Sonnenfinsternis.

Autor: Zeilenschreiber.
veröffentlicht am: 18.10.2009




Vorwort:

Liebe ist etwas, auf das man keinen Einfluss hat. Sondern etwas, das einen findet - ohne Gründe, ohne Kommentar und ohne, dass man sich dagegen wehren kann.
So erging es mir. Nie hatte ich an das Schicksal gedacht. Bis ich es an eigenem Leib erfahren musste. Manchmal nimmt das Schicksal eine plötzliche Wendung, ohne das man darauf einen Einfluss hat und ohne, dass man es verhindern kann.
Nichts kann man voraussehen, es sei denn, man ist ein Hellseher. Oder war ich einfach so blind vor Liebe gewesen?
Ich hatte einfach alles falsch gemacht, das man falsch machen kann. Irgendwann hatte ich dann alles verloren, was man verlieren kann. Nichts war so, wie zuvor.
Zeit verändert, auch mich.
Es war der Sommer meines Lebens.

*

Eigentlich war es wie jeden Sommer. Dieser Tag, war einer der Tage, an dem man die Hitze riechen konnte. Die von der Sonne verbrannte Haut; den Schweiß, der bei jeder Bewegung durch die Poren drang.
Aber dieses Mal war es anders. Meinen letzten Schultag hatte ich gerade hinter mir. Über mein Zeugnis waren meine Eltern nicht gerade begeistert, jedoch konnte man es ihnen nie recht machen. Immer fanden sie etwas, was ihnen nicht passte und was man ändern sollte. Doch ich war kein Roboter, nicht perfekt. Natürlich machte ich Fehler, wie jeder Mensch. Nur das macht einen Menschen überhaupt zum Menschen. Er lernt an Fehlern und Erfahrungen.Vielleicht war ich nicht die Klassenbeste, aber ich brauchte mich nicht für meine Noten zu schämen. In der Schule war ich eher durchschnittlich.
Durchschnittlich. Genau das beschrieb mich am Besten. Nicht perfekt und nichts besonderes.

Gemeinsam mit meinen Eltern schlenderte ich zu unserem Auto. Ein grauer Mercedes. Die Hand von Dad umklammerte den Griff meines dunkelblauen Koffers, der mich auf meiner Reise begleiten würde.
Er verstaute ihn in unserem Kofferraum und ließ sich auf den Fahrersitz plumpsen.Meine rote Tasche, die ich trug, schmiss ich ebenfalls in den Kofferraum und Mum schloss ihn hinter mir.
Mir war nicht bewusst, warum Mum auch mitfahren wollte. Schließlich fuhren meine Eltern wieder zurück nach Hause und ich musste dableiben, für eine lange Zeit. Die ganzen Sommerferien, wie jedes Jahr.
Des öfteren hatte ich sie heute darauf angesprochen, aber sie bestand darauf. Freiwillig wäre ich nie auf solch eine Reise mitgekommen. Schließlich müsste ich hin und zurück mehrere Stunden fahren. Und das nur um meine Tochter weg zubringen und zu verabschieden.Viel lieber hätte ich, statt ihr, vorne gesessen. Auf der Rückbank fühlte ich mich, wie ein Kind. Genau wie damals. Seit ich zurückblicken konnte, hatten sie mich jeden Sommer einfach abgegeben, damit sie mich los waren und ihre Ruhe hatten.
Natürlich hatte ich Tage, an denen ich schlecht gelaunt war und das auch mal zeigte und an meinen Mitmenschen ausließ. Aber war das so unerträglich, dass man mich abschieben musste? Abgeben, wie einen lästigen Hund im Tierheim?
Jeden Sommer hatten sie mich gezwungen. Ich hätte gar keine Wal gehabt, als mit ihnen zu kommen. Dad hatte mir oft gedroht, mich auf ein Internat zu schicken, wenn ich mich weigern würde. Und das wollte ich nun wirklich nicht, denn dann müsste ich mich von meinen Freunden trennen.
Mit ihnen als Eltern hatte ich wohl die Schlimmsten erwischt, die man haben konnte. Wenn ich so schlimm und lästig war, warum haben sie mich nicht zur Adoption freigegeben? Oder in ein Heim gesteckt? Das wäre bestimmt erträglicher gewesen, als jedes Jahr diese Qual.Eigentlich war mein Sommer dort immer sehr schön gewesen. Mit meinen Freunden dort, hatte ich immer viel Spaß gehabt.
Doch dieses Jahr wollte ich nicht weg von hier. Obwohl es für mich nichts schöneres geben könnte.

Vor 3 Monaten war ich endlich 16 geworden und ich fand, dass ich alt genug war, zu bestimmen, wo ich hinfuhr oder alleine zu verreisen. Jedoch waren beide dagegen.'Es wäre zu gefährlich' hatten sie beide als Grund genannt. Darauf konnte ich nichts sagen, sonst hätte ich wieder Hausarrest bekommen. Also hatten sie - mal wieder - die Kontrolle über mich. Und ich konnte nichts dagegen tun. Wie sehr, wünschte ich mir endlich 18 zu sein, volljährig. Dann könnten sie mir nichts mehr vorschreiben. Ich wäre frei.
Meine Freundin Coco hatte mich noch vor den Ferien gefragt, ob ich mit ihr und anderen Freunden zusammen in den Urlaub fahren würde. Es gab nichts, dass ich lieber getan hätte. Doch meine Eltern hatten mich wieder gefangen und gefesselt.
Und jetzt wollten sie mich mal verschleppen.

Er startete den Motor und der Wagen setzte sich langsam in Bewegung. Relativ zügig fuhr er die Auffahrt herunter. Die Sonnenstrahlen knallten auf unser Auto und nah kurzer Zeit erhitzte es sich sehr stark. Es wurde immer unerträglicher, bis Mum die Klimaanlage einschaltete.
Die Häuser und Gebäude flogen an meinem Fenster vorüber, als wir die Straße durch die Stadt entlang rasten. Wir hatten ein ungeheures Tempo. Dad wollte mich wohl ziemlich schnell loswerden.
Irgendwann erreichten wir die Autobahn und fuhren noch schneller, was mir unmöglich schien. Die breite, mit Autos überfüllten Straße, umzingelten viele Gebäude. Unser Tempo verringerte sich, da immer mehr Autos nach rückten und die kleinen Lücken zwischen den Fahrzeugen nutzen, um sich dort hinein zu zwängen. Schließlich war die Autobahn so voll, dass sich nichts mehr bewegte.
Mum stöhnte und ließ sich genervt in ihren Sitz sinken.
'Das ist doch jedes Jahr das selbe!'
Da musste ich ihr Recht geben. Doch sie hatten es ja nicht anders gewollt.
'Du wolltest doch unbedingt mit.' oder 'Ihr wolltet mich ja unbedingt loswerden!', hätte ich am liebsten zur ihr gesagt, aber das musste ich mir verkneifen.
Stattdessen seufzte ich lang und ausgiebig, dann schloss ich die Augen und versuchte, meine Gedanken woanders hin zu schicken. Das Stöhnen und Fluchen dabei hoffte ich, verdrängen zu können.
Bald darauf war ich im Reich der Träume versunken.







Teil 1 Teil 2


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz