Keine Hoffnung ist je vergessen

Autor: AwryOne
veröffentlicht am: 06.04.2010




Kapitel 5 – Falsche Rettung

Meine Haut erfror, ich spürte wie sich mein Körper lähmte. Ohne es zu wollen zitterten meine Beine hemmungslos und mein Herz pochte als wolle es am höchsten Punkt explodieren.
Ich wusste dass irgendwann alles auf mich zu käme. Was ich getan habe. Jetzt spürte ich Reue in mir, eine Starke. Egal was man tat, egal wie man es versuchte besser zu machen, ein gutes Leben wird man nie haben. Aber man brauch es auch nicht schlimmer zu machen. Genau das war mein Problem. Ich sehe jetzt ein was ich tat, ich merke wie alles es an mir ausgelassen wird. Es war furchtbar.
Als ich geradeaus blickte, konnte ich zwei Gestalten zuerst nur entdecken, doch dann sah ich die Frau und den Mann. Ihre Blicke immer noch voller Hass und ihrer Anspannung zu beurteilen dürsteten sie nach Rache. Ihre Reflexe, jeder Zeit bereit zu zuschlagen.
Mein Magen zog sich zusammen, die Tränen musste ich zurück halten, ich durfte jetzt nicht schlapp machen.
„Willst du zuerst zuschlagen, Kitty?“, fragte der Mann.
„Klar, Sam.“
Sie kaute aufgeregt auf einem Kaugummi und kam mit erhobenen Fäusten auf mich zu.
„Jetzt hast du Schiss was? Wie dumm kannst du eigentlich sein und dann noch wegrennen? Und dann noch in eine Gasse?“
Sie schüttelte den Kopf und schlug mit der fest geballten Faust in ihre Hand, als wolle sie mir zweigen, wie hart sie mich treffen würde. Sie ging ein paar Schritte auf mich zu und ich erwiderte sie immer wieder. Irgendwann stand ich fast an der Wand und ich wusste jetzt war Schluss mit dem Zögern. Ich denke nicht, dass sie locker lassen wird und einsieht, dass es nichts mehr bringt. Das wird vielleicht ihren Rache Durst löschen, aber die Wunden werden nie heilen. Ja das stimmt. Wunden auf der Haut können heilen, aber im Herze bleiben es jedoch Narben, meistens auch tiefe.
„Kitty, ich kann dich ja verstehen, aber…“
„Hast du Angst?“, fragte sie und blieb stehen, aber ihr fieses Lächeln verging nicht.
„Du hast mich vor allen blamiert! Jeder hat mich ausgelacht, das ich von einer vierzehn jährigen verschlagen wurde. Wie erbärmlich! Das hat verdammt wehgetan und jetzt werde ich dir auch wehtun.“
Wer konnte sie jetzt noch ablenken? Keiner. Sie war so fest davon entschlossen es zu tun. Es gab keine Hoffnung mehr. Aber was soll´s? Dann kehre ich eben mit blutigen Wunden und blauen Flecken ins Heim zurück. Ich schämte mich. Eine ältere Frau zu verschlagen, das war wirklich dumm von mir. Nun gut, wenn man viel Alkohol im Blut hat, schwindet manchmal einem der Verstand. Denn damals war ich selbst betrunken.
Als sie vor mir stand, packte sie meinen Arm und hob ihre fest geballte Faust. In diesem Moment würd ich zurückschlagen, aber zum ersten Mal hatte ich Angst davor. Meine Reflexe funktionierten nicht mehr, es gab darauf keine Reaktion. Ich zögerte, schloss die Augen und wollte es einfach hinter mir haben. Den Kopf drehte ich zur Seite, denn ein blaues Auge sieht sehr hässlich im Gesicht aus.
Doch gerade im letzten Moment zog sich ein weiterer Schatten über die Gasse. Ich blickte auf und Kitty drehte sich verdutzt um.
Sam sagte etwas, doch es sehr leise.
„SARAH!“, schrie jemand und es war eine tiefe und raue Stimme. Die eines Rauchers.
