Atlantis schöner Wächter

Autor: Aphrodite
veröffentlicht am: 23.08.2009




Atlantis?! Waren sie wirklich auf Atlantis?! Aber diese Insel war doch - falls sie wirklich existierte - einige Jahre vor der Zeitrechnung untergegangen und nie entdeckt worden.
'Was soll das denn heißen?! Ich werde hier bestimmt nicht bleiben!', fuhr Joy hoch. Nick schluckte. Hoffentlich würde ihr feuriges Temperament nicht zu sehr mit ihr durchgehen…das könnte sonst ihr Ende bedeuten.
'Außerdem, was wird hier als von Atlantis gelabert? Ich will dir zwar nicht alle Illusionen nehmen, aber Atlantis ist ein Mythos!', kam sie erst richtig in Fahrt. Nick schlug die Hände überm Kopf zusammen. Das war wohl der ganze Frust, der sich seit dem Flugzeugabsturz in ihr aufgestaut hatte.
Soyu hielt ebenfalls die Luft an und Botanika war schon wieder auf die Knie gefallen und breitete ihre Arme auf dem Boden aus.
Dieser mächtige Mann stand von seinem Thron auf. Joy zuckte etwas zusammen, fing sich aber sofort wieder, um sich wie ein Fels hinzustellen und einen festen Blick zu bewahren. Er lief die Treppen herunter und stellte sich vor sie. Ein amüsiertes Lächeln umspielte seine Lippen. 'Ganz schön mutig, du hast Glück. Ich mag so was.'
Soyu atmete erleichtert wieder aus. Ruxus Yukka musterte Joy, worauf sein Lächeln zu einem breiten Grinsen heranwuchs: 'Ich hab noch nie eine so fette Frau gesehen.'
Mit einem Lauten Knall verstummte jegliches Geräusch im Raum. Joys Handfläche war mit voller Wucht auf sein Gesicht gerauscht, sodass alle Anwesenden zusammengeschreckt waren. Der König hatte seinen Kopf immer noch zur Seite geneigt, wo er durch den Schlag gelandet war. 'Was erlaubst du dir?!', schnaubte Joy, die sich keiner Schuld bewusst war. Der König richtete seinen Blick wieder und rieb die rotwerdende Stelle.
'Soyu, wie sind sie hier auf diese Insel gekommen?', wendete er sich ohne einen weiteren Blickkontakt mit Joy an seine schöne Untertanin.
'Mo-'
'Antworte auf Kosa!'
'Ich…', Soyu schluckte. Nick befürchtete, dass sie nun für das büßen musste, was Joy angerichtet hatte. 'Nun?', drängte er.
'Ich habe Signal bekommen und bin auf Wache gegangen. Sie kamen durch Tor von Bermuda, bewusstlos. Ich haben sie aus Wasser geholt und auf Atlantis versorgt, sie verletzt waren.'
'Aha, verstehe.', er drehte sich wieder zu Joy und Nick. 'Ihr seid also durch das Bermuda Dreieck gekommen. Glückwunsch, ihr habt das Tor in die Welt der Atlanten gefunden, ohne irgendeine Ahnung zu haben. Wegen euch hat Soyu die Regeln gebrochen. Du weißt, was die Strafe für so ein Vergehen ist, oder, Soyu?'
'Ich…'
'Tot, ja so ist es.', er grinste wieder gehässig. 'Soyu…', murmelte Nick. Warum hatte sie die Regeln gebrochen? 'Ich sag euch mal was.', seine Laune schien nicht getrübt zu sein, nein, ganz im Gegenteil. Er ging hinter Soyu und legte seine Hände auf ihre Schultern. Sie schloss die Augen, sie schien mit der Todesstrafe zu rechnen. Ihr Speer glitt zu Boden.'Diese Schönheit hat schon mehr Menschen getötet, als ihr wunderschönes Gesicht es erahnen lässt.'
Schockiert sah Nick in das Gesicht seiner Retterin. Mit glasigen Augen erwiderte sie seinen Blick. Joy war ganz ruhig geworden, sie schien es ebenfalls nicht glauben zu können. Der König kam von hinten Soyus Gesicht näher und küsste sie auf die Wange. Ihre Steifheit löste sich und sie begann wieder zu lächeln. 'Linesta, Yukka.', sagte sie. Nick erinnerte sich. Das Wort für Danke! Was hatte das zu bedeuten? Sie hob ihren Speer wieder auf und drehte sich dem König zu. Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen und küsste sie auf die Lippen. Eine merkwürdige Eifersuchtswelle stieg in Nick auf. Er wusste nicht warum, er kannte sie erst seit kurzen und sie war eine Mörderin, doch er hatte sie in sein Herz geschlossen, da sie so einen Liebreiz hatte.
'Danke, Yukka.', wiederholte sie auf Deutsch, als sich ihre Lippen wieder trennten. Er strich durch ihr Haar. 'Bereite dich für heute Abend vor, die Beiden bleiben hier.'
Soyu nickte. Ihr Blick war so komisch leer. Ihre Augen waren zwar geöffnet, doch sie schienen nirgends hinzusehen. Was hatte er mit ihr gemacht?
'Nun geh! Ich will dich heute Abend in deiner ganzen Schönheit sehen.'
Soyu nickte: 'Gepriesen seihst du, Yukka!', sagte sie lächelnd und machte sich auf den Weg zur Tür. Nicht mal einen letzten kleinen Blick widmete sie Nick. Botanika verbeugte sich: 'Solana, Ruxus Yukka.'
Sie folgte ihrer Freundin nach draußen. Nick beobachtete das Schauspiel gebannt. Anscheinend hatte Botanika ihn gesiezt und Soyu geduzt. Was hatte das zu bedeuten? Und was war mit ihren Augen nach diesem Kuss geschehen?
'Keine Sorge, ihr werdet sie heute Abend wieder sehen.', sagte der König, da sie so sehnsüchtig nach der Tür guckten. Er wollte abgehen. 'Wart mal!', meldete Joy sich wieder zu Wort. Natürlich gewohnt forsch.
'Hast du nicht genug gesagt für Heute, Jura?'
'Warum nennst du mich Jura?', fragte Joy und zog die Nase in Falten. 'Jura heißt Widerspenstig, ich denke, das passt zu dir.', lachte er und verließ den Raum. 'Kosomax.', sagte er zu einer Frau. Diese verbeugte sich und kam zu den Freunden. Sie machte eine winkende Bewegung. Ohne Widerworte zu geben folgten sie ihr. Sie gingen zurück die Treppe hinunter. Vor einem der Räume blieb sie stehen und lächelte Nick ins Gesicht. Dann zeigte sie in das Zimmer.
'Ich verstehe.', sagte er, obwohl sie ihn wahrscheinlich eh nicht verstehen konnte. Zu viele Fragen geisterten in seinem Kopf rum, um sich darüber auch noch Gedanken zu machen. So viel wollte er wissen, verstehen, begreifen. Früher wollte er gar nicht von hier weg. Wie es schien jedoch, würde er so schnell auch nicht hier weg kommen können, selbst wenn er wollte.
