Such mich im Meer

Autor: Jeany 11
veröffentlicht am: 22.07.2009




'Gute Nacht, meine Liebling!', ich gebe meinem Sohn einen Kuss auf sein weiches Haar. Ich erhebe mich von seinem Bett, ziehe seine Bettdecke noch einmal nach, damit er es gemütlich hat. Sie sollen eine gute und gemütliche Nacht haben.Zumindest finden hier mein Mann und ich noch eine Gemeinsamkeit: Unsere Söhne. Und der Wille und der Wunsch, dass es ihnen gut geht, dass es ihnen an nichts fehlt. Sie sollen glücklich sein, sie sollen zufrieden sein.
Leise schließe ich die Kinderzimmertüre.

Erschöpft und müde bin ich. Jetzt noch ein Bad und dann werde ich ins Bett gehen, damit ich heut Nacht wieder aufstehen kann, um.. um mir ein Glas Wasser zu holen. Ich werde wirklich verrückt!

Ich gehe ins Bad und lasse Wasser in die Wanne laufen. Streife meine Kleidung ab, meine teure Bluse, meinen teuren Rock, meine teuren Schuhe. Lege sie ab, wie ein Kostüm, was mich zu der Frau macht, die ich Tag für Tag spielen muss. Es lässt mich ein kleines Stückchen Freiheit kosten, nur ein ganz kleines Stückchen, wenn ich die Kleidung ablegen kann, und nackt und als ich selbst da stehe. Ich schaue in den Spiegel. Er ist schon beschlagen, von dem warmen Wasser, welches in die Wanne läuft. Meine Hand gleitet über den Spiegel, damit ich mich sehen kann. Doch sehe ich da reflektiert im Spiegel wirklich mich? Kann ich mich überhaupt noch sehen? Wo bin ich nur? Mit den Jahren bin ich irgendwo, zwischen all den falschen Worten, zwischen all dem falschen Lächeln, zwischen all den falschen Menschen und falschen Orten verloren gegangen. Verloren im Nichts, verloren in einer Fassadenwelt.

Langsam steige ich in die Wanne. Das Wasser so warm. Es legt sich um mich, so nah. Es streift über meinen Körper als begehre es mich, wie ein Mann, eigentlich seine Frau begehren sollte.
Ich tauche kurz meinen Kopf in das warme Nass, und streife mir mit den Händen durchs Gesicht, um wach zu werden. Ich will mich wach machen. Wach endlich auf Haily! Komm wieder zu dir!

Meine Augen werden schwer und ich schließe sie für einen kleinen Moment. Nur ganz kurz.Da passiert es wieder. Ich werde wohl verrückt!
Ich merke, wie etwas mich berührt. Es fühlt sich fast an, wie eine Hand. Eine Hand?Ich will meine Augen nicht öffnen. Ich habe Angst hinzusehen, Angst etwas zu sehen, wofür ich nicht bereit bin, was ich mir nicht erklären kann.
Ich will meine Augen nicht öffnen, weil ich es aus unerfindlichen Gründen ebenso sehr, wie ich es fürchte, genieße und einen Drang in mir spüre, es zu erleben. Egal was es ist, ob es gefährlich ist, ob es verrückt ist. Was immer es ist, was sich gerade seinen Weg von meinem Unterschenkel zu meinem Oberschenkel sucht, und langsam, ganz langsam zwischen meine Beine geht und mich verwöhnt.
Eine zweite Hand legt sich auf meinem Hals nieder. Sie streichelt mich, berührt mich an meinen Brüsten, an meinem Nacken, an meinem Bauch, meinen Lippen. Fährt mir durchs Haar.
Ich will nicht die Augen öffnen! Ich werde verrückt! Was passiert hier gerade?

Ich werde erregt. Ich merke wie mein Körper pulsiert, wie meine Muskeln sich anspannen. Ich atme immer heftiger, erlebe ich hier gerade einen Orgasmus? So lange wurde ich nicht mehr zum Höhepunkt gebracht, so lange wurde ich nicht mehr so berührt. Solange habe ich nicht mehr diese Lust, diese Leidenschaft, dieses Fallen lassen in eine Ekstase erlebt, wo man an nichts mehr denkt, wo man in dem Moment eingefangen wird, und nur noch lebt, nur noch bebt und es nie mehr enden lassen will.
Hier und jetzt bin ich keine Marionette, kein Püppchen mit teuren Kleidern, Kleider spielen hier keine Rolle.
Hier und jetzt bin ich nackt, bin ich frei.
Hier und jetzt sind keine Nachbarn, kein falsches Lächeln.
Hier und jetzt, in diesem Moment, bin nur ich.
Hier und jetzt, bin ich, ich Haily.

Und ich will es sehen, will sehen, was mich befreit aus diesem Trott, aus dem sich ewig drehenden Kreislauf. Was ist es? Was ist das wundervolle Wesen, was mich rettet?Ich öffne die Augen, und sehe: Ihn.
So wunderschön. Einen solchen Mann habe ich noch nie gesehen. Seine Augen schauen mich an. Wurde ich jemals so angeschaut? Seine Augen begehren mich. Sie sprechen zu mir und sagen: 'Habe keine Angst, Haily!'
Wer ist er? Wo kommt er her?
Ich zittere am ganzen Körper und erlebe meinen Höhepunkt. Ich schließe wieder die Augen, will den Moment in seiner ganzen nackten Schönheit erleben.
Als ich die Augen wieder öffne ist er fort. So schnell wie er gekommen war, war mein Prinz wieder fort. Aber seine Wärme, sein Wesen, seine Augen, blieben. Blieben in mir.







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