Der Traum

Autor: Demre
veröffentlicht am: 29.03.2010




Weitere vier Wochen später:

„ So Miss Wade. Sie haben sich Wacker geschlagen. Nachdem sie jeden Tag in der Therapie waren, haben wir ein gutes Ergebnis erhalten.“ Ein Lächeln trat auf seinem Gesicht auf. „ Sie sind jetzt nur noch zu drei Wochen Fahrstuhl verpflichtet, und dann operieren wir ihr Bein. Danach müsste es so gut wie früher hergestellt werden.“
Gute Nachricht? Es war generell keine gute Nachricht in einem Rollstuhl zu sitzen.
„ Schätzchen hast du das gehört?“, fragte meine Mutter und strahlte übers ganze Gesicht.
„ Ja, Mama.“, murmelte ich und wandte mich ab.
Nachdem all meine Sachen verstaut waren, setzten sie mich ins Auto und wir fuhren Munter nach Hause.
Ha!
Munter war vielleicht meine Mutter, ich hingegen schwelgte in Selbstmitleid.
Ich wusste was, dass keiner wusste. Was ich keinem gesagt hatte.
Letzte Nacht, hatte ich einen Albtraum. Einen Traum den ich schon mal hatte. Nämlich der Traum mit dem Autounfall.
Und die Erkenntnis, dass der Traum wahr geworden wahr, traf mich unerwartet und ich war erstmals geschockt.
Wahr ja nicht unnormal, wenn ein Traum wahr wird, oder?
Ich hatte es keinem Erzählt. Und das wurde auch so bleiben. Nicht das meine Mutter auf den Gedanken kommt, mich zum Psychologen zu bringen.

