Vom ewigen Alltagstrott, Jungs, komplizierten Gedanken und allerlei anderen Dingen

Autor: himbaereis
veröffentlicht am: 07.08.2009




'Nina? Ist...alles okay bei dir?'
'Hast du mich gerade Nina und nicht kleine Eisprinzessin genannt?'
'Sieht so aus. Aber bist du in Ordnung?'
'Ja, na klar. Alles bestens.'
'Bist du dir da ganz sicher?'
'Ja verdammt. Was soll schon los sein?'
'Du bist blass und siehst irgendwie...aus, als ob du dich gleich irgendwohin einliefern lassen willst.'
Sah man mir meine Gedanken wirklich so an?
Wahnsinn.
Ob ich mir demnächst Bücher ins Gesicht drucken lasse? Ich glaube einen großen Unterschied würde das nicht mehr machen.
Bei mir ging sowieso alles drunter und drüber. Da würden ein paar Buchstaben im Gesicht auch keinen mehr stören.
'Mit mir ist alles okay. Bist du sicher, ich kann den Discofox?'
'Ja, du hast ihn drauf.'
'Gut, würdest du mich dann bitte allein lassen?'
Erstaunt sah er mich an. Aber ausnahmsweise, empfand ich keine Genugtuung bei seinem Gesicht. Ich fühlte mich einfach nur noch total bescheuert.
So als ob ich schon mit Zwangsjacke in der Gummizelle hocken würde.
Blödmann sah das scheinbar genauso, denn er drehte sich rum, und ging einfach.

Obwohl es mir fast schon Leid tat, ihn weggeschickt zu haben, brauchte ich die Zeit für mich einfach.
Konnten Wechseljahre eigentlich wirklich so schlimm sein?
Es war ausgeschlossen, dass irgendetwas anderes mit mir sein könnte.
Meine Launen fuhren mit meinem restlichen Hormonhaushalt Achterbahn und meine Reaktion darauf, war kotzen.
Aber natürlich nur im übertragenden Sinne.
Ich hatte keinen Brechreiz.
Ich fühlte mich nur so, als ob ich gerade meinen gesamten, nicht vorhandenen Mageninhalt irgendwo zurückgelassen hätte.
Irgendwo da, wo er unter Garantie nicht sein sollte.

Ich setzte mich wieder auf den schönen Stein und sah in den Himmel.
Die Sterne waren scheinbar das Einzige, was normal geblieben war.
Nach einer Weile in den Himmel gucken, wurde mein Hals steif, und ich legte mich so gut es ging, auf den Stein.
Er war angenehm.
Am liebsten würde ich mein Leben jetzt mit dem Stein tauschen.
Ein Stein hatte weder Gefühle noch sonstige Probleme.
Er konnte nicht denken. Er lag einfach nur in der Gegend herum und wartete, dass die Welt unterging.
Schon schlimm, wenn man so im Selbstmitleid versank. Und das, obwohl ich nicht einmal wusste, weshalb überhaupt.
Verliebt sein, kam nicht in Frage.
In wen sollte ich mich hier denn schon verlieben?
In Brad?

Ob vielleicht meine Tage kamen?
Das wäre natürlich die Lösung schlechthin!
Genau!
Das war es!
Meine Tage waren im anrollen und deshalb war ich so bescheuert drauf.
Das war die einzige Erklärung, denn Verliebtsein, schloss definitiv aus.

So, da ich meine Gedanken nun wieder gesammelt hatte, war ich wieder in der Lage, mich mit Blödmann weiter zu unterhalten.
Achso. Scheiße.
Ich hatte ihn ja dummerweise weg geschickt.
Na toll. Und was sollte ich jetzt die restliche Zeit hier machen?
Auf dem Stein sitzen und warten, bis der Himmel herunterfällt?

'Hey Nina. Was machst du denn ganz allein hier draußen?'
War das wirklich so unoffensichtlich?
'Ich sitze auf einem Stein.'
'Ja, aber wieso? Was macht ein so hübsches Mädchen wie du hier so allein? Hast du keine Angst, dass dir etwas passieren könnte?'
War der Typ irgendwie total bescheuert?
Was sollte mir hier schon großartig passieren?
Mücken, die mich stechen?
Oh Wahnsinn! Ich mach mir vor Angst gleich ins Kleid.
'Was sollte mir hier draußen denn passieren Brad? Hast du Angst, dass ich von einer Mücke gestochen werde?'
'Nein, aber hier könnten Menschen mit bösen Absichten herumlaufen.'
'Ja ganz bestimmt. Weil die auch einfach so ins Haus hereinspazieren und sagen, ‚Ja, wird sind mal so frei und verüben unsere bösen Absichten in ihrem Garten'.'
'Sie könnten es auf hübsche einsame Mädchen abgesehen haben.'
'Brad, ich bitte dich. Wer sollte hier einem Mädchen was antun wollen? Außerdem, ich bin allein im Garten. Hier ist keiner, der mir Böses wollen könnte.'
War der Typ wirklich so schwer von Begriff?

