Der letzte Sommerabend

Autor: Roxy..21
veröffentlicht am: 28.11.2009




Es war einer dieser schönen Sommerabende, die ich schon oft mit meinem Freund Roj verbracht habe. Wir liefen dem Meer entlang und ließen uns die Wellen um die Füße spülen. Es war wunderschön die Sonne ging langsam unter und der Himmel war plötzlich in einen lilafarbenen Ton getaucht. Wir rannten und ich spürte, wie der Wind durch meine Haare wehte. Er lachte als ich zu ihm schaute! Doch dann plötzlich wurde er langsamer und immer langsamer. 'Was ist los?' fragte ich ihn und hielt an. Roj lachte nur und meinte, seine Kondition lasse langsam nach. Doch das konnte ich nicht glauben, denn Roj war der beste Sportler der ganzen Schule. Er setzte sich und deutete mir mit seiner Hand mich neben ihn zu setzen. 'Was ist los?', fragte ich ihn nochmals. Er legte die Hand um meine Schulter und meinte 'Lass uns doch einfach diesen schönen Abend genießen'. Ich legte meinen Kopf an seine Schulter und schloss die Augen. Noch heute erinnere ich mich an seinen Geruch, es war alles so vertraut. Die Sonne war untergegangen und es wurde langsam kühl. 'Lass uns gehen, es ist schon spät', sagte ich. 'Nur noch einen Augenblick', er schaute mich mit seinen kastanienbraunen Augen an 'Nein Roj bitte lass uns jetzt gehen.' Ich stand auf und streckte ihm meine Hand entgegen. Roj nahm sie und so gingen wir schweigend den Weg am Strand entlang zurück. Als wir schon fast wieder auf der Strasse waren, begann Roj auf einmal zu schwanken. 'Was hast du?', fragte ich besorgt. Er hielt sich krampfhaft an meiner Schulter fest. Dann lächelte er: 'Ich liebe dich mein kleiner Seestern' und brach einfach zusammen. Ich stand da wie erstarrt. Erst nach einer Weile kam wieder Leben in meinen Körper, ich rüttelte Roj an der Schulter 'Roj steh auf...Roj....!', er bewegte sich nicht. Verzweiflung stieg in mir auf, was nun? Ich rannte zu der Telefonzelle, die in der Nähe war und rief einen Krankenwagen. Atemlos schrie ich in den Hörer, so dass sie auch ja alles richtig verstanden und nicht an einen falschen Ort fuhren. Schnell lief ich wieder zu Roj doch dieser rührte sich immer noch nicht 'Roj bitte mach doch die Augen auf....Roj bitte....!'. Mir kam es so vor, als seien Stunden vergangen bis die Sanitäter endlich da waren. Sie hoben Roj auf die Liege und nahmen ihn mit. Ich stand da und schaute einfach nur zu. Sie fuhren mit ihm weg und ich sah den roten Lichtern nach bis sie verschwunden waren. Irgendwann kam meine Mutter und nahm mich mit nach Hause. Sie brachte mich ins Bett. Sie redete mit mir, doch ich war nicht in der Lage etwas zu sagen. Tief in mir wusste ich das etwas schlimmes passiert war. In meinem Bett starrte ich an die Decke und wartete auf den Morgen. Der Morgen kam und die Sonne ging auf als sei nichts geschehen. Zusammen mit meiner Mutter ging ich ins Krankenhaus. Es dauerte bis man uns Auskunft gab, was mit Roj los war. 'Seine Lage ist kritisch, er hat Blutkrebs im Endstadium. Das heißt, wir können nur noch auf ein Wunder war.....'. Ich hörte nichts mehr. Roj hat Krebs, wie war das möglich? Er war doch immer so sportlich. Der Schmerz ließ mich erstarren die weißen Wände des Krankenhauses begannen sich zu drehen, dann war es plötzlich ganz schwarz und ich fiel.... Als ich meine Augen wieder öffnete, war ich zu hause in meinem Zimmer. Mam und Dad waren da und hielten meine Hand. Ich konnte ihre Anwesenheit nicht ertragen und schickte sie weg. Was machen sie sich um mich Sorgen? Roj war doch krank nicht ich! Wie in Trance verbrachte ich die nächsten Tage. Man hatte uns gesagt, wir würde sofort informiert so bald sich an Rojs Zustand etwas ändern würde. Ich sass in der Stube