Aus Abneigung kann Liebe werden - Teil 7

Autor: emma1990
veröffentlicht am: 29.10.2011


Scarlett zog ihre Kleidung aus, trocknete sich mit einem Handtuch und legte sich erschöpft in ihr warmes Bett. Zwar führten die Gedanken Krieg in ihrem Kopf und ihre Stirn pochte, doch ehe sie sich versehen konnte, war sie eingeschlafen.
Sie fand sich in einem Traumgefüge wieder. Überall ragten schwarze, klebrige Fäden aus dem Boden und den Wänden. Scarlett erschrak. Obwohl sie schlief, war ihr klar, dass sie diesen Traum schon früher mehrere Male durchlebt hatte. Jedes einzelne Mal wachte sie danach mit tränenden Augen auf und zitterte am ganzen Leib. Der Traum verlief bis zu diesem Tage immer aufs selbe hinaus. Die schwarzen, klebrigen Fäden umklammerten Scarlett, drohten sie zu verschlingen. Egal, wie sehr sie dagegen ankämpfte, sie schlangen sich nur noch enger um ihren Körper. Auch diesmal lief es so ab. Scarlett konnte kaum noch atmen und die Fäden ließen ihre Knochen schmerzhaft knacken. Sie wehrte sich nun nicht mehr mit körperlicher Kraft dagegen, sondern schrie. Sie schrie so laut sie konnte.

