Die Wirklichkeit

Autor: -Alexiel-
veröffentlicht am: 21.11.2009




Kapitel 9

Ich stand mit Aram an der Rezeption des Therapeuten. Die Dame, die uns in Empfang nahm, war recht jung und war gerade dabei ihren Kaugummi, den sie um den Finger gewickelt hatte, wieder vom Finger runter zu kauen. Ich sah die leicht angewidert an bevor ich begann zu sprechen. „Guten Tag! Ich habe hier mit meinem Freund einen Termin bei Dr. Mitsch, Alexiel Sakura mein Name“, sprach ich und wartete auf die Antwort des Mädchens. „Ach ich sehe schon, nehmen sie doch bitte dort hinten Platz, Dr. Mitsch wird gleich für sie da sein“, erwiderte sie und zeigte auf die Stühle die den Warteraum darstellten. Als ich mich setze schaute ich mich in der Praxis genauer um. Überall hingen kleinere Gemälde die mich leicht an Picasso erinnerten, jedoch keine waren. Aram wurde etwas nervöser, das bemerkte ich sofort, deshalb lag ich dann auch meine Hand auf seinen Schoss und tätschelte diesen ein wenig. Mein Blick schweifte durch den Raum als mich eine Stimme aus meiner Trance holte. „Miss Sakura?“, sagte eine tiefe Männerstimme zu mir. „Ja? Ach sie müssen Dr. Mitsch sein? Guten Tag!“, sagte ich und reichte dem Mann im mittleren Alter meine Hand. Wir wurden sofort in sein Büro geführt. Darin angekommen wurden wir schon auf die Couch verwiesen die aus roten Leder bestand. Sie war sehr groß und Robust. Der ganze Raum war mehr im robusten Stil eingerichtet. Aram saß sich neben mich und fühlte sich nicht wohl, dass sah man ihm an. „Und wieso sind sie bei mir?“, hallte es plötzlich im Raum. „Das ist Aram“, sagte ich und zeigte auf ihn. Dr. Mitsch stand noch einmal aus seinem roten leder Sessel auf und gab ihm ebenfalls die Hand. „Er hat sein Gedächtnis verloren…“, fuhr ich fort. Dr. Mitsch sah sich Aram und nickte kurz. „An was können sie sich erinnern?“, sprach Dr. Mitsch Aram an. Aram sah mich kurz an und ich hatte das Gefühl das er auf meine Erlaubnis zu reden wartete, deshalb nickte ich kurz. „Doktor das ist alles etwas kompliziert… Ich kann mich an nichts erinnern…“, sagte Aram und blickte dabei auf den Boden. Ich konnte seine Traurigkeit spüren und bekam das Verlangen ihn zu umarmen. „So… das klingt nach einem Härtefall… Wissen sie den was ihnen zugestoßen ist? Oder wodurch diese Amnesie ausgelöst wurde? Irgendwas?“, ging Dr. Mitsch weiter auf Aram ein. Aram blickte nach oben und sah Dr. Mitsch an „Ich träume… Und habe ein Bild einer Skulptur vor meinem Auge… Aber ob das etwas bedeutet weiß ich nicht… Ich weiß nur, dass sie mich in einem Park gefunden hat…“, als Aram den Satz beendete zeigte er auf mich. Ich erklärte dem Doktor in allen Einzelheiten wie es dazu kam das wir heute hier sind. Der Doktor hörte mir gespannt zu und nahm förmlich jedes meiner Worte in sich auf. Ich erzählte und erzählte und ich hatte nach Beendigung der Geschichte kein Zeitgefühl mehr. „Interessant“, murmelte Dr. Mitsch. Als er sich die Geschichte noch mal innerlich durch seinen Kopf gingen lies kam er auf einen Entschluss. Er erzählte uns das es eine Art Amnesie gibt die einen sehr durcheinander bringen kann. Diese kann jedoch durch alles Mögliche ausgelöst werden oder auch verschlechtert werden. Er erzählte uns, dass es durchaus selten sei aber auch vorkommt. Manchmal passiert es, dass ein menschliches Gehirn alles durcheinander bringt. Dinge die man im Fernsehen gesehen hat oder von denen man gehört hat kommen einen vor als gehöre die dem eigenen Leben an. Als ich die Theorie des Doktors hörte wurde mir einiges klar. Das würde den unglaublichen Traum von Aram erklären. Jedoch fragte ich mich was das mit meinem Traum dann auf sich hatte. Spielte mir meine Fantasie einen Streich? Nach einer zweistündigen Sitzung verließen wir das Sprechzimmer des Doktors und machten einen nächsten Termin aus. Wir hatten beschlossen eine Hypnose durchzuführen. Er hatte und jedoch schon vorgewarnt das dies nicht immer helfe. Ich ging zusammen mit Aram aus dem Gebäude als er meinen Oberarm griff und mir mit seinen blauen Augen den Atem stoppte. „Aram?“, sah ich ihn an. „Alexiel… kann er mir wirklich helfen?“, wieder dieser traurige Blick. Ich sah ihn an und wusste zuerst nicht was ich ihm sagen sollte. Ich wusste schließlich selbst nicht ob das zu einem Ergebnis führen würde. Ich lag meine Hand auf seine die meinen Arm berührte und nickte ihm lächelnd zu. „Ich glaube fest daran“, sagte ich ihm zur Aufmunterung.

