Auf der Suche nach dem Geisterpferd

Autor: *Clara*
veröffentlicht am: 02.01.2010




Auf der Suche
nach dem Geisterpferd


Eine unerwartete Begegnung
Tränenüberströmt schwang ich mich auf den bloßen Pferderücken und presste meine Fersen in den Bauch des mächtigen Tieres. Die Stute stieg in die Höhe, ruderte mit den Hufen in der Luft und preschte dann in einem wilden Galopp los. Ich klammerte mich in der Mähne fest, während unter mir der Staub aufwirbelte. 'Los, los Sandy!', rief ich mit tränenerstickter Stimme. Sandy erhöhte ihr Tempo noch mehr.
Als wir schließlich auf eine Linkskurve zugaloppierten, zügelte ich ihr Tempo und ließ sie im Schritt am Langzügel ausruhen. Plötzlich wurde mir bewusst, was ich gemacht hatte. Ich war auf einem, noch nicht fertig ausgebildetem, Pferd abgehauen. Ich hatte es in Gefahr gebracht. Es hätte sich verletzen können! Ich presste meine Lippen zusammen und streichelte entschuldigend Sandys Hals. Nachdem ich noch einmal ruhig durch geatmet hatte, trieb ich Sandy wieder zum Trab an und steuerte sie auf eine kleine Weide zu, die an den Wald angrenzte, und die der Ranch meines Vaters angehörte. Innerhalb des Zaunes grasten nur ein paar Pferde, Starlight, Dancer, Lissy und … was für ein Pferd war das? Es hob sofort den Kopf und wieherte panisch, als ich mich von Sandys Rücken beugte, um das Tor zu öffnen. Und als ich dann mit Sandy auf die Wiese geritten kam, wich es immer weiter zurück, bis es zum Schluss ängstlich an den hinteren Teil des Weidenzaunes gepresst stand. Ich ließ mich langsam von dem glänzend rot-weißen Fell der Quarter Horse-Stute gleiten und gab ihr eines freundschaftlichen Klaps auf das Hinterteil, was sie dazu veranlasste, zu der kleinen Pferdegruppe zu traben. Sie schien den anstrengenden Jagdgalopp anscheinend schon wieder vergessen zu haben. Nun wandte ich mich wieder dem nussbraunen Hengst zu. Seine lange dunkle Mähne wehte im Wind. Er hatte einen weiß leuchtenden Stern auf seiner Stirn, der allerdings zur Hälfte von seinem langen Schopf verdeckt wurde. Ich wusste, es hatte keinen Sinn, jetzt zu versuchen, sich ihm zu nähern. Er würde sich nur noch mehr verkriechen. Und wenn dies tatsächlich ein neues Pferd von einem Kunden war, wäre es sicherlich keine gute Werbung, wenn die eigene Tochter des Ranchbesitzers das Selbstvertrauen eines Pferdes zerstörte. Ich verzog das Gesicht. Na ja, trotzdem war es etwas merkwürdig, das der Hengst bei zwei Stuten auf der Weide stand. Normalerweise hätte Paps ihn sicher auf den kleinen Paddock hinter der Scheune gebracht. Seltsam … ich musste ihn mal danach fragen. Aber bestimmt nicht, wenn er immer noch das vorhatte, was mir so sehr Kummer bereitete! Nun, früher oder später musste ich wohl wieder zurück kommen. Aber wie? Sandy würde ich es nicht noch mal zumuten, den langen Weg von hier bis dort geritten zu werden, sie hatte heute schon genug hinter sich. Aber wen sollte ich nehmen? Dancer nicht, sie und Sandy waren ein Herz und eine Seele, dass wollte ich den beiden nicht antun! Aber wen dann? Starlight oder Lissy? Ich meinte, gehört zu haben, wie Paps meinte, er wolle Starlight so schnell wie möglich wieder reinholen, da der Winter bald anbrach und der schwarze Wallach nicht gewohnt war, bei dieser Kälte draußen zu sein! Also schwang ich mich auf den edel geschwungenen Pferderücken und trabte zu dem Tor hinüber.

