Auf der anderen Seite der Nacht - Teil 38

Autor: Nacomi
veröffentlicht am: 19.08.2011


...Unwillkürlich machte ich einen Schritt Richtung Salvador, doch er schnitt mir den Weg ab. „Ich hab es satt, dass der Braune dir zur Seite steht“ murmelte er und machte noch einen Schritt auf mich zu. Seine Augen sprühten Funken, ich versuchte nur kurz ihrem Blick Stand zu halten. Ich wollte weder sein schönes Gesicht, noch die Wut in seinem Blick sehen, die ich förmlich spüren konnte. Seufzend lehnte ich mich an die Boxentür hinter mir und ließ meinen Blick Hilfesuchend zu Salvador wandern. Der lauschte zwar aufmerksam in meine Richtung, konnte aber doch nichts tun. Derjenige der etwas hätte tun können war Diego. Und der, Mistkerl, war ja abgehauen. Ich schnaubte. Niemals hätte ich das von ihm erwartet! Immer noch hatte ich seine Worte im Ohr…

- Ich saß in eine bequeme Tunika gewickelt auf der Terrasse in der Sonne und Diego hatte mir ein Glas Eistee gebracht und sich neben mich auf die Kante der Liege gesetzt. Irgendwann, die Sonne stand schon tief, brach er das Schweigen. „Du musst dich ihm stellen.“ So schlicht seine Worte auch waren, so tief trafen sie mich in meiner Seele. Etwas irritiert suchte ich seinen Blick. Seine dunklen Augen waren kühl wie immer und auch sein Lächeln erhellte sie kaum. „Ich habe euch gehört, in der Futterkammer“ antwortete er dann ausdruckslos auf die Frage, die ich nicht gestellt hatte. Ich nickte nur. Sanft strich er mir daraufhin eine Strähne aus der Stirn und ich schloss die Augen und gab mich einem Moment dem Gefühl hin, das seine Finger auf meiner Haut hinterließen. Doch unsanft holte er mich in die Realität zurück. „Juliana“ sagte er eindringlich und seufzend schlug ich die Augen wieder auf. „Du musst mit ihm reden!“ Ärgerlich runzelte ich die Stirn. „Wieso sollte ich?!“ Meine Stimme war giftiger als gewollt. Sein verächtlicher Blick traf mich mehr, als ich zugeben wollte. „Du bist unehrlich zu dir selbst“ sagte er und mir blieb der Atem weg. Noch nie hatte er etwas der Artiges zu mir gesagt. Und das war noch nicht alles. „Du weißt doch genauso gut wie ich, dass wir uns jahrelang gegenseitig belogen haben. Und das war wohl auch in Ordnung bis…“ er hielt kurz inne und strich sein glattes Haar zurück. In seinen Rabenaugen funkelte es. „Nun ja…“ fuhr er fort. „ bis … jetzt. Er ist zu dir gekommen Juliana! Verstehst du denn nicht?!“ Seine Worte waren wie Messerstiche in meinem Herzen. Wütend fuhr ich auf. „Wieso musst du alles kaputt machen?“ warf ich ihm vor. „Es ist doch alles wunderbar so wie es ist.“ Er schüttelte den Kopf und griff nach meiner Hand. „Ist es nicht oder doch… war es. Aber verstehst du denn nicht, was es bedeutet, dass er nun hier ist? Dass er dich gesucht hat? Nach all den Jahren?“ Seine Stimme wurde drängender und ich konnte, wollte ihm nicht mehr zu hören. „Hör auf!“ schrie ich und entriss ihm meine Hand. „Gerade du musst mir sagen, was ich zu tun habe? Du bist doch abgehauen vor Amalia! Und da willst gerade du mir weismachen, dass ich mich Luìs stellen müsste? Ha!“ Ich sah wie sein Gesicht sich verdunkelte und es tat mir schon fast leid ihn so angefahren zu haben. Doch da stand er auf und sagte etwas für was ich ihn am Liebsten mit meinen Blicken erdolcht hätte. „Ich gehe jetzt runter zu ihm und zeige ihm wo er schlafen kann.“ Peng! Wie eine Peitsche klatschte er mir seinen Entschluss um die Ohren. Sprachlos lief ich ihm nach, doch er schlug mir die Tür vor der Nase zu. Ich war unfähig ihm nachzulaufen, ihm hinterher zu schreien oder sonst irgendetwas von dem zu tun, was ich gerne getan hätte. Ich stand einfach nur da und starrte die Tür an, hinter der Diego verschwunden war… -

