Sie war das Licht, das ich brauchte

Autor: Genevieve
veröffentlicht am: 16.01.2004




Sie war das Licht, das ich brauchte Sie war das Licht, das ich brauchteDie Musik wurde lauter.Ein kühler Luftzug streifte mein Gesicht. Der laute Knall einer Tür, die zurück in ihr Schloss fiel.Eine leise, sanfte Stimme ertönte und erfüllte den Raum mit Wärme. Ihr atemberaubender Klang weckte ungeahnte Kräftein mir. Jedes Mal wenn Maria mich besuchte, sprach sie mit mir und strich zart über meine Hand oder meine Haare.Ich wollte antworten oder sie zumindest ansehen, damit sie wusste, dass ich sie hören konnte.Doch etwas hielt mich davon ab. Ihre Stimme wirkte fröhlich und liebevoll, konnte jedoch von einem Moment auf dennächsten bekümmert und durch Tränen erstickt klingen. Dies geschah öfters wenn eine Krankenschwester nach mir sah.Ich spürte die niederreißende Trauer wenn sie den Raum betrat, ihren heißen Atem in meinem Gesicht wenn sie sich zumir herunterbeugte um mir einen zaghaften Kuss auf die Wange zu drücken und ihren strengen Blick, der mich gnadenlosanstarrte und mir schlimme Vorwürfe wegen meines Handels machte. In mir brodelte das gierige Verlangen sie zuberühren, zu wissen, dass sie wirklich da war, dass sie wirklich existierte. Es wuchs mit jedem Kommen und Gehen derSonne, doch ich war nicht dazu fähig. Ihr zauberhafter Gang, ihre wachsamen, meeresblauen Augen, ihr geheimnisvollesLächeln zogen mich in ihren Bann und ließen jegliches Selbstvertrauen schwinden. Sie war so nah bei mir und trotzdemschien sie weit weg, fast unerreichbar. Als mein Herz mir immer wieder vor Augen führte, dass sie die Liebe meinesLebens ist, glaubte ich genug Kraft gesammelt zu haben meine Augen öffnen zu können. Dieses Mal sah ich nicht allesvor meinem inneren Auge ablaufen, sondern die Gegenwart, in der ich mich befand. Anfangs zwar noch etwasverschwommen, aber ich sah sie. Maria war noch viel schöner als ich sie in Erinnerung hatte. Ihr geheimnisvollesLächeln kam zum Vorschein und in ihren Augen glaubte ich einen leicht silbernen Schimmer zu erkennen. Der Griff ummeine Hand lockerte sich. Sie fuhr mit ihren zarten Fingern durch meine Haare, danach streichelte sie meine Wange.Es war ein unbeschreiblich wundervolles Gefühl und ich wünschte sie würde nie damit aufhören. „Wie schön. Du bistendlich aufgewacht“, flüsterte eine leise Stimme. Ich spürte, dass in meinem Gesicht sich etwas regte. Ich hoffte eswürde ein Lächeln sein. „Ich wusste du würdest wieder aufwachen, mein Liebling. Warte, ich hole den Arzt und weckedazu deine Eltern.“ Sie küsste mich sanft auf die Lippen und verschwand vor Glück vollkommen außer sich. Während sieweg blieb wurde mir vorübergehend schwarz vor Augen und ich spürte wie die Kraft mich verließ. Es kam mir vor wieeine Ewigkeit vor, aber schließlich war sie da. Mit einem fremden Mann in Weiß und einem Pärchen, welches sich inden Armen hielt. Alle strahlten mich an. Der Mann in Weiß untersuchte mich und murmelte irgendetwas, das ich nichtverstehen konnte. Dies versetzte das Pärchen und sie in Jubelschreie. „Hörst du, Liebling? Du wirst wieder gesund.“Ein Blitz durchzuckte ihre Augen und tauchte die meeresblaue Farbe der Iris in grelles Weiß. Ich fühlte mich soschwach, doch ich hatte Angst meine Augen zu schließen. Wenn ich schlafen würde, könnte ich nicht nur meine größteLiebe verlieren, sondern mein Leben, denn sie war mein Leben. „Ich liebe dich“, hörte ich eine fremde, tiefe Stimmeflüstern. Es war nicht die vom Arzt. Auch nicht die des Mannes mit der Frau im Arm. Also musste ich es gesagt haben.War ich nicht vollständig bei Bewusstsein, dass ich meine eigene Stimme nicht erkannte? Oder war es etwas anderes? Während sie liebevoll über meinen Unterarm strich und vor Freude weinte, traten alle Anwesenden an das Bett, in dem ich lag. Plötzlich hatte ich wieder einen Blackout. Dieses Mal einen längeren. Ich wusste meine Zeit war gekommen. Aber ich wollte diese Welt nicht verlassen. Ich hatte Angst. Angst vor dem, was kommen muss, dem Tod und Angst nie wieder in ihre meeresblauen Augen und ihr geheimnissvolles Lächeln sehen zu können. Ich glaube davor hatte ich am meisten Angst, denn sie war das Licht, das ich brauchte um über mich hinaus zu wachsen. Etwas auf mich zu nehmen und es zu Ende zu führen von dem ich nie geglaubt hätte, ich könnte es jemals schaffen. Doch nun war der Augenblick der Wahrheit gekommen. Ich hatte keine Kraft mehr meine Augen offen zu halten.und nichts und niemand konnte daran etwas ändern,wenn er es wollte. Zum Glück musste ich ihren Gesichtsausdruck nicht sehen als mein Herz seinen letzten Schlag schlug.









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