Klänge der Nacht

Autor: _Britta_
veröffentlicht am: 06.06.2009




Ich wusste nicht wie mir geschah. Ich fühlte einfach gar nichts mehr! Mein Körper war verschwunden…so zumindest kam es mir vor. Ab und zu wachte ich aus meinem Delirium auf, glaubte Stimmen neben mir zu hören oder Dinge zu erkennen. Und dann dämmerte ich wieder weg. Doch eines war Allgegenwärtig!
Schmerzen!
Sie verfolgten mich die ganze Zeit, hörten nie auf oder wurden schwächer. Am schlimmsten war es an meinem Hals…aber warum konnte ich nicht sagen.
Erstaunlicherweise konnte ich aber noch perfekt denken. Ab und zu schwebten Traumbilder in meinen Gedanken herum. Vampire kamen darin vor, Tanzende Paare oder Ludwig. Bevor ich sie jedoch genau betrachten konnte waren sie auch schon wieder verschwunden.
Irgendwann konnte ich dann meinen Körper wieder fühlen. Ich spürte meine Hände wieder…dann meine Füße und langsam meinen ganzen Leib. Die Schmerzen waren immer noch da. Manchmal wollte ich sie herausschreien aber ich hatte keine Stimme mehr. Und dann spürte ich langsam aber sicher Schmerzen an den Zähnen! Es fühlte sich an, als ob sich Nadeln durch mein Zahnfleisch bohren würden! Eigentlich nicht schlimm, ich spürte ja ständig Schmerzen aber diese machten mir Angst. Und irgendwann, ich hatte mein Gefühl für die Zeit verloren wurden die Schmerzen weniger. Erst ganz wenig, kaum zu spüren…doch dann immer mehr bis sie ganz verschwanden. Und als sie ganz verschwunden waren öffnete ich die Augen.
Alles kam mir vertraut vor und doch so anders! Ich sah mich um. Ich lag in einer Bettwäsche mit Tigern drauf…meine Lieblingsbettwäsche! Das Fenster war offen und ließ Sonnenlicht auf mein Gesicht scheinen. Es verwunderte mich dass ich in meinem Zimmer lag! Wie war ich hierhin gekommen? Ich sah an mich herab und merkte dass man mich umgezogen hatte. Anstatt meinem Jogginganzug trug ich jetzt eine Jeans und einen hellen Pullover. Langsam erinnerte ich mich wieder…ich war unter einem Vorwand joggen gewesen um mich mit…mit…mit Ludwig zu treffen, richtig! Als ich gehen wollte hatte er mich zurück gehalten. Und dann konnte ich mich nur noch an Schmerzen erinnern und an einen komischen Spruch den man mir anscheinend gesagt hatte. Irgendetwas mit
-Es tut mir leid und komm an das Gebäude wo der Ball statt gefunden hat-
Komisch. Zögerlich stand ich auf und lief umher. Die Schmerzen waren verschwunden, ich war anscheinend wohl auf…was will man mehr. Nur als ich am Spiegel vorbei kam stockte ich. Ich sah immer noch so aus wie vorher, ok aber irgendwie strahlte ich eine merkwürdige Aura aus. Meine Augen leuchteten und meine Haut kam mir reiner vor, gleichmäßiger. In diesem Moment erinnerte ich mich an die schrecklichen Zahnschmerzen. Warum ich die wohl gehabt hatte? Also sah ich schnell nach…und schrie!!