Wir schwiegen im Auto eine Weile. Nur ein paar Mal fragte mich meine Mutter, wie es mir ging.
„ Mama…“, setzte ich an. Ruckartig drehte sie sich zu mir um.
Man! Das war echt gruselig.
„ mein Auto, ist der Völlig Schrott?“, Sie machte große Augen. Als hätte ich sie gefragt, ob ich mit dem Rosstuhl den Mount Everest hoch fahren durfte!
War meine Frage so merkwürdig?
Nach ein paar Sekunden schüttelte sie nur den Kopf. Ich beließ es dabei.
Wir kamen vor unserem Haus an und dieses Mal nahm ich alles besser wahr.
Die kleine Veranda, auf der eine kleine Hollywood Schaukel stand, die im Wind leicht hin und her schaukelte. Die Gläserne Eingangstür, die einen leichten Ebenholzfarbenen Holzrahmen hatte. Das Haus hatte einen schönen, Ockerfarbenen Anstrich.
Das Auto vor der Einfahrt, verwirrte mich jedoch. Es war ein silberner VW, den ich nicht kannte.
Mit gerunzelter Stirn schaute ich zu meiner Mutter.
„ Der gehört dir.“ Sie stieg aus und holte meinen Rollstuhl aus dem Kofferraum. Mit voller Kraft versuchte ich mich vom Auto zum Rollstuhl hochzuheben.
„ Wenn du wieder fahren kannst, möchte ich, dass du sehr vorsichtig fährst. Und nachts solltest du auch nicht mehr fahren.“
Sie hatte wirklich so viel Geld für mich ausgegeben?
„ Das hättest du nicht tun sollen.“, erwiderte ich. Das ganze Geld hättest du nicht ausgeben sollen.“ Sie Lächelte schwach und half mir dabei ins Haus zu kommen.
„ Es ist nicht von mir. Es ist ein Geschenk.“ Als ich frage wollte, von wem, hielt ich erstarrt an.
Zuerst erkannte ich den Mann nicht, der dort auf unserer Couch saß. Schließlich war es etliche Jahre her, seit dem ich ihn zuletzt gesehen hatte.
Doch als ich ihm in die großen Schokoladenfarbigen Augen starrte, stockte mir der Atem.
So lange, so lange hatte ich meinen Vater nicht gesehen, und erst jetzt merkte ich, wie sehr ich ihn vermisst hatte.
Mein Vater sah mich auf einer entsetzlichen weiße an, sodass mir Tränen in die Augen traten.
„ Mein Mäusebärchen.“, flüsterte er, den Namen den er mir in der Kindheit gegeben hatte, und setzte sich vor meinen Rollstuhl. In seinen Augen spiegelte sich Mitgefühl und Traurigkeit wieder.
Vorsichtig streichelte er mir über den Kopf und über die Wangen und versuchte mich leicht zu umarmen.
„ Mäusebärchen ich hab dich so sehr vermisst.“ Er hatte einen ganz leichten Akzent, der nur auftrat wenn er flüsterte.
Immer noch saß mir der schock, ihn jetzt zu sehen, in den Knochen und so konnte ich nur schweigen.
Er wollte noch mal genau wissen, was wirklich passiert und bei jedem Wort wurden seine Augen größer.
„ Heilige Maria, das ist ja schrecklich. Josi hast du starke Schmerzen, willst du dich hinlegen.“
„ Papa.“, murmelte ich endlich und meine Stimme hörte sich gebrochen an. „ Versteh mich nicht falsch, ich freue mich wirklich dich zu sehen, aber warum jetzt? Warum kommst du gerade jetzt?“ Die Augen meines Vaters schlossen sich kurz, und es schien, als würde er zögern.
„ Als ich von dem Unfall hörte, war ich krank vor Sorge. Ich musste dich sehen, schließlich bist du meine Tochter.“
„ Und davor, hast du nie daran gedacht, deine Tochter wieder zu sehen?“ Das saß. Mein Vater machte einen Entsetzen Gesichtausdruck.
Ich hatte nicht vor, dass zu fragen. Schließlich habe ich mir auch nie den Arsch aufgerissen um ihn zu sehen.
„ Natürlich habe ich daran gedacht. Jeden Tag.“ Wieder schaute er traurig vor sich hin. Meine Mutter seufzte Tief und stand auf.
„ Ich koche euch mal eine Tasse Tee und Kaffe.“ Als sie durch die Tür verschwunden war, beugte sich mein Vater vor und plötzlich schien er ziemlich wütend zu sein.
„ Ist der Unfall wirklich so passiert?“, fragte er zu meiner Verwunderung. Ich nickte knapp.
„ Bist du dir sicher?“
„ Ja.“, erwiderte ich. Was waren das den für Fragen?
Meine Mutter kam mit zwei Tassen herein und fing an, meinem Vater von meiner neuen Schule zu erzählen.
„ Ich muss mal für kleine Mädchen.“, murmelte ich und zog mich zurück.
Als ich in der Nähe der Tür stehen blieb, hörte ich meine Eltern flüstern.
„ Ich glaube Josi sollte mit mir nach Spanien.“, sagte mein Vater. Was hatte er gerade gesagt? Spanien?
„ Marek, du denkst doch wohl nicht…?“, ich hörte wie meine Mutter erschrocken Luft holte.
„ Sie ist hier nicht mehr sicher. Sie sollte mit mir nach Spanien.“ Die Worte drangen an mein Ohr, jedoch konnte ich sie nicht wirklich wahrnehmen.
Es klingelte an der Tür und immer noch benommen machte ich sie auf und erstarrte.
Das letzte Mal hatte ich ihn am Montag gesehen, er kam um mir ein wenig von der Schule zu erzählen.
Und wieder verschlug mir seine Schönheit den Atem. Er trug ein weißes Hemd, und un seinen Hals baumelte eine goldene Kette.
Ich hatte ihm nichts über den Rollstuhl erzählt, was ich sofort bereute, als ich seinen Entsetzten Gesichtsausdruck sah.
„ Josi.“, flüsterte er.
Ich wollte das alles nicht. Verdammt! Ich wollte wenigstens ein wenig stärke zeigen.
Aber die Tränen ließen sich nicht aufhalten und flossen meinen Wangen hinunter. David kniete sich vor mich und seine Züge wurden sanfter, bis ich nur noch Mitgefühl in seinen Augen entdecken konnte.
„ Es tut mir leid.“, schluchzte ich.
„ Hast du starke Schmerzen?“ Er nahm meine Hand in seine und streichelte Zärtlich mein Handrücken.
Ja, ich hatte Schmerzen, Herzschmerzen. Aber das konnte ich natürlich nicht sagen. Also schüttelte ich nur schwach den Kopf, entzog ihm meine Hand und drehte mich um.
An der Tür gelehnt, stand mein Vater, seine Augen waren besorgt auf mich gerichtet. Meine Mutter, die neben ihn stand, starrte David mit großen Augen an.
„ Warum hast d mir nichts erzählt?“, fragte David vorwurfsvoll und trat hinter mich.
„ Tut mir leid.“, entgegnete ich, Plötzlich hatte ich den Drang ihn zu Armen, ihn zu streicheln.
Der Drang war so stark, dass ich mich ohne ein weiteres Wort, entfernte.

Es war spät am Abend, als wir am Esstisch saßen, mein Vater von Spanien erzählte und ich schweigend in meinem Essen herumstocherte. Ich bekam kaum ein bissen runter.
David hatte mir die neuen Hausaufgaben erklärt und war dann kurze Zeit später gegangen. Und ich hatte in meinem Zimmer hemmungslos geweint.
„ Spanien ist einfach wunderbar Josi. Valencia würde dir bestimmt gefallen.“
Mein Vater war so in seinem Monolog aufgegangen, dass er gar nicht bemerkte, wie ich meine Gabel erstarr fallen ließ. Seitdem David hier aufgetaucht war, hatte ich das Gespräch völlig vergessen.
„ Was soll das heißen?“, unterbrach ich ihn, als er anfangen wollte von einer Amerikanischen Schule zu erzählen.
Mit gerunzelter Stirn, nahm er einen bissen von der Lasagne.
„ Ich finde du solltest zu mir…“, er schluckte einmal. „… nach Spanien.“
Ich war völlig perplex.
Verdattert starre ich erst ihn, dann meine Mutter, und dann wieder ihn an.
„ Nein, dass findest du nicht.“, konterte ich. Meine Stimme klang rau un verunsichert.
„ Aber warum denn?“, fragte mein Vater und räusperte sich. „ Also gibt es einen bestimmten Grund?“ Ich zog verärgert eine Augenbraue hoch und musterte ihn eingehend. „ Weil ich seit 17 Jahren hier lebe und meine ganzen Freunde hier sind. Du kannst doch nicht einfach herkomme und von mir verlangen, alles hinter mir zu lassen. Ich bin mir nicht sicher ob ihr mich versteht, aber ein musst ihr wissen. Dass ist mein Leben!“
Mein Vater erwiderte nichts. Meine Mutter starre ihr Essen an.
Als mein Vater mich ins Zimmer trug war plötzlich die beklemmende Angst in meiner Brust da. Ich wusste nicht wieso, aber die Angst war so groß, dass sie mich um den Schlaf brachte.

