Braune Augen sind gefährlich, aber in der Liebe ehrlich...

Autor: its mee_
veröffentlicht am: 22.05.2009




'Es ist so heiß!', seufzte Miri und nahm einen großen Schluck aus ihrer Wasserflasche.'Jap', ich konnte ihr nur zustimmen, denn bei ungefähr 30 Grad im Schatten konnte man schon von 'so heiß' sprechen. 'Hast du heute noch was vor?', fragte sie mich als wir dem Schulgebäude den Rücken zukehrten, um endlich in unser wohlverdientes Wochenende zu gehen.
'Na ja, nein nicht wirklich', antwortete ich, obwohl ich mir eigentlich vorgenommen hatte, endlich einmal meine Umzugkartons auszuräumen. Ich war mit meiner Familie vor drei Wochen hierher gezogen und hatte bis jetzt noch nie Zeit dazu gefunden mich häuslich einzurichten. Doch ich fand es wichtiger Freundschaften aufzubauen und mit Miri hatte ich mich von Anfang an gut verstanden.
'Wie wär's? Möchtest du mal mit zu mir kommen?', fragte sie, dabei drehte sie nervös die Flasche in ihrer Hand. Was macht sie unsicher? Dass ich nein sagen könnte?
'Warum nicht', sagte ich erfreut über ihre Einladung, aber statt erleichtert schien sie nur noch nervöser zu werden.
'Alles klar', sie versuchte zu lächeln, aber es wirkte gequält.
'Willst du das wirklich?', fragte ich nach. 'Natürlich!', erwiderte sie und blies sich entschlossen eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich wurde nicht schlau aus ihr.Während des ganzen Weges schwiegen wir beide. Ich wusste nicht, was mit ihr los war. Normalerweise war ich eher die Stillere von uns beiden, aber an diesem Tag schien sie irgendetwas zu beschäftigen.
Kurz vor ihrer Haustür erfuhr ich es. 'Mann, ich muss dir das sagen. Ich kann's dir ja nicht verschweigen. Wahrscheinlich willst du sofort wieder nachhause', begann sie und spielte mit dem Schlüssel in ihrer Hand herum. 'Ok', sagte ich bloß und wartete darauf, dass sie fort fuhr. Das tat sie, wenn auch mit sehr leiser Stimme, als hätte sie Angst es auszusprechen. 'Mein Bruder kommt heute heim.'
Meine Verwunderung wuchs. Das war alles? Ihr Bruder kam nachhause und das machte sie so fertig? Ich hatte bisher überhaupt nicht gewusst, dass sie einen Bruder hatte. 'Ja vielleicht ist es wirklich besser, wenn ich heimgehe. So Familienfeste bei fremden Leuten sind nicht so mein Ding', sagte ich und wollte mich schon umdrehen und gehen, wobei ich mich fragte, warum sie mir das nicht früher hatte sagen können, doch sie war noch nicht fertig: 'Glaub mir, das wird kein Fest. Mein Bruder war im Knast. Er hat einen Jungen auf dem Gewissen.'Eine Weile war es still. Ich musste das Ganze erst verdauen. Ihr Bruder war im Knast gewesen wegen Mordes?
'Ähm, okay', sagte ich bloß und hatte keine Ahnung, was ich machen sollte.
'Das war vor drei Jahren. Ich hab ihn seitdem nie wieder gesehen und meine Eltern auch nicht. Er kommt jetzt nur wieder zurück, weil er bald 18 wird und in der Nähe studieren will. Bis er eine Wohnung gefunden hat, bleibt er bei uns. Ich hab dich eingeladen, damit ich diesen ganzen Begrüßungsscheiß nicht alleine durchstehen muss', erzählte Miri.
Ich nickte langsam. 'Klar. Dann werd ich wohl mitkommen', hörte ich mich sagen und im nächsten Moment bereute ich es. Ich würde gleich einem Mörder gegenüber stehen. Neben lauter Fremden. Die mich wahrscheinlich gar nicht hier haben wollten. Mein Magen drehte sich.
'Warum hast du ausgerechnet mich eingeladen?', fragte ich, als wir ins Haus gingen. Es schien verlassen. 'Ich weiß nicht. Du hast so etwas an dir. Ich hatte das Gefühl, dass du mir beistehen würdest. Jeder andere würde wahrscheinlich weglaufen', erklärte sie.
Auf dem Küchentisch fanden wir eine Nachricht von Miris Eltern.
Sind zum Bahnhof gefahren um deinen Bruder abzuholen. Kommen bald wieder.
In dem Moment ging die Haustüre auf. Mein Herz klopfte vor Nervosität und Aufregung, als ich mich umdrehte und im nächsten Augenblick sah ich in die schönsten und dunkelsten braunen Augen, die ich je gesehen hatte.







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