Vom ewigen Alltagstrott, Jungs, komplizierten Gedanken und allerlei anderen Dingen

Autor: himbaereis
veröffentlicht am: 20.07.2009




Falls ich den falschen Nachnamen von Shane hingeschrieben habe, entschuldige ich mich. Ich wusste ihn nur nicht mehr...ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es der Richtige ist. Danke fürs Lesen ;D

'Shane...hör zu. Ich wollte das so nicht sagen.'
'Nein, nein. Ich hab schon verstanden. Ich dachte ja immer, ich schaffe es vielleicht noch, das Eis zwischen uns mal zu brechen, aber offensichtlich hast du als Eisprinzessin zu fest geeist. Wir sehen uns dann zum Eröffnungstanz.'
Mit diesen Worten verschwand er in der Menge.

Scheiße.
Scheiße, scheiße, scheiße.
Was hatte ich da nur wieder gemacht.
Jetzt machte es natürlich Sinn, dass er sich nicht entschuldigt hatte.
Es bestand kein Grund mehr ihn zu hassen.
Tja, blöderweise hatte ich es allerdings geschafft, den Spieß komplett umzudrehen.
Jetzt war er dran mit hassen.
Na toll. Hätte das nicht wenigstens nach den drei Tänzen sein können?
Jetzt musste ich mir drei Tänze lang dieses beängstigend böse schauende Gesicht von ihm angucken...und dabei roch er doch so toll!

'So und damit möchte ich unsere jährliche Veranstaltung eröffnen!'
Aha. Super. Dann gehts jetzt also los.
'Den Ball eröffnet heute ein besonders junges Paar.'
Das ‚Paar' überhört ich einfach mal großzügig. Ich musste mich langsam mal zu meinem Tanzpartner bewegen.
Schnell überflog ich den Raum um zu gucken, wo er war.
Ah, da stand er ja. Direkt an der Bühne.
Ich boxte mich so schnell es ging zu ihm durch.

'So, da bin ich.'
'Aha. So. Also ich führe, und du bewegst dich einfach mit okay? In ca. 5min ist der erste Tanz vorbei. Danach fängt die erste Hälfte mit tanzen an und bei dem dritten Tanz tanzen dann alle. Denkst du, du überlebst das?'
'Hör zu. Ich hab das vorhin nicht so gemeint. Ich verstehe das du wütend bist...aber...'Weiter kam ich nicht, denn Blödmann ging los. Wir stellten uns in die Mitte eines großen Kreises und warteten auf den Einsatz der Musik.
'Shane, ich hab das vorhin wirklich nicht so gemeint.'
'Tja, ich hab es aber genauso verstanden.'
'Ja, okay das war nicht besonders nett-'
Wieder wurde ich unterbrochen. Die Musik begann.
So viel ich noch heraushören konnte, war es etwas von Johann Strauß.
Blödmann setzte sich langsam in Bewegung.
Ich nahm meine Position ein und es ging los.