Plötzlich spürte ich eine Hand an meiner Schulter.
Aha, jetzt ging er also schon auf Annäherungskurs.
Aber so plump...
'Brad, ich brauche keinen Beschützer. Du kannst deine Hand da wieder wegnehmen. Mir passiert schon nichts. Es ist ja nicht so, dass hier gleich ein Sexualstraftäter aus dem Gebüsch springt.'
Der Druck auf meiner Schulter verstärkte sich. Es wurde langsam schmerzhaft.
'Brad, jetzt nimm endlich deine Hand von meiner Schulter weg und hör auf in meiner Schulter rumzudrücken!'
'Na, wer wird denn hier gleich frech?'
'Ich werde nicht frech, ich bitte dich lediglich, deine Hand von meiner Schulter zu nehmen.'Und ich bitte Gott, dass er dich verschwinden lässt.
'Und wenn ich meine Hand da nicht wegnehme?'
'Dann schüttle ich sie ab, stehe auf und gehe.'
Er drückte noch fester zu.
Wollte er unbedingt, dass meine Schulter nachher Matsch war?
Genervt versuchte ich die Hand abzuschütteln und aufzustehen.
Aber irgendwie wollte das nicht so recht gehen.
Er drückte so fest zu, dass ich wieder zurück sank.
'Hey, was soll das? Du tust mir weh Brad. Lass bitte meine Schulter los.'
'Nein, du bleibst hier mit mir.'
'Ganz sicher nicht. Lass mich bitte los. Ich möchte wieder reingehen. Mir wird kalt.''Jetzt hör mir mal zu du kleines Flittchen.'
Hatte der mich gerade Flittchen genannt!?
'Entschuldige bitte, aber hast du mich gerade Flittchen genannt!?'
'Ja, habe ich.'
Bis jetzt hatte ich mich noch ganz gut in der Gewalt, aber das schoss den Vogel ab!'Wie kommst du dazu mich Flittchen zu nennen!? Tickst du noch ganz richtig? Nur weil du reich bist, brauchst du nicht zu denken, dass du andere behandeln kannst, wie du willst!!!'Er drückte immer fester zu.
Okay, das war inzwischen kein Spaß mehr.
Ich bekam Angst, denn so wie Brad mich nun ansah, würde das kein Kaffeekränzchen mit rosa Einhörnern werden.
Ruhig Nina.
Denk Positiv.
Ich habe Schuhe mit hohen und schmerzhaften Absätzen an.
Und die würde ich jetzt auch einsetzen.
Mit aller Kraft rammte ich ihm meine Absätze auf den Fuß.
Verblüfft über diesen plötzlichen Schmerz, ließ er meine Schulter los und ich konnte flüchten.Noch humpelte er. Ich nutzte diesen kurzen Moment um mir die Schuhe von den Füßen zu reißen. Barfuss rannte ich nun durch den Garten und ignorierte die Schmerzensschreie meiner Füße.
Denn mein Gefühl sagte mir, dass es besser für mich wäre, nicht mehr mit Brad allein zu sein.Aber blöderweise war ich selbst barfuss nicht schnell genug.
Denn nachdem er mit dem Hinken aufgehört hatte, sprintete er hinter mir her und riss mich wesentlich unsanfter als Blödmann vorhin zurück.
Scheiße.
Ängstlich schaute ich in sein Gesicht.
Seine Augen glänzten bedrohlich und sein eigentlich hübsches Gesicht war zu einer bösartigen Fratze verzogen.
Ich hatte wahrscheinlich selten so viel Schiss gehabt wie jetzt in dem Moment.
'Du bist mir übrigens noch einen Kuss schuldig.'
'Ach, bin ich das?'
Ich versuchte meine Angst zu überspielen.
Denn wenn er erst mitbekam, dass ich mir am liebsten ins Kleid gemacht hätte, wäre es vorbei.
Ich konnte nur hoffen, dass bald jemand in den Garten kam.
Brad schien seinen Kuss nämlich unbedingt haben zu wollen.
Und ich war dummerweise nicht stark genug, um mich von ihm zu befreien.
Eigentlich bräuchte ich nur laut um Hilfe rufen, aber das würde definitiv schief gehen, deswegen ließ ich es besser gleich sein.

Irgendwie schaffte er es, mich gegen eine der Säulen am Garteneingang zu drücken, so das alle Fluchtmöglichkeiten aus dem Weg geräumt waren.
Ich glaube, ich sollte mit Bodybuilding anfangen. Dann würde mir zumindest keiner mehr etwas antun können.
'Also Prinzesschen? Ich warte auf meinen Kuss.'
Da kannst du warten, bis dir die Eier abfaulen!
'Eben war ich noch ein Flittchen. Was bin ich denn nun? Flittchen oder Prinzessin?'
BATSCH
'Au, sag mal bist du jetzt total durchgeknallt?'
Er hatte mir tatsächlich ins Gesicht geschlagen!
Und das nicht sehr sanft.
Die Stelle an meiner Wange brannte wie Feuer und mir traten die Tränen in die Augen.Nein, nicht weinen Nina! Du darfst keine Schwäche zeigen!
Und du darfst dein tolles Make-up nicht verschmieren!
Denk positiv Nina.
Ich atmete tief durch.
Okay. Positiv denken.
Ich bin eine starke, unabhängige fast Frau, mit zuwenig Brustwuchs und spitzen Absätzen.Ich schaute mir unauffällig an, wie er da stand.
Perfekt. Ich schlüpfte unauffällig wieder in meine Schuhe, denn soeben hatte ich meine Fluchtmöglichkeit Nr. 2 gefunden.
'Das ist für freche kleine Flittchen, die nicht wissen, wie sie sich gegenüber ihrem Retter benehmen müssen!'
'Ohne meinen sogenannten Retter, wäre ich nicht mal in der Situation gewesen! Wärst du nicht gekommen und hättest mich erschreckt, hätte ich mich nicht verschluckt!'
Irgendwie hätte ich das vielleicht für mich behalten sollen, denn er holte aus, um mich ein weiteres Mal zu schlagen.
Ängstlich schloss ich die Augen und hoffte, dass es nicht mehr so weh tun würde.

'Hey Brad! Lass das Mädchen in Ruhe!'
Blödmann!?
Egal. Ich nutzte die Ablenkung und nahm jetzt meine Fluchtmöglichkeit in Anspruch.Ich rammte Brad mein Knie in die Weichteile und sah mit Genugtuung, wie er in sich zusammensank und in die Knie ging.
Ich hatte voll ins Schwarze getroffen.
Dankbar sah ich Shane - ich würde mir abgewöhnen müssen, ihn Blödmann zu nennen, er hatte mich schließlich gerade vor einer weiteren Ohrfeige bewahrt - an.
'Danke.'
Erleichtert schmiss ich mich ihm in die Arme und bemerkte erst zu spät, was ich da eigentlich machte.
Aber das schien ihn nicht weiter zu stören denn er schloss die Arme um mich und redete beruhigend auf mich ein.
Dann ging er mit mir ins Licht und sah sich mein Gesicht an.
'Eins muss ich ihm lassen. Er weiß wie man Mädchen schlägt. Das wird ein ordentlicher blauer Fleck.'
'Ja, ich glaub auch, dass Mädchen schlagen ihm liegt. Meine Wange tut nämlich höllisch weh.'
'Du solltest ins Bad verschwinden, und retten, was bei dir zu retten ist. Das Buffet wird nämlich in 10 Minuten eröffnet.'
'Bist du nur deswegen in den Garten gekommen? Um mir zu sagen, dass das Buffet eröffnet wird?'
'Ja, eigentlich wollte ich dich holen.'
'Was für ein Timing. Danke noch mal. Wir sehen uns gleich im Saal.'
Mit diesen Worten verschwand ich in Richtung Damentoilette.

'Oh Gott Nina! Was ist denn mit dir passiert!?'
'Reggie? Was machst du auf dem Klo?'
'Blöde Frage! Was macht man wohl auf dem Klo? Erklär du mir mal lieber, was du mit deinem Gesicht angestellt hast.'
'Brad hat mich geschlagen.', murmelte ich und sah auf den Boden.
'Er hat was?! Wieso hat er das gemacht?'
'Reggie, wenn ich das wüsste, hätte ich es dir schon gesagt. Aber jetzt mach mal Platz, ich will gucken, wie schlimm ich aussehe. Meinst du, du kriegst mich wieder hin?'
'Guck dich in Ruhe an, ich suche inzwischen die Schminke raus.'
'Danke Reggie. Ich wüsste wahrscheinlich nicht, was ich ohne dich und ohne Shane machen würde.'
'Shane?'
'Ja, er wollte mich rein holen, weil das Buffet gleich eröffnet wird. Und genau in dem Moment als er kam, hat Brad gerade ausgeholt, um mich noch mal zu schlagen.'
'Ach Nina. Du bist so ein kleiner Unglücksrabe. Wie schaffst du es nur immer, dich in die dämlichsten Situationen zu zaubern?'
'Ich habe keine Ahnung Reggie...'
'Na ja, jetzt zeig mir mal dein Gesicht. Ich denke, es ist nicht allzu schlimm. Wir wischen die Tränenspuren weg, schmieren etwas Abdeckendes auf die rote Stelle und machen deine Augen schnell zurecht. Alles halb so wild. Du kannst von Glück reden, dass der blaue Fleck erst später kommt. Aber spätestens übermorgen hast du einen fetten Bluterguss im Gesicht. Soll ich mir bis dahin noch viel Abdeckcreme besorgen?'
'Reggie, lass die Scherze. Ich bin echt nicht mehr in der Stimmung dazu. Ich muss erst mal verdauen, dass ich eben ins Gesicht geschlagen wurde.'
'Du schaffst das schon Nina. Du bist doch sonst auch nicht so leicht aus der Fassung zu bringen. Und wie ich dich kenne, hast du es ihm schon ein wenig heimgezahlt.'Jetzt grinste ich sie an.
'Wenn du wüsstest Reggie...'







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