In dem Raum stand eine Trennwand, wie er es auch kannte. Die eine Wand war komplett mit einem Holzregal bedeckt. Jedes Fach hatte nur die Größe eines Briefkastens und irgendein zusammengelegter Stoff befand sich darin. Vier Frauen warteten anscheinend schon sehnsüchtig auf ihn. Sie nahmen ihn an der Hand und führten ihn hinter die Trennwand. Sie lachten alle fröhlich und begannen ihn auszuziehen. 'Hey, was macht ihr da?!', fragte er empört, doch für sie schien es das Selbstverständlichste, was sie nur tun konnten. Nick war sich im Klaren, dass sie ihn wahrscheinlich nur umziehen wollten, doch es war ihm trotzdem unangenehm. Seit einer halben Ewigkeit hatte ihn keine Frau mehr nackt gesehen und es machte ihn nervös, das sie ihn einfach so entkleideten. Es war eben so, dass er seit er studierte, der Meinung war, dass es wichtigeres gab, als Frauen und das Frauen davon abhielten, sich weiterzubilden. Sein früherer Wechsel wie Unterwäsche war in das krasse Gegenteil umgeschlagen. Aus diesem Grund war diese Situation umso unangenehmer für ihn. Dazu waren sie natürlich wie alle anderen Frauen hier bildhübsch und er war ja schließlich immer noch ein Mann. Als er so dastand, wie Gott ihn geschaffen hatte, splitterfasernackt und sein bester Freund sich zu allem Übel auch noch selbstständig machte, kicherten die Frauen wieder. Er drohte in Scham zu versinken.
Eine der vier Frauen holte einen weißen Stoff aus dem Regal. Sie schaute an ihm herunter und begann schließlich den weißen Laken um ihn zu wickeln. Drei Mal genau, dann machte sie ihn an der Seite fest. Wie bei dem Blatt an Soyus Rock, lief der Stoff spitz unten zusammen. Als nächstes legten sie ihm auch noch einen goldenen Gürtel um. Nun konnte sich Nick das Prachtstück mal genauer ansehen. Es sah wirklich aus, als sei es einem Pharao geklaut. Auf einmal entsinnte Nick sich schwach, dass er mal eine Gesichte über Atlantis gelesen hatte. 'Atlantis hatte alle Schätze der Natur, sie dienten für alle Länder in Afrika und Europa als Handelsbrücke nach Amerika. Ein soziales Volk, dass stets aushalf, wo es gebraucht wurde.'Es stimmte, diese Insel, ob es sich nun um Atlantis handelte oder nicht, hatte wirklich alle Schätze. Allein sein Frühstück war ein Beweis dafür gewesen.
Als nächstes legten sie ihm auch noch eine Kette an. Sie war jedoch nicht so wertvoll. Sie war aus spitzen Blättern, die nun wie Sonnenstrahlen um seinen Hals herum schienen. Sein Oberkörper war frei. Ach, wie sehr wünschte er sich, er wäre öfter im Fitnessstudio gewesen, als die wenigen zwei Male im Monat. Gegen die anderen Männer auf dieser Insel sah er aus, wie ein Grundschulkind, bei dem die Pubertät noch ein Traum des Erwachsenwerdens ist.Zu weiteren Feinarbeiten wurde er auf einen Stuhl geschickt und die Frauen hantierten an seinen Haaren. Sie bürsteten mit viel Mühe die verklebten blonden Strähnen durch. Wuschelig gefiel er sich besser…Aber gut. Sie bedeuteten ihm, aufzustehen und liefen um ihn herum. Danach sahen sie sich an, begannen zu nicken und zeigten ihm einen Daumen in Richtung Himmel.
'Linesta!', sagte er, in Erinnerung, dass es Danke hieß. Sie fingen anerkennend zu kichern an und küssten ihn alle vier auf die Wange. Küssen schien hier eine andere Stellung zu haben, stellte er beruhigt fest, da dies automatisch heißen musste, dass der Kuss mit Soyu nicht so viel zu bedeuten gehabt hatte. Doch womit zeigte man hier denn sonst seine Zuneigung?Ein Mann stellte sich in den Türrahmen. 'Der König wünscht ein Gespräch.', sprach auch er einwandfrei Deutsch. 'Ich?'
'Ja. Folgt mir.'
Die Frauen nickten ihm zu und er lief dem Nächsten hinterher. Dieser führte ihn wieder zurück in den Thronsaal. Nick stand nun etwas unbeholfen im Raum. Der König stand bei einem kleinen Brunnen, an dem sich Vögel vergnügt badeten. Der Brunnen stand mitten im Raum.
