Memories of Dreams

Autor: Goldglöckchen
veröffentlicht am: 07.11.2009




1. Kapitel

Die Straßen leer, die Autos still, die Geschäfte geschlossen und nur die Restaurants waren noch offen. Kleine Lichter ragten aus den schmutzigen Scheiben hervor. Helle oder dunkle Vorhänge zogen die Leute vor die Fenster. Es war kalt und seit Tagen regnete es. Die Sonne kam nie hier raus, seit einem halben Jahr. Hier war eine schreckliche Katastrophe passiert. Dieses Jahr sollte der Indeef eröffnet werden. Ein Industriegebäude das sechs verschiedene Mineralien herstellt. Doch, an der Eröffnung passierte ein furchtbares Unglück. Als 1000 Menschen die Halle besichtigten und auch schon Angestellte dort arbeiteten, explodierte plötzlich alles. Alles stürzte ein. Von 1000 Menschen überlebten nur hunderte. Sie alle wurden zerfetzt, erdrückt oder verbrannt. Seitdem stand dort nur ein kleines Gebäude das acht Stöcke hatte. Keiner weiß war dort gemacht wird. Dieses Gebäude sollte einer Geheimagentur gehören, doch keiner weiß genau wozu. Doch auch keiner kann sich erklären wieso in dieser Stadt nie die Sonne schien. Nicht mal im Sommer zeigte sie sich, alles blieb im Nassen und dunklem, als wäre die Stadt durch die Trauer so düster geworden. Jessica, ein Waisenkind, fünfzehn Jahre alt, das seit dem Unfall ihre ganze Familie verloren hatte, spazierte in einem schwarzen Mantel und Kapuze durch die Straßen. Über ihr nur Wolkenkratzer und etwas kleinere Gebäude, da fing es an zu regnen. Wie schnell Jessica nass wurde und ihre kapuze sich ins Gesicht zog. Jeden Tag wünschte sie sich, sie hätte ihre Eltern retten können. Ihr Vater war ein Professor gewesen und hatte an Indeef mitgearbeitet. Ihre Mutter war eine Beamtin und arbeitete im Büro. Ach, da war noch ihre kleine Schwester Vanessa, im Juli wäre sie zwölf Jahre alt geworden. Jessica wurde bestätigt dass sie ihre Leichen von ihrer Mutter und ihrem Vater gefunden hatten, doch Vanessa fanden sie nicht. Jessicas Eltern wurden unter einem Eisenmast gefunden, als sie sich vergeblichen retten wollten. Manchmal hatte sie noch Hoffnungen dass ihre Schwester noch überlebt haben könnte. Vielleicht sogar ihr Gedächniss verlorene hatte und jetzt bei einer guten Ersatzfamilie war. Doch dann hätte sie sich nicht mehr an Jessica erinnert. Es war für Jessica ein furchbares Gefühl alleine auf der Welt zu sein. Gut, sie hatte zwar Freunde im Heim, doch ohne eine Familie hatte das Leben keinen Sinn mehr für sie. Früher war sie so glücklich, jeden Tag sah man ihr Lächeln, ihr erfreutes Gesicht, doch jetzt lachte sie kaum noch. Vielleicht wenn sie einmal ihre Familie vergaß, lächelte sie kurz, doch dann drückten ihre Erinnerungen ihr Lächeln weg. Jessica wollte immer alleine sein. Um nach zudenken, was machte sie jetzt? Was würde sie noch mit ihrem Leben anfangen wollen, wenn alles weg war, was sie so sehr liebte. Jessica hatte manchmal auch ganz schlimme Gedanken, wie das sie Selbstmord machen würde, oder sich auf die Brücke zu stellen und zu springen. Denn so sehr Tat ihr Herz weh. Es hinderte sie nur ihre Erinnerungen daran was nach einigen Wochen, nach diesem Unfall, geschah. Die übrig gebliebenen Kinder taten nämlich dies was Jessica in ihren Gedanken vorhatte. Sie hatte von Kindern gehört die sich im Zimmer erhängten oder eine siebzehnjährige nahm sich das Leben, als sie vor einen Motorradfahrer sprang, selbst der überlebte nicht einmal, da er auf eine anderes Auto flog. Als sie von Lästerungen und Geprahlten hörte, wurde ihr klar, dass sie so nicht enden würde, denn ihre Eltern wären enttäuscht. Einige Menschen nahmen sich das Leben, nicht viele, nur sehr wenige. Nein, dachte Jessica, ich will nicht so enden und ballte die Fäuste kräftig.
Manchmal wenn Jessica im Heim saß, betrachteten einige Eltern ohne Kinder sie, doch wer will schon ein fast reifes Mädchen haben. Jeder holte sich zehn oder fünf jährige Kinder, mit denen man noch etwas unternehmen kann. Jessica fehlte nur ihr Selbstbewusstsein, ihre Freude, ihr Glück am Leben, aber leider glaubte sie nicht mehr daran. Fast jede Woche muss sie zusehen wie ihre Freundinnen ein neues und glückliches Leben in einer Familie beginnen. Ihr Herz schmerzte dann immer so sehr. Sie verstand auch nicht wieso sogar ihre beste Freundin in eine Familie aufgenommen wurde, denn sie war ein Jahr älter als Jessica. Wieso nahm sie keiner in eine Familie, denn sie war hübsch, auch sehr sympathisch und hatte Humor. Eine bessere Tochter konnte man sich doch gar nicht wünschen, doch vielleicht lag es auch daran, dass sie immer so traurig war, kein Lächeln, keine Freude. Doch sie gab nicht die Hoffnung auf, sie wollte ja wieder lachen, doch es tat ihr einfach zu sehr weh und das unterdrückte auch ihren Willen.
„Eine Familie…“, murmelte sie leide vor sich hin.
Als sie um die Ecke gehen wollte, hatte sie Regenschutz, denn über ihr war ein Dach und sie ging eng an der Wand entlang. Da kam ein betrunkener Bettler ihr entgegen, ohne Sinn und Verstand lallte er sie an: „Hey Kleine,…haste ein…bisschen Geld, wir können einen Trinken gehen.“
Jessica ging einfach ihm vorbei und versuchte erst gar nicht ihm hinterher zu schauen. Er blieb stehen und schaute ihr nach.
„Bleib stehen!“, schrie er und musste versuchen im Gleichgewicht zu bleiben.“
Jessica dachte nur, nein, so will ich auch nicht enden, ohne Geld, Obdachlos und sich das Leben noch schwerer machen als sonst.
Da versuchte er sie noch aufzuhalten, aber bekam sie nicht, denn sie ging im Eilmarsch.„Tusse!“, lallte er, drehte sich um und ging weiter.
Der Regen prasselte heftig auf die Autos, Straßen und Dächer. Dadurch wurde es richtig laut und die Stille die vor einigen Minuten hier war, verschwand. Nur noch einige Straßen, dann war sie am Waisenhaus. Eigentlich sollte sie zu der Zeit schon längst zurück sein, denn es war ja schon dunkel. Nur die Laternen brachten ein wenig Licht in die Wege.
Kurz blickte Jessica auf die andere Straßenseite und dort saß eine Bettlerin, unter ihrem Hintern eine dünne Wolldenke und in den Armen ein junges Kind. An ihr ging ein Paar vorbei und sie flehte sie an: „Bitte, mein Kind verhungert, geben sie mir nur etwas Geld.“
Flehen war noch zu harmlos, sie weinte richtig darum.
Jessica blieb stehen und schaute zur Frau rüber, die weinend ihr Kind tröstete. Sein Schreien war durch den prasselnden Regen verstummt, jedoch immer noch laut. Schnell blickte Jessica rechts und links, ob keine Auto kam, da huschte sie schon rüber. Die Frau blickte sie an und sagte nichts. Ihr Gesicht verweint, voller Angst um ihr Kind, ihr Leben.
„Ich kann sie gut verstehen.“, murmelte Jessica und kniete sich zu ihr runter.„Sie sind wohl noch gar nicht so lange hier, hab ich recht?“
Die Frau schüttelte den Kopf und schaute dann runter zu ihrem Kind. Sie hatte es eingewickelt, in ihre einzige Wolldecke.
„Mein Mann hat mich verlassen, man hat mich aus meinem eigenen Land verscheucht, jetzt, bin ich hier und habe nichts, außer das Kind.“, schluchzte sie und sie war wirklich eine Ausländerin. Wahrscheinlich eine aus Indien. Denn ihre Hautfarbe war dunkel.
Jessica öffnete ihren Mantel und zog einen billigen Geldbeutel heraus. Dort zählte sie genau drei Euro und gab sie ihr in die Hand. Gerade sah es so aus als wolle sie danach greifen doch drückte sie das Geld zurück. Jessica schaute verwundert zu ihr.
„Behalte dein Geld. Ich bin keine Person die danach strebt. Ich habe schon seit Monaten hier überlebt, ja ich bin auf den Straßen neu, doch auch ich bekomme ein wenig Geld und ehrlich gesagt werde ich mein Kind zur Adoption frei geben. Ich will dass es eine bessere Zukunft hat, als ich. Man sieht dir an das du deine Familie verloren hast. Auch ich weiß, welches Leid das ist.“, erzählte sie ihr und war ganz ehrlich. Erst jetzt konnte Jessica ihre Auslandsprache hören, sie hatte einen leichten Akzent.
„Sind sie sich sicher, immerhin bekomme ich im Heim mehr als sie.“„Du hast ein gutes Herz.“
Da stand sie auf, nahm ihr Kind, rollte die Decke ein und ging die Straße hoch. Jessica schaute immer noch erstaunend drein. Sie hatte wirklich gedacht das Geld wird ihr aus den Händen gerissen, aber dieses Frau muss eine Menge durchgemacht haben, das sie darauf verzichtet. Sollte das Kind wirklich zu ihr kommen, so würde Jessica sich darum kümmern.Der Regen prasselte immer noch und die Stille war trotzdem da. An das donnern des Regens hatte sich ihr Gehör gewöhnt und da merkte sie wie still es wirklich hier war. Das Geld legte sie wieder in ihren Geldbeutel und steckte es dann wieder in ihren Mantel.
Schnell flitzte sie ins Heim und als sie dort nur im Versammlungsraum Licht brannte, der direkt neben der Eingangstür war, versuchte sie sich leise zu verhalten, da Jessica Angst hatte Ärger zu bekommen.
Gerade hing sie ihren nassen Mantel am Ständer auf und zog ihre Schuhe aus, als jemand hinter ihr stand und heftig räusperte.
„Jessica! Jessica! Jessica! Schon wieder!“, brüllte jemand und versuchte dennoch ruhig zu bleiben, da die kleinen Kinder schon schliefen.
„Verdammt nochmal! Jetzt wird es ja richtig spät, hm?“
„Neun Uhr!“
Ängstlich drehte sie sich um zu ihrer Erzieherin Nicole. Sie hatte lange blonde Haare und war immer stark geschminkt. Ihre Haut hatte schon einige Falten, denn sie war ja auch schon achtundvierzig.
„Tut mir Leid, Nicole, ich hatte mit jemanden geredet.“, erklärte sie ihr.„Ja, ja, immer wieder dieselbe Ausrede, das nächste Mal, darfst du nicht mehr aus dem Heim. Dann darfst du die ganze Woche den Abwasch machen, alleine!“, drohte sie ihr und betonte das letzte Wort deutlich.
„Ab hoch!“, befahl sie ihr und zeigte mit dem Finger auf die Treppe, die rechts von der Eingangstür war.
Schnell flitze Jessica hoch und oben waren noch einige wach, denn hier sind zwölf bis sechszehn jährige Kinder. Unten waren die Kleineren. Sie suchte ihr Zimmer, die Zahl vierundvierzig. Jessica hörte schon die zwei Stimmen ihrer Zimmergenossinnen, Emma und Lina. Emma war sechszehn und schon drei Jahre im Heim. Ihre Eltern hatten einen tödlichen Autounfall. Lina war zwölf und wurde mit drei Jahren vor das Heim gesetzt. Sie lebte also schon lange hier.
„Emma! Lina! Macht nicht so einen Lärm.“, brüllte sie und riss die Tür auf. Beide schauten zuerst Jessica an und dann sich selbst.
„Was ist denn los mit dir?“, fragte Emma und zickte schon gleich.
„Ich hatte Anschiss von Nicole bekommen.“
Genervt schloss sie die Tür und legte sich auf das rechte Bett. Neben ihr ein kleiner Nachttisch und eine Lampe. Daneben ihr eigener kleiner Kleiderschrank und unter ihrem Bett war ihr Sammelkoffer. Dort war alles drinnen was ihr noch von ihrer Familie geblieben war. Immer wenn die beiden tief schliefen, öffnete sie ihn und schaute sie sich nachts an. Ihre tränen kullerten dabei immer runter, doch das hatte sie sich schon angewöhnt.
Plötzlich platzte Nicole rein und meckerte sie an: „Emma! Lina! Jessica! Ruhe! Schlaft jetzt. Nachher will ich kein Licht mehr brennen sehen.“
„Ja, Nicole.“, murmelten sie alle.
Sie Schloss ärgerlich die Tür und man hörte nur noch wie sich die Schritte entfernten.„Ich habt´s gehört.“, lächelte Emma und war ziemlich stolz darauf das sie in dem Zimmer das sagen hatte, sie war ja auch die älteste. Lina trat vor den Spiegel und öffnete ihre schwarzen langen Haare. Den Gummi legte sie auf die Kommode, die links neben der Tür stand. Der Spiegel befand sich gleich daneben. Aus einer Abschminkpackung, nahm sie ein Tuch heraus und wusch sich die Schminke in den Augen ab.
„Ich versteh manchmal nicht wieso du dich nie schminkst.“, murmelte sie.„Wer, ich?“, fragte Jessica.
„Ja, du!“, lachte Lina und schmiss das dreckige Tuch in den Mülleimer, der unter dem Spiegel stand.
„Für was!“
„Nun, ich finde du würdest sau schön aussehen, du bist ja auch ein hübsches Mädchen, Jessy! Im Gegensatz zu, naja, ich bin überhaupt keine Schönheit, nicht einmal mit Schminke.“
„So ein Quatsch! Du bist die hübscheste Albanerin die ich kenne.“
„Danke.“, murmelte sie über das Kompliment von Jessica.
„So Leute, jetzt bin ich auch bereit.“, rief Emma.
Sie hatte ihren hellblauen Seidenpyjama an, ihr blonder Bobschnitt war zerzaust, aber das machte ja nichts. Sie legte sich ins Bett und deckte sich mit der Steppdecke zu. Lina machte das Licht aus und legte sich ebenfalls ins Bett.
„Euch ist schon klar dass ich noch nicht fertig bin.“, lachte Jessica und stand auf. Sie tastete den Schalter neben der Tür ab. Als sie ihn fand, drückte sie drauf und die Lampe ging an. Schnell zog Jessica sich aus und trug dann später ein Nachthemd. Den Lichtschalter schnell ausgemacht, sich ins Bett gelegt und die Decke über den Körper gezogen, sodass ihre Hände noch rausschauten.
„Hey, wisst ihr was für eine Wette ich mit Derek gemacht hatte?“, fing Emma an.
„Welche?“, fragte Lina und drehte sich zu ihr um.
„Nun, wenn ich schaffe mit euch drei ins Gebäude zu kommen, dann bekomme ich hundert Euro von ihm.“
„Warte mal, welches Gebäude und woher hat er so viel Geld?“, fragte Jessica und drehte sich ebenfalls zu Emma um.
„Nun, Derek meinte ich soll in das Gebäude gehen, wo vorher das Indeef stand.“
„Gut, das machst schön alleine, immerhin sind meine Eltern dort umgekommen und wahrscheinlich meine Schwester auch.“
„Ach, komm bitte. Ich kann sie nur gewinnen, wenn du auch mitmachst, du bekommst auch etwas von dem Geld ab, versprochen.“
„Emma! Du verstehst es nicht! Ich gehe an diesen Ort nie wieder zurück.“„Ja, doch, aber da steht doch sowieso nur noch Müll und dieses dumme Gebäude.“
Dieses Gebäude war wirklich sehr seltsam, da es nicht einmal warten wollte bis sie die verrosteten Materialien, die Bausteine, diesen Haufen Müll, wegemacht hatten. Denn dort sah es wie ein Schrottplatz aus. Man musste regelrecht klettern um an das Haus zu kommen, außerdem war der Bereich abgezäunt. Doch das wussten die Drei nicht. Sie dachten dieser Bereich wäre so etwas wie eine Besichtigung.
„Bitte, bitte, bitte!“, schmollte Emma.
Jessica seufzte und überlegte für einen Moment.
„Dir ist schon klar wir könnten Ärger bekommen.“
„Ja, den nehme ich auf mich, euch halte ich da raus.“
„Was passiert eigentlich wenn du verlierst?“, fragte Jessica und legte sich wieder auf den Rücken.
„Ich muss ihm hundert Euro geben.“
„Emma, ich kann das nicht. Du weißt nicht wie das ist an den Ort zurückzukehren, wo einst deine Eltern gestorben waren.“
„Ich helfe dir das zu überstehen, aber woher soll ich bitte das Geld
auftreiben?“
„Das hättest du dir vorher überlegen müssen. Ich gebe es zwar nicht gern zu, also, ich komme mit.“
„Ja!“, riefen Emma und Lina vor Freude und es war etwas zu laut.
„Pssst!“, fauchte Jessica.
Jessica überlegte sich das ganze wieder in Ruhe, denn sie konnte ja nicht ewig in Trauer leben. Das tat ihr nicht gut. Vielleicht würde sie sogar darüber hinwegkommen, wenn sie den Platz betretet.
„Gute Nacht!“, rief Jessica.
„Gute Nacht!“, riefen Emma und Lina zurück.
Am nächsten Morgen wachten sie gemeinsam auf und sie wünschten sich gegenseitig einen schönen Morgen.
„Ach, Emma, wann hast du denn vor zu gehen?“, fragte Jessica.
„So gegen sechs.“
„Aber da ist es schon dunkel.“, rief sie.
„Wann sollen wir das denn bitteschön machen? Ich muss arbeiten von zehn bis sechs. Danach komme ich sofort zu euch, versprochen. Wartet einfach davor.“
Lina und Jessica schauten sich gegenseitig an.
„Also gut.“, gähnte Jessica und blieb noch im Bett liegen. Denn normalerweise hätte sie ja Schule, aber es war Samstag und da hatte sie frei, auch Lina. Schnell schaute Emma auf die Uhr und musste große Augen machen.
„Mist! Es ist halb zehn!“, rief sie und eilte schnell an ihren Kleiderschrank. Sie wühlte einen blauen Baumwollpulli heraus, Socken und eine Jeans.
„Lina, wir gehen in einer viertel Stunde essen, okay?“, nörgelte Jessica und lallte etwas dabei, sie war noch schrecklich müde.
„Jetzt, du Schlafmütze!“, lachte Lina. Sie stand auf und zog die Decke von Jessica weg.
„Na, wie willst du jetzt schlafen? Hast du nicht kalt?“, lachte Lina und schmiss die Decke auf ihr Bett. Jessica zog ihr Nachthemd über den Hintern, da es ihr hochgerutscht war. Mit den Armen kam sie hoch und drehte sich dann auf den Rücken um.„Ich hasse euch! Ihr lässt mich nie ausschlafen.“
„Eben.“, lachte Lina wieder.
Sie wühlte in ihrer Kommode nach Socken, einem BH, einer Jeans und einem Sweatshirt. Dort wo noch ein wenig Platz war, stand ein Paravent und dort zog sich gerade Emma um.Noch müde und kraftlos zog Jessica sich zu ihrem Kleiderschrank hin. Langsam öffnete sie ihn und musste erstmal schauen wo hier ihre Sachen waren. Alles war durcheinander geschmissen. Sie griff zuerst nach einer Jeans, dann ein T-Shirt, eine Weste und zum Schluss noch die Socken. Ohne zu warten bis Emma fertig war, stellte sie sich ebenfalls hinter das Paravent und zog sich um.
„Jessy ist wohl wirklich noch müde.“, lachte sie dann.
Lina kicherte etwas und da war Emma auch schon fertig. Sie rannte auch dann gleich aus dem Zimmer.„Bis heute Abend!“, rief sie, doch da war die Tür schon wieder zu.
„ja, bis heute Abend…Jetzt kann ich auch noch warten bis Jessica fertig ist, das kann dauern.“, seufzte Lina und setzte sich auf das Bett von Emma.
„Fertig!“, rief Jessica und kam hinter Paravent hervor.
„Das ging ja schnell. Bist wohl doch nicht so müde.“, lächelte Lina. Dann stellte sie sich dahinter und zog sich auch um. Jessica schaute auf die Kommode von Lina. Dort lag ihre ganze Schminke. Vielleicht sollte ich es mal ausprobieren, dachte sie sich. Zuerst griff sie nach der Wimperntusche von ihr. Sie nahm die Bürste raus und versuchte es so zu machen wie Lina. Langsam und vorsichtig zog sie die Wimpern hoch, doch sie musste immer die Augen zukneifen, weil sie das noch nie gemacht hatte. Doch dann klappte es wirklich und es sah echt gut aus. Das andere Auge machte sie dann auch und sie war komplett verändert, nur durch so eine wenig Tusche. Sie legte die Wimpertusche weg und griff nach dem Kajal. Den versuchte sie sich auch aufzutragen, doch ihre Augen brannten dabei. Sie war so etwas ungewohnt. Als sie es so gut wie möglich gemacht hatte, dachte sie sich nur noch, wow, wie schön, so anders und doch wunderschön.
Lina war fertig und sah Jessicas Spiegelbild zuerst, doch dann musste sie große Augen machen als sie sich umdrehte.
„Wow, du siehst so hübsch aus, sau schön!“, stammelte Lina etwas, da sie es nicht fassen konnte.
„Wirklich?“, fragte Jessica und lächelte wieder seit langem.
„Oh, dein Lächeln ist so schön.“, murmelte Lina vor sich hin.
„Ja stimmt, ich lächel wieder, aber ob das heute Abend der Fall ist?“, fragte sie und ihr Lächeln verging.
„Jessica, willst du wirklich dein ganzes Leben traurig sein? Später wenn du aus diesem Heim kommst wirst du vielleicht eine eigene Familie gründen. Denk doch mal nach.“, erklärte sie ihr und Jessica senkte den Kopf. Eigentlich hatte sie recht, ich kann nicht mein Leben lang in Trauer verbringen, doch eine eigene Familie? Das wird wahrscheinlich erst sechs Jahre später der Fall sein, dachte sie sich. Da klopfte jemand an die Tür.
„Ach, ihr seid schon wach, gut kommt bitte runter frühstücken.“, bat Nicole sie, die heute die Haare zu einem Pferdeschwanz hatte.
„Alles klar.“
Lina und Jessica sprinteten an Nicole vorbei und rasten runter zur Kantine, die im Erdgeschoss, ganz hinten vom Gang, war.
