Vom ewigen Alltagstrott, Jungs, komplizierten Gedanken und allerlei anderen Dingen- Teil 29

Autor: himbaereis
veröffentlicht am: 12.12.2010


Die meiste Zeit im Flugzeug saß ich einfach nur auf dem Sitz, hatte die Beine so gut es ging angezogen und starrte in die Wolken. Meine Gedanken drehten sich im Kreis und ich war total fertig. Wie es ihm wohl gerade ging? Was er wohl machte? Ob er auch so fertig war wie ich?
Keine Chance. Meine Gedanken kreisten um ihn wie die Geier um Aas in der Wüste.
Mein Flugzeugessen rührte ich nicht an und auch sonst war ich total teilnahmslos.
Irgendwann verfiel ich in einen traumlosen Schlaf der erst unterbrochen wurde, als man mir sagte, dass wir wieder zu Hause waren.
Zu Hause. In Deutschland.
Bis gestern war mein zu Hause noch bei Gina und Ray gewesen...und ich glaube mein Herz war mit einem One-Way-Ticket nach Australien geflogen und für immer bei Shane geblieben. Verübeln konnte ich es ihm nicht. Ich hätte es ja selbst gern gemacht. Aber das würde bedeuten, dass meine Eltern mich nie wieder auch nur angucken würden, ich meine ganzen Freunde nie wieder sehen würde und außerdem gab es keine Garantie, dass es mit mir und Shane für immer halten würde. Ich versuchte die Sache realistisch zu sehen und noch mehr versuchte ich bei dem Gedanken daran, dass es nicht halten könnte, nicht wieder zu weinen. Das bisschen Tränenwasser was mir noch geblieben war konnte ich an anderen Stellen sicher ebenso gut gebrauchen.
Aber was sah ich eigentlich, wenn ich die Sache, also die Beziehung zwischen mir und Shane, mal realistisch anging?
Was sollte ein derart toller Typ mit einem kleinen Mädchen aus Deutschland? Mit einem kleinen Mädchen das so unendlich weit weg war. Ein kleines Mädchen das es nicht einmal schaffte sich unter Kontrolle zu halten und sein Temperament zu zügeln.
Vielleicht hatte er mir für den Moment gesagt was er an mir toll fand. Aber Menschen ändern sich. Sowohl Blödmänner als auch Eisprinzessinnen. Wahrscheinlich saß er gerade in seinem Zimmer und fragte sich schon, was er sich mit mir eigentlich eingebrockt hatte.
Ich konnte es nicht verhindern. Wieder liefen die Tränen über mein Gesicht als ich daran dachte, dass er es vielleicht bereuen könnte, sich mit mir eingelassen zu haben.

Zusammenreißen war jetzt angesagt. Die restlichen Familienmitglieder standen winkend und strahlend hinter der Glasscheibe und konnten es gar nicht abwarten bis sie die ‚Urlauber’ wieder abknutschen und zutexten konnten.
Auch meine Eltern hatten sich ein Strahlen ins Gesicht gequält und ließen sich von den Omas und Opas begrüßen. Lediglich mein Bruder und ich standen mit Leichenbittermiene im Kreis der freudigen Erwachsenen und wussten nicht so wirklich wie wir uns verhalten sollten. Den Angehörigen in die Arme hopsen wäre blöd gekommen und in unserer jeweiligen Verfassung wahrscheinlich auch nicht möglich gewesen. Schließlich ließen wir uns doch zu einer Umarmung und einem halbwegs freudigem ‚Hallo!’ herab und gingen schon in Richtung Parkplatz.
Schnatternd und lachend kamen später Omas, Opas und Eltern angetrabt und dann ging es nach Hause.
Aber wenigstens passte das Wetter hier hervorragend zu meiner Stimmung. Es war neblig und vereinzelt graupelte es. Dazu noch massenweise Schnee. Perfekt.
Irgendwann, geschätzte 5 Stunden später waren wir dann an unserem Haus angekommen. Traurig dachte ich an Australien zurück. Ich vermisste alles. Shane, Reggie, Gina und Ray, Jake und seine restlichen Freunde, selbst der Kühlschrank fehlte mir.
Ich glaube nie hatte ich mich so furchtbar gefühlt.
Mit hängendem Kopf schleppte ich mein Gepäck in mein Zimmer und sah mich um. Alles war wie immer aber wirkte gleichzeitig fremd. Mein Zimmer war aufgeräumt.
Hatten die eine Putze engagiert? Oder war ich das gewesen? Hatte ich tatsächlich mein Zimmer aufgeräumt und das vergessen?
Ich dachte nach, aber das war zwecklos, weil meine Gedanken von einem Namen überschattet wurden: Shane.
Als ich an ihn dachte, machte sich eine Gänsehaut auf meinen Armen breit und ich sank instinktiv auf den Boden, zog die Knie an und legte den Kopf schief auf meine Knie. Wie ein Baby wippte ich hin und her. Dabei versuchte ich, meine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. Zwecklos.
Ich saß immer noch so, als meine Mutter ins Zimmer kam. Sie sah mich Kopfschüttelnd an und nahm mich dann in ihren Arm. Das machte mich einerseits noch trauriger, aber andererseits tat es unendlich gut. Für den Moment fühlte ich mich nicht mehr so einsam.
„Du solltest schlafen mein Schatz. Der Abschied hat dich offensichtlich sehr mitgenommen. Auspacken kannst du morgen noch und ich denke auch, dass deine Freundinnen hier morgen wie ein Tsunami hereinbrechen werden. Dafür solltest du ausgeschlafen sein.“
Sie gab mir noch einen Kuss auf den Scheitel und ging dann die Treppen runter.
Keine 10 Minuten später kam Sascha in mein Zimmer und setzte sich wortlos auf mein Bett. Dann sah er mich an, aber sagte immer noch nichts.
„Was ist los Sascha?“
Er sah mich lange an, bevor er sprach.
„Das sollten wir wohl am besten wissen. Wir sind beide total fertig, weil wir zwei Menschen in Australien haben, die wir lieben. Verdammt Nina! Ich vermisse sie so.“
Diesmal konnte ich mich nicht täuschen. Sascha weinte tatsächlich. Ich stand auf, setzte mich neben ihn und umarmte ihn. Das hatte ich das letzte Mal gemacht, als ich 5 war. Aber es war ein schönes Gefühl. Und er ließ es geschehen. Wahrscheinlich war er viel zu fertig um cool zu sein.
„Und was machen wir jetzt? Wir können schließlich nicht warten, bis die beiden zu Besuch kommen. Sollte das jemals der Fall sein. Habt ihr eigentlich Schluss gemacht?“
„Nein...das konnten wir nicht. Reggie war total aufgelöst als sie mich fragte, ob wir nicht lieber gleich Schluss machen sollen, aber das wollte ich nicht. Denn dann würde ich mit dem ständigen Gedanken, dass sie vielleicht einen anderen, einen besseren finden wird, leben müssen. Das muss ich sicherlich auch so, aber wenigstens habe ich auf diese Art und Weise noch eine gewisse seelische Verbindung zu ihr. Das mag sich reichlich weichgespült anhören aber es ist wirklich so. Trotzdem bestehe ich darauf, dass du niemandem erzählst, was hier in diesem Raum gesagt wird.“
„Sascha, wir sind nicht bei der Kripo. Aber weil du es bist, ich schwöre es dir sogar. Aber wenigstens eine positive Seite hat der ganze Scheiß. Wir verstehen uns wenigstens besser. Und wenn nicht für den Liebeskummer, dann bin ich wenigstens dafür dankbar.“
Er grinste mich verschmitzt an, was bei den Tränenspuren und den Augenringen ziemlich schräg aussah, aber ich fühlte dieses Einverständnis zwischen uns.
Wenigstens etwas. Aber das füllte die Leere in mir nicht einmal ansatzweise. Und ich war mir sicher, dass es Sascha genauso ging.
Als ich meine Augen nur noch mit Mühe aufhalten konnte, ging er.