Es war erstaunlich angenehm mit ihm zu tanzen. Die Musik umgab uns wie eine Art Nebel, der mir half die ganzen Menschen auszublenden.
Ich war quasi allein mit Blödmann. Wie im Garten...als ich ihn noch gehasst habe und nicht er mich.
Was sollte ich denn jetzt nur machen?
Und wieso ging es mir eigentlich so nah, dass er mich nicht mehr mochte?
Warum lag mir etwas daran?
'Woher kannst du eigentlich so gut Walzertanzen?'
'Ich war bei der Tanzschule.'
Offensichtlich wollte er nicht mit mir reden.
Also begnügte ich mich mit seiner kargen Antwort und guckte ihn weiter an. Er hatte Augen wie ein Pferd.
Groß, klug und dunkel.
Blödmann mit den Pferdeaugen...das brachte mich zum grinsen.
'Was ist so lustig?'
'Ach...gar nichts.'
'Du fängst also einfach so mitten beim Tanzen an zu grinsen?'
'Ja. Problem damit?'
Warum war ich in seiner Gegenwart so verdammt zickig!?
'Ja. Habe ich. Könntest du das Grinsen bitte gegen ein freundliches Lächeln tauschen?''Wieso sollte ich?'
'Weil es mich aus dem Takt bringt.'
So? Ich brachte ihn also aus dem Takt?
'Ich bringe dich durch mein grinsen aus dem Takt? Guck doch einfach woanders hin.''Würde ich zu gern, aber leider zwingen die Umstände mich dazu, dich anzuschauen.''Tja, und leider zwingen sie mich zum grinsen. Also find dich damit ab.'
'Kann ich und will ich aber nicht. Hör auf zu grinsen.'
'Nein. Ich werde nicht aufhören. Du hast auch immer gegrinst und mich damit aus der Fassung gebracht. Also kann ich das auch!'
'Ich bringe dich aus der Fassung?'
Scheiße. Das wollte ich ihm eigentlich gar nicht sagen. Der war schon eingebildet genug...sowas bestärkt das männliche Ego doch nur...
'Ja, durch deine verdammte Sturheit. Ich habe mich für das entschuldigt, was ich gesagt habe. Es tut mir leid.'
'Und?'
'Was und?'
'Weiter?'
'Was weiter? Was willst du noch hören?''Ich will hören, dass es dumm und zickig von dir war.'
'Na sag mal gehts noch!? Sei froh, dass ich mich überhaupt bei dir entschuldigt habe!''Die Entschuldigung war ja auch mehr als angebracht.'
'Vergiss es Freundchen. Du bist arrogant, aufgeblasen und du bist ein Esel. Ich werde dein Ego nicht noch mehr bestärken. Da kannst du dir andere Weiber holen. Leila zum Beispiel. Die würde dir doch am liebsten ein ‚Besetzt' Schild auf die Stirn kleben.'
'Ich will aber nichts von Leila. Ich will nur hören, dass du dumm und zickig warst.'
'Jetzt hör mir mal zu du Arschloch. Ich werde nicht vor dir im Dreck rumrutschen und sagen, dass ich dumm oder zickig war. Ich habe mich entschuldigt und mehr wirst du von mir nicht bekommen!'
Jetzt fing er wieder an zu grinsen.
So wie es mir eben noch leid getan hat, so könnte ich ihn jetzt schon wieder schlagen und treten. Ich kam mir langsam vor wie in den Wechseljahren...diese ständigen
Stimmungsschwankungen...an denen nur Blödmann schuld war!
So gesehen war Blödmann meine Wechseljahre.
Na super.
Mit 14 wegen einem arroganten Esel in den Wechseljahren. Langsam frage ich mich ernsthaft, ob dieser Urlaub wirklich eine so gute Idee war...vor ein paar Tagen war ich noch vollkommen Herrin meiner Stimmungen und Gefühle...und hier...stand alles Kopf.Im wahrsten Sinne des Wortes!
'So, ich grinse nicht mehr. Du kannst also auch aufhören.'
'Du bist eine wirklich zickige kleine Eisprinzessin.'
'Hör endlich damit auf, mich Eisprinzessin zu nennen! Wenn ich wirklich eine wäre, dann würde ich inzwischen nur noch eine Pfütze sein. Weil die Sonne hier eigentlich nicht der beste Freund von Eis ist. Also...siehste selber...ich bin keine Eisprinzessin.'
'Ja, aber du bist klein.'
'Schön für dich. Bin ich halt klein. Kann ja nicht jeder über 1,80m sein.'
'Weißt du...manchmal könnte man dich auch mit einer Venusfliegenfalle vergleichen. Schon die kleinste Fliege bringt dich zum einschnappen.'
'Du vergleichst mich mit einer Pflanze!?'
'Einer fleischfressenden, ja.'
'Wie nett von dir.'
'Also ich glaube was Nettigkeit betrifft, solltest du wohl ganz ruhig sein.'
Ich wollte gerade Luft holen, als mir einfiel, dass ich den Schneeballgrund nicht mehr nehmen konnte. Scheiße. Damit war mein Hauptargument um ihn zu hassen weg. Deshalb schnaubte ich nur noch einmal richtig abfällig.
Ich hoffe jedenfalls, es klang abfällig.
'Weißt du zufällig, wie lange wir schon tanzen? Meine Füße fangen an weh zu tun.'
'Der erste Tanz ist gleich vorbei. Dann kommt Applaus, das Essen, die zwei weiteren Tänze, die Wohltätigkeitsveranstaltung für die Erwachsenen und die ‚Kinder' gehen raus in den Garten und machen da ihre eigene kleine Party.'
'Das hört sich nach kleinen arroganten Snobkindern an. Reggie, Sascha, mich und dich, zumindest was Snobkind angeht, ausgeschlossen.'
'Mag schon sein, aber vielleicht findest du ja einen anderen Tanzpartner. Am Ende kommen nämlich noch ein paar Tänze.'
Mit anderen Worten...der Abend würde meine Füße töten. Und das trotz Einlegesohlen.

