Ein Junge, ein Mädchen und ...eine Billardkugel???

Autor: Kathrine
veröffentlicht am: 21.06.2009




In der Notaufnahme wurde Kate gründlich untersucht und zum Glück war mit ihr alles in Ordnung.
Auf dem Weg nach Hause betrachtete sie die Kugel ganz genau und stellte hin und wieder ein paar Fragen.
'Was sollte denn das vorhin im Zug? Wusstest du etwa was passieren wird?' ,- fragte sie immer wieder.
Auf der Kugel waren immer wieder die Worte
'Frag doch noch mal' zu sehen.
Die Passanten auf der Straße, die das Verhör miterlebten, guckten Kate skeptisch an. In dem Moment war es ihr aber total egal. Sie konnte es einfach nicht glauben, dass ein Stück Plastik die Zukunft voraussagen konnte!
Nach einer Weile wurde es ihr aber zu blöd und sie legte die Kugel wieder in ihre Jackentasche. Sie entschied sich das Ding noch etwas länger zu behalten. Zumindest solange, bis sie rausfand, was mit ihr los war. Doch dafür hatte sie noch keinen bestimmten Plan.Sie erreichte fast ihr Haus, als sie am Straßenrand ein Taxi sah. Davor standen zwei Männer und stritten sich darum, wer das Taxi nehmen darf.
Der eine meinte:
'Ich war ganz klar vor Ihnen hier! Sie können mir nichts vormachen!'
Als Kate näher kam, erkannte sie, dass der andere noch ein Teenager war, der gar nicht so schlecht aussah. Er war dunkelhaarig, schlank und ziemlich modisch angezogen. Während der Mann sich aufregte, stand er ganz lässig da und lächelte nur.
'Ich habe es aber ziemlich eilig. Meine Freundin feiert Geburtstag und ich bin schon zu spät. Wenn Sie nur ein bisschen Anstand besitzen, lassen sich mich bitte dieses Taxi nehmen.' ,- meinte er.
Kate schlenderte rasch an ihnen vorbei als plötzlich die Kugel wieder zu vibrieren begann.Nicht schon wieder! ,- dachte sie sich.
Sie überlegte kurz, ob sie die Kugel überhaupt rausholen soll, aber das unheimliche Gefühl vielleicht in Gefahr zu schweben, ließ sie genau das Gegenteil tun.
Sie holte sie ganz langsam heraus und guckte sie sich an.
'Halte sie auf.'
Kate las den Satz noch einmal und versuchte einen kühlen Kopf zu bewahren.
'Du musst schon etwas klarere Anweisungen geben.' ,- zischte sie die Kugel an und schüttelte die sie noch mal.
Es erschienen wieder neue Buchstaben.
'Die Zwei beim Taxi.'
Kate drehte sich blitzschnell um und entdeckte den Jungen und den Mann, die sich immer noch um das Taxi stritten.
'Soll ich sie hindern in das Taxi zu steigen?' ,- fragte sie und schüttelte die Kugel wieder.'Ja'
Ohne weiter darüber nachzudenken, wie sie das anstellen sollte, rannte Kate sofort zu dem Taxi.
'Stop! Steigen Sie da bitte nicht ein!' ,- schrie sie dem Mann und dem Jungen zu.
Die beiden drehten sich zu ihr um und guckten sie fragend an.
'Wollen Sie sich das Taxi etwa selber schnappen? So eine Frechheit aber auch!' ,- sagte der Mann empört.
Der Junge sagte nichts und guckte Kate neugierig an. Sie nahm an, dass bei dem Mann ihre Bitte nicht ankommen würde, also konzentrierte sie sich auf den Jungen.
'Bitte, bitte, steig da nicht ein. Ich weiß es klingt verrückt, aber etwas Schlimmes wird passieren!' ,- flehte sie ihn an.
'Aha, und du bist...eine Hellseherin oder so was?' ,- fragte er und hob eine Augenaugenbraue hoch.
Kate blieben die Worte im Hals stecken.
'Hey! Wird endlich jemand einsteigen? Ich muss ja auch irgendwie Geld verdienen, ne?' ,- meldete sich der Taxifahrer.
'Ja, ja, ich bin schon drin. Fahren wir!' ,- sagte der Mann, der noch eben gerade neben Kate stand.
Sie hatte gar nicht bemerkt, wie er in das Taxi gestiegen ist und die Tür hinter sich schon zugeschlagen hat.
'Nein!!! Steigen Sie bitte wieder aus!' ,- schrie sie.
Aber es war schon zu spät, das Taxi war schon losgefahren.
So ein Mist! ,- dachte sie sich.
'Hey, sehr überzeugend gespielt! Bist ja sogar besser als ich.' ,- hörte dann Kate den Jungen sagen.
Kate wandte sich ihm zu und guckte ihn wütend an.
'Was meinst du mit 'überzeugend gespielt'? Ich spiele hier gar nichts!'
'Ach komm schon!'
'Ich hab nicht gespielt! Es wird echt etwas Schlimmes passieren!'