Der nächste Tag war furchtbar. Ich hing total durch und musste mich mit dem Gedanken Schule anfreunden. Es war Samstag. Morgen musste ich wieder halbwegs hergestellt sein und am Montag dann die Sonne von Australien widerspiegeln. Tolle Aussichten.
Als ich meine Sachen auspackte und wieder im Schrank verstaute, klingelte mein Handy. Shane! Mein Herz machte einen freudigen Hüpfer und mein Himmel lichtete sich.
Nachdem ich jedoch auf das Display gesehen hatte, zog mein Himmel sich wieder zu. Es war Fia.
„Ja?“
„Nina?“
„Ja.“
„Gott sei Dank! Du bist endlich wieder da!! Wann kann ich vorbeikommen?“
„Ähm...“
Am liebsten gar nicht.
„Was hältst du davon wenn ich um 3 zu dir komme und dann gleich bei dir übernachte? Dann kannst du mir alles haarklein erzählen.“
„Fia...hör mal wir sind gestern erst wieder gekommen. Meinst du wirklich meine Eltern erlauben das?“
„Ja. Ich hab sie schon gefragt und sie waren hellauf begeistert.“
Na super.
„Na ja dann geht das wohl klar. Super. Um 3 also?“
„Ja...und freu dich bloß nicht zu sehr, ist ja nur deine beste Freundin die dich nach 2 Wochen Urlaub wieder hat. Keine große Sache.“
„Hey Fia...jetzt sei nicht gleich eingeschnappt. Spätestens wenn du hier bist und ich dir alles erzählt habe, wirst du das verstehen, okay?“
„Ich kann auch gleich vorbeikommen. So wie du dich anhörst, kann ja nur was grandioses passiert sein.“
„Heb dir deinen Sarkasmus für später auf. Jetzt muss ich erst mal Ordnung machen, sonst kannst du dich in meinem Zimmer gar nicht vorwärts bewegen. Und meine Sachen muss ich auch noch alle aus und in den Schrank packen.“
„Du räumst freiwillig auf, und das nur weil ich komme? Kind! Was haben die da unten mit dir angestellt?!“
Ich lachte kurz auf.
„Das wirst du früh genug erfahren. Also bis um 3.“
„Ciao Süße. Liebe dich.“
„Liebe dich mehr, bye Fia.“

Traurig legte ich auf und fing wieder an, über ihn nachzudenken. Aber dann riss ich mich zusammen und fing an, mir Ablenkung zu suchen. Dieses dauerhafte an ihn denken, war nicht gut für mich. Das machte mir nur traurig und hoffnungslos. Also schnappte ich mir meinen Koffer, verteilte seinen Inhalt auf meinem Fußboden und begann, das ganze Zeug in meinen Schrank zu sortieren. Als ich gerade mitten im Aufräumen war, rief meine Mutter:
„Nina!! Komm runter essen!“
Genervt stöhnte ich auf und brüllte dann, ohne mich nur einen Millimeter von meinem Koffer wegzubewegen, dass ich keinen Hunger habe und mit Zimmeraufräumen beschäftigt sei.
Dann schnappte ich mir schnell Ipod, drehte irgendein gute Laune Lied an und stürzte mich in die Tiefen meines Kleiderschranks.
Als ich mitten im Aufräumen war, tippte mir plötzlich jemand auf die Schulter. Ich fuhr zusammen und sah in das breit grinsende Gesicht meines Bruders.
„Dings hier...Fia ist unten.“
„Und warum kommt sie nicht einfach hoch?“
„Woher soll ich das wissen? Bist du das Mädchen oder ich?“
„Vermutlich bin ich das.“
„Na dann hol sie hoch, sonst kannst du sie nachher abtauen.“
„Bin schon weg.“
Ich ging zur Tür und versuchte mir unterwegs ein freudiges Lächeln ins Gesicht zu zaubern, aber irgendwie wollte das nicht so, wie ich wollte. Als ich die Tür öffnete, fiel Fia wie ein plötzlich hereinbrechender Tornado über mich her. Sie riss mich an sich, fing an zu quietschen und strahlte so unerträglich gute Laune aus, dass ich mir Mühe gab, wenigstens kurz zu lächeln. Als Fia an Windstärke abnahm, bemerkte sie, dass ich Mühe hatte, mein schwaches Lächeln aufrecht zu erhalten.
