Mein bester Freund

Autor: Aa++!!Tammy
veröffentlicht am: 17.07.2009






Das wurde mir in diesem Moment der Verzweiflung so schlagartig bewusst, dass ich schon wieder wie ein Häufchen Elend in mich zusammensackte.
„May, bitte sag mir doch, was dich bedrückt.“
Ich sah ihn an und er sah mich an.
Einen Moment lang knisterte die Luft zwischen uns.
Und dann brachte ich mit dünner, leiser, zitternder Stimme hervor: „Ich … ich … ich liebe dich!“
Oh Gott hatte ich das wirklich gesagt.
Es war ein merkwürdiges Gefühl.
Ich fühlte Erleichterung gepaart mit ein bisschen Wut über mich selbst.
Warum hatte ich das gesagt.
Natürlich war es die Wahrheit, aber ich hatte es doch nur gesagt um meinem anderen Problem auszuweichen.
Das war mies, richtig mies.
Auf einmal spürte ich eine Hand auf meiner und zuckte leicht zusammen, als ich durch einen Kuss aus meinen Gedanken gerissen wurde.
Es war so wundervoll, wie er mich küsste.
Ich konnte mich einfach fallen lassen und schwebte auf einer rosa Wolke.
Doch auf einmal wollte ich weg. Nur noch weg.
Was hatte ich mir da nur eingebrockt?
Ich hatte Phillip gesagt, dass ich ihn liebte. Und das obwohl ich einen Freund hatte, der mich liebte.
Natürlich war es wahr. Ich liebte Phillip, aber konnte ich Cedric das antun.
Nein, das konnte ich nicht.
Ich drückte Phillip von mir weg und rannte so schnell ich konnte raus auf die Straße.In Windeseile lief ich davon und schon nach kurzer Zeit stand ich vor unserem Haus.Im Eiltempo, damit mich meine Eltern nicht sahen, huschte ich in den Flur und dann durch meine Zimmertüre, die ich sofort hinter mir verschloss.
Danach ließ ich den Rollladen herunter und vergrub mich so tief in meinem Bett, dass ich es noch nicht einmal hörte, als meine Mutter zweimal an die Zimmertür klopfte, um zu fragen, was denn los sei.



In den folgenden Tagen sprach ich kein Wort mit Phillip.
Es war nicht so, dass ich nicht wollte.
Nein, ich konnte es einfach nicht. Es war zu schmerzhaft.
Die Tatsache, dass ich nicht mit ihm zusammen sein konnte, nicht mit ihm zusammen sein durfte, das zermürbte mich innerlich.
Auch ihn anzusehen tat weh, genauso, wie von Lill, meiner besten Freundin, gesagt zu bekommen was er gerade machte.
Sie hatte einen Narren an Phillip gefressen.
Noch Etwas, was mir und Phillip im Weg stand.
Doch ich konnte ihr einfach nicht sagen, was vorgefallen war.
Das konnte ich nicht. Sie würde mich hassen.
Und das durfte nicht passieren, denn sie war im Moment der einzige Mensch der mir noch geblieben war.
Lill schwärmte in jeder Pause von Phillip und ich versuchte nicht hinzuhören.
Ich blendete alles, was mich auf meine Probleme hinwies konsequent aus, oder versuchte es zumindest.
Und trotzdem wurde ich bereits nach ein paar Tagen ein labiles Wrack.
Mit jeder noch so kleinen Kleinigkeit brachte man mich zum heulen oder zum ausrasten.Doch nicht einmal mit dem besten Witz der Welt konnte man mir ein Lächeln entlocken.Außerdem aß ich so gut wie gar nichts mehr.
Binnen einer Woche hatte ich 3 Kilo abgenommen.
Nicht, dass ich bei dem ganzen Stress, den ich vor dieser Sinnkrise gehabt hatte so viel mehr gegessen hatte. aber nun fiel es sogar schon meinem Vater auf, der in der Regel sehr wenig zu Hause war.
Und zu allem Übel kam dann auch noch der tägliche Blick auf den Kalender hinzu.
Die Woche war verstrichen und es hatte sich immer noch nichts getan.
Mit jedem weiteren Tag bekam ich mehr Panik vor den Folgen.
Es konnte nicht sein. Es durfte nicht sein. Nicht jetzt.

