Niemals

Autor: Cookyprincess
veröffentlicht am: 01.11.2009




so jetzt mal ein längerer Teil, hoffe er gefällt euch...


Als ich am nächsten Morgen aufwachte und die Augen aufmachte sah ich direkt in zwei Eisblaue Augen.
Oh toll. Nicht sabbern, Kitty nicht sabbern.
Ich sabberte nicht und fand auch schnell meine Stimme wieder.
'Hey… also morgen!', fing ich lächelnd an, aber ich wollte meinen Blick nicht von seinem nehmen.
Und er wollte das anscheinend auch nicht, denn er lächelte nur und sagte ohne sich von meinem Blick zu wenden:' Guten Morgen, du siehst niedlich aus wenn du schläfst.'
Jetzt hörte ich auf zu lächeln und guckte ihn nur geschockt an. Der Zauber war vorbei, denn wir schauten uns nicht mehr so intensiv an.
'Wie lange bist du denn schon wach?', fragte ich ihn.
Er guckte auf das Bett und meinte:' Eine Stunde?'
'Was schon so lange und da hast du nichts besseres zu tun als mich zu beobachten?'
Er zuckte nur mit den Schultern.
Ich guckte auf die Uhr. Es war Donnerstag, was hieße, dass ich in die Schule musste. Ich stand also auf.
'Wo willst du denn jetzt hin?', fragte er ungeduldig.
'Schule?', fragte ich ihn.
'Ach ja! Haha es gibt ja noch Leute, die zum Unterricht müssen!'
'Es gibt ja auch noch Leute die den ganzen Vormittag alleine in einem Krankenzimmer sitzen müssen.'
'Sina…'
'Ist bei ihrem Freund!', beendete ich seinen Satz.
Jetzt guckte er etwas traurig.
'Ich komme heut auch erst später, weil ich noch Mathe hab.'
Er nickte verstehend, aber traurig.
Ich wollte gerade das Krankenzimmer verlassen als mein Handy anfing zu klingeln.Ich guckte auf den Bildschirm: Nachricht von 0151xxxxx
Ich schaute rein.

Hi Kittilein,
Ich hol dich heut mal so um 17 Uhr ab.
Geht doch klar? Also ich komme auf jeden Fall!
Bis denne!
Dein Ben

'Wer war es denn?', fragte mich Shane.
'Ben…', sagte ich geistesabwesend, denn ich wusste ja nicht wo er meine Nummer her hatte.'Was will er denn?', fragte Shane nun wieder.
'Hm… sich mit mir treffen. Also komm ich dann heut doch etwas später!', sagte ich und verließ den Raum ohne ihn nochmals anzuschauen.
Schule war wieder langweilig, aber es bestand ja Schulpflicht.
Ich setzte mich hin und da bemerkte ich es. Alle starrten mich an.
Ich guckte alle fragend an doch niemand gab mir eine antwort. Manche starrten mich Fassungslos, andere geschockt oder böse an.
Was hab ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?
Ralfi setzte sich neben mich und nickte mir nur mitleidig als Begrüßung zu.
'Was ist denn?', fragte ich ihn flüsternd damit es niemand sonst hört.
'Hast du noch keine Schülerzeitung gelesen?', fragte er mich auch im Flüsterton.
Ich schüttelte den Kopf und er gab mir seine.
Gleich auf der Titelseite war mein Gesicht zusehen.
Zwei mal. Einmal als Nikolai und dann als Kitty.
Scheiße nein….
Ich las mir den Artikel durch:

Der Zwitter unserer Schule
Ein paar zuverlässige Zeugen haben am Dienstag mit angehört, wie sich Nikolai (Bild) und Shane unterhielten. Dabei sagte Nikolai selber, dass er ein Mädchen wäre. Schüler beobachteten also den Schüler und konnten dies bestätigen. Er…..

Weiter konnte ich nicht lesen, mir war einfach zu schlecht. Die ganze Schule wusste nun davon.
Das sie mich beleidigt hatten spielte erstmal keine Rolle.
Dies könnten meine letzten Tage auf dieser Schule sein.
Als ob das nicht reichte kam nun eine Durchsage:' Nikolai, bitte ins Lehrerzimmer.'
Ich stand also auf ohne ein Wort zu sagen und lief die Wege entlang.
Alle Blicke waren auf mir. Es war mir so unangenehm.
Ich ging rein ohne zu klopfen.
'Wir haben dich schon erwartet.', sagte Mister Patterson und zeigte auf den Stuhl, der Abseits von allen anderen stand.
Ich setzte mich.
'Hatten wir nicht ausgemacht, dass du es für dich behältst?', fragte er mich in einen leicht angepissten Ton.

