte Jack als Olivia weg war.
'Schöne Abkürzung oder? Liv Taylor, fast gleich wie die Schauspielerin, nur halt dass die Tyler heißt. Die sehen sich ja sogar ein bisschen ähnlich.'

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Hab mal ein bisschen eine Ablenkung von meinem 'Unterwegs mit Jungs' gebraucht. Ich hoffe diese Geschichte gefällt euch auch ;) Freu mich über Kommis…

Liebe Grüße
MrsAirs









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