„Süße, was ist denn mit dir los!?“
„Erzähl ich dir oben, komm erst mal mit hoch.“
Sie sah mich besorgt an und folgte mir wortlos.
Ich konnte gerade die Tür schließen, als sie einen Schwall Fragen auf mich losließ.
Mit Mühe konnte ich sie unterbrechen.
„Fia, setz dich erst mal hin und dann erzähle ich dir alles. In allen Details.“
Wortlos setzte sie sich auf mein Bett und sah mich mit gespanntem Blick an. Ich nahm mein Kopfkissen, setzte mich auf mein Bett, rutschte an die Wand und begann zu erzählen. Ich erzählte ihr alles. Von dem Schneeball, wie ich ihn am Flughafen und im Flieger gesehen hatte, von dem Schock als sich herausgestellt hatte, dass er Reggies Bruder ist und das Reggie sich in meinen Bruder verliebt hatte, von Leila und meinem Hass gegen Shane, unseren zahlreichen Streitereien und meinen Tanzstunden, dann von dieser Veranstaltung in dem Restaurantdingens, von Brad und der Ohrfeige, von der Bucht die ich entdeckte hatte und bei der sich herausgestellt hatte, dass sie sein Geheimplatz war, von dem angedrohten Hausarrest, weil ich zu spät kam, von dem Sternenhimmel und der Mauer bei Shane im Garten, vom schrecklichen Reiten und der noch schrecklicheren Erkenntnis, dass ich in ihn verliebt war, vom Flirten in der Bucht, seinem Kuss auf meine Wange und den Schmetterlingen, vom Flossenkaufen und dem wunderschönen Korallenriff, davon das Reggie ihm Geld gegeben hatte damit er nett zu mir ist, von meinen anschließenden Trauerphasen, vom Joggen und umkippen, vom Ignorieren, von Reggies und meinem Rennen in Perth, von Shane’s ungekonnter Entführung und meinem aufgeschlagenem Knie, davon das er doch kein Geld genommen hatte, vom anschließenden Verarzten, vom Frisbee spielen am Strand, von Jake und den neuen Erkenntnissen über Shane... unter anderem das er den Schneeball gar nicht geworfen hatte, von dem wunderschönen Sonnenuntergang, von der Nachtwanderung, dem Streit in der Baumschonung, dann von der Felsenwanne und dem schönsten Moment in meinem ganzen Leben, von seinem Kuss, den letzten verzweifelten Stunden und dann von dem tränenreichen Abschied.
Obwohl sie zwischendurch einzelne Fragen stellte, hörte sie geduldig zu, reichte mir wortlos die Taschentücher wenn ich vor lauter heulen nicht mehr sprechen konnte und sah mich ansonsten nur erstaunt an.

„Also. Was hältst du davon?“
„Ganz ehrlich? Ich freue mich riesig für dich, wirklich. Aber gleichzeitig kann ich nicht fassen wie blöd du bist. Wie kannst du dich denn in einen Typen verlieben, der tausende Kilometer von dir entfernt wohnt. Der buchstäblich am anderen Ende der Welt wohnt! Nina...gerade dir hätte ich das nun gar nicht zugetraut.“
„Wie...du meinst ich bin blöd, weil ich mich ein wenig unglücklich verliebt habe?“
„Du hast dich nicht ein wenig unglücklich verliebt Süße, du hast dich vollkommen aussichtslos verliebt. Ich meine...wenn alles gut geht, siehst du ihn nächstes Jahr um etwa die gleiche Zeit wieder.“
„Fia verdammt! Mach mir nicht noch Vorwürfe. Mir gehts schon scheiße genug, da brauche ich deine hilfreichen Kommentare nun wirklich nicht.“
„Du wolltest meine ehrliche Meinung.“
„Hättest du die nicht ein wenig feinfühliger zum Ausdruck bringen können?“
„Ach Nina...ich weiß ja das du mit dem Kopf ab und zu in den Wolken festhängst...deshalb bringe ich dich immer und immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.“
„Aber hättest du mich nicht wenigstens ein wenig beruhigen und mir versichern können, dass alles gut wird?“
„Ich kann das gern noch sagen...“
„Spars dir, ich brauch kein geheucheltes Mitleid.“
„Nina, ich versuche nur dir zu helfen. Bevor du im Selbstmitleid zerfließt, öffne ich dir lieber gleich die Augen.“
„Aber es wird alles gut Fia. Ich weiß es. Er ist so toll und deshalb wird alles gut werden.“
Wortlos zog sie mich an sich und streichelte mir wie eine Mutter über den Kopf.

