Ein Junge, ein Mädchen und ...eine Billardkugel???

Autor: Kathrine
veröffentlicht am: 26.06.2009

Ich wusste es! , dachte sich Kate. Dieses Plappermaul kommt zu spät!
Sie wartete schon über einer halben Stunde auf ihn und ihre Wut kletterte langsam die Skala hoch. Sie wollte schon gehen als sie Jakes Rufe hörte.
'Hey, hey, warte, ich bin ja schon da!'
Er lief schnell auf sie zu.
'Was verstehst du nicht, wenn ich sage, dass du um fünf Uhr da sein sollst?' ,- fragte sie ihn sauer.
'Sorry, aber ich habe keine Uhr dabei .' ,- antwortete er gelassen.
Kates Wut kletterte noch ein Stückchen höher.
Jake sah es ihr an und versuchte eine ernste Miene aufzusetzen, damit er glaubwürdiger aussah.
'Ist ja schon gut! Ich hab mich ja entschuldigt, kommt nicht wieder vor.' ,- sprach er und nach ein paar Sekunden Überlegung: 'Können wir was essen gehen? Ich habe einen ziemlichen Hunger.'
Kate setzte ein 'das-ist-doch-wohl-nicht-dein-Ernst' Gesicht auf.
'Bitte!' ,- flehte er sie an.
Er guckte ihr in die Augen und machte seinen unwiderstehlichsten Blick.
Seiner Meinung nach ebenfalls.
Kate runzelte die Stirn und zu ihrem Bedauern fing es an in ihrem Bauch zu kribbeln.
Verdammt noch mal! ,- dachte sie sich und sagte lächelnd:
'Ja, warum nicht.'
'Oh, klasse!'
Jake sprang förmlich in die Luft und machte sich auf dem Weg zu dem nächsten Imbiss. Kate folgte ihm.
Es fing an zu regnen und Kate holte ihren Regenschirm raus.
'Lass mich ihn halten.' ,- sagte Jake und nahm den Regenschirm aus Kates Hand.
Nach einer Weile Fußmarsch fragte er plötzlich:
'Also ist es jetzt ein Date oder so etwas in der Art?'
Sie drehte ihr Gesicht zu seinem um und musste schmunzeln.
'Garantiert nicht!'
'Was nicht ist, kann ja noch was werden.' ,- bemerkte er optimistisch.

Die beiden saßen in einem Café und Jake bestellte mindestens die Hälfte der Gerichte, die auf der Speisekarte standen.
'Willst du wirklich nichts?' ,- fragte er immer wieder mit vollem Mund.
Kate schüttelte nur mit dem Kopf und trank ihren Milchshake.
Sie überlegte, wie sie die ganze Sache Nataly beibringen sollte. Sie müsste dann sie und Jake einander vorstellen. Bei dem Gedanken wurde ihr etwas mulmig im Magen. Kate hatte einfach keine Lust auf Natalys Verkupplungsaktionen.
Nach einer Weile erwischte sie sich dabei, wie sie Jake anstarrte und guckte verlegen zur Seite.
Nein, nein, nein, dachte sie sich. Ich darf mich wirklich nicht in ihn verlieben!
Kates Erfahrungen mit Jungs waren wirklich nicht die Besten. Sie war schon mit ein paar zusammen gewesen und am liebsten würde sie es wieder rückgängig machen. Mit allen wurde sie von Nataly verkuppelt...
Sie dachte an ihren ersten Freund und spähte durch das vom Regen nasse Fenster des Cafés.

Nach etwa einer Stunde verließen die beiden das Café und bleiben eine Weile unter dem Cafédach, weil es immer noch regnete. Jake legte seine Hand auf seinen Bauch und sah ziemlich zufrieden aus.
'Ich bin sowas von satt! Jetzt können wir eigentlich beginnen!'
Fast hatte Kate vergessen, warum sie hier war. Sie versuchte die Sache aus einen ganz anderen Winkel zu betrachten. Mit der Kugel könnte sie Menschen retten.
Auch wenn sie sich dabei selbst in Gefahr bringt. Aber sie könnte Menschen retten. Das würde sich doch sicher irgendwann mal bezahlt machen oder?
Sie überlegte eine Weile.
'Und wann fangen wir denn an?' ,- fragte Jake unsicher.
Er versuchte Kates Gesichtsausdruck zu deuten. Nach ein paar Sekunden gab er jedoch auf und guckte sich den Jaguar an, der gerade neben ihnen parkte.
'Wo ist die Kugel?' ,- fragte Kate.
Jake löste nur ungerne seinen Blick von dem schönen Auto, wühlte lange in seiner Umhängetasche und holte sie langsam raus. Er hielt sie ganz vorsichtig und versuchte keine schnellen Bewegungen zu machen.
'Hat sie schon vibriert?',- fragte Kate und versuchte es beiläufig klingeln zu lassen.Sie guckte Jake ganz genau an und malte sich schon seine Reaktion aus.
Sie war sich sicher, dass er sich gleich tierisch aufregen würde.
'Was? Vibriert? Sollte sie das?' ,- fragte er verwundert und guckte sich die Kugel von allen Seiten an.
Kate klappte der Unterkiefer runter. Sie nahm an, dass er das Vibrieren einfach nicht bemerkt hatte.
'Hast du sie irgendwohin weggelegt?'
'Nein, ich behielt sie die ganze Zeit im Auge. Ich hab sie sogar nachts unter mein Kissen getan.'
Kate zog die Augenbrauen zusammen. Sie streckte langsam die Hand nach der Kugel aus, traute sich allerdings nicht sie richtig anzufassen.
Ehrlich gesagt, wollte sie die Kugel nie wieder in ihren Händen halten.
Doch sie erfasste ihre glatte schwarze Oberfläche und spürte ihre Kälte, obwohl sie in Jakes Händen gewesen war und eigentlich warm sein sollte.
Keine fünf Sekunden vergingen und sie vibrierte so heftig, dass Kate sie fallen gelassen hatte. Jake reagierte schnell und fing sie auf.
'Was ist los?'
'Sie hat wieder vibriert! ,- schrie Kate fast und musste tief durchatmen. 'Und zwar noch heftiger als bei beiden ersten Malen!'
Jake guckte Kate an, dann die Kugel. Er spürte überhaupt nichts.
'Wie lange hast du die Kugel denn schon?' ,- fragte er neugierig.
'Lange genug.' ,- antwortete Kate knapp.
Sie nahm die Kugel wieder und sie vibrierte erneut. Sie nahm schnell Jakes Hand und legte sie auf die Kugel drauf. Sie vibrierte zum dritten Mal und Kate lief wieder ein kalter Schauer über den Rücken. Sie guckte Jake erwartungsvoll an, aber er schien nichts zu bemerken.'Tut mir Leid, aber da ist nichts. Vielleicht hast du nur eine überempfindliche Haut?'Kate guckte ihn an und runzelte die Stirn. Es musste eine Theorie her, die erklärte warum er die warnenden Hinweise der Kugel nicht spüren konnte.
'Quatsch, meine Haut ist ganz normal.' ,- sagte sie abwesend, ganz in ihren Gedanken versunken. 'Vielleicht ist es nur so, dass nur ich das wahrnehmen kann, was die Kugel versucht uns zu sagen...'
Jake guckte sie unglaubwürdig an. Ihm passte es nicht so recht, dass er völlig nutzlos sein soll.
Kate guckte schnell zum kleinen Fenster der Kugel und las laut vor:
'Der schwarze Wagen.'
Auch Jake guckte jetzt neugierig die Kugel an und kniff die Augen zusammen, um zu lesen was in dem kleinen Fenster stand. Vergeblich.
'Also ich kann beim besten Willen nichts erkennen' ,- teilte er ihr enttäuscht mit und seufzte. 'Bist du sicher, dass du dir diese Dinge nicht einbildest?'
Kate guckte ihn genervt an.
'Ich bin nicht verrückt!' ,- sagte sie etwas lauter als sonst.
Naja, wenn sie es sich recht überlegte, dann konnte man sie schon für verrückt erklären, wenn sie behauptet Dinge zu sehen, die sonst keiner sieht.
Als Kate daran dachte, war ihr zum Heulen zumute. Tatsächlich liefen einige Sekunden später Tränen über ihre Wangen. Jake schien mit der ganzen Situation überfordert zu sein, denn er brachte kein Wort raus und kramte verzweifelt in seinen Taschen auf der Suche nach einem Taschentuch.
Als er keins fand, versuchte er es mit Worten:
'Ist ja schon gut. Tut mir leid, dass ich an dir gezweifelt habe, denn du musst es ja wissen, schließlich hast du mich damals gerettet und da hast du doch auch was in deiner Kugel gesehen, nicht wahr?'
Er nahm Kates Gesicht mit seinen Händen und guckte ihr in die Augen.
Sie beruhigte sich etwas, als sie seine warmen braunen Augen sah.
'Ja, du hast Recht. Vielleicht bin ich doch nicht verrückt.' ,- sagte sie und musste etwas schmunzeln.
Jake grinste zurück und ließ ihr Gesicht los.
'Also. Was stand noch mal auf deiner mysteriösen Kugel, die sonst keiner lesen kann?''Ja, ja. Mach dich nur über mich lustig.'
Sie überlegte und schaute sich nach einem schwarzen Wagen um.
Das Problem war nur, dass in der Nähe etwa zehn von diesen schwarzen Autos rumstanden.'Super, welcher Wagen ist denn gemeint?' ,- fragte sie und guckte Jake erwartungsvoll an.'Wieso fragst du mich? Ich bin nicht deine Kugel.' ,- meinte er schnell dazu und schaute sich desinteressiert um.
'Na du bist mir eine große Hilfe! Würde ich dich bezahlen, wärst du jetzt gefeuert.'Kate versuchte es mit einer anderen Frage der Kugel das zu entlocken, was sie wollte.'Ist der schwarze Wagen ein Mercedes?' ,- fragte sie und schüttelte die Kugel.Als sie ein 'Ja' las, breitete sich ein breites Grinsen in ihrem Gesicht auf.
Sie war froh darüber, dass nur wenige Meter von ihnen tatsächlich ein schwarzer Mercedes stand.
Jake guckte die Kugel an und ärgerte sich darüber, dass er immer noch nichts sehen konnte.'Was ist mit dem Wagen?' ,- fragte Kate weiter.
Sie guckte verdutzt als nichts im Fenster der Kugel erschien.
'Was ist denn jetzt los? Wieso antwortet sie mir nicht?'
'Du kannst der Kugel nur solche Fragen stellen, die sie mit 'Ja' oder 'Nein' beantworten kann.' ,- hatte Jake sofort eine Antwort parat.
'Bist du sicher?'
'Na probiere es doch einfach!' ,- meinte er und machte eine erwartungsvolle Miene.Kate fiel keine Frage ein und ihr Puls wurde immer schneller.
'Jake, hilf mir!' ,- flehte sie ihn an.
Er kniff seine Augen zusammen und fasste sich am Kopf. Kate fand das irgendwie süß, dass Jake sich richtig Gedanken machte. Er fing an laut zu überlegen.
'Hmm, also was wissen wir? Es geht um den Wagen da. Ähm, frag ob da Geld drin ist!''Jake! Wir haben keine Zeit für so was!' ,- entgegnete sie ernst.
Er ließ sich allerdings nicht so leicht abschütteln.
'Nein, ich meine es ernst! Vielleicht gehört der Wagen irgendwelchen Bankräubern und sie haben Millionen dort versteckt!' ,- sprach er ganz aufgeregt.
Kate zeigte ihm wie so oft den Vogel und ließ ein Kommentar über seine ausgeprägte Fantasie fallen. Jedoch war diese eine Frage ein Anfang ihrer Suche.
Sie seufzte enttäuscht als auf der Kugel ein 'Nein' erschien.
'Was ist? Kein Geld?' ,- fragte Jake nach.
Kate schüttelte den Kopf.
'Ähm, vielleicht ist das so was ähnliches wie beim Taxi! Frag ob die Besitzer des Autos in Gefahr sind, weil es irgendwohin reinknallt oder so.' ,- schlug Jake wieder vor.
Erneut stellte Kate die Frage und schüttelte die Kugel.
Die Antwort war genauso enttäuschend wie bei der ersten Frage.
'Uns muss schnellstens was einfallen!' ,- sagte Kate und guckte konzentriert auf den schwarzen Mercedes vor ihnen.
'Weißt du was? Wir beobachten das Auto einfach eine Weile und warten ab was passiert!' ,- überlegte Jake weiter.
Kate dachte sich, dass es eigentlich keine schlechte Idee war, aber es könnte auch sein, dass sie jetzt etwas tun mussten. Dafür mussten sie allerdings wissen, was sie genau zu tun hatten.Sie schaute zum Auto rüber und betete, dass es irgendein Zeichen gab.
Und sie sah es. In dem Auto bewegte sich etwas. Auf dem Rücksitz saß oder lag jemand. Sie rannte schnell zu dem Mercedes und beobachtete ihn ganz genau.
Jake rannte ihr hinterher.
'Hey, was hast du vor?' ,- fragte er und musterte das Auto.
'Im Auto ist jemand!' ,- antwortete Kate. 'Mist, ich kann fast gar nichts erkennen!'
Die Fenster des Autos waren so dunkel, das man nur die Umrisse sah.
Jedoch war gut zu erkennen, dass sich jemand auf der Rückbank hin und her bewegte. Jake kam mit seinem Gesicht ganz nah an die Autoscheibe ran und machte mit seinen Händen ein Dach über seinen Augen und schirmte so das Licht ab.
'Ja, da ist ja echt jemand drin.' ,- stimmte er Kate zu. 'Und er sagt etwas...'
Er presste sein Ohr an das Glas und lauschte.
Kate tat das Gleiche
'H...Hil...' ,- versuchte er es zu entschlüsseln.
'Hilfe...' ,- sprach Kate zu Ende.
'Man, der spricht ja, als ob sein Mund zugeklebt wäre.' ,- meinte Jake.
Kate guckte ihn mit großen Augen an. Er fasste sich gleich am Kopf und sagte:
'Natürlich! Da ist jemand entführt worden!'
Kate fragte schnell die Kugel:
'Gehört der Wagen den Entführern?'
Auf der Kugel erschien ein 'Ja'.
'Jake, wir haben es!' ,- sagte sie triumphierend.
'Wurde aber auch Zeit!'
'Sollen wir ihm helfen?' ,- fragte Kate die Kugel.
'Nein, versteckt euch.'
Kate runzelte die Stirn.
'Was ist?' ,- fragte Jake.
'Da steht, wir sollen uns verstecken.' ,- antwortete sie.
'Und ich weiß auch warum. Schnell, die Besitzer kommen!' ,- sagte er und zog Kate weg vom Auto.

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