Als ich mich wieder einigermaßen gefangen hatte kam meine Schwester ins Zimmer gestürmt. Ich glaube ich bot für sie einen schrecklichen Zustand. Ich lag am Boden und hielt mir die Hände vor meinen Mund. Aber sie reagierte erstaunlich gelassen auf mein neues Aussehen, sie hatte mich wahrscheinlich schon sehr oft so gesehen. Aber sie brach trotzdem in Tränen aus, stammelte irgendetwas von Endlich aufgewacht oder so und half mir wieder auf die Füße. Als wir uns beide beruhigt hatten gingen wir ins Wohnzimmer und machten uns einen Tee. Während er zog erklärte mir meine Schwester genau was passiert war.
'Als du nicht wieder kamst vom Joggen hab ich Angst bekommen. Ich bin die ganzen Straßen abgefahren und als ich schon keine Hoffnung mehr hatte dich zu finden kam ich auf die rettende Idee, in den Parks nach zusehen, da wir früher doch beide immer dort joggen gegangen sind. Und als ich dann ankam sah ich dich dort liegen. Dein ganzer Hals war Blutverschmiert und du warst bewusstlos. Ich wusste nicht was ich machen sollte, ich dachte erst du wärst tot aber dann habe ich dich ganz schwach Atmen gesehen und hab dich erst mal zu mir mit nach Hause genommen. Ich wollte dich nicht ins Krankenhaus bringen, das hätte wieder so viel Papierkram bedeutet und Fragen und so…naja und da dachte ich, ich pflege dich eben zu hause. Am Anfang hatte ich ziemlich viel Angst um dich. Aber mit der Zeit ging es dir immer besser nur dein Aussehen veränderte sich. Es ist selbst jetzt immer noch komisch dich so anzusehen…'. Es fröstelte sie. Und ich war sprachlos. War wirklich so viel passiert? Wenn ja, was war mit mir passiert…ich meine ich hatte mich mit Ludwig getroffen und dann war irgendetwas passiert. Aber was?
'Es gibt da noch etwas was du wissen musst'. Ich schaute auf.
'Was denn?'
'Nun ja…an deinem Hals befinden sich Bisswunden und deine Zähne sind ziemlich lang geworden, also teilweise und ich weiß wirklich nicht was mit dir passiert ist!'
Sie sah mich ängstlich an.
'Oh danke…das mit meinen Zähnen weiß ich schon aber das an meinem Hals? Ich weiß auch nicht mehr was passiert ist, wirklich du musst mir glauben! Ich weiß nur dass ich es raus finden werde.'Ziemlich lange waren wir in Gedanken versunken. Biss ich auf einmal so einen starken Hunger verspürte…er fing langsam an und wurde immer stärker.
'Ich hab Hunger!' Ich war selbst erstaunt, dass ich so ein starkes Hungergefühl hatte…wie lange war ich bewusstlos gewesen?
'Wie lange war ich eigentlich bewusstlos gewesen?'
Meine Schwester sah auf und registrierte erst jetzt dass ich mit ihr sprach.
'Was? Oh ich glaube so drei Wochen…klar dass du Hunger hast. Trink doch erstmal deinen Tee und ich mach dir ein Brot.'
Während meine Schwester in der Küche verschwand nahm ich die Tasse und nahm einen großen Schluck. Gleich darauf spuckte ich wieder alles aus! Es schmeckte nach Verwesung und mein ganzer Mund brannte! Was war das denn? Schnell ließ ich die Tasse los und setzte mich hin. Ich war sprachlos. Was war mit mir passiert? Ich sah anders aus, hatte spitze Zähne bekommen, das Trinken schmeckte für mich nach Verwesung…ich war verzweifelt. In diesem Moment kam meine Schwester und brachte mir ein Brot mit Marmelade. Normalerweise mein Lieblingsessen doch als ich die Marmelade roch brannte meine ganze Nase und ich musste schon wieder würgen. Ich bat meine Schwester das Essen weg zu nehmen und musste erst mal nachdenken. Ich konnte nichts mehr essen oder trinken und verspürte einen sehr großen Hunger…oder Durst! Ja das war es…ich hatte Durst! Als meine Schwester wieder zurück kam setzte sie sich mit einem Schwung aufs Sofa. Die Luft die darauf in meine Richtung kam ließ meinen Verstand aussetzten. Ich roch einen Duft, den ich noch nie gerochen hatte, so süßlich so hinreisend und ich wusste...er kam von meiner Schwester. Und ehe ich mich versah war ich bei ihr und biss zu. Es war mir egal dass es meine Schwester war, es war mir egal dass ich sie töten würde. In diesem Moment war mir alles egal. Der Geschmack ihres Blutes ließ mich nicht mehr los. Und dann war sie leer! Ich ließ sie fallen und kam langsam wieder zu Vernunft! Ich sah meine Schwester vor mir auf dem Boden liegen, ihre Augen starrten ins Leere. Sie war Tot!Und als ich begriff was ich getan hatte sank ich nieder und weinte! Ich selbst hatte meine Schwester umgebracht, ich selbst! Ich war ein Mörder! Und ich wusste auch was ich war.
Ein Vampir!