'Nick, komm her.', sagte der König. Nick erkannte verblüfft, dass der König die Vögel streichelte, ohne dass sie sich den schnellstmöglichen Fluchtweg suchten.
'War es wirklich nur ein Unfall, dass ihr hier gelandet seid?'
'Ja, Wir sind die einzigen Überlebenden eines Flugzeugabsturzes. Also ein Flugzeug ist ein-''Ich weiß, was ein Flugzeug ist.', erwiderte Yukka lachend, 'Ich weiß alles über eure Welt, beziehungsweise fast alles, ich lerne noch.'
'Tatsächlich? Warum ist dann eure Welt unserer nicht ähnlich? Warum ist hier alles so…'Der König lachte. Er schien amüsiert zu sein von Nicks Art. 'Ich habe mir gleich gedacht, dass du ein sehr neugieriger Mensch bist. Nun, ich werde dir alles sagen, was du wissen willst, schließlich solltest du als Mann die Welt kennen, in der du nun lebst. Setzen wir uns?', er zeigte auf eine Sitzecke mit Sofas überzogen mit roter Seide. Kaum hatten sie es sich gemütlich gemacht, brachten die Diener einen Rotwein. 'Was hat das mit meinem Geschlecht zu tun?'
'Nun, wir haben eine klare Rollenverteilung. Das Wissen ist etwas, was den Männern zu teil ist. Glaub nicht, bei uns wären die Frauen weniger wert, wie die Männer, wie es in deiner Welt war und zum Teil noch ist. Nein, hier gibt es lediglich eine klare Rollenverteilung und jede Rolle hat die gleiche Wichtigkeit. Bis auf klitzekleine Ausnahmen. Also, was hast du für Fragen?', der König schwenkte seinen Kelch, roch an der roten Flüssigkeit und nippte leicht.'Warum sprechen hier so viele Deutsch und warum nennt ihr diese Sprache Kosa? Warum ist dein Deutsch einwandfrei und Soyus nur so stotterig?'
'Viele, viele Fragen…', er schwenkte erneut den Kelch, 'Hier spricht niemand Deutsch. Hier sprechen alle Kosa. Kennst du die Geschichte in der Bibel, in der berichtet wird, dass die Jünger von Jesus berichteten und alle Menschen es verstehen konnten, obwohl sie aus verschiedenen Ländern waren und demnach auch verschiedene Sprachen beherrschten? Nun, sie sprachen eben Kosa, eine Sprache, die alle Sprachen der Erde vereint. Soyu spricht sie nur so schlecht, weil sie sie eigentlich gar nicht sprechen können dürfte.'
Nick sah ihn verwirrt und fragend an. Wie? Nicht sprechen können dürfen? Was sollte das denn bitte heißen? Ruxus Yukka antwortete, als hätte er seine Fragenden Augen mit der Lupe entziffert: 'Soyu hat eine ganz besonders wichtige Rolle hier, deswegen ist sie oft im Palast. Sie hat die Sprache lediglich von Gesprächen gelernt, die ich mit anderen Männern geführt habe. Sie ist sehr, sehr intelligent. Du wirst auf dieser Insel keine Frau sonst treffen, die in der Lage ist, auf Kosa zu reden.'
Nick sah ihr Gesicht vor seinem inneren Auge. Sie war wirklich eine bewundernswerte Frau. Obwohl sie für ihn immer noch ein vollkommenes Rätsel war. Doch so viele Fragen hatte er noch, dass er sie kaum zu ordnen vermochte. Er wusste nicht, welche Frage für ihn die Wichtigste war, welche er zuerst beantwortet haben wollte. Also griff er wie beim Losen einfach in den Topf und griff die Frage heraus, die ihm als erstes einfiel.
'Was hat es mit Atlantis auf sich und welche Verbindung besteht mit dem berüchtigten Bermuda Dreieck?'
'Diese Frage liebe ich!', gab der König zu verstehen und lehnte sich entspannt zurück: 'Hätte man Platon sofort geglaubt, müssten sich die Menschen nicht den Kopf so sehr über Atlantis zerbrechen. Heute vor vielen Jahren verschwand Atlantis unter dem Atlantischen Ozean. Das Bermuda Dreieck ist die Verbindung der parallel existierenden Welten. Die Insel war schon immer ein verwunschener Ort. Sie stellt die perfekte Welt da, so wie die Erde eigentlich hätte sein sollen. Doch die Menschen zerstörten die Natur immer mehr. Atlantis verschwand von der Bildfläche, um das Leben, wie es Ursprünglich gedacht war, zu beschützen. Die Natur und die Menschen leben hier in einem solchen Einklang, dass der Kreislauf funktioniert. Wir zerstören den Kreislauf nicht, wir gehören dazu. Du wunderst dich bestimmt, warum wir in Bungalows leben, obwohl wir solche Paläste hier haben könnten? Nun, um das Gleichgewicht beizubehalten. Ja, auch wir jagen, doch die Anzahl die wir jagen, gleicht sich mit der aus, die wir gejagt werden und mit der, wie viele neue Lebewesen geboren werden. Das ist jetzt alles zu kompliziert, um es auf einmal zu verstehen. Vor allem gibt es hier etwas, was es auf der Welt, die du kennst, nicht gibt, nie gegeben hat und nie geben wird. Soyu ist das beste Beispiel dafür. Atlantis ist-'
'Spinnt ihr?! So gehe ich doch nicht unter Leute! Was seid ihr doch verrückt!', hörte man Joys Geschrei durch den ganzen Palast. 'Oh, scheint als hätten sie Jura fertig.', lachte der König und stand auf.
'Warten Sie, Ruxus Yukka. Was wollten Sie sagen? Ich habe noch viel mehr Fragen.''Das reicht für Heute. Du verstehst ja doch noch nicht alles. Im Laufe der Zeit werde ich dir alles erzählen. Wenn dir das nicht reicht, kannst du den Ältesten besuchen. Er lebt allein im großen Krater.'
'Wie komme ich dort hin?'
'Später, Nick, später. Erst einmal feiern wir unser Fest. Das Fest aller Feste in Atlantis!', der König verließ den Raum und ließ den völlig aufgewühlten Nick auf dem Sofa zurück. Er verstand wirklich nur Bahnhof und glauben konnte er das ganze auch nicht. Dazu hatte der König alles in einem solchen Durcheinander erzählt, da konnte man doch gar nicht durchblicken! Vielleicht musste man den Glauben an die Realität aufgeben, um diese Gesichte glauben zu können? Nein! Nick würde die Wahrheit schon herausfinden. Sozusagen die Mathematische Formel dieser Insel lösen!

Nick stieg die Treppen wieder hinab und fand sofort Joy im Flur vor Wut kochen. Sie trug um die Taille das gleiche wie Nick selbst, nur hatte sie auch noch ein Oberteil aus dem selben Material. Bauchfrei! So hatte selbst er seine Joy noch nie zu Gesicht bekommen.'Jetzt stell dich doch nicht so an, Jura! Es steht dir ganz vorzüglich. Nur Selbstvertrauen!', lachte Yukka amüsiert. Nick fiel sofort auf, dass der König Gefallen an der molligen Joy gefunden hatte. Vom Alter her, würden sie auch tatsächlich gut zusammenpassen und das der König wirklich eine Augenweide war, war auch nicht zu übersehen.
'Nick, tu doch was.', Joy sah ihn bettelnd an. 'Du siehst gut aus, so attraktiv warst du noch nie.'
'Idiot!', motzte sie und blies ihre Backen auf. Der König schmiss sich nun erstrecht weg vor lachen. 'Ja, Jura, du bist heute Abend mein Ehrengast und darfst rechts von mir sitzen, was sagst du dazu?'
'Lieber sitz ich zwischen dreißig Löwen, als bei dir!', schrie sie. 'Das kannst du auch haben.', entgegnete er ernst. 'Echt jetzt?', ihre Augen weiteten sich. 'Na sicher.' 'Okay, rechts neben dir klingt super.', antwortete sie miesepetrig. Nick lächelte sie an, er mochte sie so gerne. Echt ein Original, so etwas gab es nicht noch mal. 'Dann wäre das ja geklärt, dann werde ich mich mal umziehen und fertig machen.', sagte der König und verschwand hinter der nächsten Ecke. 'Ich finde es hier zum kotzen! Wehe du findest nicht einen Weg, wie wir hier wieder wegkommen.', wendete sie sich an Nick. 'Ich werde alles dafür tun.''Gut. Und jetzt such ich mir…', sie lief in den Raum hinein, in dem man sie angekleidet hatte, 'einen Stoff…', sie zog ihr auserwähltes Teil aus dem Regal, 'und klemme ihn mir hier unter dieses Oberteil…', sie tat genau das, was sie sprach, 'und wickle ihn hier rum und Tada! Schon ist es besser.'
'Aber du siehst gut aus, ein richtiges Sahneschnittchen', zwickte sie ihm in den Oberarm. 'Nur deine verwundete Schulter sieht ein bisschen unpassend aus, obwohl der grüne Verband zu der grünen Kette passt.'
Ja, ihren Verband hatten sie klüger in das Outfit mit eingebaut. Sie hatten ihre Haare geöffnet, sodass sie über dem Verband hingen. Ihre Haare reichten zwar nur ganz knapp bis zu den Schultern, doch dafür waren sie lang genug. An der Stirn war es dann mit in den Kopfschmuck mit eingearbeitet. So fiel es gar nicht auf, dass der Verband dort eigentlich nicht hingehörte.
'Kommen Sie bitte.', kam wieder der kleine Hofläufer herein und riss die beiden aus ihrer Unterhaltung. Auf dem Gang stand bereits Ruxus Yukka. Unten unterhalb der langen Treppe warteten bereits zwei Männer mit einer Trage, auf der ebenfalls ein Thron stand. Der gesamte Rest der Menschen am Hof standen dahinter und würden zu dem Ort, an dem die Feierlichkeiten stattfanden zu Fuß gehen. Joy sah auf ihre nun ebenfalls nackten Füße und dann ließ sie ihren Blick über die Landschaft gleiten. Wieder sah sie die große Wiese und dann den daran grenzenden Urwald. 'Barfuss?! Niemals!', selbst Joy verstand, dass der tragbare Thron nicht für sie, sondern für Ruxus Yukka gedacht war. Plötzlich rannte sie die Treppen hinunter, wie Nick sie noch nie hatte rennen sehen.
'Was macht sie?', drehte sich der König lachen zu Nick um. 'Sie will Ihnen den Platz streitig machen, Euer Hoheit.', gab er zur Antwort. 'Ach, tatsächlich?', der König sah ihr nach und stellte fest, dass das die Wahrheit sein könnte. 'Sowas ist mir in meiner ganzen Laufbahn noch nicht passiert!', fuhr er hoch und raste ebenfalls los, um sie noch einzuholen. Sein Glück war, dass Joy ein paar Kilos mehr auf den Rippen hatte, sonst könnte er ein Einholen vergessen. Nick blieb währenddessen stehen und genoss den Ausblick, den man von oben hatte. Man sah den weiten, unendlichen Urwald, der erst ganz am Ende vom blauen Ozean abgelöst wurde. Die Bäume waren so hoch, dass sie die Sicht auf den weißen Strand verdeckten.
'Kommen Sie, Nick?', fragte ein Bediensteter. 'Ja.', auch er setzte sich wieder in Bewegung. Yukka hatte Joy bereits eingeholt und hielt sie lachend in den Armen, während sie versuchte, sich zu befreien und immer noch nur den tragbaren Thron vor Augen hatte. Nick wurde das Gefühl nicht los, dass der König einfach Gefallen an ihr gefunden hatte. Das Joy keine Mannieren hatte war da kein Geheimnis. Das hatte sie noch nie gehabt. Sie war auch die Einzige gewesen, die dem Schuldirektor den Stinkefinger gezeigt hatte, obwohl so viele geschworen hatten, sie würden sich das trauen, um dann doch den Schwanz einzuziehen und aus sicherer Entfernung beobachtet hatten, wie Joy sich in die Höhle des Löwen begab. Das witzige dabei war, dass es für die anderen wesentlich ungefährlicher gewesen wäre. Sie hatten nämlich gerade ihr Abitur erhalten und wollten mit dieser Aktion dem Direktor zeigen, was sie von ihm hielten. Joy hingegen hatte noch drei Jahre vor sich, war also gerade erst in die Oberstufe gekommen und hatte es sich auf Lebzeiten mit ihm verscherzt.
Als Nick unten angekommen war, hörte er die Beiden lautstark diskutieren. Seine Untertanen schauten einander an und waren verwirrt, dass Ruxus Yukka so viel Gnade walten ließ mit dieser Fremden Frau.
'Guck doch meine Füße an, was fällt dir auf, Mister?!', giftete sie. 'Hm, sie sind pummelig?''Arschloch! Nein, sie sind sauber und ganz und zierlich und verletzlich! Nach so einer Tour sind sie hässlich und tot!', belehrte sie ihn.
'Ist das so?'
'JAH!'
'Nick, bring deiner Freundin mal bei, dass sie dem Ruxus gefälligst respektvoll gegenüber treten muss.', wendete sich Yukka immer noch bester Laune an Nick. 'Das schafft er nicht. Also, darf ich auf dem Thron sitzen?'
'Und ich laufe?'
'Allerdings.'
'Du spinnst. Doch, ich biete dir was an. Du darfst auf meinem Schoss sitzen. Auch wenn es für mich eine Strapaze wird.'
Nick reihte sich kopfschüttelnd einfach in die Menschenschlange ein. Plötzlich stand Joy erhobenen Hauptes neben ihm und marschierte los. 'Was ist los? Hat er gewonnen?''Noch lange nicht!', motzte Joy, 'diese Runde geht vielleicht an ihn, aber der wird sich noch umschauen!'
'Kann es sein, dass er dir gefällt?', Nick schielte sie an, ohne seinen Kopf aus der Laufrichtung zu nehmen.
'Natürlich, er ist ja auch ein Törtchen! Aber das heißt noch lange nicht, dass ich mir seine Schikanen gefallen lasse! Der kann sich auf was gefasst machen. Der soll es mal schön genießen auf seinem Thron.'
Nick empfand den Weg durch die Wiesen allerdings als äußerst angenehm. Das Gras war weich und gepflegt, nur der Urwald bereitete ihm bereits jetzt schon Hühneraugen! Es war so schmerzhaft auf Stock und Stein herumzutrampeln.
Plötzlich ein lauter Schrei. Alle Köpfe drehten sich um. Joy stand dort, zitterte und rührte sich nicht von der Stelle.
'Ksch, Ksch, hau hab du Vieh!', rief sie hysterisch. 'NIIIICK!'
Der König machte eine Handbewegung, worauf sein Thron zu Boden sank. Er stand auf und bewegte sich nun auch auf der Wiese fort. 'Was ist, Jura?'
'Aaaaaah!', machte sie nur und zeigte vor sich. Eine Schlange schlängelte langsam und bedrohlich auf sie zu. 'Jura, das ist nur eine Schlange.'