Irgendwann muss ich dann wohl eingeschlafen sein, denn als ich die Augen wieder öffnete, befand ich mich zugedeckt in meinem Bett und Fia lag auf der Gästecouch, die sie wahrscheinlich ausgezogen und fertig gemacht hatte. Davon war ich so gerührt, dass mir schon wieder Tränen in die Augen stiegen und ich schwer schlucken musste.

„Süße, weinst du schon wieder?“
„Ich weine nicht. Hast du gut geschlafen?“
„Den Umständen entsprechend, danke. Und wie gehts dir?“
„Na ja...ich fühle mich mächtig aufgequollen und mein Gesicht will ich lieber nicht sehen. Und ansonsten? Ausgeschlafener aber immer noch scheiße. Und wie gehts dir?“
Sie grinste mich schwach an und stand dann auf.
„Los komm hoch. Ich werde dich jetzt erst mal wieder auf Fordermann bringen und dann gehen wir noch in irgendein gemütliches Café. Du musst unter Leute, sonst verkriechst du dich. Und keine Ausreden. Ich habe mein Make-up dabei und wenn ich mit dir fertig bin, wirst du strahlend frisch sein. Aber jetzt brauch ich erst mal einen Kakao.“
Unwillkürlich musste ich lächeln und schwang mich dann aus dem Bett. Jeden Spiegel meidend, ging ich mit ihr runter zum Frühstücken und anschließend übergab ich mich in ihre Hände, um meinem Gesicht wieder Leben einhauchen zu lassen.
Gefühlte 2 Stunden später war sie fertig und mein Gesicht fühlte sich noch nicht mal komplett zugekleistert an. Vorsichtig sah ich in den Spiegel und war restlos begeistert. Man sah mir meinen Liebeskummer nicht die Bohne an!
Fia war einfach ein Schatz. Mir ging es zwar trotzdem keinen Deut besser aber zumindest konnte ich vor der restlichen Welt so tun.
Nachdem wir uns dick in Jacken und Schals gepackt hatten, gingen wir zu dem Café ihrer Mutter. Dort gab es die weltbeste heiße Schokolade und Fia war der Meinung, dass ich schon mal anfangen konnte, meinen Liebeskummer mit Schokolade – in welcher Form auch immer – zu füttern.
„Was willst du jetzt eigentlich machen?“
„Wie was will ich machen?“
„Na wegen Shane und so.“
„Na ich warte bis ich ihn wieder sehe, was sonst. Er wird es schließlich nicht anders machen. Wir haben es nicht über uns gebracht, Schluss zu machen und deshalb sind wir immer noch zusammen und warten bis nächstes Jahr. In der Zwischenzeit müssen wir uns mit einem Telefonat pro Monat und Nachrichten oder Chats über Wasser halten.“
„Du spinnst ja wirklich komplett!“
„Wieso?! Ja okay ich gebe zu, es ist ein bisschen kompliziert, aber wir schaffen das schon, keine Angst.“
„Ich habe keine Angst...ich beginne nur ernsthaft an deinem geistigen Gesundheitszustand zu zweifeln. Ist dir überhaupt klar, wie lange ein Jahr sein kann und – noch viel wichtiger, was in einem Jahr alles passieren kann?! Du könntest dich zum Beispiel Hals über Kopf in irgendeinen Typen verlieben und dann? Dann kannst du nicht mal persönlich mit deinem Freund Schluss machen, weil er über 1000km von dir entfernt ist!“
„Ich bin noch nicht mal eine Woche mit ihm zusammen und du redest schon vom Schluss machen. Also wirklich Fia!“
Sie schüttelte nachdenklich den Kopf und nahm einen Schluck. Danach sah sie mich nur an und sagte gar nichts mehr. Angestrengt ignorierte ich ihren Blick und dachte über das nach, was sie gesagt hatte. Was wenn sie Recht hatte?