„DANNY!...“

Eine Hand packte sie am Arm und plötzlich lösten sich alle Fäden schlagartig von ihr und zogen sich zurück. Sie war wieder frei und konnte atmen.
„Was ist los?“, fragte eine vertraute Stimme, die einen warmen Schauer auf Scarletts Rücken hinterließ. Sie öffnete ihre tränennassen Augen und blickte in ein fragendes, aber auch besorgtes Gesicht. „Was machst DU hier?“, erschrak sie im nächsten Moment. „ Du hast mich doch gerufen..., sonst wäre ich ja nicht hier.“ Die beiden schwiegen. Danny vor Verlegenheit, Scarlett vor Überraschung. Jetzt konnte sie sich wieder erinnern. „Ich habe ihn tatsächlich gerufen im Traum und auch in der Realität.“ Danny unterbrach ihre Gedanken.
„Du hast schlecht geträumt?“
„Ja“
„Und dann hast du nach mir gerufen? Bin ich ab sofort dein Retter?“, fragte Danny mit schüchternem Lächeln.
„Du Spinner! Ich hab dich bestimmt nur im Traum gerufen, weil ich dich und deinen Namen vorm Einschlafen verflucht habe. Diese ganze Aktion vorhin war einfach anstrengend und unnötig.“
„Hey, reg dich nicht auf. Schon klar, ich hab verstanden.“
„Danke, Danny, dass du endlich mal Verständnis zeigst,wusste nicht mal, dass du das kannst.“
„Weißt du eigentlich, dass du ziemlich zickig sein kannst?“
„Ach hör doch auf Danny“
„ Entschuldige mal, aber du regst dich schon auf, wenn ich nur denselben Raum betrete. Du zeigst mir ganz deutlich, dass du keine Lust auf mich hast. Ich weiß, dass es schwer ist, Abstand von mir zu halten, da wir beide in einem Haus leben. Denk einfach daran, dass es nur noch ein paar Wochen sind. Dann musst du mich endlich nicht mehr jeden Tag sehen. Und ja, du bist wahrscheinlich die Person von uns mit mehr Moral und hast sicher ein viel besseres Karma als ich es je haben werde, aber dir scheint es wirklich schwer zu fallen, nicht voreingenommen oder aufbrausend auf mich zu reagieren. Mir ist bewusst, dass du mich wegen meines Verhaltens gegenüber Frauen nicht leiden kannst und ich weiß auch, dass du meine Vorgehensweisen auf unseren Einsätzen als falsch ansiehst oder gar verwerflich findest. Aber eine Frage hätte ich trotzdem.“
Scarlett war sprachlos.
„U-u-nd die,... die wäre?“, stotterte sie vor sich hin.
„Ich kenne dich zwar nicht allzu gut, aber du scheinst mir eigentlich ein Mensch zu sein, der Vorurteilen eher weniger Glauben schenkt und jedem unvoreingenommen begegnet. So sagen es auch viele hier über dich. Also: Warum gehst du bei mir jede Sekunde davon aus, dass ich alles versaue und ein Arschloch bin, das dich andauernd reizt?“
Dieser kleine Vortrag hatte Dannys Puls auf Hochtouren gebracht.
„Und wieso wolltest du, dass ich deine Hand nehme, wenn du so einen Hass auf mich hast? Ist das so eine wirre Frauenmacke?“
Scarlett wusste nicht, was sie auf Dannys Fragen antworten sollte. „Warum interessiert ihn das überhaupt. Er ist doch sonst kein Mensch, den Abneigung etwas ausmacht. Er soll mich einfach in Ruhe lassen. Ich hasse seine Nähe. Wieso musste ich ihm begegnen. Ich will allein sein.“ Die Gedanken überschlugen sich in Scarletts Kopf.
„Hau ab!“
Danny drehte sich um und ging auf Scarletts Tür zu.
„Gute Nacht und träum nicht nochmal schlecht.“, sagte Danny leise.
„Danny...nein.“
Danny blieb nicht stehen. Scarlett sprang aus ihrem Bett und packte Dannys Arm, bevor er den Raum verlassen konnte.
„Es tut mir leid.“
„Jetzt entschuldigst du dich wieder, ohne es wirklich so zu meinen. Also lassen wir das.“
„Ich meine das schon ernst. Ich wusste nicht, dass dir das wichtig ist, dass wir uns vertragen oder verstehen oder so was ähnliches. Aber es ist dir wohl doch wichtig.“
„Es ist...“ Danny hatte sich gerade zu Scarlett umgedreht als er eine nackte Scarlett vor sich stehen sah.
„Was ist?“ Scarlett hatte selber noch nicht gemerkt, dass sie nackt war. Sie hatte vergessen, dass sie auch ihre nasse Unterwäsche ausgezogen hatte und sofort unter die Bettdecke geschlüpft war. Danny war zu Stein geworden und konnte seinen Blick zunächst nicht abwenden.
„Oh mein Gott, guck sofort weg! Wo sind deine Manieren???“, schrie Scarlett Danny an.
„Tut mir leid, wirklich...ich, ähm...“, stotterte Danny und drehte sich sofort mit den Rücken zu ihr.
„Ich bin bestimmt nicht die erste Frau, die du nackt siehst. Hilfe, ich will nicht, dass du weißt, wie ich nackt aussehe.“ , jammerte Scarlett.
„Du bist nicht die Erste, aber die Erste nackte Frau, in die ich verliebt bin.“ , dachte sich Danny. Er war geschockt, darüber, wie schön Scarlett war. Er schämte sich dafür, dass er sich erst nach ein paar Sekunden und kurzen Blicken umgedreht hatte. Es tat ihm leid, er wollte Scarlett nicht damit verletzen. Aber ihr Anblick hatte ihn gefesselt und erregt.
„Bist du dann notgeil oder was ist los?“, Scarlett tippte ihm auf die Schulter, die sich nun einen Bademantel übergezogen hatte. Danny drehte sich wieder um.
„Natürlich bin ich nicht notgeil!“, sagte Danny verletzt.
„Bist du dir sicher? Hab schon lange nicht mehr mitbekommen, dass du dir eine Frau hergeholt hast.“
Scarlett war nun angriffslustig geworden. Sie wollte den Spieß umdrehen.
„Wann hattest du denn das letzte mal Sex?“, fragte sie Danny verdächtigend.
„Du kannst mich doch nicht einfach so fragen, wann ich das letzte mal Sex hatte!“
„Na, wenn du mich nackt sehen durftest, dann darf ich dich auch peinigen.“
„Oh, bitte Scarlett, es tut mir doch leid. Außerdem habe ich nicht viel gesehen.“
„Was soll das denn nun heißen? Dass ich nicht schön anzusehen bin?“, Scarlett ärgerte sich.
„Jetzt nimm doch bitte nicht alles negativ auf, was ich sage. Was willst du denn hören? Dass du nackt noch schöner aussiehst, als angezogen?“
„Findest du das?“, fragte Scarlett ihn offensiv.
„Wieso machst du das jetzt? Ich, ich kann doch jetzt nicht sagen, was ich über deinen Körper denke.“
„Sonst kannst du auch alles anmachen, was weiblich ist.“, sagte sie zu ihm.
„Du verwirrst mich so. Eben hast du mich noch angeschrien und jetzt willst du wissen, wie ich dich nackt finde. Natürlich siehst du gut aus, sehr sogar. Nun zufrieden?“ Danny blickte nicht mehr in Scarletts Gesicht, sondern ließ seinen Kopf hängen. Wie geriet er nur immer wieder in diese peinlichen Situationen, wenn er in Scarletts Nähe war.
„Du hast schon lange nicht mehr mit einer Frau geschlafen oder?“
„Wie kommst du darauf?“, erschrak Danny.
„Als ich deine Narben gesehen habe, du weißt schon beim Schwimmen, da hatte ich das Gefühl, dir wäre dein eigener Körper unangenehm.“
„Ich möchte jetzt nicht darüber reden.“
„Wieso denn nicht? Ich finde du solltest dich dafür nicht schämen. Es sind doch nur Narben. Also kann es dir doch egal sein, was deine Frauen dazu sagen.“
„Meine Frauen? Ich hab keine Frauen. Lass mich mit dem Thema in Ruhe.“ Dannys Stimme klang heiser.
„Wieso redest du nicht einfach darüber?“
„Was soll mir das bringen?“
„Ich hab aber Recht damit oder?“
„Ja,... Freu dich. Deine Menschenkenntnis ist ja super. Und damit du dich nicht mehr so entblößt vor mir fühlst: Es ist mir nicht nur unangenehm, es klappt auch nicht mehr richtig. Ich hoffe du kannst jetzt besser schlafen.“ Danny drehte sich zur Tür. Er wollte nur noch weg. Jetzt stand er nicht mehr nur noch als Arschloch da, sondern auch als verklemmte, impotente Heulsuse.
Scarlett huschte an ihm vorbei, stellte sich ihm in den Weg und umarmte ihn. Sie schlang ihre Arme fest um seinen Körper und drückte sich an ihn.
„Was machst du da?“
„Nach was sieht es denn aus?“
„Du brauchst keinen Mitleid zeigen. Ich...“
„Psss, jetzt sei doch mal still.“, unterbrach ihn Scarlett.
„Okay...“

„Außerdem mache ich das nicht aus Mitleid“, sie drückte ihn noch fester. Dannys Herz raste und ein Kribbeln durchfuhr seinen ganzen Körper.






Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz