Heaven is close - Teil 8

Autor: aLeks
veröffentlicht am: 07.09.2011


„Vertraue nicht allen. Vor allem denen nicht, die dir Gutes wollen.“ sagte sie plötzlich noch.
„Was?“ fragte ich, aber sie schüttelte energisch den Kopf.
Schliesslich drehte sie mir den Rücken zu. Und fing an zu gehen. Mich erneut zu verlassen.
Ich schloss die Tür. Weg. Wieder weg.

Hab keine Angst vor morgen, hab keine Angst vor dir.
Mach dir nur keine Sorgen, ich schlafe neben dir.
Heut Nacht.
Lass mich rein, lass mich rein, lass mich rein, lass mich rein
Bevor ich noch erfriere.
Lass es sein, lass es sein, lass es sein, lass es sein..
Muss nicht sein, dass ich das kapiere.
Weine, weine, weine, weine.. Soviel und solange du willst.
Wenn du brauchst, lass ich dich auch alleine..
Bis der Schnee auf den Gehwegen schmilzt.
Ich verjage alle Geister,
Und die Dämonen schick ich fort.
Leg den Kopf an meine Schulter-
Es ist der weltsicherste Ort..

Ich wollte ihr folgen, aber ich konnte es nicht. Trotzdem öffnete ich zur Sicherheit einfach mal die Tür. Okay, nicht aus Sicherheit, aus purer Hoffnung und Verzweiflung wohl eher.Aber es war dunkel, alles war in tiefste Nacht, in Schwärze getaucht. Plötzlich kniff ich die Augen zusammen und schien keine Luft mehr zu bekommen. Ich öffnete meine Augen schnell wieder und verstand nicht, wo ich mich genau befand. Ein weicher Untergrund.. Mein Bett? Aber wie..? Ich war gerade erst unten gewesen.. Ich hörte ein vorbei fahrendes Auto. Langsam kam ich zu mir. Meine Atmung wurde ruhiger und ich seufzte. Das hier war mein Zimmer und ich lag dummerweise in meinen Bett. Hatte ich es nur geträumt? Ja, verdammt.
Jetzt war die Frage, was das alles eigentlich zu bedeuten hatte.. Aber um mal eins klar zu stellen:
Ich hasste Esoterik, Astrologen, Horoskope. Jegliche Art von Wahrsagern, Orakeln.. Schwachsinn! Wieso versuchte ich also jetzt bitteschön meinen eigenen Traum zu deuten? Was würde als nächstes passieren? Würde ich anfangen, Karten zu legen? Nein, oder mir eine Kristallkugel zulegen? Oder nein! Noch besser: Ich würde bestimmt gleich noch meine Lebenslinie, auf meiner Handfläche suchen.
„Vertraue nicht allen. Vor allem denen nicht, die dir Gutes wollen.“ ihre Worten hatten sich bereits in meinen Kopf gebrannt. Verdammt. Was hatte das zu bedeuten? Denen nicht, die mir gutes wollten? DENEN NICHT. Meine Familie also, oder? Meine Freunde.. Ich schüttelte meinen Kopf. Jetzt bekam ich auch noch so wahnhafte Ideen. Aber es ergab doch einen Sinn, oder? Das sie mich nicht liebte, war in Ordnung. Denn schliesslich, sollte sie „gesund“ werden. Über weiteres, konnte man später sprechen. Vielleicht hätte ich sie wirklich melden sollen? Dann hätten ein paar Leute sie in eine geschlossene Psychiatrie eingeliefert.. Eine vernünftige Medikation gesetzt. Oder? Aber würde sie das aufhalten? Langsam kam ich mir albern vor. Es war 3 Uhr morgens und ich spekulierte über Dinge, die sehr unlogisch waren. Es war dumm zu denken, dass Haldol sie ändern könnte.. Und wenn ich ehrlich war, wollte ich ihren psychischen Zustand nicht ändern. Durch Medikamente würde er nur gedämpft werden. Esmée würde müder werden, viel schlafen. Nicht viel sprechen. Verwirrt sein. Sie würde in einer Art Delirium sein. Ich wollte aber, dass sie immer vollkommen anwesend war. Geistlich und körperlich. Das Marmorgesicht störte mich mehr denn je. Ja, es verletzte mich. Und ich hasste es, nichts tun zu können. Vielleicht war es soweit, es sein zu lassen. Wenn ich sie suchen würde, wäre sie nicht so begeistert, sicher ist sicher.