Schweigend saßen wir nun da, tranken unsere heiße Schokolade und sahen uns an. Sie mich nachdenklich und ich sie trotzig.
„Du wirst nicht auf mich hören, oder?“
„Inwiefern auf dich hören?“
„Wenn ich dir sage – oder dich darum bitte, je nachdem – mach Schluss mit ihm.“
Meine Augen wurden groß vor Entrüstung und ich musste mich stark zusammenreißen um nicht empört aufzuspringen und sie anzuschreien.
„Fia ich werde nicht mit ihm Schluss machen, weil ich ihn liebe und weil er mich liebt. Und weil wir es uns versprochen haben!“
Dann stand ich auf, zog mich an und ging. Schnell sprang Fia auf und rannte hinter mir her.
„Nina, sei jetzt bitte nicht böse weil ich das gesagt habe. Ich würde es nur für das Beste halten aber wenn du anderer Meinung bist, dann vergiss einfach was ich gesagt habe. Bitte!“
„Ich bin nicht böse Fia, ich weiß ja das du es nur gut meinst...aber ich bin müde und...“
„Du willst nachdenken, ich versteh schon. Ich hol dann meine Sachen morgen, okay? Oder du bringst sie mit in die Schule, wie auch immer. Denk trotzdem über das nach, was ich dir gesagt habe.“
Sie sah mich vielsagend an, umarmte mich und ging dann in die andere Richtung nach Hause.

Zurück in meinem Zimmer setzte ich mich auf mein Bett, nahm mein Kissen auf den Schoß und fing an die Wand anzustarren. Das mochte mächtig gestört aussehen, aber es half mir beim Nachdenken und Fias Worte nagten an mir. Was wenn sie nun doch Recht hatte? Was wenn ich mich wirklich Hals über Kopf in einen Anderen verlieben würde? Oder wenn er sich in eine Andere verlieben würde? Mir wurde schlecht bei dem Gedanken aber ich zwang mich weiter darüber nachzudenken. Ein Jahr war wirklich schrecklich lang und keiner wusste, was kommen würde.
Plötzlich schüttelte ich unwillig den Kopf. Jetzt hatte Fia es tatsächlich geschafft, mich zum nachdenken zu bringen! Als ob ich mich jemals in einen Anderen verlieben würde! Als ob Shane sich je in ein anderes Mädchen verlieben würde! Wir hatten uns für eine Fernbeziehung entschieden und mir kamen schon einen Tag später die Zweifel. Na super! Und wessen Schuld war das!? Fias Schuld!
Aber ich hatte ihr versprochen nicht böse zu sein und deshalb tat ich das was ich bis zur Perfektion beherrschte: Ich verdrängte die Tatsache und begann meinen Ranzen für morgen zu packen. Beim Gedanken an Schule musste ich seufzen. Ich hatte so gar keine Lust auf Geschichte oder Russisch oder Deutsch oder was auch immer.
Als ich das auch fertig hatte, ging ich runter, machte mir etwas zu essen, ging wieder hoch und legte mich ins Bett. Doch leider wollte das mit dem Schlafen nicht klappen. Ich dachte an Shane und an unseren Kuss in der Felsenwanne. Ich bekam eine Gänsehaut und kuschelte mich tiefer in die Kissen. Shane. Würde ich ihn wirklich erst in einem Jahr wiedersehen? Ich warf mich noch ein wenig unruhig hin und her und schlief dann endlich ein.






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