Das Angebot
Gerade kam ich mich Starlight wieder an der Ranch an und saß ab, da kam mir mein Vater entgegen. 'Hör mal, Emily, deine Mutter und ich haben noch mal über den Verkauf von Milly nach gedacht und … was würdest du davon halten, wenn du dafür von Holly das Fohlen bekommen würdest? Es wäre ein reinrassiges Paint Horse und ich würde es zu einem ausgezeichnetem Trainer bringen, der ihm mit Sicherheit für die besten Western-Wettbewerbe bereit machen könnte! Und, was sagst du?' Ich funkelte ihn böse an. 'Niemand kann Milly ersetzen! Und jetzt lass mich in Ruhe.' Ich drängelte mich an ihm vorbei und stampfte wütend, eine Hand in Starlights Mähne, zu dem größeren Stallkomplex. Ich öffnete die riesige Stalltür und trat, mit dem schwarzen Wallach zusammen, ein. Ich brachte ihn schnell in seine Box, bürstete noch einmal schnell über sein tiefschwarzes Fell und lief dann über den Hof in die Futterkammer, wo ich prompt mit Nils zusammenprallte. Meine Wut verblasste sofort. Nils war einer der Pferdepfleger der Ranch. Und obwohl er vorher nicht mit Pferden zu tun gehabt hatte, hatte er sich in dem letzten halben Jahr, indem er hier gearbeitet hatte, recht gut gemacht. Und erst vor wenigen Wochen hatte ich erkannt, dass ich für ihn mehr empfand, als nur gute Freundschaft.
Als ich etwas benommen nach hinten taumelte, grinste er. War ja klar, dass wieder mal nur ich die Balance verlor! 'Wieder mal in Eile?' 'Äh … ja. Also, nein. Vielleicht. Äh … eigentlich nicht.' Er sah etwas verwirrt aus, der Arme. Was sollte er auch von meinem Gestotter halten? Ich riss mich zusammen. 'Nun, eigentlich wollte ich nur für Starlight ein Heunetz holen.' 'Oh, die sind gerade leer, ich habe in der Futterkammer mit dem Lieferanten gesprochen. Er kommt morgen so gegen 14 Uhr. Wenn du das deinem Vater ausrichten möchtest?!' Und sofort fiel mir wieder meine Wut ein. 'Nein!', brummte ich wütend und wollte mich an Nils vorbei drücken. Doch keine Chance! Einer der Gründe, warum viele Mädchen hinter ihm herliefen, war, dass er zum größten Teil wahrscheinlich nur aus Muskeln bestand. Er stellte sich mir in den Weg und verschränkte die Arme. 'Ist es wegen Milly? Ich habe gehört, dass dein Vater sie verkaufen will.' Ich verdrehte die Augen, und grummelte: 'Ihm sind 100.000 Dollar anscheinend wichtiger als das Glück seiner eigenen Tochter!' Während Nils kurz über das nachdachte, was ich eben gesagt hatte, drängte ich mich schnell an ihm vorbei. Als ich durch die Futterkammer ging, die Tür zum Heulager öffnete und einen leeren Platz sah, überlegte ich mir, warum ich eigentlich hier hin gegangen war. Ach ja, das Heunetz … ich kniff meine Lippen aufeinander, schloss die Augen und dachte über meine eigene Dummheit nach. Na, zurück gehen ging nicht, das wäre zu peinlich. Also nahm ich mir den Besen, der an die Wand gelehnt war, und fegte die übrig gebliebenen Heuhalme zusammen. Als ich nach einer Viertelstunde fertig war, steckte mein Vater den Kopf zur Tür herein. 'Emily? Kann ich dich kurz sprechen? Bitte, es ist wichtig.' 'Nein.' Ich habe einen anderen Vorschlag wegen Milly.' 'Nein!' Er seufzte. 'Hör mal, Emily, es gibt noch eine Möglichkeit, wenn du das Fohlen nicht willst.' 'Wenn es nicht die Möglichkeit ist, Milly doch zu behalten, lass mich bitte in Ruhe!' Er kam ebenfalls in das Heulager und trat hinter mich. 'Wenn du willst, machen wir es so. Von den 100.000 Dollar, die ich für Milly bekomme, gebe ich dir 50.000 Dollar ab. Davon kannst du dir ein Pferd deiner Wahl kaufen! Vermutlich sogar gleich 5 Pferde deiner Wahl! Also, wenn du dich entschieden hast, komm in mein Büro.' Und damit verschwand er.