'Das ist eine grüne Baumnatter! Die sind Todbringend giftig!', quietschte sie. Der König beobachtete das Schauspiel eine Weile grinsend, bevor er seinen Stock erhob und auf die Schlange einstechen wollte.
'NEEEEEEEIN!', kreischte sie jetzt wieder auf. 'Was soll das denn jetzt?'
'DU kannst sie doch nicht einfach umbringen! Sie will auch leben!'
'Aus dir soll noch einer Schlau werden…', seufzte er und wollte wieder gehen.
'Ich komme hier alleine nicht weg!', drohte sie sich selbst und bewegte sich immer noch nicht von der Stelle. Sie hatte schon immer Angst vor Reptilien gehabt, doch das bekämpfte noch lange nicht ihren Sinn für Lebewesen. Die einzigen Tiere, die ihrer Meinung kein Recht auf Leben hatten, waren Spinnen und Fliegen. Diese ließ sie von ANDEREN (versteht sich) mit Leidenschaft totschlagen.
Der König drehte sich wieder ihr zu, drückte einer Frau, die gerade dort stand, sein Zepter in die Hand und hob Joy an. Nick staunte mit welcher Leichtigkeit er sie auf seine Arme gehoben hatte, dabei war sie sicherlich kein Fliegengewicht. Mit weit geöffneten Augen fingen alle an die Beiden anzustarren. So schien Ruxus Yukka sich sonst nicht zu verhalten. Einige Meter weiter vorne ließ er Joy wieder auf die Beine. 'Danke.', hauchte sie überrascht. Die Karawane setzte sich darauf wieder in Bewegung. Wie benebelt trottelte Joy nun neben Nick her. Sie war wohl noch überraschter gewesen, als alle anderen. Sie starrte die ganze Zeit verzückt auf den schwarzen Hinterkopf, der über der Thronlehne zu sehen war. Die hat es erwischt, dachte Nick witzelnd. Diese Insel schien ein Ort zu sein, auf dem sich Menschen leicht ineinander verguckten. Das lag jedoch Nicks Meinung nach nur an der überdurchschnittlichen Attraktivität. Ob da Menschen wie Joy und Nick eine Chance hatten? Vielleicht machte sie aber auch das andere Attraktiv. Sie waren beide nicht das, was die anderen hier so schön machte. Sie waren blond und hatten beide nicht die Figur, die andere zum schwärmen brachten. Wobei man sagen muss, dass Nick für seine Welt eine gute Figur hatte.
Es war so weit! Sie mussten durch den Urwald. Nick bereitete sich schon mental darauf vor. Joy machte jedoch nicht den Anschein, als hätte sie Probleme damit. Sie schien auf einer kleinen Wolke, namens Sieben, über den Boden zu schweben. Wenn das so war, wollte er sich auch nichts anmerken lassen. Dennoch behielt er es bei, stets zu gucken, wo er seinen nächsten Schritt hinsetze, um nicht eine böse Überraschung miterleben zu müssen.Es dauerte wieder eine ganze Weile. Langsam machte sich Hunger in den Mägen breit. Joys und Nicks Inneres brummte um die Wette. Daneben waren noch Tiergeräusche aus allen Ecken zu hören. Exotische Vögel, quiekende Reptilien, lachende Affen,
brüllende….brüllende Fleischfresser. Nick betete, dass sie keine Bekanntschaft mit diesen machen würden.
Glücklicher Weise blieben sie dieser Erfahrung verschont. Das stellte Nick fest, als sich der Urwald von den schönen, hohen Palmen ablösen ließ, genauso, wie sich der Tag bereits von der Nacht hatte ablösen lassen. Ihr dritter Tag auf dieser Insel und der erste, den sie auch wahrhaftig erlebten, war fast vorüber gegangen. Mit gemischten Gefühlen trat Nick die letzten Meter an.







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