Als ich mich ausgeweint hatte war es Abend. Ich hatte nie gewusst dass Vampire weinen können doch sie können es. Ich weine mittlerweile jeden Tag. Wer es nicht glaubt kann mich besuchen kommen. Aber ich schweife ab. Ich wusste jetzt auch wer mir das angetan hatte. Ludwig…es war die einzigste Möglichkeit. Und was hatte er gesagt? Ich solle zu dem Gebäude kommen in dem der Ball statt gefunden hatte! Und ja. Das würde ich tun. Ich zog mich wieder wunderhübsch an. Holte meine Schwester und legte sie neben mich auf den Fahrersitz. Ich war noch nie Auto gefahren aber es war einfacher als ich es mir vorgestellt hatte. Und nach einer Stunde Fahrt stand ich wieder vordem Gebäude. Die Fenster leuchteten wieder, ich hörte wieder fröhliche Stimmen, heute wurde wieder gefeiert! Ich war rechtzeitig da. Ich stieg aus und nahm meine Schwester in die Arme. Und so lief ich auf das Gebäude zu. Ich machte keinen Versuch nicht bemerkt zu werden. Erinnerungen kamen wieder hoch. Mein letzter Besuch hier…da war noch alles gut gewesen. Da hatte meine Schwester noch gelebt und ich war kein Monster gewesen. Ich muss zugeben es ist nicht so toll wie jeder denkt Vampir zu sein. Nein es ist Leiden auf Ewig! Ich stand vor der Eingangstüre, ich hatte keine Eintrittskarte doch das war mir egal. Ich ging einfach an den Wachmännern vorbei und lief den weiten Gang biss ich zu dem großen Tanzsaal kam. Alle starrten sie mich an. Aber das war mir egal, ich hatte keine Angst. Ich lief in die Mitte und legte meine Schwester vorsichtig auf den Boden. Wieder kamen mir die Tränen doch ich schluckte sie herunter. Dann richtete ich mich wieder auf und sah alle nach den anderen an. Sie waren alle Vampire! Und dann ließ ich meine Stimme durch den Raum erschallen:
'Wer hat mir das angetan? Wer hat mich zu einem Gott verdammten Vampir gemacht? Wer war das? Ludwig komm heraus! Warum hast du das getan? Warum? Ludwig?'
Und dann kam er. Hatte wieder dieselben Sachen an wie ich. Rot und Schwarz. Doch heute war es mir egal! Er kam langsam auf mich zu und blieb vor meiner Schwester stehen. Ich starrte ihn unendlich lange an. Die Zeit war stehen geblieben für mich.
'Warum hast du mir das angetan? Warum??? Verdammt, wegen dir bin ich zum Mörder meiner eigenen Schwester geworden! Warum hast du das getan? Warum?'
Er sah mich traurig an.
'Ich wollte das alle nicht. Du musst mir glauben. Ich wurde gezwungen das zu machen. Hätte ich dich nicht zu einem von uns gemacht wärst du gestorben! Verdammt ich liebe dich! Du fragst mich warum ich das getan habe? Weil ich dich Liebe. Du weißt wie es ist wenn man jemanden umbringt den man liebt! Du hast deine Schwester umgebracht und glaube mir das wollte ich nicht. Doch wenn ich dich umgebracht hätte währe es mir so ergangen wie dir jetzt! Verstehst du ich konnte einfach nicht!''Aber warum? Ich wollte kein Vampir werden. Ich wollte meine Schwester nicht umbringen und zu einem Dämon werden! Du hättest mich sterben lassen sollen!'
Ich sah wie meine Worte ihn verletzten und ich bereute sie sogleich doch meine Schwester war gestorben und ich kam nicht damit fertig! Alle die hier waren sahen mich uns an. Aber ich sah nur ihn. Er hatte mich zu dem gemacht was ich war. Und das konnte ich ihm nie verzeihen. Das nicht! Traurig wandte ich mich ab und ging. Als ich fast schon aus dem Raum war kam Ludwig und hielt mich wieder zurück.
'Wann kommst du wieder?'
Wie bitte? Ich sollte wieder kommen? Aber eigentlich hatte er Recht. Ich konnte nirgends mehr hin. Ich hatte jetzt keine Familie mehr.
'Ich muss nachdenken. Ich weiß nicht wann aber in ein paar Stunden werde ich wieder zurück sein.'Und dann wandte ich mich ab und ging. Meine Schwester würde ich nachher beerdigen. Dafür hatte ich ja jetzt Zeit.
Ewigkeiten Zeit!!







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