Dort waren sie angekommen, sahen sie auch schon die langen Tische und Bänke, worauf die kleinen Kinder und die anderen in Jessicas Etage saßen. Jeder hatte hier seinen Platz, das heißt sie waren nach Zimmer sortiert. Die Beiden setzten sich auf ihre Plätze und nun war ihr frühstück auch vor ihren Nasen. Körbe mit Broten waren verteilt auf dem Tisch, Marmeladen und andere süße Sachen waren auch dort. Sogar für welche die nur Wurst oder Käse essen konnte man sich hier holen. Eier gab es nur zu besonderen Anlässen. Als Jessica fertig war mit dem Essen verbrachte sie den ganzen Tag nur im Zimmer und sah zu wie der Regen gegen das Fenster prasselte. Lina hatte sich woanders den Spaß geholt.
Sie konnte es kaum erwarten. Obwohl sie sagte sie wolle dort überhaupt nicht hin, wollte sie es trotzdem. Sie war so gespannt darauf was dort zu finden sei. Ws in diesem Gebäude war, was sie dort für ein Abenteuer machen. Je mehr sie daran dachte, umso aufgeregter wurde sie und schaute jedes Mal auf Emmas Wecker.
„Hmmm, noch eine Stunde.“, seufzte sie.
Schon jetzt verdunkelte sich der Himmel. Die Wolken zogen in einer enormen Geschwindigkeit am Himmel vorbei. Der Regen wurde immer heftiger und wenn es nicht bald aufhörte, wie sollte sie dann mit Lina dort hingehen?
Eine halbe Stunde verging und Jessica saß immer noch aufgeregt am Fenster. Dabei merkte sie nicht einmal, das der Regen still wurde und der Wind aufhörte zu ziehen, denn die Wolken wurden langsam, schon fast so als bleiben sie stehen. Nur einige Regentropfen an der Scheiße kullerten herunter.
Da stürmte Lina herein.
„Komm schon! Nicole hat uns die Erlaubnis gegeben und wir müssen um acht wieder da sein, sonst bekommen wir Ärger. Schnapp dir einen Regenmantel und zieh dich war an es ist kalt.“, erklärte sie ihr und wühlte schon in der Kommode herum.
„Alles klar!“
Jessica sprang zum Kleiderschrank und kramte in ihren Sachen herum. Ihr Mantel hing ja unten, doch zog sie sich noch eine Jacke über.
„Komm!“, rief sie und öffnete die Tür.
Als sie unten ankamen, zogen sich beide ihre Mäntel über, die Schuhe noch an und rannten aus der Eingangstür.
„Es regnet gar nicht mehr.“, fiel Lina jetzt erst auf.
„Ja, aber schon vor einer viertel Stunde oder so.“
Anstatt die Stadt zu benutzen und in einige Straßen abzubiegen, rannten sie über ein Feld, dann in eins zwei Straßen und am Schluss waren sie am Hintereingang angekommen. Das Gebäude war schwarz und einige Lichter brannten.
„Hatte mir schon gedacht dass ihr hier seid.“, erklang eine Männerstimme hinter ihnen.
„Derek?“, fragte Lina sich.
„Jap.“
„Was machst du hier?“, fragte sie wieder.
„Nun, ich bin Zeuge. Also, denkt daran, ihr müsst wirklich im Haus sein.“Beide nickten.
„Ach und noch etwas. Ich würde mich dort nicht erwischen lassen.“„Wieso?“, fragte Jessica.
„Nun, einmal wollte ein Mädchen dort auch kundschaften, ist jedoch nie wieder zurückgekehrt.“
„Willst du uns angst machen?“, fragte Lina und umfasste ihre Hüften mit den Armen.
„Nein, aber trotzdem. Keiner traut sich dort hineinzugehen, besonders weil viele denken, dieses Haus wäre verflucht, weil es an einem Ort stehe, wo viele Geister hier auf dem Indeef-Platz hausen.“
„So ein Quatsch, Derek, hör auf deine dummen Comics zu lesen.“
„Ich schwöre dass es so ist.“
„Hey Leute.“, erklang eine Stimme.
„Ich bin pünktlich, oder?“, fragte Emma keuchend.
„Naja, drei Minuten zu spät.“, lachte Jessica.
„Na dann los.“







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