Der Traum vom glücklichen Leben

Autor: Aerzte-Monster
veröffentlicht am: 29.03.2010




Am nächsten Tag betrat ich die Schule mit einem flauen Gefühl im Magen. Ob Ema wohl immer noch sauer auf mich war? Eigentlich sah ich keinen Grund für seine Wut, aber ich hatte zu viel Angst ihn zu verlieren, als ihn dafür zu kritisieren. Als ich im Klassenzimmer ankam, setzte ich mich auf meinen Platz und wartete darauf, dass Ema endlich kam. Doch er kam nicht. Nachdem die sechste Stunde um war, ging ich zu Tobias, Emas besten Freund, und fragte ihn, was mit Ema los sei. 'Ich glaube, er ist krank.', sagte er und seine Freunde fingen im Hintergrund an zu lachen. Als ich sie ansah, verstummten sie und ich ging beunruhigt zurück ins Heim.

'Eltern sind für den Charakter ihrer Kinder verantwortlich. Ob bewusst oder nicht.'

Ich beschloss, Ema am Nachmittag zu besuchen. Vielleicht war er ja krank und brauchte jetzt ein bisschen Beistand. Auf dem Weg zu Emas Haus wurde mir bewusst, dass ich jetzt vielleicht auch seine Familie kennenlernen würde. Ich blieb ruckartig stehen und begann flach zu atmen. Einen Moment lang wurde mir alles zu viel. Doch ich kriegte mich wieder ein und atmete tief durch. Ich legte mir die Worte zurecht, was ich sagen würde, wenn tatsächlich Emas Mutter oder Bruder vor der Tür stand.
Ich klingelte. Mein Herz pochte schneller als die Bass Drum bei einem Metall-Lied.
Die Tür ging auf.
Eine große, blonde Frau mit stark geschminkten Augen und pinkem Oberteil stand mir gegenüber. 'Hallo', sagte ich unsicher. Die Frau nickte mir zu. 'Ist ähm.. Ema zuhause?', fragte ich. Sie musterte mich von oben bis unten und verzog den Mundwinkel. 'Und wer bist du?', fragte sie. Ich war wohl nicht der Typ Mädchen, von dem Ema normalerweise Besuch bekam. Ich versuchte ruhig zu bleiben. 'Ich bin... Emas Freundin.' Die Frau riss die Augen weit auf. 'Ema hat mir nie von dir erzählt. Aber schön, dich kennen zu lernen.', sagte sie und gab mir die Hand. 'Ich... achso. Die Freude ist ganz meinerseits.', sagte ich und lächelte. 'Komm doch rein.', lud sie mich ein. 'Mein Name ist übrigens Chaqueline.' Ich lächelte sie an. Was für ein Asozialen-Name. Sie ging vor ins Wohnzimmer und ich ging ihr hinterher. 'Und wo ist jetzt Ema?', fragte ich. Sie langte sich an den Kopf. 'Ach ja, natürlich. Wegen ihm bist du ja hier. Weißt du, ich bin nur so froh, dass Ema jetzt endlich mal etwas Festes hat. Diese ewigen Affären haben mich schon sehr gestört.' Ich sah sie entsetzt an. 'Oh.. ich, naja. Er ist jedenfalls oben. Ich glaube er duscht gerade, aber du kannst ruhig in sein Zimmer gehen, er braucht sicher nicht mehr lange.' Ich bestieg die erste Stufe. 'Danke.', meinte ich nur und ging weiter nach oben.
Oben sah ich sofort das Schild an der Tür, auf dem riesengroß 'EMA' stand. Ich betrat das Zimmer und ließ mich auf das Sofa fallen. Das Zimmer war sehr modern eingerichtet, in weiß und blau gehalten. Ich sah mir die Poster an den Wänden an: Bushido, 2Pac und Atzen. Typische Ema-Musik. Ich lächelte. In dem Moment kam Ema ins Zimmer. Er blieb in der Tür stehen. 'Oh, hey. Wusste gar nicht, dass du da bist.', sagte er kurz und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange. 'Deine Mutter hat gesagt, ich soll hier auf dich warten. Ich wollte nur gucken, wie es dir geht.' Er sah mich verklärt an. 'Na, weil du heute nicht in der Schule warst.' Er nickte. 'Achja, ich hatte heute früh ein bisschen Kopfweh. Aber mir geht's wieder gut. Danke der Nachfrage.' 'Schön.', sagte ich und stand auf. Wahnsinn, wie selbstbewusst ich in den 2 Tagen geworden war. Ich ging auf ihn zu und küsste ihn. Er schlang seine Arme um mich und wir küssten uns innig weiter. Langsam schob er mich in Richtung Bett und ich wehrte mich kaum. Ich war zwar immer noch nicht wirklich bereit, aber ich wollte ihn wegen so einer Kleinigkeit nicht noch einmal verärgern.
Auf dem Weg nach hause grübelte ich. Hatte ich das Richtige getan? Es hatte wehgetan und war überhaupt nicht schön. Ich war nicht gekommen. Er schon. Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte schon öfters gelesen, dass das erste Mal oft nicht sehr angenehm ist. Vielleicht war es ja das nächste Mal besser.








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