Braune Augen sind gefährlich, aber in der Liebe ehrlich...

Autor: its mee_
veröffentlicht am: 07.08.2009




Mit unergründlicher Miene sah er mich an. Ich senkte den Blick und er ließ mich los. Enttäuscht wandte ich mich zum Gehen. 'Es tut mir Leid', sagte Leon noch einmal. Ich nickte nur stumm. Versuchte meine innere Verzweiflung nicht zu zeigen. Dann ging ich weg. Zuerst langsam. Schließlich rannte ich aber doch. Ich wollte nur noch fort. 'Warum immer ich?', fragte ich mich, während mein gerade erst heilendes Herz noch einen Riss dazu bekam. Es kamen keine Tränen. Ich konnte es einfach nicht fassen.Wir hatten uns geküsst. Es schien so perfekt zu sein. Nach so langer Zeit war ich endlich wieder dazu bereit mich jemandem zu öffnen. Und dann wieder eine Enttäuschung. Gleich nach dem Kuss war er zurückgewichen und hatte mir gesagt, dass er das nicht will. Dass ich ihm nichts bedeute. Er hatte so einen verschlossenen Gesichtsausdruck, dass ich mir nicht einmal sicher war, ob ihm überhaupt irgendetwas etwas bedeutete. Er brach mir nicht das Herz. Das hatte schon jemand vor ihm getan. Aber doch verletzte es mich mehr, als ich mir vorstellen hätte können.

'Nela! Bitte warte doch!', hörte ich Miri nach mir schreien. Ich blieb stehen und holte tief Luft. Sie sah mich fragend an. 'Wo willst du denn hin? Was ist passiert?', fragte sie besorgt. Ich hielt meine Tränen zurück, konnte jedoch nichts gegen den innerlichen Heulkrampf machen. 'Ich fühl mich einfach nicht wohl hier. Kannst du mich heim bringen?', fragte ich mit zitternder Stimme.
'Aber natürlich!', sagte sie hilfsbereit und sah noch einmal kurz zu ihrem Bruder zurück. Ich folgte ihrem Blick nicht. 'Warte noch schnell, ja?', sie lief zu ihm hin und fragte ihn etwas. Er zuckte die Schultern. Ich sah weg. Wollte ihn nicht länger ansehen. Warum hatte er mich dann geküsst, wenn ich ihm sowieso nichts bedeutete? Und es war ja kein normaler Kuss gewesen. Da war mehr gewesen. Sehnsucht, Leidenschaft, Zärtlichkeit.
Ich verstand die Welt nicht mehr. Der einzige Satz der sich immer und immer wieder durch meine Gedanken wand, war: 'Warum war er so hart? Warum hatte er mich geküsst, nur um mich dann zu verletzen?'
Als Miri zurück kam, schien sie wütend zu sein. Sie stampfte voraus zu ihrem Moped, ich hinterher. 'Was hältst du davon, wenn wir zu mir fahren und es uns gemütlich machen?', fragte sie plötzlich. Ich schüttelte den Kopf. 'Es geht mir gut. Du musst dich nicht um mich kümmern.'
'Ich kümmere mich nicht um dich. Ich will auch weg von hier. Mein Bruder ist ein Idiot. Und diese Cassie macht die Gartenhütte zum Bordell. Nein, danke. Bloß weg.'
Also fuhren wir gemeinsam zu ihr. Im Haus drinnen schminkten wir uns erst einmal ab. Ich sah mich genau an im Spiegel. Was gefiel Leon nicht an mir? Meine braunen Mandelaugen hatten einen dunklen, verwegenen Ausdruck. Die langen, braunen Haare fielen seidig glatt über meine Schultern. Ich musste zugeben, dass ich etwas abgemagert aussah, klar, in der letzten Zeit war Essen nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung gewesen. Und trotzdem war ich nicht sonderlich dürr, sondern genau richtig. Schön schlank. Ich seufzte. Aber vielleicht war ich zu eingebildet. Vielleicht war ich nicht so hübsch, wie ich bisher gedacht hatte. Auch wenn mir das Paul und viele anderen vor ihm immer wieder gesagt hatten. Mein Körper war immer ein gutes Schutzmittel gewesen. Wenn ich unsicher war oder mit der Situation nichts anfangen hatte können, dann hatte ich trotzdem gewusst, dass ich gut aussah und dass hatte mir wieder Selbstbewusstsein vermittelt.
Natürlich konnte es auch sein, dass Leon gar nicht mein Aussehen störte, sondern irgendetwas anderes. Ich dachte daran, dass er mich seinen Freunden als 'tolles Mädchen' vorgestellt hatte. Was war falsch gelaufen an diesem Abend, das ihn von dieser Meinung abgebracht hatte?
'Erde an Nela!', rief Miri und ich schreckte von meinen Gedanken hoch, 'Guck nicht so deprimiert. Die Party war ein Flopp, na und? Das Leben geht weiter. Komm, wir kuscheln uns ins Sofa und schauen eine richtig schöne Liebesschnulze. Das heitert auf, glaub mir.'Ich stimmte zu. Es heiterte mich schon auf in Miris Nähe zu sein. Ihre Fröhlichkeit und ihr Optimismus gab mir wieder Auftrieb.
Während des ganzen Films lachten wir so viel, wie ich seit Monaten nicht mehr gelacht hatte. Der Film war eigentlich nicht komisch, sondern sollte ein trauriges Liebesdrama sein, doch die Schauspieler waren so grottenschlecht und die Handlung so absurd, dass wir einfach nicht anders konnten, als uns gegenseitig immer wieder mit neuen Lachanfällen anzustecken.An Leon dachte ich nicht mehr.







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