*

Am nächsten, späten Morgen ass ich mit Lucas ein kleines Frühstück und erzählte ihm einfach alles. Keine Ahnung was mich dazu trieb, aber ich erzählte alles, von A-Z. Über meine Schwester, den See, Patrick, unsere Nachbarn, Esmée; von ihrer Familie und ihrer Geschichte. Lucas war sehr gefasst, im Gegensatz nach Valentinas Anfall, jetzt schien er ganz gelassen zu sein. Er liess mich sprechen und immer ausreden. Und wenn er etwas sagte, dann nur ganz kurz, oder stellte eine Frage. Als ich fertig war, seufzte ich. Jetzt war es draussen. Es tat gut, es zu erzählen. Und er würde es für sich behalten, so viel war mir klar.
„Wow.. Du machst wohl Witze! Verarschst du mich?“ fragte er und blinzelte ungläubig.
„So wahr, wie ich hier sitze.. Ich schwör's dir.“ ich hob verteidigend meine Hände. Er lachte. Wieso lachte er?
„Scheisse..“ er schüttelte nur total belustigt den Kopf.
„Ich.. ich habe keinen Witz erzählt.“ ich war empört.
„Entschuldige.. Aber so was hab ich ja noch nie gehört!“ er war noch immer sehr geplättet.
„Wieso schlägst du mir die Fresse nicht schräg und rennst zur Polizei?“ fragte ich verwirrt.
Er schüttelte den Kopf.
„Erst wenn ich Beweise habe, Kumpel.“ er machte einen Witz. Komischer Typ. Vor kurzem total verwirrt und geschockt am Abend mit Valentina und jetzt total normal?
Ich sagte lange nichts, bis er die Stille brach.
„Tut mir Leid..“ meinte er ernst. Ich nickte.
„Du liebst sie, wirklich?“ fragte er neugierig. Was sollte ich denn jetzt sagen?
„Ich.. Ja. Ich liebe sie. So krank es auch immer klingen mag..“ erklärte ich. Er nickte langsam.
„Verstehe..“ sagte er.
„Du.. Verstehst?!“ ich war total platt.
„Ich glaube schon.“ erwiderte er. Ich glaubte nicht! Sein Handy klingelte.
„Warte kurz..“ er suchte es aus seinen Taschen heraus und nahm ab. Ich bekam nur Brocken mit.
„Was? Nein.. Möchtest du nicht? Na gut.. Dann werde ich mich darum kümmern.. Svetlana wird es vorbereiten. Ok. Gut. Bis dann.“ er legte auf. Ich hob fragend eine Braue.
„Ein Freund. Genau genommen, mein bester Freund. John.“ erklärte er.
„Der wohnt auch hier?“ erkundigte ich mich.
„Wir haben das Haus zusammen gekauft.“ erklärte er. Ich nickte. Ich hatte den Typen noch nie gesehen.
„Hey.. Vielleicht solltest du dir auch mal einen Termin machen.. Du weisst schon. Bei Dr. Mironow. Reden tut gut. Vor allem mit qualifizierten Leuten.“ schlug er vor. War der bescheuert?

*

Zu Hause, war es nach längerer Zeit wieder sehr turbulent. Claire weinte, mein Vater brüllte herum und meine Mutter schickte sie auf ihr Zimmer.
„Was ist denn hier los?“ ich war verwirrt und wenn ich ehrlich war, irgendwie langsam aber sicher, genervt.
„Sie behauptet wieder so Sachen. Sie erzählt uns wieder so Lügengeschichten..“ als mein Vater das sagte, erntete er einen bösen Blick von meiner Mom.
„Was sagte sie denn?“ wollte ich wissen. Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit.
„Sie behauptet zu wissen, wer Patrick getötet hat und seine Familie. Was für ein Schwachsinn!“ sagte meine Mutter aufgebracht.
„Aber ich dachte.. Dr. Mironow meinte doch- Ich versteh das nicht..“ ich war fassungslos.
„Morgen fahren wir mit ihr wieder zu Dr. Mironow. Gleich morgen.“ sagte mein Dad bestimmend.
Ich wollte nicht zu Claire gehen, weil ich irgendwie eine Art Angst verspürte. Nervosität. Wenn sie Esmée meinte, was dann? Ich beschloss die Sache tot zu schweigen.
„Ruh dich besser ein wenig aus, Schatz. Du siehst erschöpft aus..“ meine Mutter streichelte meine Schulter. Ja, wieso auch nicht erschöpft aussehen? Ist ja nichts dabei oder..?
„Okay..“ ich ging nach oben und legte mich hin.

*

Am nächsten Tag fuhr ich mit meiner kleinen Schwester zu Dr. Mironow. Auf dem Weg dorthin besänftigte ich Claire ein bisschen.
„Es wird alles okay.. Rede einfach mit ihr.“ meinte ich motivierend.
„Sie will nur das Beste..“ sagte Claire und ich hatte das Gefühl, dass sie es eigentlich nicht laut hatte sagen wollen.
'Vertraue nicht allen. Vor allem denen nicht, die dir Gutes wollen..'
Ich schüttelte energisch meinen Kopf. Was für ein Scheiss.
Vor dem Eingang stand Lucas. Und noch ein Typ.
„Das ist John. John, das ist Alexej.“ meinte Lucas nach der Begrüssung. Komisch.. Irgendwie kam mir John auch so bekannt vor.
„Hallo..“ er streckte seine Hand aus.
„Freut mich..“ meinte ich freundlich und nahm seine Hand an.
„Ich will jetzt rein..“ meinte Claire leise. Ich nickte.
„Also dann..“ begann ich. John nickte mir zu und Lucas lächelte. Jetzt dämmerte es mir! John war der Typ, der an dem Tag im Wartezimmer mit mir gesessen hatte.. Der Patient. Stimmt.


Fortsetzung folgt..

Ich weiss, es ist kürzer. Aber ich dachte ihr solltet lieber nicht noch länger warten. =)

LG, aLeks.





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