Die Musik hörte auf, und auch Blödmann hörte auf sich zu bewegen.
'Was müssen wir jetzt noch machen?', flüsterte ich ihm zu.
'Du musst mich an die Hand nehmen, nett lächelnd im Raum rumgucken und dann zu unserem Tisch gehen.'
'Und was, wenn ich das nicht mache?'
'Tja, dann würde ich sagen...haben wir ein Problem.'
Als ob wir das nicht schon vorher gehabt hätten!
'Welches?'
'Das würde ich sagen, geht dich nichts an. Tu einfach was ich dir sage, okay?'
'Vergiss den Therapeuten. Sklaventreiber passt besser zu dir.'
'Nur mit dem Unterschied, dass der Sklaventreiber seine Leute im Griff hat. Was ich von dir ja nun wirklich nicht behaupten kann.'
'Das wäre ja noch schöner. Soll ich deine Marionette werden? Dir auf Knien hinterher rutschen und dich vielleicht noch anbeten?'
'Nein, einfach das tun was ich dir sage, reicht.'
'Blödmann.'
'Dämliche Ziege.'

Damit fing er an blöd zu lächeln und drehte sich in Richtung der breiten Menge. Eigentlich war das in einem Kreis ziemlich schwer, aber er hatte eine bestimmte Richtung angepeilt. Als ich mich dann - widerwillig lächelnd - neben ihn stellte, bemerkte ich, dass es die Richtung von Leila war.
Das geborene Arschloch. Egal ob mit oder ohne Schneeball.

Als wir aus dem Kreis weg waren, fing wieder irgendein Opa an zu erzählen, deswegen schaute ich mich unauffällig nach dem Buffet um.
Da ich es aber nicht entdecken konnte, fragte ich Reggie.
'Reggie, wo ist denn das Buffet?'
'Nina, du kannst doch jetzt keinen Hunger haben?'
'Kann ich nicht?'
'Nein, das Buffet wird erst in zwei Stunden eröffnet.'
'WAS!? Bis dahin bin ich verhungert! Warum erst in zwei Stunden?'
'Weil jetzt noch mal geredet wird.'
'Zwei Stunden lang?'
'Ja.'
'Gut, dann geh ich jetzt zu McDonalds. Soll ich dir was mitbringen?'
'Nina, um Himmels willen! Es sind doch nur zwei Stunden.'
'Ja, das sind genau zwei zu lang. Ich habe Hunger, und wenn ich nichts zu essen bekomme, muss ich mir halt was beschaffen.'
Sie stöhnte genervt und wühlte dann in ihrer Handtasche herum. Misstrauisch beobachtete ich sie dabei und quietschte entzückt, als sie einen Schokoriegel zu Tage förderte.
'Uhi Reggie, danke schön.'
'Ja, und jetzt zieh Leine, damit dich niemand damit sieht. Und pass auf mein Kleid auf! Ich will keine Schokoflecken sehen!'
Ich sah mich schnell um, und pirschte mich dann wie ein Indianer in Stöckelschuhen aus dem Saal, in der Hoffung, dass mich keiner gesehen hatte.

