Augenblicke einer Jugend

Autor: leila
veröffentlicht am: 17.10.2009




Das erste Ende

Es war Nacht geworden.
Die Sterne funkelten am tiefschwarzen Himmel und hin und wieder flog ein Flugzeug vorbei, dessen bunte Lichter von unten aussahen als schwebten sie durch die Luft. Er hielt meine Hand. Warum konnte er sie damals nicht so halten, als noch alles in Ordnung war?
Die roten Lichter der Sendemasten schienen so weit weg. Da saß Luca immer im Sommer, hatte er mir erzählt. Sie spiegelten sich im Wasser.
Es wäre wirklich romantisch gewesen. Aber beladen mit solcher Wehmut hatte es mehr Melancholie als alles andere.
Er ließ meine Hand los. Wir schauten uns nicht an. Wie hätte ich ihm in die Augen gucken können? Stille. Nur das rauschen der Bäume. Ab und zu das Flugzeug. Dann, endlich, er bewegt seinen Kopf zu mir als wolle er etwas sagen. Er blieb stumm. Ich merke wie seine Augen über meinen Körper wandern, ihn abtasten. Kann das wirklich sein? Kann er in so einem Moment daran denken?

Der Wind wird etwas stärker. Bläst mir Strähnen ins Gesicht. Ich lasse sie da. Wofür noch mühe geben, wofür mich bewegen? So möchte ich ewig verweilen. Ewig, weil es eh nie besser wird.

Seine Hand legt sich um die Banklehne. Ich spüre seinen Atem auf der Haut meines Halses. Ich spüre ihn, seine Anwesenheit. Er spürt meine Angst.
Sein Atem wird schneller, ich habe das Gefühl er kann mein Herz schneller schlagen hören.
Ein paar kleine wellen ziehen über den See. Stille. Er hat den Kopf von mir weg gerichtet. Ich höre ihn nicht mehr. Mein Körper ist starr. Ich traue mich nicht eine Bewegung zu tun, noch zu ihm zu blicken. Sein Körper scheint genauso starr. Nur sein Brustkorb hebt und senkt sich. So könnte ich ewig sitzen. Nur ich und ...er....er? Wäre mir ein anderer lieber? Mein blick schwenkt wieder auf die Sendemasten. Luca. Mit Luca beim Mondschein im See schwimmen. Oder doch er? Er bemerkt meine innere Aufregung. Gönnt mir keines Blickes. Dabei wäre er meiner blicke nicht würdig. Unsere Blicke treffen sich. Ein lächeln. Warum lächelt er? Er blickt mir so tief in die Augen aber ich kann nicht standhalten. Mein blick schwenkt ab. Meine Chucks sind schon wieder ganz schön dreckig. Aber Chucks müssen dreckig sein. Oder nicht? Aber da war immer noch er. Ich konnte mich nicht ablenken und sein Blick lastet immer noch auf mir. Ich muss ihn erwidern. Er streicht mir die Strähne aus dem Gesicht. Ich weiche zurück vor seiner Berührung, auf die ich so lange gewartet hatte.
Es war einer der schönsten und gleichzeitig einer der traurigsten Abende meines bisherigen Lebens, als ich mit meinem ersten Freund eines nachts am See Schluss gemacht habe.

Er liebt mich so sehr, hatte er gesagt, aber ihren Körper.
Er wollte mir nicht wehtun, hatte er gesagt, nur mal etwas neues ausprobieren.
Er kann mich trösten, hatte er gesagt, doch das war nicht was ich wollte.
Er macht es wieder gut, hatte er gesagt. Doch wie könnte er das wieder gut machen? Nein, ich will nicht mehr. Es reicht. Ich hätte ihm alles verziehen, nur das nicht. Nur mit ihr nicht. Sie war doch noch nicht mal 14. Das war gegen das Gesetz. Doch das interessierte mich am wenigsten.
Sie....ich konnte es nicht glauben. Ich hasste sie noch mehr als zuvor. Ich wusste es, als er mehr zeit mit ihr verbrachte als mit mir, ihre Eltern haben sich getrennt und sie braucht mich, hatte er gesagt.
Ich wusste es, als er an unserem 1 ½ jährigem bei ihr im Krankenhaus war anstatt bei mir, sie hat ja sonst niemanden, der sich um sie kümmert, hatte er gesagt. Es war so klar und doch hatte ich es nicht wahrhaben wollen. Doch es war wahr. Meine Gefühle übermannten mich. Etwas glitzerndes rollte über meine Wange. Die Blöße brauchte ich mir vor ihm nicht geben. Ich ließ ihn sitzen und ging nach Hause.

Das war es also gewesen. Das erste Ende. Doch von dem Zeitpunkt an wurde mir immer klarer, dass jedes ende einen neuen Anfang mit sich bringt und ich war noch so jung. Mit 14 kennen gelernt. Mit 16 getrennt. 2 schöne Jahre doch mit ihrem Ende begann mein Leben.Das war es also, mein erstes mal Schluss gemacht.









© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz