Atlantis schöner Wächter

Autor: Aphrodite
veröffentlicht am: 06.09.2009




Sie erkannten nun kleine Lichter, die am Strand immer noch für genügend Licht sorgten. Als sie näher kamen, erkannten sie Fackeln, die in ordentlichen Abständen zueinander ihre wärmenden Flammen der Umgebung preisgaben.
Die Wellen waren bereits zu hören, die am Strand zur Ruhe kamen und ausgeglichen wieder zurück in den Ozean glitten. Als sie auch sichtbar wurden, fielen die Menschen, die am Strand waren, auf die Knie. Alle vor dem König, der nun auf dem Sand abgestellt wurde, und sich auf seine Beine erhob.
'Solaja!', befahl er und die Menschen standen wieder auf, 'Kosama kirato firamentos lakomat rosono mali kariomet kalwo.', verkündete er und die Menschenmenge begann zu jubeln. 'Atlantis! Mi mosa!', riefen sie. Alle waren feierlich gekleidet. Von den Lederklamotten war nichts mehr zu sehen. Sie trugen alle Stoffe, doch auch alle in weiß. Nick fragte sich allmählich, ob es hier andere Stoffe gab oder ob alles in weiß gemacht werden musste.
'Setzt euch.', sagte Ruxus nun zu den Freunden und zeigte auf eine lange Tafel, die natürlich wieder nur zwanzig Zentimeter hoch war, dafür lagen Kissen davor, auf die sie sich nun knieten.
'Genießt das Fest! - motscholka ro soma!'
'HOI!', antworteten alle und erhoben ihre Kelche. Sie schienen echt keine Zeit zu verlieren und kamen gleich zur Sache. Bisher war der Tisch jedoch nur mit Geschirr aus irgendwelchen natürlichen Materialien gedeckt. Joy wurde, wie der König es prophezeit hatte, auf den Platz rechts neben ihm platziert. Nick lediglich weiter nach hinten zu den bediensteten Männern. Dafür hatte er im Gegensatz zu Joy freie Sicht aufs Meer.
Plötzlich begannen Männer an Trommeln für abwechslungsreiche Geräusche zu sorgen. Nick sah sich um. Er hatte das Gefühl, dass mehrere Leute aus dem Dorf noch fehlten, mit eingeschlossen Soyu. Botanika saß bereits am Tisch und turtelte mit einem Mann herum, der seine Hand auf ihren Bauch gelegt hatte und sie fröhlich anstrahlte. Sie waren unverkennbar ein Paar.
Zu der Musik kamen nun auch Frauen dazu, die in rhythmischer Bewegung ihre Hüften kreisen ließen. Auch Soyu kam liebreizend angetanzt. Nun trug sie ebenfalls weißen Stoff. Das Oberteil hatte lange Ärmel, die schmal ihre dünnen Arme einhüllten und auf ihrem Handrücken spitz zusammenliefen. Die Spitze war mit einem ca. 1cm dickem goldenen Band bestickt. Ihr Dekollete war auf die gleiche Weise geschmückt. Ein Spitzer V-Ausschnitt mit Goldverzierung. Dann über die Brust weißer Stoff und ein fünf Zentimeter Breites Band zum Abschluss. Ein durchsichtiger Schleier legte sich über ihren Bauch, bevor der Rock kam, der tief in ihrer Hüfte mit einem Goldband begann. Ein Stoff in rechteckiger Form verdeckte ihre Beine von vorne und von hinten, nur an den Seiten waren breite Schlitze, die den Blick auf ihre schönen Beine freimachten. Der durchsichtige Schleier reichte Bis zu ihrem runden Apfelpo. Sie sah wunderschön aus. Natürlich trug sie noch ihre Diamantkette in Rosenblütenform. Jedoch ihre Haare hatte sie hochgesteckt. Nur zwei Lockige Strähnen hingen an ihrem Gesicht links und rechts vorbei bis über ihre Brust. Dazu trug sie lange, goldene Ohrringe und ein kunstvoll gearbeiteten Kopfschmuck, der durch Form am restlichen Outfit orientiert war. Genauso wie die Reifen um die Knöchel
Die anderen Frauen hatten ähnliche Klamotten, jedoch nicht mit so viel Gold besetzt. Nick schaute ihnen fasziniert zu, wie sie ihre Hüften kreisen ließen, ihren Bauch in Wellen schlugen und ihren ganzen Körper in vibrierende Erdbeben setzten. Ihre Arme bewegten sich sinnlich, ihre Füße hatten unglaublich stolze Haltungen.
'Doch etwas Hawaii, oder Nick?', rief Joy zwinkernd quer über den Tisch. Nick nickte lediglich und sah weiter zu. Die Zuschauer begannen den Takt mitzuklatschen und flüsterten sich bewundernde Worte zu.
Nach einer Weile verschwand immer eine Tänzerin und kam mit einem Teller, einer Platte oder einer Schüssel gefüllt mit Essen zurück und setzte sich an den Tisch. Es sah fließend und schön aus. Diese Aufführung war wirklich hochwertig. Nick beschloss, dass er alles mitschreiben musste, so viele Eindrücke und Erfahrungen könnten sich sonst überlappen und verloren gehen. Doch für diesen Moment bedauerte er einfach, dass alle Plätze um ihn herum besetzt waren, und Soyu sich so weit von ihm wegsetzte, dass er sich nicht mit ihr unterhalten konnte. Um ihn saßen nur Männer. Na wenigstens konnten die Deutsch oder Kosa, oder wie man es auch nennen sollte.
'Endlich wieder Fleisch!', freute sich Joy und rieb sich ihre Hände voller Vorfreude. 'und Fisch. Ich kann mich gar nicht entscheiden, was eine Auswahl'
'Greif zu.', lächelte Ruxus Yukka sie an. Das ließ sich Joy natürlich nicht zwei mal sagen und schippte sich das auf, wo sie dran kam.
'Dich will ich nachher tanzen sehen.', sagte der König. Er hatte seinen Kopf auf der Hand abgestützt und schaute zu Joy rüber. 'Aber sonst kannst du auch noch alles essen! Ich werde mich ganz sicher nicht blamieren und außerdem ihr habt doch nicht vor mit vollem Magen zu tanzen?'
'Deswegen fressen wir nicht so. Mit bis zum Rand gefüllten Magen macht das doch gar kein Spaß mehr, dazu bist du mir das schuldig, immerhin hab ich dich vor der Schlange gerettet.''Du bist so eingebildet, das ist schon abartig.', bekam er von Joy zu hören und sie aß einfach unbeeindruckt weiter. Das Essen schmeckte so gut, das war unglaublich. Alles so natürlich und rein. Nick und Joy wünschten sich in der Sekunde wahrscheinlich das gleiche: Warum zerstörten die Menschen die Natur nur so, wo sie doch alles zum Leben hergab? In der nächsten Sekunde kam wieder Heimweh auf. Irgendwie liebten sie ihre Welt ja dennoch.Nick bemerkte gar nicht, dass sein Blick seit ein paar geschlagenen Minuten auf Soyus schönem Gesicht ruhte. Er konnte nicht glauben, dass sie eine Mörderin sein sollte, nein unmöglich.
In genau diesem Moment stand sie auf einmal vom Tisch auf. Nick stellte geschockt fest, dass der Diamant ihrer Kette, der bis eben noch violett gewesen war, plötzlich blutrot leuchtete. Sie lief in den Urwald hinein, ohne ein Wort der Erklärung den anderen da zu lassen. Doch sie kümmerten sich auch nicht darum. Was hatte sie nur auf einmal?
'Ess' doch noch was.', klopfte ihm sein Sitznachbar auf die Schulter, 'Soyu kommt schon gleich wieder zurück.'
'Was tut sie denn?', fragte Nick und sah immer noch in die Stelle, in der sie mit dem Dunkel des Waldes verschmolzen war. 'Ihre Arbeit.', gab der Mann lässig zurück. Das sagte ihm auch nichts. Oder war ihre Arbeit das Morden? Nein, das war unmöglich, wen sollte sie hier auch umbringen. Nick wurde klar, dass dieser Satz des Königs, er schallte noch Wort für Wort in seinem Kopf: 'Diese Schönheit hat schon mehr Menschen getötet, als ihr wunderschönes Gesicht es erahnen lässt.', einen Schatten über sein Denken über Soyu gelegt hatte. Das wollte er nicht. Er wollte nicht schlecht von Soyu denken, schließlich hatte sie ihn gerettet. Sie hatte beide aus dem Wasser gezogen, als sie bewusstlos gewesen waren und somit gegen Regeln verstoßen, die ihr das Leben hätten kosten können. Wenn das nicht Grund genug war, gut von ihr zu denken, dann wusste er auch nicht weiter. Dazu lag es ja klar auf der Hand: Sie stammte aus einem anderen Volk, sie hatte andere Ideale. Man konnte die Ideale nicht miteinander vergleichen und dass sie trotzdem eine wunderbare Frau war, war klar wie Kloßbrühe.
Auch der König erhob sich, wodurch alle auf der Stelle ihre Gespräche unterbrachen und gebannt zu ihm aufsahen. Er ließ seinen Blick über die Menge schweifen und begann anmutig zu reden: 'Folossa! Riemanda kolossi ravio Soyu mikaso ratoka violando Nick ro Jura.'Die Leute klatschten und sahen zu Joy und Nick. 'Hört! Auf Soyus besonderen Wunsch werden wir Nick und Jura in unser Volk aufnehmen. Ihre Probezeit beträgt einen Monat!', wiederholte er auf Kosa. 'Und wenn wir gar nicht aufgenommen werden wollen?', fragte Joy ernst, die eindeutig ihren Fernseher und den Kühlschrank den Strohbetten und Bungalows vorzog.
'Dann möchte ich mal sehen, wie du alleine auf dieser Insel überleben willst.', antwortete Yukka schelmisch grinsend.
'Was?! Das kann doch nicht so schwer sein…', sie überlegte einen kleinen Moment, 'und was muss man tun, um die Probezeit zu bestehen?'
'Eigentlich nichts. Ihr müsst im Grunde genommen einfach unserer Gemeinschaft angehören. Ihr werdet in einem Monat eure Aufgabe bekommen, die ihr dann gewissenhaft ausübt. Ansonsten müsst ihr einfach dazugehören und keinen Ärger machen. Natürlich solltet ihr mal anfangen die Sprache zu lernen. In Kosa sind nämlich nur die Weltlichen Sprachen vereint. Unsere also nicht.'
'Aufgaben, hm?', Joy überlegte eine Weile. So eine Art Beruf. War eigentlich nicht schlecht. Das Studieren ging ihr sowieso gegen den Strich. Wobei sie immer noch ihren Fernseher vermisste! Oh, hoffentlich fand Nick schnell einen Weg von dieser Hölleninsel wegzukommen.
'Loko mo tano!', rief einer der Männer und alle sprangen auf. Gespannt schaute Nick zu, wie sie alle auf den dunklen Strand zu rannten und begannen zu tanzen. Vier Männer trommelten einen schnellen Takt, worauf sie beschwingt ihre Körper bewegten. Jeder Einzelne war für sich ein Tanztalent. Ihre Hüften waren schnell, sie konnten Wellen mit ihren Bäuchen schlagen. Nick musste plötzlich an das Musikvideo zu dem Lied 'Bailando' von Loona denken. Dort tanzen die Menschen genauso beschwingt und unbesorgt. Zwar hatten sie hier keine Tanzfolge, doch es war genauso Körperbetont. Nicks Mundwinkel wanderten nach oben. Ihm gefiel diese Art zu feiern. Deswegen hatten sie auch alle so wenig gegessen.Auch der König stand auf. 'Los, Jura, jetzt möchte ich deine Hüften kreisen sehen.', lachte er. 'DU spinnst!', keifte sie und bleib gemütlich sitzen. 'Das war keine freundliche Bitte, sondern ein Befehl. Lorodos ki Jura!', rief er und die Männer kamen angelaufen, um Joy vom Tisch zum Strand zu tragen. Nick musste lachen. Steif bewegte sie ihre Hüfte von links nach rechts. Ruxus Yukka schmiegte sich tänzelnd an sie ran. Allmählich taute sie auf und vergaß, wie sie dabei wohl aussehen würde - war im übrigen ganz gut so! Sie war noch nie ein Tanztalent gewesen, doch es machte Freude sie zu beobachten und sie hatte sehr viel Spaß, das war ihr anzusehen. Sogar so viel Spaß, wie seit ewig langer Zeit nicht mehr.Nick erinnerte sich, dass er sie einmal hatte zur Disco überreden können. Sie hatte sich unglaublich schick gemacht mit Klitternden Klamotten und strahlendem Gesicht hatte sie die Tanzboutique betreten. Doch kaum hatte sie sich auf die Tanzfläche begeben und ausgelassen getanzt, waren Scharen um sie herum aufgetaucht, die sie verspottet und ausgelacht hatten. Joy hatte eine Woche lang nicht mehr mit Nick geredet und geschworen so etwas nie wieder zu tun.
Deswegen wunderte es Nick umso mehr, wie schnell der König sie überredet hatte.Mittlerweile hatte sich sogar ein großer Kreis um Joy und ihren König gebildet. Sie klatschten begeistert, während Joy und Yukka eng aneinandergeschmiegt tanzten. Alle machten fröhliche Gesichter, doch das Fröhlichste machte Joy. Nick beschlich das Gefühl, dass diese Insel das beste war, was ihr hatte passieren können. Sie wurde von allen akzeptiert, wie sie war. Mehr, sie wurde bewundert. Der Kreis löste sich wie auf ein unausgesprochenes Kommando wieder auf und alle zeigten wieder, was aus ihren Hüften herauszuholen war. Auch Soyu kam aus dem Wald gerannt, ihre Kette war violett, und war sofort das Zentrum der Tanzfläche. Den Männern auf der Insel schien ihr makelloses Aussehen auch nicht entgangen zu sein, denn sie wurde wild umjubelt und angetanzt. Wie eine Meute hungriger Wölfe fielen sie über sie her. Nick fiel dabei etwas auf: Im Grunde sind alle Menschen gleich. Egal, ob sie in einer Großstadt behütet aufwachsen oder ob sie von Geburt an in der Wildnis ums Überleben kämpfen müssen. Es dreht sich immer nur um das andere Geschlecht. Und das, obwohl es meistens unglücklich machen kann: Neid, Trauer, Eifersucht, Sehnsucht.Er sah Soyu an. Doch genauso hat es auch stets einen guten Beigeschmack: Geborgenheit, Zugerhörigkeit, Zuneigung, Glück, Liebe und viele schöne Gefühle mehr. Wahrscheinlich wiegen die Guten mehr, wodurch man die Schlechten gerne in Kauf nimmt.
Doch was er empfand, wenn er Soyu sah, war doch viel oberflächlicher oder? Er fühlte sich einfach von ihrem Aussehen in den Bann gezogen. Ihr Körper reizte ihn mehr als seine ganzen letzten Forschungen.
Sie drehte sich immer noch im Kreis und folgte den Takten der Musik, als sie plötzlich mit ihrer Front ihm zugewandt stehen blieb und ihn anlächelte. Sie ließ alle Männer dort stehen, um auf ihn zuzugehen. Nicks Herz begann zu rasen, als gebe es keinen Morgen mehr. Sie streckte ihre Hand nach ihm aus: 'Du auch tanzen? Mit mir.', ergänzte sie schnell und sah ihn auffordernd an. Ohne darüber nachzudenken, legte Nick seine Hand in die ihre und folgte ihr. Ein elektrischer Schlag, eine Welle, von ihrer Berührung ausgehend, hetzte durch seinen gesamten Körper. Wie klein und weich ihre Hand doch war.
Nick tanzte einfach drauf los, wie er es auch immer bei seinen Diskobesuchen gemacht hatte - bei denen er im Übrigen immer gut angekommen war. Soyu strahlte ihn an und legte ihre Arme um seinen Hals, während sie sich weiter bewegten. Sie kam nicht so gut an ihn dran, wie er es sich wünschen würde. Sie war einen gesamten Kopf kleiner als er. Er roch ihr lockiges, dickes, dunkelbraunes Haar. Es roch nach Frische und Natur. Nach Salzwasser, Kokosnüssen und frischen Wiesenblumen. Nick empfand, dass man mal ein solches Parfüm entwerfen sollte. 'Du tanzen gut für Fremder.', strahlte sie ihm entgegen. 'Danke. Soyu, darf ich dir was sagen? Du bist wirklich wunderschön.', hauchte er, worauf sie stehen blieb und ihn mit geschockter Mine ansah. 'Wir nicht heiratet!', mahnte sie tadelnd und schien es ernst zu meinen. 'Ich weiß doch.', war Nick genauso schockiert wie sie, 'weißt du überhaupt, was wunderschön bedeutet?'
Sie überlegte kurz und legte ihren Kopf schief: 'Ja, du wollen Kinder.'
Sie hatte ihren Zeigefinger auf ihre Lippe gelegt. Wäre Nick ein Zeichentrickmännchen, wäre er jetzt vor Scharm in den Sand eingetaucht oder einfach zur Seite weggekippt.'Nein, Soyu, es heißt, dass wenn ich dich ansehe, mein Herz glücklich ist, verstehst du?'Tja, vom Hören verstand man eine Sprache eben doch nicht hundertprozentig, wobei seine Erklärung ja auch nicht richtig war, wobei sie auf seine Gefühle durchaus zutrafen.'Ja.', sie nickte, 'Nick, du auch wunderschön.', flüsterte sie verschwörerisch.'Danke, Soyu.'
Sie tanzte weiter und nahm wieder ihre enge Pose an Nick ein. Er spürte ihren schönen, weichen Körper. Um dem Abend die Krone aufzusetzen, legte sie nun ihren Kopf auf seiner Brust ab. Die Musik war mittlerweile ruhiger geworden und sie tanzten alle eine Art Stehblues, da sich zunehmend Paare gebildet hatten.
Sie vergaßen vollends die Zeit. Joy und Yukka saßen schon längst wieder am Tisch und stießen mit einem feinen Tröpfchen auf ihre Begegnung an. Eine unglaubliche Insel. Joy hatte zwanzig Jahre auf der Erde zugebracht ohne jemals Aufmerksamkeit von einem Mann zu bekommen, nun war sie ein Tag hier und schon wickelte sie den König des Landes um den Finger. War das zu fassen?
Als Joy schließlich so besoffen war, dass sie schwarz von weiß nicht mehr unterscheiden konnte, verabschiedete sich Ruxus Yukka von der Feier und ließ sich mit ihr zurück in den Palast tragen.
Der Beat hatte sich jedoch wieder verschnellert und die Feierwütigen schwangen erneut das Tanzbein. Sie schienen tatsächlich unermüdlich zu sein.
'Nick? Darf ich Ort zeigen, an dem Sterne zu greifen nah sind?', fragte sie plötzlich mit glänzenden Augen. Nick begann ebenfalls zu strahlen und nickte überglücklich. Sie lächelte und rannte mit seiner Hand fest im Griff am Strand entlang. Der Mond legte seinen glänzenden Schleier auf die Wellen und schien mit seinem Spiegelbild um die Wette. Als Nick auch rannte, ließ sie ihn in Gewissheit, dass er ihr folgte los und drehte sich mit ausgebreiteten Armen lachend. Vor einem großen Felsen, der vom Strand aus in den Ozean ragte, wo die Wellen verspielt gegen ihn Schlugen und versuchten seine Spitze zu erreichen, blieb sie stehen und sah hoch. 'Da willst du hin?', fragte Nick überrascht. Der Felsen erinnerte ihn an Griechenland. Als er dort Urlaub gemacht hatte, hatte es am Strand auch so einen Felsen gegeben, auf dem er viele Stunden einsam verbracht hatte und zum ersten mal gespürt hatte, dass er trotz seiner vielen Affären alleine war. Dieser Felsen sah diesem zum Verwechseln ähnlich.
'Komm.', sie ergriff wieder seine Hand und begann von hinten im Eilschritt hoch zulaufen. Durch den Ort des Felsens, strahlte sie das Mondlicht nun so an, dass er sie als schwarze Silhouette erblickte. Über der Brandung blieb sie stehen. 'Hier auch wunderschön! Mein Herz fühlt glücklich, wenn ich hier bin.'
'Ja, das ist es.', stimmte er ihr zu. Er setzte sich an den Rand, so dass seine Beine über dem Ozean baumelten und ab und an von den Wellen gestreichelt wurden, die es geschafft hatten, bis oben hin zu spritzen. Soyu setzte sich neben ihn. 'Schau! Sterne!', sie zeigte in die Höhe und formte ihre Hand so, als könne sie diese in der Tat greifen.
'Soyu, darf ich dich etwas fragen?', Nick schluckte vorsichtig, doch er wollte es endlich wissen. Dieser Abend war wie ein Traum. Er saß wieder auf einem Felsen und dieses Mal war er nicht alleine. Doch irgendwann würde er wieder heimkehren und er würde wieder so einsam sein wie vorher. Doch er wollte ja auch wieder zurück. Schließlich ist es unmöglich sich an einem Tag mehr an einen fremdem Ort zu hängen, als an den, an dem man nun schon dreiundzwanzig Jahre lebte oder?
'Hm…', nickte sie, ohne ihren Blick aus den Sternen zu holen. 'Warum hast du Joy und mich gerettet, obwohl du die Strafe für dieses Vergehen kanntest?'
Verblüfft durchsuchten ihre Augen sein Gesicht und sie begann mit Blick auf den Mond zu erzählen. 'Ich haben Signal bekommen.', sie nahm ihre Kette in die Hand, 'ich schwamm zu Bermuda. Ich sah, du warst verwundet und überall Blut. Du sahst nicht gut aus, aber du kämpfen zu retten Joy. Ich…konnte nicht tun. Ich sah gute Herz. Dann du auf einmal untergehen. Ich weiß nicht, warum ich getan, aber ich wollte gute Herz retten und Freundin von gute Herz auch, weil gute Herz so kämpfen für sie.'
'Dann wurden wir also von der Wucht der Wellen, die das Flugzeug verursacht hatte, als es auf die Meeresoberfläche aufgeschlagen ist, durch das Bermuda Dreieck katapultiert. Wir waren schon die ganze Zeit hier, deswegen hatte sich das Wetter auch so verändert.', überlegte Nick laut, worauf Soyu ihn verständnislos anschaute. Aber wie sollte sie auch das verstehen, was er von sich gab? Sie hatte es ja nicht mitbekommen.
'Was meintest du mit ‚ich konnte nicht tun'? Deine wirkliche Aufgabe? Was wäre das gewesen? Uns zu töten?', fragte Nick. Soyu blickte ihn an und wusste nicht, was sie sagen sollte. 'Meine Aufgabe Atlantis beschützen.', sagte sie schließlich und stand auf, 'Joy und du keine Gefahr für Atlantis, so ich müssen nicht beschützen.', wich sie plötzlich aus. So hatte Nick doch keine Antwort auf seine Frage bekommen. Er hatte Angst vor der Antwort, aber irgendwas in ihm sagte ihm, dass Soyu keine Mörderin war. Sie beschützte Atlantis vielleicht, aber irgendwie anders, ganz sicher nicht durch Töten.
'Warte, ich wollte dir kein schlechtes Gewissen machen, es ist so schön hier, lass uns noch ein bisschen hier sitzen, ja?', hielt Nick ihre Hand fest, da Soyu sich so weit von ihm entfernt hatte. 'Du hassen Soyu?'
'Nein, ich hasse dich nicht. Ich mag dich sehr gerne.', sagte er mit weicher Stimme. 'Wirklich.', sie atmete erleichtert aus, 'Dann ich darf mich neben dich setzen?'
'Ja, was ist denn auf einmal los?'
'Nicht, alles gut.', lächelte sie wieder, setzte sich zurück und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Er schlang seinen Arm um sie und beide schauten zusammen in den Himmel. 'Bei uns ist der Sternenhimmel nie so klar und rein.', stellte Nick fest. 'Ich will auch sehen deine Welt. Du mir irgendwann zeigen mal?'
'Wenn ich kann, auf jeden Fall.'
Sie lächelte: 'Linesta.'
'Nota.', erinnerte sich Nick an die beiden Worte. Er war fest entschlossen diese Sprache zu lernen.
'Guck! Delphine!', sie zeigte weit hinaus. Nick folgte ihrem Blick und tatsächlich! Eine ganze Delphinfamilie sprang im Schein des Mondes. Unglaublich! Er hatte vorher noch nie Delphine gesehen. Wie fröhlich sie aussahen.
Den Rest der Zeit sahen sie Stumm auf den weiten Ozean. Die Insel hatte einfach etwas Magisches. Nick spürte es. Alles war hier anders: Die Luft, die Menschen, alles. Es war schön. Er genoss es richtig. Dann würden sie wohl hier ihren Urlaub verbringen. Hier, auf Atlantis.







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