Kapitel 10

Aram schlief tief und fest auf der Couch. Ich bewunderte ihn, dass er so viel schlafen konnte. Ich setzte mich wieder an meinen Computer den ich auf Standby gestellt hatte. Die Geschichte um die Skulptur ging mir nicht aus dem Kopf. Ich suchte weiter unter den Stichpunkten „alt japanische Skulpturen“ und stieß nach langer Suche auf eine Interessante Seite. Die Seite listete alle bekannten Skulpturen aus der japanischen Geschichte auf. Schnell fand ich auch eine Skulptur die auf Arams Beschreibung passte. Und als ich ein Bild der Skulptur sah erschrak ich. Sie hatte tatsächlich Ähnlichkeit mit mir. War das alles nur Zufall? Als ich auf den aufgeführten Link klickte kam ich auf die Geschichte der Skulptur, die mich noch mehr erschrak:
„Die Skulptur der Hanayori gehört zu einer langvergessenen Sage der japanischen Geschichte. Im frühen 14 Jahrhundert gab es in der japanischen Provinz ein kleines abgelegenes Dorf das sich „seijo rijin“ das soviel wie heiliges Dorfvolk heißt. Dieses Dorf glaube an eine Göttin die sie Hanayori nannten. Sie war die Beschützerin des Dorfes. Ein Mann namens Aramo verliebte sich in die Göttin und machte eine Skulptur zu ihrem Ebenbild. Die Göttin verliebte sich ebenso in Aramo. Das gefiel jedoch nicht jedem und somit wurden die Kreaturen Kenzas auf das Paar aufmerksam. Da die Göttin zu mächtig für diese war, versiegelten sie die Göttin in die Skulptur um ihre Kräfte zu schwächen. Doch das war den Kenzas nicht genug aus Neid griffen sie das kleine Dorf an. Aramo der, der stärkste aus dem Dorf war, stellte sich den Kreaturen, mit einem Nachteil, er musste seine Lebensenergie aufbrauchen. Die Göttin die zu dem Zeitpunkt in der Skulptur gefangen war, musste mit ansehen wir ihr Geliebter Aramo dem Tod gegenüber stehen musste. Sie rief ihre letzte Kraft zusammen und schenkte ihm ihre letzte Lebensenergie die dazu ausreichte ihm ein zweites Leben zu schenken. Er sollte wiedergeboren werden. Sie war sich sicher, dass ihre Liebe wahr und vorbestimmt war. Sie vertraute in ihren letzen Sekunden darauf, dass sie sich irgendwann wieder begegnen würden. Die Liebe würde siegen und das Dorf war gerettet, wenn auch zu einem großen Opfer. Man sagt, dass die Göttin immer noch nach ihrem Geliebten sucht und davon überzeugt ist ihm zu begegnen. Doch dies ist eine Sage“Ich las den letzten Satz und mir kamen die Tränen. Noch nie hatte ich eine so rührende und gleichzeitig traurige Geschichte gehört. Mein Herz schmerzte und ich spürte eine Trauer in mir. Woher kam die? Ich lies mir die Geschichte noch einmal durch den Kopf gehen und überlegte nach. Einige Dinge der Geschichte spiegelten sich in der Geschichte von Aram wieder. Doch lag es daran, weil er zuvor die Geschichte gelesen hatte oder weil er damit etwas zu tun hatte? Ich schüttelte mich und musste wegen meines Gedankens schmunzeln. Als hätte er etwas damit zu tun. Schließlich war die Geschichte über 700 Jahre alt. Ich sah nochmal zu Aram rüber, er schlief noch. Ich stand auf und ging in die Küche. Ich machte mir einen Pfefferminztee um mich ein wenig wieder zu beruhigen. Das ganze mit Aram verwirrte mich. Ich konnte einfach keinen klaren Gedanken mehr fassen und beschloss mich nach dem Tee schlafen zu legen. Ich hielt das für die beste Idee.