'Ich wollte das doch nicht!', meinte ich.
'Das ist uns schon klar, aber wir müssen dich jetzt an eine andere Schule schicken. Am besten wäre ja ein Internat, aber wie du weißt reicht dein Geld dort nicht, da wir dir hier ja Rabatt gegeben haben.', meinte er.
'Dann geh ich auf eine öffentliche Schule. Ich meine das Geld für ein Haus hab ich ja…'Er überlegte kurz und willigte dann ein.
'Das heißt aber nicht das du jetzt schwänzen darfst du machst die zwei Tage noch mit, ich werde mich um ein günstiges Haus kümmern. Es darf natürlich nicht hier in der Nähe sein, da das unpassend wäre für alle anderen Jungs, die jetzt alle wissen, dass du ein Mädchen bist. Ich weiß das werden jetzt nicht deine leichtesten Tage sein, aber ich versuche es so zu machen, dass du am Montag schon in eine andere Schule gehst.'
Ich ließ den Kopf hängen, nickte dann aber zustimmend.
Eins wusste ich jetzt schon: ich werde mir diese Tage durch niemanden verderben lassen, immerhin werden es meine letzten sein.
Ich ging also erhobenen Hauptes wieder in meine Klasse. Zumindest blieb ich vor dem Raum stehen.
Ich holte einmal tief Luft, machte meine Mütze ab und ging rein.
Frau Kisch war schon vor mir da.
Unsere Sozialkundelehrerin.

Sie nickte mir aufmunternd zu und ich ging an meinen Platz.
Mir war egal was die anderen von mir dachten, denn ich würde ja nicht mehr lange da sein.Der Unterricht war beruhigend, denn ich meldete mich immer.
In allen Stunden.
Alle sollten sehen, dass ich nicht dumm war.
Alle sollten sehen, wen sie da weggeschickt hatten, ich weiß nicht wieso, aber ich wollte es so.
Und dann war es soweit meine letztes Mathe.
Als ich rein kam sah Herr Litte nicht sehr glücklich aus. Klar er würde durch irgendwelche Deppen, die nicht ihre Fresse halten konnten seinen Liebling verlieren.
Ich setzte mich auf die erste Bank und lächelte ihn an.
Es klingelte und das war der Beginn meiner letzten Lieblingsstunde, da ich nicht dachte, dass jemand so toll sein kann wie Herr Litte.
Nicht in dem Sinne von verliebt sondern von dem, dass er einfach klasse Unterricht machte.Wir unterhielten uns die ganze Zeit nur so. Also es ging schon um den Stoff, aber in der Zeit, in der die anderen noch rechneten und ich schon längst fertig war erzählten wir. Es war echt cool mit ihm zu erzählen. Er war privat echt cool drauf für seine fast 60 Jahre.
Ich bekam also mit, dass er eine Frau hat, die Elise heißt und, dass er einen Hund Namens Betti hat. Er zeigte mir sogar Fotos von seinen zwei Söhnen. Es war die beste Stunde, die ich je hatte, aber sie war viel zu schnell vorbei.
Ich ging also aus dem Raum und wollte mir noch etwas zu essen holen, denn ich würde mich ja bald mit Ben treffen.

Als ich hinein kam, saßen drei kleine Jungs da.
Ich lächelte und wollte mich erst zu den Jungs setzten, doch dann dachte ich daran, dass sie mich vielleicht auch nicht mehr leiden konnten.
Also setzte ich mich einzeln.
Ich holte mein Essen lächelte den Essensfrauen nochmals zu und wollte mich auf meinen Platz setzen. Naja was heißt ich wollte? Ich war nur geschockt, dass die drei auf einmal mit bei mir saßen.
Ich setzte mich dazu und zog eine Augenbraue hoch.
'Du bist doch ein Mädchen!', meinte Collin.
Ich nickte und sagte:' Hört zu wenn ihr mich nicht mehr leiden könnt, macht ´s wie die anderen und lasst mich in Ruhe!'
Ich stopfte mir einen Löffel voll Nudeln in den Mund.
Stefan schüttelte den Kopf und sagte etwas, was mich irgendwie glücklich machte:' Nein wir finden dich immer noch cool! Du bist voll in Ordnung, und dass für ein Mädchen.'Siggi stimmte ein:' Ich kenne viele Mädchen, aber das sind alles nur Zicken, du aber bist voll krass troffen!'
'Danke Jungs, das ist echt süß von euch…', lächelte ich jeden der Jungs an.
Alle drei lächelten zurück, und jetzt wusste ich eins, und zwar, dass ich die drei sehr vermissen würde.

Ich seufzte und aß auf.
Wir unterhielten uns noch bis ich dann raus ging, wo dann Ben schon auf mich wartete.'Hi!', sagte er und guckte sich fragend um.
'Gehst du jetzt als Kitty raus?', fragte er dann.
'Ich bin Kitty, nur Kitty, für dich und für die ganze Schule!', erzählte ich niedergeschlagen.'Es ist aufgeflogen!', meinte ich zum Abschluss.
'Oh, das ist doof, was machst du denn jetzt?'
Ich erzählte ihm alles und irgendwie war es lustig mal wieder mit ihm zu erzählen. Er war ja auch mein bester Freund gewesen, nach Ralfi, deshalb wusste ich auch gleich, dass er mich erkennen würde.
Aber eins interessierte mich immer noch.
Als wir dann in dem Cafe waren sprudelte mir die Frage einfach so raus:' Woher hast du eigentlich keine Handnummer?'
Er guckte mich erst verwundert an dann fing er an zu lachen.
'Was denn?', fragte ich leicht verunsichert.
'Du bist immer noch die Alte. Wir erzählen über Häuser und du haust etwas dazu, was gar nicht hinpasst!'
Ich zuckte nur leicht mit den Schultern.
Als er sich wieder beruhigt hatte gab er mir die Antwort:' Ralfi!'
Ich nickte verstehend und musste grinsen.
Wir unterhielten uns echt noch sehr langen, dann war es dunkel und er brachte mich noch vor das Internat.
Zum Abschied bekam er von mir ein Küsschen und eine sehr lange Umarmung, immerhin würden wir uns höchstwahrscheinlich nie wieder sehen.
'Da haben wir uns einmal wieder gefunden und schon heißt es wieder Abschied nehmen.', schluchzte er.
Oh nein. Ben heulte hier in meinen Armen.
Als ich mich aus der Umarmung löste und ihn sah musste ich mitweinen. Er hatte ja Recht.Wir drückten uns wieder und weinten noch eine Weile.
Bis wir uns endlich beruhigt hatten, schauten wir uns aus verheulten Augen an und mussten kichern.
Ich weil er verdammt scheiße aussah und er wahrscheinlich, weil ich nicht grade aussah wie ein Topmodel.
Aber es war uns egal.
Ich ging rein, da wartete schon Mister Patterson auf mich.
'Wo warst du?', fragte er mich.
'Mit einem alten Klassenkammeraden ein Eis essen!', sagte ich kurz.
'Dein Freund?', fragte er nun vorsichtig.
'Nein wieso?'
'Weil du so verheult bist!'

Ich nickte und sagte:' Ja, weil ich ihn nicht mehr wieder sehen werde. Wir sind eben gute Freunde!'
'Aber solange trotzdem nicht mehr!'
'Was wollen Sie denn machen? Mich von der Schule werfen?'
'Hör auf, dass ist ja nicht meine Schuld! Und jetzt ab auf dein Zimmer!', sagte er und ich konnte an seinem traurigen Unterton vernehmen, dass es ihm bei dem Gedanken auch nicht so gut ging.
Ich komme mir langsam vor, wie der Streber vom Dienst, denn die Lehrer sind alle irgendwie trauriger als die Schüler.
Komische Sache.
Ich ging also in mein Zimmer und schmiss mich sofort aufs Bett.
Heulen macht so was von müde, dachte ich noch bevor ich einpennte.
Am nächsten Morgen wachte ich auf und es war immer noch Dunkel, also konnte ich mich fertig machen bevor irgendwer spannen kommen konnte.
Ich duschte mich so schnell ich konnte und ging dann in der Hoffnung Sina zu treffen in das Krankenzimmer.
Als ich drin war vernahm ich ein Geräusch, aber es war dunkel so wusste ich erst nicht was es war.
Ich machte das Licht an und sah Shane.
Mist, den hatte ich total vergessen.
Oh man ich bin echt zum einliefern bereit, denn ich vergaß sogar schon den Jungen, in den ich mich verliebt hatte.