Am Samstagmorgen klingelte es an der Tür, als ich gerade das Frühstückt vertilgte, das mir meine Mutter zubereitet hatte.
Meine Eltern waren nicht da, meine Mutter arbeitete Samstags im Kosmetikstudio und mein Vater hatte irgendwelche Geschäfte in der Stadt zu erledigen.
Ich öffnete die Tür und ÜBERRASCHUNG, David stand davor. Und er sah wieder Göttlich aus.
Er hatte eine helle Jeanshose an, unten hochgekrempelt, und darüber trug er ein weißes Hemd. Seine Haare schienen länger zu sein, aber nicht zu sehr. Sie glänzten im Sonnenlicht, genauso wie seine Augen. Wunderschöne Himmelblaue Augen.
Ich wusste gar nicht, dass ich laut geseufzt hatte, bis sich seine Mundwinkel kräuselten. Sofort stieg mir die rote ins Gesicht.
„ Hey.“, begrüßte er und kniete sich vor mir nieder. Und zum zweiten Mal kam ich mir so erbärmlich vor.
„ Hey.“, murmelte ich und schaute weg. Wie sollte ich das nur aushalten? Jedes Mal Mitleid in den Augen er Menschen zu sehen.
„ Wie geht es dir?“, fragte er und strich mir sanft übers Knie, als wäre ich eine scheue Katze.
„Ich hab Schmerzen.“, murmelte ich. Aber ob ich die äußerlichen oder innerlichen meinte,
wusste ich nicht. Davids Gesichtsausdruck wurde traurig und er stand wieder auf.
„ Ich hätte dir nachfahren sollen.“, sagte er verbittert. Als ob das seine Schuld wäre! Ich hatte doch durch mein zu vieles Nachdenken einen Unfall gebaut. Und wenn man von den Abschürfungen und dem kaputten Bein absah, ging es mir eigentlich gut.
„ Tu das nicht.“, sagte ich sanft und fasste ihn an de Hand. „ Gib dir nicht die Schuld.“
Fürs erste beließ er es dabei und kniete sich erneut vor mich.
„ Wir wär’s wenn wir ein bisschen raus gehen. Den Park entlang vielleicht.“ Ich hielt die Luft an. In die Öffentlichkeit? Ich sollte in dem Zustand raus?
„ Nein.“ Das konnte er vergessen.
„ In Ordnung. Dann lass uns hier bleiben. Wir könnten einen Film sehen. Oder Mensch Ärgere dich nicht spielen.“ Er öffnete die Tasche die er mitgebracht hatte und zum Vorschein kam eine DVD. Unglaublich starrte ich ihn an. Er wollte eine DVD gucken? Hier? Mit mir? Alleine? War er verrückt?
„ Wie wär’s? Horrorfilm? Sin City? “ Horror film? Sin City? Wollte er mich umbringen? Bei Horrorfilmen bekam ich immer voll die Anfälle.
„ Können wir nicht so was wie Cinderella gucken?“, fragte ich und machte einen Hundeblick, den er immer so gut hinbekam. Er lachte leise und schlenderte lässig ins Wohnzimmer.
„ Tut mir leid. Das steht heute nicht zu Verfügung. Aber wenn du zu sehr Angst hast, könnten wir auch Spongebob im Fernsehen gucken.“ Er zog belustigt die Augen braue hoch und wartete auf eine Antwort. Gott war das alles Deprimierend.
„ Hurra! Horror Filme!“ Er lachte erneut leise und machte sich an den DVD – Player zu schaffen.
Unschlüssig blieb ich neben dem Sofa stehen. Sollte ich im Rollstuhl bleiben oder zu ihm aufs Sofa, und die Gefahr in kauf nehmen ihm so nah zu sein. Schließlich sah er wahnsinnig gut aus und war einfach toll und ich konnte für nichts garantieren. Schließlich war ich auch nur ein Mädchen.
„ Komm ich setz dich aufs Sofa.“, ich wollte gerade etwas erwidern, da hob er mich schon hoch und seine sinnlichen Lippen war auf derselben Höhe wie meine. Gott! Das würde noch ein langer Tag werden.










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