Als ich an der großen Tür angekommen war, warf ich schnell noch einen Kontrollblick über meine Schulter und huschte dann schnell in den Garten.
Noch ein schneller Blick, ob mich auch wirklich niemand gesehen hat und dann ging ich ganz normal durch den Garten, bis ich einen großen Stein sah.
Seine Oberfläche war noch ganz warm und er sah regelrecht bequem aus. Er war flach und hatte eine leichte Delle in der Mitte. Als ob ihn jemand geformt hätte.
Glücklich setzte ich mich in den Sesselstein und biss beherzt in dem Schokoriegel.
Lecker.
'Hey! Essen ist vor dem Buffet verboten!'
Ich zuckte zusammen und verschluckte mich prompt an meinem letzten Stück.
Hustend und würgend saß ich nun da.
Als ich einen Schlag auf die Stelle zwischen den Schulterblättern bekam, rutschte es endlich und ich konnte wieder ganz normal atmen.
'Alles in Ordnung?'
Wer könnte das sein? Blödmann war es auf jeden Fall nicht, der hätte jetzt schon lange gelacht.
Langsam drehte ich mich um.
Wahnsinn.
Vor mir stand Mr Perfect.
Groß, muskulös, sicherlich braun gebrannt, mit Strubbelhaaren, und strahlend weißen Zähnen.So. Ganz ruhig. Tief Luft holen und dann ganz lässig Danke sagen. Nicht gleich die Biographie verlangen...schön langsam.
'Äh...d-Dankeschön.'
'Gern geschehen. Menschen retten gehört zu meinem Job.'
Na klar. Wie sollte es bei dem Aussehen auch anders sein. Vor mir stand der ganz typische Macho.
'Mein Name ist Brad. Und mit wem habe ich das Vergnügen?'
'Äh...Nina.'
'Hm, schöner Name. Was machst du so ganz allein hier draußen?'
Innerlich stöhnte ich. Der Schleimer vom Dienst.
'War das so unoffensichtlich? Ich habe gegessen.'
'Ja, aber wieso?'
'Ja, wieso isst man wohl? Vielleicht weil man Hunger hat?'
'Hey, kleine Maus. Ich habe dir gerade das Leben gerettet. Sei mal ein bisschen freundlicher zu mir.'
Super. Das war nicht nur ein Schleimer, das war ein schleimiges Machoarschloch.
Wahrscheinlich stinkreich und total verzogen.
Wundern würde mich das nicht.
Aufgewachsen in einer schneeweißen Villa mit 20m Pool im Garten und mit direktem Meerblick. Umsorgt von Personal, weil Mami und Papi nie Zeit hatten.
Aber gut aussehend.
'Entschuldige bitte, wenn ich Hunger habe, bin ich immer etwas gereizt.'
Ich glaube, ich hatte meinen Tanzpartner für den restlichen Abend gefunden. Brad schien einer der Sorte zu sein, die Blödmann am liebsten töten würde.
In meinem Kopf klopfte ich mir auf die Schulter und grinste breit.
'Bekomme ich denn keine Belohnung für meine Aktion?'
Wie bitte!?
'Äh, was genau schwebt dir da vor?'
'Nun, ich denke ein Kuss wäre angemessen.'
Ein Tritt in die Eier auch.
'Wie wäre es, wenn ich deine Tanzpartnerin spielen würde? Ich brauch sowieso noch einen neuen Tanzpartner.'
'Hast du nicht mit Shane Johnson den Eröffnungstanz gemacht?'
'Ja und? Wir tanzen noch zwei Mal und dann suche ich mir wen anders. Ich mag ihn nicht besonders weißt du.'
Ob ich Schlampe spielen sollte und Brad mal richtig verarsche? Wegen Blödmann? So für einen Denkzettel?
Warum eigentlich nicht.
'Oh, das trifft sich sehr gut. Ich kann ihn auch nicht ausstehen. Und wenn er mich dann mit seiner Tanzpartnerin sieht, dann kann ich ihm endlich eins auswischen.'
Hm. Ob das ganze wirklich eine so gute Idee ist? Eigentlich hatte Blödmann das nicht wirklich verdient.
Aber auf der anderen Seite...hatte er es wohl verdient.
Was sollte ich jetzt machen?
Schlampe oder nicht Schlampe? ...Das ist hier die Frage, grinste ich in mich hinein.







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