Kapitel 11

Ich befand mich im Dorf. Alle Dorfbewohner verneigten sich vor mir und begrüßten mich herzlich. Ich lief weiter bis ich an einem Tempel angelangt war. Der Tempel war nicht sehr groß aber wunderschön, er strahlte in einem vollen weiß und schien unberührt. Die Schnitzereien erinnerten mich an die des Hauses. Das Grün um den Tempel schien mir das grünste zu sein. Ich saß mich auf eine Bank die aus Marmor bestand und ruhte meine Beine ein wenig aus. Ich blickte in den strahlend blauen Himmel und dachte an die Augen von Aram. Ein kurzer Seufzer schlich sich aus mir heraus und ich lächelte daraufhin. Es war wirklich sehr schön hier. Und ich dachte daran hier für immer sitzen zu bleiben. Plötzlich griffen zwei Hände nach mir und umschlossen meine Augen. Ich erschreckte mich zwar, jedoch wehrte ich mich nicht. Die Wärme die von den Händen ausgingen kam mir vertraut vor. Ich drehte mich um und blickte in das Blau das mich jedes Mal fesselte. Es war Aram der mich anlächelte. Ich lächelte zurück und umschlang seinen Hals und drückte ihn fest an meinen Körper. Ich wollte mehr von dieser Wärme spüren. Er schob mich leicht von ihm weg und hielt meine rechte Wange in seinen Händen. Mit der linken Hand strich er mir eine Strähne aus dem Gesichte und streichelte zum Abschluss zart über meine Wange. Mein Herz raste und ich hatte das Gefühl das man meinen Herzschlag bis ins Dorf hören könnte. Er blickte mir tief in die Seele und ich spürte förmlich, wie ich immer mehr in dieses unglaubliche Blau versank. Er beugte sich leicht vor, griff meine Schultern und ich wusste das er mich jeden Augenblick küssen würde als plötzlich ein Geräusch aus den Rosenbüschen zu hören war. Aram war sehr aufmerksam und wich sofort zurück. Er legte seinen Zeigefinger auf die Lippen um mir zu verdeutlich, dass ich ruhig bleiben sollte. Er schlich sich langsam zu den Büschen und hatte seine Fäuste geballt. Er schob den Rosenbusch ruckartig zur Seite. Plötzlich fing er an zu lachen beugte sich vor und hatte etwas auf dem Arm. Es war eine kleine Katze, die sich gerade genüsslich den Brauch streicheln lies. Ihr gestreiftes Fell glänzte in der Sonne golden. Ich ging ein paar Schritte auf Aram zu und streichelte der kleinen Katze über den Kopf. Sie schnurrte und leckte mir meinen Finger. Aram lies sie auf den Boden runter und ging einen Schritt auf mich zu. Er lächelte mich an und nahm mich in den Arm. Die Umarmung war kräftig und gleichzeitig zärtlich. Er nahm meinen Kopf in seine Hand und beugte sich wieder leicht vor. Sein Gesicht kam immer näher an meins und ich konnte die Schönheit seines Gesichtes im vollen Glanz sehen. Ich schloss langsam meine Augen und…

Fortsetzung folgt...







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