Klänge der Nacht

Autor: _Britta_
veröffentlicht am: 23.08.2009




Schnell verließ ich den Raum und atmete die kühle Nachtluft dankbar ein. Mein ganzer Brustkorb war wie zugeschnürt, die Bilder ließen mich nicht mehr los…immer wieder sah ich die Szene wie ich auf meine Schwester zusprang, ihre angsterfüllten Augen, ihre Schmerzensschreie als ich zubiss und sie so schnell ich konnte aussaugte… ich ekelte mich vor mir selbst! Wie hatte ich so herzlos sein können? Im Endeffekt konnte ich wahrscheinlich nichts dafür, da ich jung war und der Durst einen beherrscht wenn man ein junger Vampir ist hätte ich es nicht verhindern können. Trotzdem gab ich mir die Schuld! Sie war meine Schwester gewesen, sie hatte ihr ganzes Leben lang für mich gesorgt, sie hatte mich geliebt und ich hatte sie umgebracht! War das etwa der Dank dafür? Wenn ja war ich wirklich miserabel. Ich verabscheute mich selbst, irgendwann konnte ich nicht mehr. Ich rannte fort! Ich ließ alles hinter mir, das Gebäude, die Lichter, die Unruhe, meine Schwester! Ich rannte einfach nur noch so schnell ich konnte und schmiss mich irgendwann heulend auf den Boden. Wäre ich ein Mensch gewesen, hätte man mich wahrscheinlich ins Krankenhaus geliefert, wahrscheinlich unter dem Vorwand das ich einen hysterischen Anfall oder so hatte aber ich war kein Mensch mehr…ich war ein Vampir! Genau das was ich eigentlich niemals hatte werden wollen, ja ich hatte Vampire nicht gemocht, im Gegensatz zu meiner Schwester. Liebend gerne würde ich mit ihr tauschen, sie hätte ein Vampir werden sollen und ich hätte sterben sollen! In diesem Moment wünschte ich mir diesen Wunsch so sehr… ich hätte alles dafür gegeben das es wahr geworden wäre. Aber es passierte nichts. Und so weinte ich einfach weiter und gab mich weiter meinem Schmerz hin bis ich irgendwann Schritte hörte und wusste, ich war nicht mehr allein.

Fassungslos starrte ich ihr hinterher. Sie war schön, in ihrem schwarzen Kleid.
Wahrscheinlich hätte ich sie zurück halten sollen, doch ich ließ sie gehen, sah wie sie langsam den Raum verließ und mit den Tränen kämpfte. Ja, ich hatte ihr etwas Schreckliches angetan. Doch ich konnte es nicht mehr rück gängig machen, jetzt war sie eine von uns. Langsam drehte ich mich um und sah auf ihre Schwester. Ihre offenen Augen starrten ins Leere, sie war tot. Ich lief zu ihr und sah sie lange an. Die Ähnlichkeit konnte man nicht übersehen, es war wirklich ihre Schwester. Gerne hätte ich meinem Schmerz auch freien Lauf gelassen doch als Sohn des Großmeisters war dies nicht gestattet. Ich ordnete an, sie zu säubern und ihr etwas Frisches anzuziehen. Dann ging ich in meine Gemächer. Doch anstatt die erhoffte ruhe zu bekommen nach der ich mich sehnte wartete dort mein Vater auf mich. Ohne mit der Wimper zu zucken schlug er mir ins Gesicht! Dann verließ er den Raum. Meine Wange brannte und ich wusste warum ich diese Strafe bekommen hatte. Er war enttäuscht von mir, ich hatte seine Befehle missachtet und sie zu einem Vampir gemacht anstatt sie zu töten, so wie er es gewollt hatte. Und er hatte Recht, verdammt! Er hätte mich mehrmals schlagen sollen, ich hätte die Schläge liebend gerne hingenommen. Doch er hatte es nicht gemacht. Die Schande war auch so groß genug. Ich sank auf mein Bett und schlug meine Hände vor meinem Gesicht zusammen. Ich merkte irgendwann das Unruhe aufkam und kurze Zeit später stürmte mein Freund in mein Zimmer. Es war Achatius.
'Schnell du musst kommen! Sie ist noch nicht zurück gekommen und in einer Stunde wird die Sonne aufgehen! Du musst sie zurück holen!'
'Was?'
'Schnell komm!'
So schnell ich konnte rannte ich aus dem Raum. Ich wusste sofort wen er meinte. Ninia!Kurz darauf war ich in der großen Halle angekommen. Alle hatten sich schon dort versammelt. Mein Vater stand in der Mitte des Raumes und sah mich lange an. Er stand neben Ninias Schwester und sah mich lange an. Dann begann er zu sprechen:
'Wir alle wissen was in den letzten Wochen vorgefallen ist. Ich hatte meinen Sohn gebeten als Aufnahme in unseren Kreis das Mädchen umzubringen das er liebte. Aber er konnte nicht. Stattdessen hat er sie zu einer von uns gemacht. Strafverschärfend kommt noch hinzu dass dieses Mädchen ihre Schwester umgebracht hat was einige Probleme für sie wie für uns darstellt. In diesem Moment ist sie irgendwo dort draußen und gefährdet ihr und unser Leben. In etwa einer Stunde geht die Sonne auf und sie ist noch nicht zurück gekommen. Deswegen wird sich Ludwig auf den weg machen und sie zurück holen. Schafft er es nicht sind er und Ninia des Todes gewiss. Das sind meine Worte!'
Geschockt sah ich meinen Vater an. Er wollte allen Ernstes das ich in nur einer Stunde Ninia finden sollte und wenn ich es nicht schaffen sollte einfach so sterben sollte? Mein Gehirn lief auf Hochtouren. Was sollte ich tun? Ich liebte Ninia doch angesichts der Tatsache das die Sonne bald aufgehen würde bekam ich Angst!
Trotzdem wurde ich schon auf den Ausgang geschoben. Ein letztes Mal sah ich zurück zu meinem Vater. Der schaute mir tief in die Augen und ging dann fort. Und schon stand ich vor der Tür.
Achatius sah mich lange an. Dann wünschte er mir viel Glück und schloss die Tür. Ich war alleine. Um keine Zeit zu verlieren machte ich mich sofort daran ihren Geruch aufzunehmen. Darin war ich immer der beste gewesen und es war leicht sie zu finden. Sie war Richtung Westen gerannt in dem ein großer Wald lag. Wahrscheinlich war sie dort und schon rannte ich los. Sehr bald darauf war ich angekommen. Ich wusste dass sie sehr nah war, denn ihr Geruch war hier sehr intensiv und ich hörte jemanden laut weinen. Langsam ging ich voran und wirklich ich sah sie dort zwischen 2 großen bäumen liegen und bitterlich weinen. Fast vergaß ich weswegen ich hier war, doch angesichts der Tatsache dass es zwischen den Baumwipfeln schon langsam heller wurde beeilt eich mich und sprach sie sofort an.
'Ninia? Ninia was ist los? Warum bist du nicht wiedergekommen? Es wird gleich hell und wir müssen gehen.'
Langsam setzte sie sich auf und sah mich an. Ihre Augen leuchteten in einer wilden Entschlossenheit die mir Angst machte.
'Ich werde nicht mitgehen. Ich bleibe hier!'
Ich schaute sie verdutzt an. Hatte sie den Verstand verloren?
'Was? Aber wenn du hier bleibst stirbst du! Komm doch zur Vernunft!'
Ich schaute sie entsetzt an doch sie blieb völlig ruhig.
'Ich werde hier bleiben und sterben. Meine Schwester hatte es nicht verdient und das ist das mindeste was sich tun kann!'
Sie war wirklich verrückt geworden. Der Himmel wurde jetzt immer schneller heller, würde ich sie nicht dazu bekommen mitzukommen würden wir beide sterben. Ich packte sie am Arm und wollte sie mitschleifen doch sie wehrte sich verbissen und schlug mich solange bis ich sie loslassen musste. Dann setzte sie sich wieder seelenruhig hin und wartete auf ihren Tot. Ich muss gestehen in diesem Moment war ich drauf und dran einfach zu gehen aber ich hatte den Auftrag sie mitzunehmen und dieses Mal würde ich meinen Vater nicht enttäuschen! Also warf ich sie kurzerhand über meine Schulter und rannte los. Ein letztes Mal sah ich hoch und wusste…ich hatte nur noch sehr kurz Zeit um unser beider Leben zu retten. Die Sonne würde gleich da sein! So schnell ich konnte rannte ich zurück.







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