und starrte das Telefon an, doch es klingelte einfach nicht. Wenn Jemand anrief um sich zu erkundigen, wie es mir ging, weil ich schon seit Tagen nicht mehr in der Schule war, legte ich einfach auf. Denn es hätte ja sein können das in diesem Moment das Krankenhaus anrufen würde. Dieses Risiko konnte ich auf keinen Fall eingehen. Dann, nach fünf Tagen endlich, kam der Anruf, Roj sei nun ansprechbar. Sofort machten wir uns auf den Weg ins Krankenhaus um ihn zu sehen. Der Arzt meinte, ich solle lieber nicht zu Roj gehen wegen seinem Anblick. Doch ich ließ mich nicht abhalten. 'Oh Roj was ist nur mit dir passiert', dachte ich als ich ihn sah. 'Du bist so blass und all diese Schläuche, was machen die nur mit dir?' Langsam ging ich auf das Bett zu und setzte mich auf den Rand, so knapp wie nur möglich um ihn ja nicht zu verletzen. Seine Hand war eiskalt und fühlte sich ganz komisch in meiner Hand an. Dann öffnete er seine Augen. 'Deine Augen...oh Roj wo ist der Glanz deiner Augen hin?' Sie waren ganz matt geworden. Ein zartes Lächeln erschien auf seinem eingefallenen Gesicht: 'Mein kleiner Seestern.....' Mir kamen die Tränen: 'Ich ..ich bin doch hier..! ' Meine Stimme versagte. Eine Träne tropfte auf seine Hand. 'Nein, weine nicht es wird alles wieder gut...das versprech`....ich dir mein....kleiner Seestern......!' Er konnte nicht mehr sprechen. Sein Atem wurde immer wie ruhiger ein letztes Mal öffnete er die Augen: 'Ich liebe dich.' 'Ich dich doch auch.' Langsam beugte ich mich über ihn und gab ihm noch einen Kuss. Er lächelte. Dann schloss er die Augen und sank in sich zusammen. 'Nein! Nein nein! Roj komm zurück!', ich schrie und schrie, ein Arzt stürmte ins Zimmer, er fühlte den Puls, doch da war keiner mehr. 'Nein Roj wieso tust du mir das nur an....ach Roj....' Meine Stimme war nur noch ein Flüstern. In mir brach eine Welt zusammen mein Herz gefror zu Eis. Ich wünschte mir, es hätte auch aufgehört zu schlagen.
Meine Augen schmerzten, es wollten einfach keine Tränen mehr kommen. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich an seinem Bett gesessen habe und hoffte, er würde doch noch einmal seine Augen öffnen. 'Roj wieso hast du mir nicht gesagt wie krank du bist ich hätte dir doch geholfen! Zusammen wären wir stark genug gewesen um es zu schaffen! An dem Tag, an dem sie dich beerdigten stürmte und regnete es. So, als würden alle Engel mit mir trauern. Wie soll ich nur je wieder lachen ohne dich? Nie werde ich wieder so fröhlich und glücklich sein wie in dem Sommer in dem ich dich hatte, dich meinen Engel. Jede Nacht schlafe ich mit dem Seestern in der Hand ein, den du mir geschenkt hast. Er wird mich immer an uns erinnern. Ich werde dich und unsere Zeit niemals vergessen. Heute ist es ein Jahr her, seit du mich verlassen hast. Ich stehe an deinem Grab und versuche zu begreifen, wie es passieren konnte das ein so junger Mensch wie du sterben musste- wieso? Mein ganzes Gesicht ist nass von Tränen und vom Regen. Meine Haare sind zerzaust, sie kleben mir nass in der Stirn. Wie an jenem Tag als du von mir gegangen bist, stürmt es.' Langsam drehte ich mich um. 'Lebewohl Roj! Ich werde dich niemals vergessen, das verspreche ich dir. Ich liebe dich und wenn wir uns eines Tages wieder sehen werden, werde ich dir das sagen. Manchmal, wenn ich von dir träume, sehe ich wie wir zwei zusammen am Meer spazieren. Wir küssen uns und wenn ich am nächsten Morgen aufwache, habe ich noch immer deinen Geruch in der Nase. Dann stehe ich auf und ein neuer sinnloser Tag beginnt. Denn seit du fort bist hat mein leben keinen Sinn mehr. Ich vermisse dich so sehr....!'









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