Kitty ließ meinen Arm los und ging zu ihm hin. Ich drückte mich noch fester an die Wand und starrte geradeaus. Wer ist das bloß?
Dann schlug er plötzlich mit einem kräftigen Hieb Sam um. Er traf ihn an der Wange und da stürzte er zu Boden. Sam schrie vor Schmerz und hob seinen linken Arm vor sein Gesicht, jedoch gab er nicht auf und kniete sich auf.
Kitty schlug zu, aber er wisch aus. Dummerweise konnte ich sein Gesicht nicht sehen, aber eins war mir klar: es war nicht Felix.
Er schlug wieder zu und Kitty fiel auch auf den Boden.
Da kam er auf mich zugerannt und ich hob die Hände vor mein Gesicht.
„Sarah…“
Jetzt, da der Klang näher und auch lauter ist, erkannte ich sie wieder.
„Vater?“
Ich schaute in sein vernarbtes Gesicht und in die roten Augen, die durch den Rauch, den er jeden Tag fünfzigmal in die Lunge einatmete, das so in die Augen auch gelangte.
Wieso musste er mich retten? Am besten sollte er nicht einmal versuchen bei mir wieder alles gut zu machen. Er hatte einen riesen Fehler gemacht, der dadurch mein komplettes Leben änderte. Ich war zuerst ein normales glückliches Mädchen, aber dann verlor ich meine Mutter, dann meinen Vater und schließlich auch mein Leben. Wäre Felix nicht gekommen, hätte ich mich niemals akzeptiert.
Jetzt meinte er, er könne hier ein paar Leute zusammen schlagen, den Helden spielen und dann dadurch mein Vertrauen wieder gewinnen. Das kann er sich abschminken! Er hat´s versaut!
Genervt drückte ich ihn feste zur Seite und ging zügig in die Richtung von Sam und Kitty. Als Kitty wieder auf den Beinen stand, wollte sie zuschlagen, aber mein Vater stand schon bereit neben mir um zu kontern. Sam bemühte sich nicht einmal aufzustehen und blieb ängstlich am Boden. Kitty keuchte und stützte sich an der Gassenwand ab. Es schien als schwellte ihre Wange an und dadurch wurde das Auge etwas zugedrückt. Mit mühenden und ernsten Blick schaute sie mir in die Augen, das so viel bedeuten soll wie: Es ist noch nicht vorbei.
Mein Vater blieb hinter mit, als wolle er noch sicher gehen, das sie mich von hinten angreifen, doch mir war das völlig egal. Wieso er? Jetzt darf ich mir wahrscheinlich noch von ihm eine Predigt anhören.
„Sarah, es tut mir Leid. Bitte, versteh doch, diesen Fehler konnte ich mir einfach nie verzeihen. Du musst wieder zu mir kommen. Wir könnten eine neue Familie gründen. Nur du und ich. Wie wär´s?“
Zum Schluss hob er seine Stimme etwas fröhlich, als dachte er ich würde jetzt zu ihm lächeln. Doch ich schaute ihm nicht einmal ins Gesicht.
„Vergiss es! Mit dir werde ich keine neue Zukunft anfangen, ich habe schon eine Neue. Endlich habe ich einen Menschen gefunden der mir was bedeutet und der für mich da ist, egal wie schwer auch die Situation sein mag. Mit ihm kann ich alles machen. Er hilft mir von meiner falschen Bahn zu kommen, er wird mich endlich aus meinem Kummer befreien. Doch mit dir…“
Ich schluckte kurz und drehte mich dann ruckartig zu ihm um.
„…werde ich nie wieder etwas von neuem beginnen!“
Gerade wollte ich an ihm vorbei gehen, als er feste mein Handgelenk packte.
„Du bist meine Tochter!“, schrie er.