'Ah ja, und das hast du in deiner Kristallkugel gesehen, was?' ,- sagte er und zeigte auf die Billardkugel in Kates Hand an.
Sie versteckte sie schnell in ihrer Jackentasche.
Wieso verspottete er sie? Aber na ja, mal ehrlich, jeder würde sie in so einer Situation für verrückt halten.
'Vergiss es! Besser du wärst in das Taxi gestiegen!' ,- sagte sie zu ihm.
'Wäre ich ja auch, wenn du hier nicht aufgekreuzt wärst!' ,- gab er genauso boshaft von sich.'Ach ja? Na dann kannst du mich ma...'
Und dann wurde Kate von lauten Bremsen und einem noch lauterem Knall unterbrochen. Sie drehte sich schnell um und sah wie das Taxi, das eben gerade noch vor ihrer Nase weggefahren war, in einen Lkw reinknallte.
'Was zum...' ,- hörte Kate eine Stimme neben sich.
Sie drehte sich wieder zu dem Jungen um. Die beiden guckten sich eine Weile an und zuckten zusammen als sie plötzlich eine Explosion hörten.
Das Taxi war eben gerade in die Luft geflogen und tausende Glassplitter und Metallteile flogen durch die Luft. Die Explosion ließ einen heißen Luftzug in der Umlaufbahn des Geschehens ziehen.
Kate sah ein Metallstück direkt auf sie zufliegen und spürte schon die Billardkugel alarmierend in ihrer Tasche vibrieren. Sie war aber immer noch wie betäubt von dem schrecklichen Anblick des Unfalls und bewegte sich nicht vom Fleck.
Noch rechtzeitig stürzte sich der Junge auf sie und schubste zur Seite.
Das Metallstück flog scharf an ihren Köpfen vorbei und knallte an die Wand hinter ihnen.Kate lag am Boden und war immer noch nicht in der Lage sich zu bewegen.
Das lag jetzt wohl daran, dass der Junge auf ihr drauf lag.
Nach einiger Zeit erwachte Kate aus ihrer Trance und begriff erst was überhaupt passiert war.'Hey, Freundchen, ich dank dir ja für die Rettung, aber du kannst mich auch ein zweites Mal retten, wenn du von mir aufstehst!' ,- sagte sie noch ziemlich freundlich.
Er grinste sie nur frech an. Sein Gesicht war so nah, dass sie seinen Atem spürte. Das war ihr zu nah. Sie versuchte ihn von sich wegzustoßen, aber er bewegte sich keinen Zentimeter. Dann beschloss sie eine ihrer Techniken eizusetzen, die sie bei dem Selbstverteidigungskurs gelernt hatte. Sie packte seine Schultern, winkelte ihre Beine an und stieß ihn mit den Knien in den Bauch. Der Unterricht machte sich wirklich bezahlt. Na ja, jetzt zumindest.
Wie erwartet flog der Junge mir einem Schmerzensschrei von Kate.
'Ein ganz fauler Trick, scheiße, aua!'
Er blieb noch eine Weile am Boden und gab unverständliche Laute von sich.
'Ich hab dir doch gesagt, du sollst von mir runtergehen!' ,- versuchte Kate sich zu verteidigen.
Langsam fing sie an ihre Aktion zu bereuen.
Der Stoß in seinen Bauch war wohl härter gewesen als sie geplant hatte.
Im nächsten Moment hörte sie laute Sirenen und war erleichtert, dass endlich Hilfe gekommen war. Sie sah das noch brennende Taxi und ging mit schnellen Schritten etwas näher ran, wurde aber von einem Polizisten aufgehalten.
'Tut mir Leid, aber du darfst da nicht hin.'
'Aber, ich muss wissen, ob sie alle noch am Leben sind!' ,- teilte sie dem Polizisten mit.'Die Ärzte kümmern sich um sie.'
Dann ließ er sie los und ging zu dem Taxi rüber.
Kate blieb alleine auf der Straße stehen.
Das Gefühl der Leere breitete sich in ihr aus und sie kam sich auf einmal sehr schwach vor. Sie hatte eine Chance das Geschehene zu verhindern und doch war sie zu schwach. Sie holte die Kugel aus ihrer Tasche raus und guckte sie wütend an. Langsam holte sie ihren Arm weit aus und war bereit die Kugel loszuwerden.
Jemand packte aber ihre Hand und ließ sie nicht die Kugel werfen.
'Hey, was machst du da?' ,- fragte sie der Junge.
Er hatte sich wieder aufgerichtet und hielt ihre Hand fest, in der die Kugel war.'Ach, du lebst ja noch.' ,- bemerkte Kate kühl. 'Ich will dieses Ding, das mir das alles eingebrockt hat, soweit wie möglich weg von mir haben.'
'Wie meinst du das? Siehst du diese ganzen Dinge, die passieren werden in dieser Billardkugel?' ,- fragte er.
'Ja, so in der Art.' ,- antwortete sie gezwungen. 'Und jetzt lass mich los!'
'Nein!'
'Wieso nicht?'
'Was ist denn mit den ganzen Leuten, denen wir noch das Leben retten können?'
Kate verstand nicht, woher plötzlich seine Motivation kam.
'Wir?' ,- fragte sie und guckte ihn unglaubwürdig an.
Er ließ sie los und fuhr mit seinen Fingern durch sein etwas zerzaustes Haar.
'Naja ... du brauchst bestimmt einen jungen, schlauen und gutaussehenden Assistenten.'Kate musste sich zusammen reißen, damit sie nicht auf der Stelle los prustete.
'Hör mal, ähh, wie heißt du eigentlich?' ,- fragte sie ihn.
'Jake.'
'Nett dich kennen zu lernen Jake. Ich bin Kate...ich enttäusche dich ja nur sehr ungern, aber ich glaube nicht, dass das was für mich ist. Menschenleben retten und so. Ruf Superman an, oder Spiderman, aber lass mich bitte da raus.'
Er zog seine Augenbrauen zusammen.
'Aber du hast mich gerettet!'
'Weißt du was? Hier...', - sie legte die Billardkugel in seine Hand. 'Du kannst sie haben. Viel Spaß beim Lebenretten!'
Sie drehte sich um und ging davon.
'Kate!' ,- rief er als sie schon etwa zehn Meter gegangen war.
Sie bleib stehen, drehte sich wieder um und sah, wie er mit dem Blick eines Hundewelpen sie traurig anguckte. Wenn er nicht so süß wäre, würde sich jetzt umdrehen und schnell das Weite suchen. Er hatte echt Glück.
Kate seufzte und ging wieder zurück.
'Na gut, beim ersten Mal helfe ich dir. Danach bin ich weg!' ,- teilte sie ihm mit.
Jakes Miene hellte sich auf.
'Das wollte ich hören!',- sagte er begeistert. 'Und fangen wir gleich an?'
'Ähm...'
Kate erblickte ihre Klamotten, die voller Dreck und Ruß waren.
'Zuerst denke ich, dass wir nach Hause gehen und morgen sehen wir weiter.'
'Ok, zu mir oder zu dir?'
Kate verdrehte die Augen.
'Jeder zu sich selbst!' ,- sagte sie genervt. 'Und morgen treffen wir uns um fünf wieder hier. Alles klar?'
'Alles klar.'
Jake hob die Hand und gab Kate zu verstehen, dass sie einschlagen sollte.
Sie schüttelte leicht den Kopf, klatschte ihn aber trotzdem ab.
'Wir werden ein gutes Team sein!' ,- hörte sie Jake erfreut sagen.
'Ja, ganz bestimmt.' ,- sagte sie ironisch und lächelte gezwungen.

Am nächsten Tag ging die Schule ungewöhnlich schnell vorbei. Zu Kates Bedauern allerdings. Sie hielt Jakes Idee immer noch für bescheuert und hatte so gar keine Lust sich heute Nachmittag in die Stadt zu schleppen.
Das einzig Gute war, dass er die Kugel behielt und Kate etwas ruhiger war.
Sonst würde sie bei jedem Vibrieren an die Decke springen. Sie konnte es sich gut vorstellen, dass die Kugel bei ihm schon Alarm geschlagen hat.
Der wird sich aber erschrecken! Bei dem Gedanken musste sie schmunzeln.
'Wieso so glücklich, Kate? Weißt du was, was ich nicht weiß?'
Nataly riss sie aus ihren Gedanken und guckte sie grinsend an.
'Wwwas? Wie? Nein!.' ,- stotterte Kate.
Sie konnte es sich nicht genau erklären, warum sie nervös wurde, aber Nataly zog schnell ihrer Schlüsse daraus.
'Hast du da jemanden an der Angel und sagst es mir nicht mal?' ,- fragte und zog eine Augenbraue hoch.
Kate überlegte, ob sie ihrer Freundin alles erzählen sollte, aber sie hatte Angst vor Natalys Reaktion. Sicher würde sie sich erst mal totlachen und dann Andeutungen auf einen Gehirnschaden machen.
Kate beschloss nicht hier und jetzt mit der Wahrheit herauszurücken.
Aber irgendwann würde sie es ihr sicher erzählen.
'Nein, ich muss nur mit meinen Eltern in die Stadt und ein paar Sachen einkaufen. Du weißt schon, ...für die Karibikreise.' ,- log sie und versuchte dabei glaubwürdig zu gucken.'Ach ja, die Karibikreise.' ,- sagte Nataly und schien vor sich hinzuträumen. 'Man, deine Eltern haben's gut! Wieso willst du eigentlich nicht mit?'
Kate atmete erleichtert aus und war froh, dass Nataly ihr die Lüge abgekauft hatte. Dass mit der Karibikreise war natürlich die reine Wahrheit, aber dass mit 'in die Stadt gehen und Sachen besorgen' war eine Notlüge.
In der nächsten halben Stunde redeten die beiden Freundinnen über die Reise von Kates Eltern und von anderen Sachen, die etwas weniger wichtig waren.
Kate verabschiedete sich von Nataly wie immer an der Haltestelle und bereitete sich seelisch auf das Treffen mit Jake vor. Sie stellte sich darauf ein, dass dieser Tag etwas länger als sonst werden würde.







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