„Juliana?!“ „W-was?“ Ich bekam beinahe einen Herzinfarkt. Luìs stand unmittelbar vor mir, ich spürte seinen warmen Atem auf meinem Gesicht. Laut schlug mein Herz in meiner Brust. Kurz huschte ein amüsiertes Lächeln über sein Gesicht, dann verdunkelte es sich wieder. „Du hörst mir nicht zu!“ stellte er leise fest. Ich sah ihn nur an. Was konnte ich dafür, wenn meine Gedanken abschweiften. Ich wollte mich ihm nicht stellen, wollte lieber in meine Gedanken flüchten und mich über Diego aufregen… Aber Luìs ließ mich nicht, sondern wiederholte: "Ich habe es satt, dass der Braune dir beisteht." Ich seufzte. „Es soll dir niemand mehr beistehen und wie ich sehe hat Diego das auch endlich kapiert!“ Seine Stimme klang gefährlich. Ich war unfähig etwas zu erwidern. Salvador wieherte. Ich suchte seinen Blick, er reagierte instinktiv auf die angespannte Atmosphäre. Äußerlich beherrscht wand ich mich wieder Luìs zu. „Hast du etwa die Pferde gefüttert?“ Er lächelte müde. „Stört dich das?“ Ich reckte das Kinn in die Höhe und stemmte die Hände in die Hüften. „Und ob! Schließlich bezahle ich meine Leute dafür, dass sie das machen was ICH sage!“ Meine Stimme war selbstbewusst, das war ein Thema in dem ich mich zu Hause fühlte. Mittlerweile war die Pension den Kinderschuhen entwachsen und ich war nicht mehr abhängig vom Gut, das Raul führte. Die beiden Unternehmen waren zwar mit einander verwoben, aber jedes für sich war absolut wettbewerbsfähig und funktionierte unabhängig vom anderen. „Wo sind die beiden überhaupt?“ fügte ich hinzu. „Ich habe sie auf einen Ausritt geschickt“ sagte Luìs schlicht. „Du hast WAS???“ Meine Stimme überschlug sich beinahe und ich machte drohend einen großen Schritt auf ihn zu. „Du kannst doch meinen Leuten nicht sagen, was sie zu tun und zu lassen haben!“ „Anscheinend doch“ sagte er vollkommen ruhig und ich stieß wütend die Luft aus. Ehe ich noch ausfallend werden konnte, packte er mich am Arm und lenkte das Gespräch wieder auf die von ihm gewollte Ebene. „Ich wollte ungestört sein“ sagte er eindeutig zweideutig und sah mir dabei von oben schräg in die Augen. Wie immer beschleunigte mein Herzschlag wie auf Kommando und wie immer versuchte ich mit allen Mitteln ihn unter Kontrolle zu halten. „Du bist unmöglich“ seufzte ich und senkte den Blick, um das Gefühlsrasen in meinen Augen zu verbergen. „Ich weiß“ sagte er leise und fügte dann hinzu. „Können wir uns nicht einmal wie zwei normale Erwachsene irgendwo hinsetzten und reden?“ Überrascht zog ich die Augenbrauen in die Höhe und sah wieder zu ihm auf. „Was?“ fragte er belustigt und ließ seinerseits eine Augenbraue, die Augenbraue die so charakteristisch für ihn war, in die Höhe wandern und ließ meinen Arm los. „Ist der Vorschlag so absurd?“ Wieder seufzte ich tief und musste ihm Recht geben. Tatsächlich war es wohl der logischste Satz der je zwischen uns gefallen war. „Eigentlich nicht… komm mit“ murmelte ich nachdenklich und ohne mich nach ihm umzusehen ging ich voran, über den Hof und blieb schließlich vor der Eingangtür meiner Wohnung stehen. Zaghaft legte ich die Hand auf die Klinke und hielt inne… Meine und Diegos Wohnung. Wir hatten sie gemeinsam eingerichtet, in ihr gelebt, gekocht, uns geliebt… Irgendwie war es seltsam mir vorzustellen Luìs hineinzulassen, er hatte hier eigentlich nichts zu suchen.
Er schien zu erahnen was in mir vorging. Sanft legte er die Hand auf meine Schulter. „Wir können auch woanders…“ „Nein!“ schnitt ich ihm das Wort ab und fuhr zu ihm herum, seine Hand unwillig abschüttelnd. „Hier oder nirgendwo. Wenn es dir nicht passt kannst du gerne wieder gehen!“ Innerlich hoffte ich, dass er sich einfach umdrehen würde, wie er es schon einmal getan hatte. Aber er tat es nicht. Wir starrten uns einen Moment lang reglos an. „Willst du nicht vorgehen?“ fragte er dann und sein Tonfall war schon fast wieder so arrogant wie eh und je. Ich schüttelte nur den Kopf und trat ein...






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