Er war noch wach und guckte mich nun böse und mit einem verletzten Blick an.
'Tut mir….', fing ich an doch er unterbrach mich:' Spar es dir, zuerst geht's du weg ohne dich zu verabschieden und dann vergisst du mich auch noch. Und das beste kommt ja noch…,', sagte er barsch und ich hatte es mir ja denken können, dass er es nicht gut reden würde, wenn ich die Schule wechselte, aber das er anfangen würde zu streiten hätte ich nicht gedacht,' dass du mit Ben weg warst und das auch noch als Mädchen!'
Deswegen also, er wusste es noch nicht.
Er schmiss mir einen Zettel hin darauf stand:

Kitty,
Du weißt gar nicht wie sehr ich dich hasse, ich hasse dich so sehr, dass ich es nicht aussprechen kann. Noch nie hat mich jemand so verletzt! Ich hoffe, ich muss dich nie wieder sehen!

Ich guckte ihn traurig in die Augen, überspielte dennoch meine Trauer mit Zorn, steckte den Brief, das letzte was ich von ihm hatte, in meine Tasche und sagte:' So ist das also, da vergisst man einmal etwas und du fängst gleich wieder an zu streiten!
Ich hoffe… auch- das ich dich nie….', ich schüttelte den Kopf, ich konnte es nicht sagen, denn ich hoffte nicht darauf, es passierte einfach.
Ich konnte es mir nicht mal aussuchen.
Das letzte mal guckte ich in diese blauen Auge, die mich wie Eis, denn so glichen sie, zum schmelzen brachten.
Einen letzten Moment, ein letztes Mal, aber auch meine letzte Selbstbeherrschung.
Ich drehte mich um und ging, ich ging raus ohne ihn anzusehen, denn sonst würde er meine Tränen sehen, die mir über das Gesicht liefen.
Ich schloss die Tür und lief, ich lief zu einem großen Gemälde. Dahinter befand sich ein Schrank, was nur ich wissen konnte, da ich schon so lange an der Schule war.
Ich setzte mich rein, machte den Schrank zu und weinte.
Seitdem ich mich mit Shane vertragen hatte, war ich zur Heulsuse mutiert.
Ich musste wohl eingeschlafen sein, denn als ich den Schrank wieder öffnete war helllichter Tag. Ich guckte auf die Uhr im Flur und musste feststellen, dass ich 3 Stunden verpennt hatte.Egal.
Ich ging aber noch zu den letzten Stunden.
Niemand fragte mich wo ich war und warum ich weg war.
Es störte also niemanden.
Ich musste immer wieder an Shane denken.
Immer wieder spürte ich eine gähnende leere in mir.
Ich hörte nicht mehr zu und fühlte mich wie eine leere Hülle, obwohl man als leere Hülle ja eigentlich nichts mehr spüren kann.
Vielleicht mache ich es auf der anderen Schule besser…
Aber was wollte ich mir eigentlich noch vormachen?
Ich hatte mein Leben verkackt.
Wäre ich Shane das erste mal nicht begegnet würde ich jetzt glücklich und zufrieden bei meiner Familie unter der Erde liegen.
Wäre ich Shane das zweite mal nicht begegnet, würde ich jetzt glücklich und zufrieden neben Ralfi sitzen oder aus dem Fenster starren.
Aber ich hatte versagt, in vollen Zügen.
Mein Glück und ich hatten einen Wettlauf, ich hatte auf halber Strecke schon aufgegeben.Wenn man so tief sinkt, was macht man dann?
Zum Emo werden?
Nein ich glaube nicht. Manche schon ich nicht.
Genau, ich war stärker.
Meine Eltern wollten nicht gehen, mussten aber.
Ich wollte gehen, muss aber bleiben.
Also werde ich für sie weiterleben. Wenigstens ich.
Sonst war doch alles für umsonst.
Sonst hätten sich doch meine Großeltern gar nicht begegnen müssen, das haben sie aber getan und so werde ich für meine Familie weiter leben. Es ist ein kleiner Grund, aber ein bewegender.
Als ich endlich wieder auftaute hatten schon alle Schüler den Raum verlassen.
Ich hatte mich also 3 Stunden und die große Pause nur im Selbstmitleid gesuhlt.
Wie schön.
Ich ging aus dem Raum und wollte gerade auf mein Zimmer gehen, als ich Mister Patterson sah.
Er kam auf mich zu und meinte nur:' Du gehst morgen früh! Gleich nach dem Frühstück, ich möchte aber, dass du vorher noch ein paar Dinge sagst, klar?'
Ich nickte zustimmend, er ging seinen Weg, ich meinen.
In meinem Zimmer packte ich meine Sachen.
Es dauerte eine Weile, da ich noch einmal in die Stadt musste, um mir eine neue Tasche zu kaufen. Ich hatte ziemlich viele Sachen.
Ich schaute mich um.
Es standen nur noch ein großer Koffer und 2 kleine Tüten in meinem Zimmer.
Ich seufzte und setzte mich auf die Fensterbank um aus dem Fenster zu sehen.
Ich sah alle, Mirko, Ralfi, Markus und Shane war auch dabei.
Sie standen alle dort und unterhielten sich angeregt.
Auch sie würden mich nicht vermissen.
Ich wollte gerade meine Augen schließen um etwas zu dösen, als die Tür aufgezogen wurde. Nein sie wurde aufgerissen.
Jetzt stand eine zerzauste Sina in meinem Zimmer.
'Kitty mein Schatz?', fragte sie besorgt und aufgebracht.
'Ja, was denn?'
'Das tut mir alles so schrecklich leid! Und ich war nicht da um es zu verhindern! Ich bin so eine schreckliche Mutter.'
Sie kam auf mich zu gerannt und umarmte mich schluchzend.
'Hey, Sina?', fragte ich leicht irritiert.
'Ja?', fragte sie mich verschnupft.
'Ich bin nicht deine Tochter!'
'Oh…', sie ließ von mir ab, 'Aber ich fühl mich so'
Ich grinste sie an und meinte:' Dann bist du eine tolle Mutti!'
'Meinst du?'
'Natürlich, ich mein ich bin doch schon alt um auf mich selbst aufzupassen.'
Sie nickte mir glücklich zu und meinte:' Ich komme dich besuchen, mit Jason'
'Ich freu mich schon!'
Sie umarmte mich nochmals fest, sagte mir das sie mich nie vergessen würde und ging dann, da sie wieder ein Date hatte.
Ich lächelte immer noch.
Wir hatten noch ziemlich lange erzählt, denn als ich aus dem Fenster guckte war es bereits dunkel.
Mein letzter Tag geht dem Ende entgegen, dachte ich.
Das klang ja wie in einem schlechten Liebesfilm, wo sich die Frau gleich von einer Klippe stürzen würde.
Aber ich würde das nicht tun.
Ich war über meine Selbstmitleidphase hinweg und nun konnte es nur noch vorwärts gehen.

Ich hatte heut gar nichts gegessen, aber der Uhrzeit nach warne jetzt sehr viele im Essenssaal und auf die Blicke hatte ich keinen Bock.
Also legte ich mich auf mein Bett und starrte an die Decke, ich starrte und starrte.
Aber mir war so was von langweilig. Ich guckte auf die Uhr… kurz vor um elf.
Ach du scheiße, bin ich eingepennt?
Eine Stunde durchgestarrt. Mein Magen meldete sich wieder und so ging ich in die Küche um mir einen Pudding raus zuholen. Als ich damit fertig war wollte ich mir unbedingt noch ein letztes Mal die Schule ansehen.
Ich lief also an allen Räumen vorbei und auch die Sporthalle ließ ich nicht aus. Ich berührte alles noch einmal, so zum Abschied.
Nun stand ich vor der Besenkammer, wo Shane mich geküsst hatte.
Das war eine schöne Erinnerung.
Ich stellte mich vor den Vertretungsplan und guckte mir die ganzen Raumpläne noch ein letztes Mal an.
Dann wurde ich von hinten an dem Mund gepackt und in die Besenkammer gezogen.Man konnte nichts sehen, immerhin war es ja mitten in der Nacht.
Jetzt war es mit mir vorbei, wieso musste ich auch Nachts allein in der Schule rumlaufen?Die Tür fiel hinter mir zu, da mein Entführer sie zugezogen hatte.
Jetzt würde er mich vergewaltigen und dann umbringen.
Das war ja eine toller letzter Abend.
'Fass mich ja nicht an!', motzte ich ihn voll.
Es war ein Er, da war ich mir sicher, denn solche Pranken hatte kein Mädchen.
'Ist ja OK!', kam es von meinem Gegenüber.
Das war Shane.
'Was machst du denn hier?', fragte ich erfreut, da ich mit jemanden schlimmes gerechnet hatte.
Da fiel mir ein, ich hasste Shane ja also setzte ich gehässig hinzu:' Ich dachte du hasst mich?''Das würde ich ja, aber ich kann jetzt verstehen, dass du mich vergessen hast. Wieso hast du mir nichts gesagt? Wieso hast du nicht einfach gesagt, dass es alle wissen?', fragte er traurig.'Weil der Abschied so leichter gewesen wäre.'
'Wir hätten uns nicht verabschiedet!'
'Stimmt…', gab ich niedergeschlagen zurück.
'Siehst du!'
'Aber wir verstehen uns doch jetzt wieder, oder?'
'Ich hab dich mit Ben beobachtet…'
'Ja na und?'
'Ihr habt euch ja ziemlich gut verstanden, und ziemlich lange umarmt.'
'Ja, er war mal neben Ralfi mein bester Freund und ist es denk ich immer noch. Wie du weißt habe ich ihn heute das letzte Mal gesehen.'
'Ach a stimmt, hey tut mir leid wegen vorhin, ich hab das nicht so gemeint… ich war nur ziemlich verletzt!'
'Hey könnten wir vielleicht das Licht anmachen, ich sehe nämlich nichts!'.
Ich stand schon auf und bewegte mich Richtung Lichtschalter, doch Shane griff nach meiner Hand und zog mich wieder rum, so dass ich den Halt verlor und mit Shane, der nun unter mir war, zu Boden flog.
Ich lag auf Shane. Wenn er mein Herz nicht klopfen hörte, war er taub, denn es klopfte so stark, dass ich dachte es springt gleich raus.
'Wieso nicht?', fragte ich leicht angespannt.
'Ehm, weil ich es dunkel schöner finde?', fragte er mich.
Wieso fragte er mich das?
Ich konnte keinen normalen Gedanken zusammenfassen, und er fragte mich so einen Mist.'Ich hab auch noch fragen!', sprudelte es aus mir heraus nur um die Stille zu überspringen.Er sagte aber nichts, wie:' Hey wie wäre es mit wieder richtig hinstellen?'
Warum auch immer, war mir so was von egal, denn ich genoss seine Wärme.
'Schieß los!', meinte er lässig.
'Wie kommt es, dass du mich gefunden hast?'
'Naja…', er kam ins stocken und das fand ich irgendwie total süß.
'Ja?', fragte ich um ihn anzuspornen.
'Also, ich habe mich heute mit allen Leuten erzählt und da haben mir halt alle gesagt, dass du nicht mehr lange hier wärst. Die Gründe haben sie mir auch erzählt. Und da hab ich heut vor deiner Zimmertür gewartet, da ich ja wusste, dass du es ohne Mahlzeiten nicht aushältst! Ich wollte dich eigentlich vor deinem Zimmer abfangen, aber dann bist du in die andere Richtung gelaufen und ich eben hinter her und dann habe ich es genauso gemacht, wie beim letzten Mal.
Ich wollte ihn angucken, also ruckte ich so, dass ich genau mit meinem Bauch auf seinen lag, da er ja immer noch meine Hände fest hielt war das schwierig also fragte ich flüsternd:
'Könntest du meine Hände loslassen?'
'Oh', fing er erschrocken an und ließ sofort meine Hände los, 'tut mir leid!'
'Nicht schlimm…'
Und schon wieder fing eine lange Pause an.
So konnte ich das nicht. Ich konnte nicht ruhig auf dem Jungen liegen, in den ich mich verliebt hatte.
Also regte ich mich wieder und meinte:' Ich bin sicher schwer…'
Ich war schon wieder halb aufgestanden, als er mich wieder mit seinen Händen krallte und nach unten zog.
Dieses Mal fiel ich ihm direkt in die Arme.
'Wa…?', fing ich an, doch Shane unterbrach mich:' Ich will nicht das du gehst! Ich muss dir noch etwas sagen…
Ich weiß noch genau als ich dich das erste Mal gesehen hatte, vielleicht war ich damals schon in dich verliebt gewesen, aber seit den letzten paar Wochen, weiß ich es ganz genau… Kitty ich liebe dich…'
Jetzt war es um mich geschehen. Wie konnte das nur passieren?
Shane, der Shane in den ich mich verliebt hatte, liebte mich auch?
Hoffentlich fiel ich nicht in Ohnmacht, denn das war wirklich ziemlich viel für mich.
'Nun sag doch bitte etwas!', flehte er mich an, doch ich konnte nicht.
Ich stützte mich mit meinen Händen ab und für ihn musste es sich so angefühlt haben, als ob ich gehen würde, blöd wenn man nichts sieht, denn er sagte:' Bitte bleib noch! Kitty tut mir leid wenn ich dich überrumpelt hab, aber ich kann nichts für meine Gefühle! Selbst wenn du mich hassen würdest, bitte sag doch nur etwas, denn…', er stoppte genau in dem Augenblick, in dem sich unsere Lippen berührten.
Es war ein tolles Gefühl. Sein Lippen waren nicht hart, aber auch nicht weich, sie waren eben genau richtig.
Seine Wärme beruhigte mich. Es dauerte einen Moment, bis er sich gesammelt hatte, und meinen Kuss wild erwiderte. Es war so schön, so ruhig, ich fühlte mich so wohl.
Doch irgendwann blieb mir die Luft weg und ich entfernte mich von ihm.
'Was war das denn…?', fragte er und hielt meine Hand fest, als ob er befürchten müsse, dass ich weggehen würde. Auf der einen Seite war das gar nicht so verkehrt…
'Ich würde meine das war ein Kuss…', überlegte ich gespielt.
'Ach was? Das hätte ich nicht gedacht. Aber wofür?'
'Dafür das du mich liebst, und ich dich auch liebe.'
'Echt? Du willst mich jetzt nicht verarschen, oder?'
'Nein. Das wäre dumm.'
Jetzt küsste er mich.
Oh man wir hatten uns bis jetzt nur zweimal geküsst und ich würde es jetzt schon vermissen.Als wir dann wieder jeder auf sein Zimmer gehen wollten, lief irgendetwas ganz gewaltig schief, denn keiner wollte ohne den anderen und so legten wir uns gemeinsam in Shanes Bett und schliefen.

Am nächsten Morgen wachte ich ohne Shane neben mir auf, zu erst schnitt ich das gar nicht so mit, aber dann wurde es mir klar: ich befand mich allein in Shanes Zimmer. Jetzt fiel mir auch der Ablauf dieses Tages wieder ein.
Mir war so was von schlecht.
Ich guckte auf mein Handy und merkte, dass das Frühstück gleich beginnen würde.
Ich rappelte mich hoch und ging traurig in mein Zimmer.
Ich zog mir andere Sachen an, die die ich mir extra draußen gelassen hatte, ich sag es euch gleich, sie waren schwarz.
Ich hatte meine anderen, schmutzigen Klamotten gerade in meine Tasche gepackt als Shane reinstürmte.
'Ach hier bist du.', sagte er aufgeregt.
'Ja dir auch einen wunderschönen guten Morgen.', meinte ich nur, dann kam er auf mich zu und gab mir ein Küsschen, doch als ich ihn erwiderte wurde es ein großes Küsschen.

Wir gingen zusammen zum Frühstück.
Mister Patterson wartete davor schon auf uns, oder auf mich.
'Guten Morgen, Shane würdest du bitte schon vor gehen?', fragte er.
Shane nickte vernünftig und verschwand in der Kantine.
'Also ich denke du möchtest nichts mehr essen?', fing er an.
Ich schüttelte den Kopf.
'Dann gehst du rein, kommst mit zu uns Lehrern, stellst dich auf den Stuhl und sagst ein paar Worte. Wichtig wäre mir, dass du erklärst, warum wir dich hier aufbehalten haben.''Nein! Dann weiß doch jeder, dass ich niemanden hab und auf denen ihr Mitleid kann ich verzichten!'
'Du wirst es trotzdem erzählen!', meinte er bestimmt, zog die Tür auf und schuppste mich rein.
Dann ging er vor und ich trottete ihm widerwillig hinter her.
Er zeigte auf dem Stuhl neben Herr Litte, der mir traurig zunickte.
Ich stellte mich auf den Stuhl, doch niemand beachtete mich.
'Ruhe!', schrie Shane für mich und winkte mir aufmunternd zu.
Nun sagte niemand mehr etwas, aber alle Blicke waren auf mich gerichtet. Wie ich so was hasste.
'Wir ihr ja nun alle wisst und auch seht, bin ich ein Mädchen.
Und das hier ein Jungeninternat, dort wo ein Mädchen nicht hingehört.
Aber wie die meisten von euch vielleicht noch wissen war dies hier mal ein normales Internat. Ich bin auf dieses Gemischteninternat gekommen. Ich war ganz zufrieden hier, doch dann geschah etwas, was mich immer noch sehr traurig macht, wenn ich daran denke… Meine Eltern sind gestorben.
Das heißt, sie konnten mir den Aufenthalt nicht mehr bezahlen. Aber wo sollte ich sonst hin?Ich hatte niemanden mehr und da hat sich die Schule gedacht, dass ich einfach hier bleibe.Das Land wusste ja nichts davon und hat das ´normale´ Internat in ein Jungeninternat gemacht. Für die Schule stand aber fest, dass ich hier bleiben sollte, aber ich sollte nicht auffallen. Irgendwie ist mir das wohl missglückt.
Naja ihr habt es ja lang genug mit mir ausgehalten.
Ich wollte noch mal allen danken, vor allem dir Ralfi.
Du bist echt ein total toller Typ und mein bester Freund.
Dann Shane, ich weiß wir sind erst vor kurzem Freunde geworden, dafür mag ich dich aber auch sehr gern.
Alle aus meiner Klasse, ihr seit echt eine coole Truppe lasst euch nicht unterkriegen.Und Mirko, mit dir war ich ja auch irgendwie befreundet gewesen und ich find dich auch nett.Und auch meine drei Lieblingsjungs nicht zu vergessen: Collin, Stefan und Siggi, ihr seid voll süß!
Natürlich auch die Lehrer, aber ich will ja nicht an meinem letzten Tag als Streber abgestempelt werde, wenn das nicht schon der Fall ist.', meinte ich mit Humor und es funktionierte ich entlockte nicht nur den Lehrern ein kichern sondern auch den Schülern.Als ich vom Stuhl runterkam klatschten manche Beifall.
Dann kamen ein paar auf mich zu, manche gaben mir nur die Hand, andere umarmten mich.Collin und Stefan weinten, weil ich ja so eine traurige Geschichte hätte, Siggi hingegen lächelte mich nur aufmunternd an.
Ich konnte es nicht oft genug sagen: Die drein sind so süß.
Dann kam Shane wir umarmten uns noch einmal doch dann sollte ich meine Sachen holen. Ralfi half mir noch. Wir umarmten uns alle noch einmal auch die Lehrer kamen an.Ja sogar Mirko beteuerte mir, dass wir Freunde waren.

Ich seufzte noch einmal und machte mich dann auf den Weg in Richtung Bahnhof.
Shane half mir noch zum Bahnhof. Ralfi stand da und hatte Tränen in den Augen.
Es zerbrach mir das Herz, deshalb lief ich noch mal zurück und gab ihn meinen Anhänger, den ich ihn mal geschenkt hatte. Er hatte ihn mir wieder vor die Füße geworfen, als wir uns das erste mal richtig gehofft hatten.
Er lächelte mich unter Tränen an, wir umarmten uns noch einmal und dann ging es weiter, für mich.
Am Bahnhof mussten wir nicht mal 5 Minuten warten.
Dann kam mein Zug.
'Naja, also danke noch mal für alles.', sagte ich und drehte mich dann um.
Er zog mich an der Hand zurück und ich fiel in seine starken Arme.
'Ich liebe dich', flüsterte er mir noch einmal zu und wir küssten uns zum letzten Mal. Dann stieg ich in den Zug ein. Ich guckte ihn an der Tür das letzte mal an, dann ging sie zu und mich traf die Erkenntnis wie ein Blitz direkt in mein Herz: Ich würde ihn nie wieder sehen.Der Zug fuhr los.
Ich wollte mit Shane zusammen sein. Für immer, aber es würde nicht passieren. Niemals.







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