Licht in der Dunkelheit

Autor: _Britta_
veröffentlicht am: 20.04.2009




Irgendetwas berührte meine Stirn. Eine Hand? Ich versuchte die Augen zu öffnen, doch es funktionierte nicht. Irgendetwas drängelte und schob an der Schwelle meines Bewusstseins aber ich wusste nicht was. Etwas wichtiges? Und wieviel Uhr war denn ? Wie lange lag ich schon hier? Überhaupt...wo lag ich? Aber so wichtig mir diese Fragen für den einen Augenblick erschienen, im nächsten Moment waren sie aus meinen Gedanken verschwunden. Mein ganzer Körper fühlte sich an, wie als ob ich auf einem Nagelbett gelegen hätte, ein Lastwagen drei mal über mich herübergefahren wäre und ein Steinblock mich jetzt in diesem Moment immer noch niederdrückte. Ich konnte nicht richtig atmen! Meine Lungen wollten nicht so wie ich es wollte, mein Körper wollte nicht so wie ich es wollte. Was war denn nur passiert? Jedesmal wenn ich das Gefühl hatte, ich kam der Sache auf die Spur entglitten mir meine Gedanken wieder. Was zum Teufel war bloß los mit mir? Ich wollte schreien doch es ging nicht. Und ausgerechnet in diesem Moment kamen die Schmerzen wieder zurück. Moment mal. Wieso hatte ich Schmerzen?
Auf einmal fiel mir alles wieder ein.
Ein Hupen, Auto, Schmerzen, das Mädchen! Und dann Stille. War ich Tot? Möglich wäre es. Aber die Schmerzen waren zu real. Nein, das konnte nicht sein. Obwohl ich mir den Tot gewünscht hatte, aber dies war er garantiert nicht. Nur was war es dann? Ich versuchte klar zu denken, doch es ging nicht. War ich etwa so lange bewusstlos gewesen? Würde ich jetzt aufwachen und merken das ich ein alter Mann geworden bin? Ich versuchte mir das vorzustellen: Die Schwestern, wie sie ganz aufgeregt die Ärzte holen würden, die Ärzte ganz verwundert. Und dann der Schock! Es tut uns leid aber sie lagen 50 Jahre im Koma! Sie sind ein alter Knacker geworden.
Na gut...wahrscheinlich würden sie eine andere Wortwahl wählen aber dennoch. Keine so prickelnde Vorstellung. Ich schüttelte meinen Kopf. Das machte ich immer um mich abzulenken. Langsam sickerte die Nachricht in mein Gehirn. Ich hatte meinen Kopf geschüttelt? Ich konnte mich wieder bewegen! Kurz darauf öffnete ich meine Augen. Ich starrte an eine weiße Decke. Von irgendwo her hörte ich Stimmen.Woher kamen sie? Trotz der Schmerzen die jetzt nicht mehr stechend waren sondern pochend stützte ich mich mit dem rechten Arm auf-der linke war eingegipst wie ich fest stellte. Wie schlimm ist es um mich geschehen, dachte ich, als ich mich ganz sah. Mein Arm war eingegipst, mein Bein auch und von meinem Brustkorb ganz zu schweigen. Deswegen konnte ich also nicht atmen. Aber es freute mich, kein alter Mann zu sein. Na wenigstens etwas, dachte ich und begutachtete mich weiter. Überall ragten Schläuche aus mir. Ich sah aus wie ein Monster aus dieser einen Ärzte-show die ich immer sah. Monster-Ivan! Die Vorstellung gefiel mir. Vielleicht würde ich ja mutieren und alle Menschen die ich sah töten...oh man! Ich hatte wirklich zu viele Alien Filme gesehen. Die Stimmen vor der Tür wurden lauter.
'Was soll das heißen es ist alles ok? Er hätte schon vor einer Woche aufwachen sollen! Und sie sagen mir alles ist ok?!? SIE sind gleich nicht mehr ok!'
Eine andere Stimme mischte sich ein.
'Schatz, liebes es ist in Ordnung. Der Junge wird wieder aufwachen, mach dir keine Sorgen. Er ist sehr robust so wie sein Vater!'
Waren das also meine Eltern? Die Stimmen kamen mir sehr vertraut vor und doch so fremd.Ich musste wirklich lange geschlafen haben.
'Ja du hast recht. Es tut mir leid. Sie versuchen sicher ihr bestes. Es ist nur so schwer für mich zu verkraften...'. Ein leises Weinen war zu hören. Weinte meine mum etwa? Sie durfte nicht weinen, nicht wegen mir! Ich wollte ihr sagen, das ich aufgewacht war doch über meine Lippen kam kein Ton.
'Sie sollten jetzt nach hause gehen, morgen ist ein neuer Tag und den Schlaf werden sie sicher benötigen'.
'Ja sie haben recht. Ich danke ihnen für alles was sie bis jetzt für meinen Sohn getan haben'.'Aber sicher doch. Wir tun was wir können'.
Die Stimmen entfernten sich. Ich war wieder allein. Erschöpft fiel ich ins Kissen. Wow! Wie lange war ich den bewusstlos gewesen? Und ich hätte schon vor einer Woche aufwachen sollen? Wer hatte mich dann aber an der Stirn berührt? Oder hatte ich etwa eine Woche lang nach gedacht? Nein, das konnte nicht sein. Das waren sicher Ärzte gewesen versuchte ich mich zu beruhigen. Ich drehte meinen Kopf und schaute aus dem Fenster. Es war Nacht, kein Stern war zu sehen. Ich war alleine. Meine Schmerzen wurden immer unerträglicher! Ich wollte sie heraus schreien doch mein Mund gehorchte mir immer noch nicht. Einen Klingelknopf konnte ich nirgends entdecken. Naja, schließlich hatte ich auch noch keinen gebraucht. Was solls, dachte ich. Ich war doch robust, wie mein Vater gesagt hatte. Ich würde das aushalten. Trotzdem wollte ich nicht einschlafen. Ich hatte Angst nicht mehr aufzuwachen. Eigentlich lächerlich. Wenn ich es geschafft hatte jetzt aufzuwachen, dann würde ich es auch morgen schaffen. Ich schloss meine Augen und versuchte, nicht auf die Schmerzen zu achten. Das Bild meiner Retterin-ich wusste es zwar nicht aber ich wollte es glauben-erschien in meinen Gedanken. Sie war so wunderhübsch gewesen. Ob ich sie wohl wieder sehen würde? Traurig dachte ich an Sahra. Naja, wenigstens sie war glücklich. Ich würde es auch ohne eine Freundin schaffen. Mit meinen 16 Jahren ging das noch. Irgendwie musste ich lachen. Ich wusste nicht warum. Mir war zum weinen zumute doch ich lachte. Ich lachte und lachte...irgendwann schlief ich ein.

Ich träumte:
Ich lief durch einen hellen Wald. Ich lief und lief, ich suchte etwas das ich nicht fand. Irgendwann kam ich auf eine kleine Lichtung. Sie war überflutet von Sonnenlicht. In der Mitte tanzte ein sehr schönes Mädchen.Es tanzte über diese kleine Lichtung auf der Blumen in der Farbe ihrer Augen blühten. Ich gesellte mich zu ihr, doch ihr Gesicht wollte sie mir nicht zeigen.Wir fingen an zu tanzen. Immer schneller und schneller bis wir lachend ins Gras fielen. Ich bat mir ihr Gesicht zu zeigen, doch ich bekam keine Antwort. Lange sprachen wir nichts. Nach einer Ewigkeit, wie mir schien, drehte sie sich dann doch zu mir um. Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Das Mädchen hatte die selben Augen wie das, dass mich gerettet hatte!

Unausgeruht, wie mir schien wachte ich auf. Die Sonne schien in mein Zimmer und wie ich feststellte tat mir immer noch alles weh. Na toll! Das konnte ja heiter werden. Wie viel Uhr war es jetzt? Es musste schon später sein, dem Stand der Sonne zu urteilen. Auf einmal knurrte mein Magen. Upps! Ich hatte wohl schon länger nichts mehr gegessen. Und warum war es bloß so still? Ich war die Stille nicht gewohnt, zuhause war es immer laut. Aber das tat jetzt nicht zur Sache. Warum kam denn niemand? Seufzend starrte ich an die Decke. Ich konnte wohl nur abwarten bis jemand kam. Ungefähr nach einer halben Stunde, so genau wusste ich das nicht, kam eine Schwester. Als sie bemerkte das ich wach war fiel ihr fast das Tablett herunter das sie getragen hatte. O ohhh. Die waren aber leicht zu erschrecken. Naja, man konnte es ihr nicht verübeln. Ich sah bestimmt schlimm aus nach dem was ich durch gemacht hatte. Aber da war ich eigentlich ja nicht schuld. Zumindest nicht soo sehr. Die Schwester nahm wieder ihre normale Haltung an und verschwand.
Ähmmm.
Was war das denn? Ich weiß ja das ich kein besonderer Anblick war aber einfach wieder zu verschwinden? Na gut! Eben wieder warten bis jemand kommen würde. Und das musste ich wahrlich nicht lange. Kurz darauf stürmten zwei Ärzte in mein Zimmer und sahen mich lächeln an.
Sofort kamen sie auf mich zu.
' Endlich aufgewacht? Du hast uns einige Sorgen bereitet junger Mann',fing der eine Arzt an zu reden.
Funktionierte meine Stimme denn wieder?
'Hallo', krächzte ich. Das war schon alles. Aus finito. Meine Kehle brannte wie Feuer und meine Stimme hatte sich angehört wie eine rostige Maschine nach zehn Jahren Dauereinsatz. Das war wirklich schlimm.
'Rede lieber noch nicht. Wäre besser', lächelte der andere Arzt. Wirklich? Wäre das besser? Das hätten sie mir mal vorher sagen sollen. Jetzt brannte meine Kehle wie noch nie. Ich würde garantiert nicht mehr reden. Deswegen nickte ich nur.
'Sollen wir dir Wasser bringen lassen?'
Wieder nicken.
'Gut. Wenn irgendetwas ist, melde dich einfach mit diesem Klingelknopf hier, dann wird eine Schwester kommen. Alles klar soweit? Wir werden jetzt deine Eltern anrufen.Sie werden sich sicher freuen'. Wieder nicken. Die Ärzte verschwanden. Kurz darauf bekam ich mein Wasser. Tat das gut. Ich wusste gar nicht wie schön Wasser sein konnte. Ich stellte es auf eine Ablage neben mein Bett. Der Klingelknopf lag gleich daneben. Hmmm. Den hatte ich gestern nicht gesehen. Aber gestern war es ja auch dunkel gewesen und ich wahr wahrscheinlich benebelt gewesen sonst hätte ich ja nicht so schlecht denken können. Heute klappte es schon viel besser. Erleichtert ließ ich mich in mein Kissen sinken, versuchte wieder die Schmerzen auszublenden und wartet darauf, das meine Eltern endlich kamen.







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