Und dann passierte es. Eineinhalb Wochen, nachdem ich Phillip gesagt hatte, dass ich ihn liebte passierte es.
Wir hatten die Erste Stunde frei und ich und Lill machten alleine einen Spaziergang auf den Feldern hinter unserer Schule.
„Was ist eigentlich in letzter Zeit mit dir los?“, fragte sie, nachdem ich ihr immer noch keine Antwort auf eine Frage, die ich eh nicht gehört hatte, gegeben hatte.„Nichts.“, meinte ich geistesabwesend.
„Komm schon, irgendwas hast du doch.“, forschte sie nach.
„Oh man. Kapier es doch! Ich hab nix!“, meinte ich launisch.
Denn inzwischen war ich so mit den Nerven runter, dass ich sogar in Mathe Fehler machte und immer ungenießbarer wurde.
„Sag mal, was genau ist eigentlich dein Problem? Hast du deine Tage oder was?“, meinte sie leicht gekränkt.
Dieser Satz löste etwas in mir aus, das alles ins Rollen brachte.
Ich sank auf die Knie und fing an zu weinen.
Lill kam sofort auf mich zu und entschuldigte sich zehnmal für etwas, wofür sie gar nichts konnte.
Irgendwann brachte ich dann heraus: „Ich wünschte es wäre so.“
Daraufhin machte sie große Augen und hauchte: „Sag bloß du bist … ich meine du und Cedric ihr … ihr bekommt ein …“
„Nein, eben nicht ich und Cedric“, unterbrach ich sie, „Ich und … ich und … Phillip!“
Sie nahm ihre Arme von meinen Schultern und sah mich geschockt an.
„Du hast mit Phillip geschlafen!?“
„Ich … ja … oh Lill es tut mir so Leid … ich weiß doch, dass du ihn so magst … ich bin eine furchtbare Freundin ...“
„Hey, jetzt mach dir darüber mal keinen Kopf. Damit werde ich schon fertig. Aber warum hast du mir nix gesagt und warum redet ihr dann nicht mehr miteinander. Ich meine gerade jetzt wo es so wichtig …“
„Lill hör auf. Er weiß es ja noch nicht einmal.“
„Hab ich gerade richtig gehört? Du hast es ihm nicht einmal gesagt. Sag bloß du magst ihn nicht?“, fragte sie entgeistert.
„Doch, ich mag ihn … und wie ich ihn mag … Lill, ich liebe ihn … aber es darf nicht sein. Ich kann Cedric nicht so verletzen.“, stammelte ich vor mich hin.
Lill sah mich Fassungslos an und schrie schon fast als sie sagte: „Jetzt hör aber auf. Gegen Liebe ist man machtlos. Und überhaupt hat er in den letzten Tagen sowieso nicht mehr mit dir geredet. Ich habe es doch schon immer gesagt, dass es ihm nie um dich als ganzes ging. Er will nur die guten Seiten an dir sehen. Aber vor allem geht es hier um dein Leben. Du hast verdammt nochmal das Recht glücklich zu werden. Lass dich doch nicht immer so beeinflussen. Versuch es doch nicht immer jedem recht zu machen. Du verlierst dich dabei aus den Augen und das darf nicht sein!“
Ich fiel ihr um den Hals und umarmte sie.
Es tat gut, zumindest einen Teil der Sorgen losgeworden zu sein.
„Sag mal, bist du dir ganz sicher, dass du schwanger bist?“
Ich erzählte ihr mit gesenktem Kopf, dass ich eineinhalb Wochen überfällig war und dass mir ständig übel war.
Und als ich den Kopf wieder hob, da wurde mir wieder übel.
Denn in wessen Gesicht sah ich da? Ich sah in das Gesicht von Cedric.
Wie lange stand er da wohl schon









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