Eine getroffene Entscheidung
Es war später Nachmittag, als ich die CD-Rom in meinen veralteten Computer schob.

Das Quarter Horse
Herkunft: Amerika
Stockmaß: 162cm
Intelligenz: Sehr hoch
Geschwindigkeit: 55km/h
Preis: Circa 8.000 Dollar
Charakter: Gelehriges Pferd, ein beliebtes Westernpferd

Der Trakehner
Herkunft: Deutschland
Stockmaß: 176cm
Intelligenz: Hoch
Geschwindigkeit: 60km/h
Preis: 12.500 Dollar
Charakter: Sensibel und sehr temperamentvoll

Der Lusitano
Herkunft: Portugal
Stockmaß: 162cm
Intelligenz: Sehr hoch
Geschwindigkeit: 52km/h
Preis: Circa 14.500 Dollar
Charakter: Intelligentes, wendiges Reitpferd

Irish Draught
Herkunft: Irland
Stockmaß: 173cm

'Emily?' Ich sah von meinem Laptop auf. 'Dina? Oh, cool, dass du hier bist!' Lächelnd trat meine Freundin ein. 'Nun, eigentlich wollte ich dich fragen, ob du Lust hättest, mich und Diabolo zu begleiten.' 'Klar, gerne, aber warte, ich muss den Rechner noch runter fahren.' Jetzt kam sie neugierig auf mich zu. 'Was machst du denn da?' 'Ach, mein Vater hat mir die CD gegeben, da sind Beschreibungen von Pferderassen drauf.' 'Ah. Ähm … wegen Milly?' Ich nickte. 'Deine Mutter hat mir erzählt, dass er dir sogar die Hälfte von Millys Verkaufsgeld geben wollte, das wären dann doch 50.000 Dollar! Wow! Das ist doch voll cool! Dann wärst du ja sozusagen reich! Und außerdem könntest du dir total viele Pferde kaufen!' 'Wenn ich es überhaupt annehme …', murmelte ich genervt. 'Was? Du denkst daran, es nicht anzunehmen? Ach komm schon! Milly ist echt ein tolles Pferd, aber sie geht nun ihren eigenen Weg. Denk doch einfach daran, dass sie es gut haben wird. Du musst auch los lassen können. Das gehört zum Leben.', tröstete sie mich. Ich seufzte. 'Wahrscheinlich hast du recht. Ich werde nachher noch zu Paps gehen. Aber vorher machen wir einen schönen Ausritt! Dann kann ich mich noch mal von Milly verabschieden. Dina zögerte. 'Nun, ich fände es aber besser, du würdest deinem Vater bescheid sagen, dass du Milly nimmst. Sonst denkt er noch, du wärst mit ihr durchgebrannt, oder so.' Ich verdrehte die Augen. 'Natürlich, Mami, wie du willst!' Dina grinste. 'So ist's brav, mein Kindchen!' Wir lachten. 'Nun, ich geh schon mal vor und sattle Diabolo, okay?' 'Geht klar. Ich beeil mich!'
Als ich im Büro meines Vaters angekommen war, las er gerade in irgendwelchen Papieren, wahrscheinlich die Verkaufsunterlagen von Milly … Ich räusperte mich. Er blickte zu mir hoch. 'Ah, Emily. Hast du dich entschieden?' Ich atmete tief durch und fing dann an zu reden: 'Es ist an der Zeit, los zu lassen. Und deshalb … würde ich mir von den 50.000 Dollar gerne ein eigenes Pferd kaufen.' Er lächelte. 'Gut, so soll es sein. Morgen früh kommt Millys Käufer und holt sie ab, dabei bezahlt er auch … bar. Also wird dir wohl oder übel 50.000 Dollar in Scheinen in die Hand gedrückt, womit du wohl ein kleines Vermögen besitzt.' Ich schluckte. Dann fiel mir ein, dass ich ihm noch etwas berichten wollte. 'Äh … Paps?' 'Ja, Emily?' 'Also, als ich gestern an der Waldwiese vorbeigeritten bin, standen da Starlight, Dancer, Lissy und noch ein hellbrauner Hengst. Das fand ich merkwürdig, weil du Hengste ja normalerweise im Stall, oder auf der kleinen Weide hinter der Scheune stehen hast.' Er runzelte die Stirn. 'Ich habe diesen Hengst nicht auf die Weide gestellt und ich glaube kaum, dass er von selbst über den Zaun gesprungen ist. Aber vielleicht hast du dir das ja nur eingebildet?!' Er blickte mich unsicher an. 'Ich hab mir das nicht eingebildet!', ich betonte lautstark jede Silbe. 'Na gut, wenn du jetzt mit Dina ausreitest, kannst du ja noch mal auf der Weide nachsehen. Wenn Dina den Hengst auch gesehen hat, komme ich schon übermorgen auf einem Ausritt dort vorbei, ja? Und jetzt: Viel Spaß beim Ausritt. Wenn du willst kannst du ja Milly nehmen.' Ich seufzte tief. 'Ja, Paps.'

Ein Ausritt mit einem unheimlichen Wiedersehen
'Komm, wir galoppieren!', rief Dina und ließ ihren dunkelbraunen Hengst Diabolo angaloppieren, so dass seine tiefschwarze Mähne im Wind wehte. Ich bewegte Milly zum Galopp und die Stute preschte los. Mit Leichtigkeit überholte sie Diabolo, der sich schnaubend daran versuchte, sie wieder einzuholen. Doch keine Chance! Als wir bei einer alten Eiche ankamen, hatte ich bereits eine ganze Pferdelänge Vorsprung. Mit leichten Hilfen parierte ich Milly zum Schritt durch. Als Dina mit Diabolo neben uns hielt, wieherte meine hübsche Palomino-Paint-Stute siegerhaft. Ich grinste. 'Tja, sie ist halt immer noch die Beste!' Doch sobald ich die Worte ausgesprochen hatte, schluckte ich. Schon bald würde ein anderer mit ihr Rennen gewinnen … Und plötzlich kam wieder all die Wut auf Paps und diesen Mr Slow, der Milly kaufte. Ich blinzelte die Tränen weg und meinte dann: 'Lass uns den Berg runter zu der Koppel reiten, Paps meinte, da sollten wir noch mal vorbeischauen.' Dina willigte ein.
Sobald die Weide in Sichtweite kam und ich wieder den braunen Hengst über die Wiese galoppieren sah, rief ich aufgeregt: 'Da! Dina! Sieh nur, der Hengst! Dort, der hellbraune!' Doch Dana schüttelte den Kopf. 'Ich sehe keinen Hengst. Da sind nur Dancer, Sandy und Lissy.' 'Was?', fragte ich ungläubig. Mittlerweile waren wir bereits so nah an der Koppel, dass wir über die ganze Wiese sehen konnten. Ich blinzelte noch einmal. Wo war der Hengst hin? Da sah sie einen dunkelbraunen Schweif in den Bäumen verschwinden.

Das sind die ersten '4 KAPITEL' meiner Geschichte ... würde mich echt freuen, wenn ihr etwas dazu schreibt!
Ach ja, es ist zwar eine Pferdegeschichte, aber Liebe ist auch dabei!
Noch kurz was zu mir: Ich bin Clara, 11 Jahre alt, und habe zwei Hunde und zwei Kaninchen!
Viel Spaß beim Lesen!







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