Braune Augen sind gefährlich, aber in der Liebe ehrlich...

Autor: its mee_
veröffentlicht am: 17.07.2009




'Hey Leute, alle mal herschauen! Das ist Nela, eine gute Freundin von Miri. Ein tolles Mädchen!', stellte Leon mich den anderen vor. Ich sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. 'Tolles Mädchen?', meinte ich spöttisch. 'Wieso? Was ist daran falsch?', fragte er verwirrt. Ich grinste. 'Nun ja, ich bin nicht toll. Ich bin mindestens der Wahnsinn!'Alle lachten. Ich atmete auf. Begann mich wohler zu fühlen. Hoffentlich würden mich die anderen jetzt akzeptieren. Leon ging wieder rein und ich stellte mich zu Miri, wo ich gleich in ein Gespräch mit ein paar Jungs verwickelt wurde. Ich bemerkte, dass die meisten von Leons Freunden echt in Ordnung waren, auch die Mädchen, die darunter waren.
Allerdings bekam ich auch mit, dass ich manche Leute an diesem Abend überhaupt nicht mögen würde. Als Leon nämlich das zweite Mal herauskam, hatte er ein Mädchen im Schlepptau, das sich an seinen Arm gehängt hatte. Sie alberten vertraut miteinander herum und die Eifersucht machte sich mit kleinen Stichen im Magenbereich in mir breit. Das Mädchen war total gestylt, ich kam mir schäbig ihr gegenüber vor und bereute es nicht Miris erste Kleiderwahl angezogen zu haben. Die blonden, langen Haare hatten volles Volumen, eindeutig künstliches, und die blauen Katzenaugen waren stark schwarz umrandet. Ihren Lippenstift konnte man auf zehn Kilometer erkennen, das leuchtende Rot tat fast weh in den Augen.
'Möchtest du auch was zu trinken?', fragte mich in dem Moment ein Junge neben mir, Miri hatte ihn mir als Kai vorgestellt. 'Ja, gerne. Irgendetwas mit viel Alkohol', sagte ich zu ihm. Enttäuscht, dass ich bei Leon wohl doch keine Chance haben würde. Aber hätte ich wirklich etwas mit ihm anfangen wollen? Ich kannte ihn doch überhaupt nicht. Und alles was ich von ihm wusste, klang nicht sehr vertrauenerweckend. Ich seufzte und versuchte mich auf Miri und die fröhlichen Gesicher um mich herum zu konzentrieren. Alle schienen Spaß zu haben und ich fühlte mich irgendwie abseits.
Plötzlich machten sich alle auf den Weg nach drinnen. Ich hatte nicht mitbekommen was los war, aber ging einfach mit. Das Gartenhaus war größer, als es von außen wirkte, und eigentlich hübsch möbliert. Die Tanzfläche war gleich nach der Tür, nicht sehr groß, aber flackernde Lichter luden zum Tanzen ein, die Bar war gleich dahinter, links standen ein paar Sofas und Tische und rechts Stühle und Regale. Wir versammelten uns um die Bar und jeder bekam einen Becher Sekt in die Hand gedrückt. Dann stießen wir auf Leon an und dass er wieder da war. 'Alter, wir haben dich vermisst', rief ein Junge namens Mark und die anderen stimmten alle zu. Ich lächelte, als ich Leons glückliches Gesicht sah. Er strahlte, wie ein Kind vorm Weihnachtsbaum. Gleich darauf verschwand mein Lächeln abrupt, da ich diese Aufgestylte von vorhin wieder neben ihm registrierte.
'Ich bin euch echt dankbar, dass ihr alle gekommen seid. Danke, dass ihr an mich glaubt', sagte Leon und alle klatschten. Dann löste sich die Menge auf, ging Tanzen oder zu den Sofas. Manche verzogen sich nach draußen, dazu gehörte Miri. Ich zögerte, wohin ich gehen sollte. Kai forderte mich zum Tanzen auf, aber ich lehnte ab.
Leon kam auf mich zu, irgendwie war er das Mädchen an seiner Seite losgeworden. 'Na, amüsierst du dich?', fragte er mich und sah mir dabei tief in die Augen. 'Schon, ja', sagte ich ohne Stottern, worauf ich stolz war. Sein Blick jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken. 'Die Leute hier sind echt witzig drauf. Lern sie ruhig näher kennen', meinte er. Ich nickte. 'Klar, mach ich. Du kannst mir ja ein paar Namen sagen. Wer ist zum Beispiel das Mädchen dort drüben?', fragte ich und deutete auf seine Verehrerin. Jedenfalls nahm ich an, dass sie ihn verehrte.
'Das ist Cassie. Ich kenn sie seit dem Kindergarten und wir waren immer gute Freunde', erzählte er. 'Gute Freunde?', hakte ich nach.
'Ja, wir mögen uns sehr. Ich weiß, von der Ferne wirkt sie manchmal ziemlich krass. Vom Aussehen her und so. Aber sie ich echt nett', erklärte Leon. Dann nahm er meine Hand. 'Komm mit, ich will tanzen.'
Wir tanzten eng. Mal mit den anderen, mal nur zu zweit. Immer im Rhythmus der Musik. Unsere Körper entfernten sich voneinander. Fanden wieder zusammen. Raum und Zeit geriet in den Hintergrund. Nur mehr wir zwei waren wichtig.
Irgendwann, ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, gingen wir hinaus in die Nacht. Wir schwiegen, nahmen uns nur bei den Händen. Keiner bemerkte, dass wir weggingen. Nur Cassie sah uns misstrauisch nach, aber ich beschloss meine Gedanken nicht an sie zu verschwenden.
Leons Hand fühlte sich warm an. Neben dem Teich blieben wir stehen. Ich fühlte mein Herz schlagen. Laut und schnell. Obwohl ich eigentlich ganz ruhig war. Glücklich. Die Nachtluft kühlte meine heiße Haut nur notdürftig. Ich fühlte mich wie im Rausch. Kam das von der Musik oder vom Alkohol? Ich wusste nicht mehr, wie viel ich getrunken hatte.
Leons Lippen näherten sich. Ich sah ihn an. Wartete, dass er mich küsste. Seine dunklen Augen verrieten Angst. Wovor? Ich drückte seine Hand und legte die andere auf seinen Nacken.
'Warum zögerst du?', fragte ich ihn flüsternd. Er legte seine Lippen sanft auf meine. Ein kurzer, flüchtiger Kuss. Kaum eine Berührung. Und doch so schön, dass ich erschauderte. 'Ich denke nicht, dass das gut ist', sagte er, ebenso leise wie ich. Die Sterne über uns funkelten hell. Genauso wie in der Nacht, als er mich von Miri heimbegleitet hatte.'Was soll nicht gut sein?', ich war verwirrt. Sehnte mich nach einem richtigen Kuss. Doch er wich leicht zurück.
'Du kennst mich nicht', sein Blick schweifte traurig in die Ferne. Ich zog ihn an mich und umarmte ihn innig. 'Nein, das tu ich nicht', sagte ich, 'Aber ich möchte dich gerne kennen lernen.'
'Glaub mir, das willst du nicht', erwiderte er, während seine zweite Hand sich mit einer Haarsträhne von mir spielte. Mein Puls raste.
'Warum nicht?'
'Hast du dich nie gefragt, warum ich im Knast gewesen bin?'
'Ich weiß es. Du hast einen Jungen ermordet.'
'Und trotzdem willst du mich küssen?'
Ich blickte ihm fest in die Augen. 'Du hast gesagt, dass du es bereust. Ich kenne den Tathergang nicht. Vielleicht war es mehr ein Unfall. Ich weiß, es nicht. Und selbst wenn es Absicht war. Du wirst deine Gründe gehabt haben.'
'Was ist, wenn es keine guten Gründe sind?', fragte er und in seinem Blick lag Verzweiflung, die mich rührte.
'Das ist so lange her. Ich glaube, du hast dich geändert', sagte ich. Dann hielt ich es nicht mehr aus.
Ich presste meine Lippen auf seine und er erwiderte den Kuss. So standen wir lange da. Hand in Hand. Versunken in einem langen Kuss. Über uns erleuchtete der Vollmond die Nacht. Niemand störte uns. Es schien, als würde uns ein Zauber umgeben. Einen, den man festhalten möchte. Koste es, was es wolle.







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