Braune Augen sind gefährlich, aber in der Liebe ehrlich...

Autor: its mee_
veröffentlicht am: 21.08.2009




'Bitte nicht', sagte Jonas mit zitternder Unterlippe, als würde er gleich zu weinen beginnen. Erschrocken stand ich vom Bett auf und drehte die Musik aus meinem CD-Player leiser. 'Was ist denn los?', fragte ich ihn besorgt. 'Das wollte ich dich eigentlich fragen', sagte mein Bruder und machte meine Zimmertür weiter auf. 'Was soll denn los sein?', er verwirrte mich.
'Was los sein soll? Bitte verfall nicht wieder in deine Depressionen. Bitte, bitte nicht', die letzten Worte schrie er fast. 'Aber Jonas', meinte ich geschockt, weil er sich so aufregte. Schnell nahm ich ihn in die Arme. Ich merkte, dass nicht nur seine Unterlippe zitterte. Ich hielt ihn ganz fest.
'Ich dachte, jetzt wäre endlich alles vorbei. Du warst wieder ansprechbar. Du warst fast wieder normal. Und jetzt liegst du wieder den ganzen Tag herum und sagst kein Wort und lässt dich von Musik zudröhnen und von wer weiß was noch!'
Für seine elf Jahre war er schon ziemlich schlau. Es stimmte, dass ich nach Pauls Tod eine Zeit lang Drogen genommen hatte. Nicht oft und auch nicht lange. Schnell war ich auf Alkohol umgestiegen und war den ganzen Tag sturzbesoffen gewesen. Mittlerweile war ich aber auch davon wieder los gekommen.
Ich fand es rührend, dass sich mein Bruder solche Sorgen um mich machte und dass er Angst hatte, ich könnte wieder werden wie vor nicht allzu langer Zeit.
'Oh Jonas, es tut mir so Leid. Ich hab keine Depressionen mehr. Darüber bin ich hinweg. Wirklich. Ich hab nur nachgedacht, das ist alles!', beteuerte ich und umarmte ihn noch einmal. Mit schlechtem Gewissen erinnerte ich mich daran wie ich ihn in den letzten Monaten vernachlässigt hatte und was er alles still über sich ergehen lassen musste. Dabei fiel mir auf, dass er alles ohne einen Mucks ertragen hatte. Nie hatte er mich angeschrien oder geweint wie meine Mutter, wenn sie mal wieder vor lauter Verzweiflung nicht mehr gewusst hatte, was sie mit mir machen sollte, nie hatte er auf mich eingeredet, wie mein Vater, der mir ständig zu verstehen geben wollte, was ich nicht alles falsch machte und dass ich mich endlich wieder benehmen sollte. Nur manchmal war er zu mir gekommen, hatte mir erzählt, was er am Tag so gemacht hatte oder was ihn gerade bedrückte, wonach ich ihn meistens hysterisch ausgelacht und aus dem Zimmer gejagt hatte.
Nun musste ich mit einem verdammt schlechtem Gewissen dafür bezahlen.
Für den restlichen Tag beschäftigte ich mich nur mit meinem Bruder, obwohl ich wusste, dass nichts wieder gutmachen würde, was ich ihm angetan hatte.

'Nein, ich hab nichts vor', sagte ich zu Miri, während ich, das Handy zwischen Ohr und Schulter geklemmt, in dem Topf für die Soße, die es zu den Nudeln zum Abendessen geben sollte, rührte.
'Dann komm doch nach der Schule zu mir und nach dem Essen machen wir einen kleinen Einkaufsbummel. Deine Garderobe gehört dringend aufgefrischt', schlug sie vor, plötzlich hörte ich es im Hintergrund scheppern. Wie wenn Glas auf harten Untergrund gefallen wäre.'Was ist los?', fragte ich erschrocken, als ich Miri aufschreien hörte. 'Verdammt Leon!', kreischte sie angstvoll.
'Miri? Miri, was ist passiert? Miriam!', rief ich besorgt, aber alles was ich noch von ihr zu hören bekam, war ein kurzes 'Bis Morgen dann' bevor sie auflegte.
Geschockt starrte ich auf mein Handy. Die Soße brannte an, aber ich bemerkte es zu spät. Immer wieder schweiften meine Gedanken zu Miris Schrei ab. Was war nur passiert?Dankbar überließ ich meiner Mutter das Kochen und versuchte stattdessen noch ein paar Mal meine Freundin anzurufen. Sie hob nicht ab.







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