„Ich war es!“
Kraftvoll riss ich mich aus seinem Griff und ging mit gesenktem Kopf weiter. Es war mir eigentlich egal wie er jetzt darauf reagierte. Soll er doch weinen. Er soll wirklich diesen Schmerz spüren einen weiteren Menschen zu verlieren, doch für mich war es nichts Neues. Ihn hatte ich schon verloren, als er den Fehler begann mich ins Heim zu stecken. Man kann nicht einfach so kommen und sich entschuldigen. Besonders nicht, in einer Situation – zum Beispiel die von eben – worin man sich einmischt und den Helden spielt. Erwachsene können alles regeln, sogar meine Oma, wenn sie noch leben würde, könnte Kitty und Sam dazu bringen mich nicht zu schlagen. Aber es ist trotzdem noch nicht vorbei. Ich weiß dass sie nicht ruhen wird, eher sie ihre Rache hatte. Kitty ist ein ziemlich dickköpfiges Mädchen und sie und ich sitzen im selben Boot. Genau wie ich, raucht sie, ist immer sturzbetrunken, Alkoholikerin, so viel ich schon gehört habe, soll sie sogar einmal mit fünfzehn vergewaltigt worden sein.
Sam dagegen ist ein richtiges Weichei, er versucht cool zu sein und deswegen geht er auch mit Kitty. Er denkt bei ihr kann er sich gut beliebt machen, aber selbst sie weiß, dass er ein Schwächling ist. Doch wieso sie ihn bei sich behält, bleibt mir ein Rätsel.
Als ich nach einigen Minuten das erste Mal, seit ich mit meinem Vater redete, nach hinten schaute, war er mir Gott sei Dank nicht gefolgt.
Um acht Uhr war ich schon im Heim, aß nichts zu Abend, weil ich keinen Hunger hatte und legte mich dann, so müde wie ich war, ins Bett.
Am Morgen frühstückte ich und wartete bis zur Stunde in der ich mich auf den Weg machte für das nächste Treffen mit Felix. Endlich würde ich mal wieder seine Eltern sehen. Ob sie sich noch an mich erinnern?
Ich zog extra hübsche und anständige Sachen an, obwohl ich davon so gut wie nichts hatte. Eine weiße Röhrenjeans, eine feines langärmliges Shirt, das oben am Rand mit Fassetten verziert war. Es war blau und selten sah ich mal gut aus. Meine Haare hatte ich glatt gekämmt und hübsch frisiert. Schon von weitem sah ich Felix vor dem Restaurant stehen, indem wir gestern fein aßen.
Als er mich kommen sah, musste er ein breites Grinsen ziehen.
Vor ihm fiel ich in seine Arme und es tat gut bei ihm zu sein. Seine Körperwärme ließ ein leichtes Kribbeln auf meiner Haut los und mein Herz war wieder auf hundertachtzig.
Wir ließen uns wieder los und ich schaute ihm in seine so wunderschönen Augen.
„Gehen wir?“, fragte er und war schon ganz „hibbelig“.
„Klar.“
Er packte meine Hand und ich zuckte zuerst zusammen, doch dann lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter und zusammen gingen wir zu dem Auto. Ich stieg vorne ein und wieder kam mir eine Erinnerung hoch.
Ich saß in einem Auto und weinte, ein Gespräch zwischen mir und meine Vater begann.

„Hör endlich auf zu heulen!“, brüllte er.
„Papa, ich werde artig und brav sein, doch bitte bring mich nicht weg.“
„Glaub mir, dort wo ich dich hinfahre wird es dir viel besser gehen, dort wirst du das finden nachdem du suchst.“
„Aber ich will bei dir bleiben!“
„Nein, das geht nicht, ich kann die Wohnung nicht mehr bezahlen. Seit deine Mutter nicht mehr bei und ist, geht alles den Bach runter. Wie soll ich dich den ernähren, dir Kleider, Schuhe und alles kaufen. Ich will das aus dir ein anständiges Mädchen wird, außerdem gehe ich auch den Bach runter und damit will ich dich nicht belasten.“, erklärte er mir und in seinen Augen stauten sich dicke Tränen.

„Hey Sarah, schlaf nicht ein!“, grinste Felix neben mir.
„Tut mir leid.“, murmelte ich und räusperte mich.
Wir fuhren in einige Straße und bogen sehr häufig ab, wie in einem Labyrinth. Ich war nie weit vom Heim entfernt gewesen und obwohl wir immer noch in derselben Stadt waren, kam es mir so vor als wäre ich auf einem fremden Kontinent. Hier waren die riesigen Hochhäuser, viele Büros, Firmen, Geschäfte und Imbissbuden oder Restaurants. Ganz anders als im anderen Teil der riesigen Hauptstadt. Eigentlich war ich noch ziemlich froh darüber noch abgelegen zu wohnen.
Als wir auf einer Hauptstraße nach links abbogen, befanden wir uns in kleinen Straßen, wo auch gleich rechts Parkplätze waren. Direkt gegenüber davon war eine Reihe von der Stadt gehörenden Wohnhochhäusern. Es waren mindestens sechs Stöcke hoch. Drinnen stieg ich so lange die Treppen hinauf, bis wir im fünften Stock angelangten. In einen kleinen Gang, gab es nur rechts und links eine Tür und dann führte die Treppe weiter hoch. Die Wände waren gelb gestrichen, doch die neuste Wohnung war es nicht. An manchen Stellen war schon der Beton abgekratzt und an manchen schwarze Streichspuren zu sehen. Er öffnete die Tür und drinnen sah es ziemlich nett aus. Der Teppich auf den kleinen Flurboden war mit vielen mustern bedeckt und eine Spiegel und ein Siedeboard standen dort auch. Die Wohnung hatte, den Flur mitgezählt, sechs Räume. Rechts war anscheinend das Zimmer von Felix, dann direkt gegenüber der Wohnungstür das Schlafzimmer der Eltern. Links weiter, als neben dem Schlafzimmer das Wohnzimmer. Es sah ziemlich geschmückt aus. Feine Seidentücher waren auf dem Tisch aufgebreitet, dennoch sah es nicht so aus, als würden sie dort essen. Gegenüber dem Wohnzimmer war das Bad, grün angestrichen und mit vollwertigem „Badezeugs“ ausgestattet. Über einer Theke hang ein merkwürdiger Metallkasten, mit einem Plastiküberzug.
„Die Heizung.“, lächelte Felix und schaute meinem fragendem Blick nach.
Das letzte Zimmer war die Küche. Dort war es ziemlich billig ausgestattet, das so viel heißen soll wie, nicht besser als in meinem Heim. Bis auf einige Mäkeleien, wie zum Beispiel die abgefärbten Wandstellen, die komische Heizung oder der merkwürdig unbenutzte Esstisch im Wohnzimmer war es hier sehr angenehm.
Er führte mich ein bisschen rum und alle Zimmer sahen, wie ich schon sagte, amüsant aus.
Bis vor kurzem bemerkte ich erst das seine Eltern nicht zu Hause waren. Sind sie beide arbeiten?
„Meine Eltern sind nicht da, sie kommen erst in drei Stunden, aber solange können wir ja noch Fernsehen schauen. Wir setzten uns auf das Sofa und er schaltete spontan auf irgendein interessantes Programm. Eigentlich lief nichts im Fernsehen, die spannenden und interessanteren Filme liefen nur abends. Felix schaltete den Fernseher wieder aus.
Er gähnte vor sich hin und es blieb zuerst still.
Bis er dann vorschlug uns etwas zu trinken zu holen. Also rannte er in die Küche und ich hörte nur zwei Gläser knirschen und die Kühlschranktür aufziehen.
Im Zimmer schaute ich mich neugierig um und fand auf einem riesigen Schrank, der eine ganze Wandseite bedeckte, viel eingerahmte Fotos. Auf dem einen war Felix, als er vielleicht gerade geborgen wurde, dann eins worauf sein Vater ihn auf den Schultern trägt und durch den Garten rannte. Beide lachten so fröhlich, als wäre ihr Leben so…makellos. Auf dem nächsten war ihre ganze Familie, Lilly, seine Mutter, denn den Namen konnte ich nie vergessen. Sie früher sehr nett zu mir gewesen und passte meistens auf mich und Felix auf. Doch das Foto nebendran war meine Mutter zu sehen! Nur von Kopf bis zur Brust war sie zu sehen. Anscheinend trug sie ein langes rotes Kleid, es passte ihr so gut. Ach wie sehr vermisste ich ihr wunderschönes Lächeln, ihre Art, einfach alles.
So sehr ich auch an dieses Bild gebunden war, entdeckte ich an ihrem Hals eine Silberne Kette mit einem Engel als Anhänger. Was? Der sieht genauso wie meiner aus!
Schnell zog ich ihn aus meiner Jackentasche und betrachtete ihn näher. Dann hielt ich ihn neben das Bild und tatsächlich waren sie identisch. Aber…wie? Ich weiß nur dass ich dem einen Mädchen das Leben gerettet habe und sie es mir gegeben hat. Doch, woher hat sie es? Ich schüttelte den Kopf.
Felix kam mit zwei Tassen herein und drückte mir sie in die Hand.
„Danke, aber was ist das?“, lachte ich.
Er nahm einen Schluck, als ich ihm die Frage stellte, doch dann verschluckte er sich. Leicht klopfte ich ihm auf den Rücken und er hörte auf zu husten.
„Danke.“, sagte er und räusperte sich.
„Das ist Tee.“
„Hm? Sowas trank ich mal bei meiner Oma, aber da war ich noch ganz klein.“
„Bei deinen Eltern nicht?“
Ich senkte den Kopf.
„Als die Familie am zusammenbrechen war, weil meine Mutter krank wurde, trank mein Vater nur noch Alkohol und ich bekam immer das was es noch gab. Fast jeden Abend kam mein Vater spät nach Hause, meistens gegen drei oder vier Uhr nachts. Durch sein ständiges gehustet und das laute Räuspern wachte ich auf. Ich schlief nicht gut und schon mit fünf ging ich zur Schule. Dadurch war ich sehr schläfrig, passte nie auf und vergas meine Hausaufgaben oft. Meine Lehrerin wollte ein Gespräch mit meinen Eltern und da meine Mutter krank ist, blieb nur mein Vater übrig. Gleich erkannte sie, das er ein Alkoholiker und wahrscheinlich ab da sogar ein Säufer war. Ich wurde in der Klasse gehänselt, als das „Mädchen des Alkoholikers“ oder später das „Biermädchen“. Es war einfach nur grauenhaft. Doch als meine Mutter dann von uns war, entwickelte sich alles zur Katastrophe. Mein Vater war nicht mehr aufzuhalten und er hatte auch bald keine Arbeit mehr. Jetzt hatten wir kein Geld für die Wohnung zu bezahlen und das Essen und alles andere. Wir lebten mit vielen Schulden und dann kam ich ins Heim. Weißt du…“
Ich nahm kurz Luft und er nahm meine Hand.
„Als ich das letzte Mal mit ihm sprach, wollte er eine neue Familie gründen. Alles wieder von vorne beginnen, doch ich lehnte ab. Dazu sagte ich noch meine Meinung und das er sich nicht mehr bei mir blicken lassen soll. Was er getan hat, war einfach unverzeihlich.“
Felix verstummte. Als ich meine Gesichte hinter mir hatte, sagte er nichts. Er weiß nicht wie sich das anfühlt, er kennt den Schmerz nicht.
„Ich wusste zwar wie es ist zu rauchen und Alkohol zu trinken, aber das habe ich Gott sei Dank hinter mir, aber was du für eine Vergangenheit und eine Gegenwart hast, muss einfach ein grauenhafter Schmerz seien. Aber ich werde dir helfen, das verspreche ich.“
Er lächelte zu mir, aber irgendwie konnte ich nicht zurück lächeln. Mir war die Freude wieder vergangen.
„Okay.“
Er drückte sich von der Couch ab und schaute mir ins Gesicht. Erschrocken starrte ich ihn an.
„Hör mal, was vergangen ist, ist vergangen. Hör auf ständig an die Vergangenheit zu denken, ich weiß das ist schwer, aber so wird es auch nicht besser.“
Eigentlich hatte er ja Recht. Ich atmete tief ein und aus. Dann ließ ich alles Gedanken verschwinden und zog meine Mundwickel nach oben.
„Siehst du.“
Daraufhin musste ich lachen.
„Du hast ein wunderschönes Lachen.“
„Danke.“, grinste ich.
„Willst du nicht einmal deinen Tee probieren? Meiner ist schon fast wieder leer.“
Ich nahm einen Schluck, doch er war so heiß, das ich zuckte und etwas auf meine Hand kippte.
Heftige schüttelte ich hin und her, damit der Schmerz vergeht.
„Vorsicht!“, rief Felix erschrocken und beruhigte meine zappelnde Hand. Er packte mich am Handgelenk und schaute auf die nass Stelle.
„Kleine Verbrennung. Komm wir müssen das kühlen.“
Den Tee stellte ich in der Küche am kleinen Esstisch ab und Felix hielt sie unter das kühle Wasser.
„Meine Zunge ist auch verbrannt.“, klagte ich.
Er seufzte.
„Tee trinkt man auch langsam und das hat kochendes Wasser so an sich.“, lachte er.
„Das wusste ich nicht.“
Er trocknete meine Hand mit einem Handtuch ab, das neben der Spüle lag. Wir setzten uns an den Tisch und ich seufzte genervt.
„Ach, das kann jedem Mal passieren.“, lächelte er.
„Ja, aber keiner, die das zum ersten Mal trinkt.“
Er kicherte.
„Du warst schon als kleines Mädchen tollpatschig.“
Ich starrte ihn empört an.
„Tja und du als Kind dickköpfig.“, lachte ich spöttisch.
„Das stimmt.“
Da lachten wir beide los und verschwanden wieder ins Wohnzimmer. Dort legte er sich dann breit auf die Couch und ließ mir keinen Platz.
„Hey, was soll das?“
Er lachte siegreich.
„Na warte.“
Ich zog meine Jacke aus und meine Schuhe, dann versuchte ich mich noch neben ihn hinzu quetschen.
„Du quetscht mich ein!“, klagte er.
„Dann mach dich nicht so breit.“
Das Kissen unter seinem Kopf zog er höher und stieß mich mit dem Ellenbogen etwas zur Seite, sodass ich fast nach unten gefallen wäre, wenn ich mich nicht an ihm festgehalten hätte.
„Warte…“
Ich zog mich auf ihn und legte meinen Kopf unter sein Kinn. Es war so warm und angenehm. Es kam mir so vor, als hätte ich wieder ein zu Hause, doch ich darf nicht vergessen, das ich bei Felix immer noch bin.
„Wenn ich zu schwer bin sag´s“, nuschelte ich.
„Klar.“
Eine Weile lagen wir so, als Felix mir auf meinen Kopf küsste. Ich hob den Kopf und schaute ihm in die Augen. Es war wie ein Moment, der alle meine Gefühle zum flattern brachte. Sogar mein Bauch spielte wie verrückt und ich war nervös. Doch dann kamen unsere Lippen immer näher und genussvoll schloss ich meine Augen. Ich wusste dass das irgendwann kommen musste, so lange hatte ich auf diesen Moment gewartet.
Langsam spürte ich schon seinen Atem und ich wusste es war so weit. Unsere Nasenspitzen berührten sich zuerst und dann spürte ich seine leidenschaftlichen Lippen. Es tat so gut. Wie ein perfekter Kuss, vollstreckte sich auf meinen Lippen. So viele anderen Jungen küsste ich, aber keiner war so wunderbar wie dieser. Es kam mir so vor als würde ich mein ganzes Leben darauf warten und jetzt endlich der Moment gekommen war. Doch dann unterbrach uns das Läuten der Tür unseren wundervollen Moment.
Ob das seine Eltern sind? Oh je.
Ich stand schnell von ihm auf und Felix rannte zur Tür.
Was soll ich bloß sagen? Werden sie sich noch an mich erinnern? Werden sie mich noch mögen?








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