Elbenfluch

Autor: _Britta_
veröffentlicht am: 21.05.2009




'Du willst es also wirklich wissen?'
Ich sah meinem Vater fest in die Augen.
'Ja! Ja, ich will es wissen! Bitte!'
'Nun gut. Es war damals eine schwere Zeit für deine Mutter und mich. In unserer Familie ist es Tradition, dass man mehrere Kinder bekommt. Doch deine Mutter gebar nur deinen Bruder. So oft wir es versucht hatten, das deine Mutter schwanger wurde…es hatte nie funktioniert. Wir hatten es aufgegeben, noch einmal ein Kind zu zeugen. Doch wir waren nicht die einzigsten, die ein Kind haben wollten. Zur damaligen Zeit gab es noch die Nian Alfar, das bedeutete strahlendes Licht. Wir waren Freunde und führten keinen Krieg. Die Königin der Nian Alfar gebar Drillinge, doch eines dieser Kinder starb ein paar Wochen später. Dein Bruder war damals etwa vier Jahre alt. Um vor ihrem Volk nicht als unfähige Mutter dazustehen, beschuldigte sie uns, ihr Kind umgebracht zu haben, aus Rache weil wir keine bekommen konnten. Diese Ausrede war genial weil wir einen Tag vorher die Königsfamilie der Nian Alfar besucht hatten. Jeder glaubte ihr. Der König nannte seine übrigen Kinder Tar und Karas…'
'Moment! Tar? Aber ist dann der Tar von der Lichtung der Sohn dieser Königsfamilie?''Ja, das ist er. Doch weiter zur Geschichte. Wir erklärten ihnen also, dass wir ihr Kind nicht umgebracht hatten und dass deine Mutter sehr wohl immer noch schwanger werden könne. Sie stellten uns ein Ultimatum. Wenn wir in zwei Monaten ein Kind zeugen würden, würden sie uns glauben. Wir waren am Boden zerstört. Wir glaubten uns Tot, deine Mutter hatte schließlich schon seit Jahren kein Kind mehr geboren. Doch wir versuchten es und wirklich, deine Mutter wurde schwanger! Es war ein Wunder, keiner hatte mehr daran geglaubt. Als sie sich davon überzeugt hatten, dass deine Mutter wirklich schwanger war glaubten sie uns und gingen. Tar und Karas wuchsen auf. Auch du. Ihr hattet oft mit einander gespielt. Als Karas und Tar älter wurden bekamen sie die Geschichte ihrer Geburt natürlich mit. Tar glaubte uns, das wir ihren Bruder nicht umgebracht hatten, doch Karas nicht! Er schmiedete heimlich Rachepläne. Er behielt seine Gedanken jedoch für sich. Du wurdest älter und es passierte dass ein Kind der Nian Alfar in diesen Tagen etwas prophezeite! Er sagte, dass eine zweitgeborene Königstochter eines Tages Karas töten würde und ihn besiegen würde. Karas hatte damals schon den Thron von seinem Vater übernommen. Er war der erstgeborene und wurde deshalb König. Als Karas von dieser Prophezeiung erfuhr, rief er Tar zu sich. Er dachte, das Tar zu ihm halten würde und ihn verstehen würde. Er erklärte ihm seine Pläne, er wollte dich umbringen lassen den für ihn warst du das Kind der Prophezeiung. Doch Tar hatte dich sehr gemocht. Er rannte so schneller konnte zu uns und warnte uns vor ihm. Da er nicht mehr zurück konnte wohnt er seit dem bei uns im Schloss. Ein paar Tage später kam ein Kind der Nian Alfar zu uns an die Tore. Es sagte uns, dass es das Kind sei, das die Prophezeiung gesagt hatte. Karas hatte es umbringen lassen wollen und es fragte, ob es bei uns unterkommen könne. Es war blutverschmiert und wir nahmen es gerne auf. Doch Für Karas war dies ein Grund, warum er uns den Krieg erklären konnte. Und so kam es. Unsere beiden Völker hatten noch nie Krieg gehabt. Um uns zu schützen beteten wir beide zu den Göttern. Und wir erhielten Antwort. Wir bekamen beide eine Gabe. Die Lias Alfar, also wir bekamen das Zeitentor um unser Volk und dich in Sicherheit zu bringen wenn nötig, den wir waren nicht voller Kriegsgedanken. Die Nian Alfar bekamen ein Tor in die Vergangenheit. Karas ging zu dem Zeitpunkt als sein dritter Bruder starb. Er sah dass ihn niemand getötet hatte, doch er glaubte es trotzdem nicht. Er dachte dass wir einen Bund mit den Göttern eingegangen waren und ihn nur besänftigen wollten. Aus Wut ging er einen Bund mit den dunklen Mächten ein. Er versprach ihnen, ihnen immer zu dienen und seine reine Seele schwarz werden zu lassen, wenn sie ihm helfen würden uns langsam zu vernichten. Die dunklen Mächte stimmten ein und gaben ihm und seinen Anhängern diese dunkle Gabe. Wenn einer von ihnen einen von uns verletzten würde egal wie, müsse diese Verletzte Person zu ihren Hallen gebracht werden, ein Trostloser Ort. Danach müsse die Person die unsere Person verletzt hatte einen teil seiner schwarzen Seele in das Herz des Verletzten hinein geben. So weit wir erfahren haben ist es sehr schmerzhaft. Die verletzte Person stirbt und wird durch die schwarze Seele sozusagen neu erschaffen. Danach ist er keiner mehr von uns und gehört zu den anderen dazu. Zur Feier des Tages nannte Karas sich und sein Volk in Aras Alfar um, das bedeutet dunkles oder schwarzes Licht. Dies war der Zeitpunkt an dem wir uns entschlossen, dich weg zu tun. Du wurdest in die Welt der Menschen getan um dort sicher aufzuwachsen. Wir sagten Karas danach dass du Tot seihst und zeigten ihm eine Mädchenleiche die vor kurzem verstorben war. Es war das Kind der Schwester deiner Mutter. Wir zogen ihr deine Kleider an und er glaubte uns! Doch vor drei Monaten bemerkte er den Betrug und fand heraus das du in nicht tot bist und in der Menschenwelt lebst. Jetzt hat er einen Weg gefunden auch in die Menschenwelt zu gehen. Wir glaubten dich dort auch nicht mehr sicher und holten dich wieder her. Damals hatte Karas einfach nur aus Spaß welche von uns umgebracht, jetzt macht er es aus Wut und Rache. Täglich werden es mehr. Das Kind der Prophezeiung heißt übrigens auch Karas. Zur damaligen Zeit war dies ein ganz normaler Name. Als du noch in der Menschenwelt warst, bekam unser Karas immer mehr Visionen. Solche, die über dich waren. Er meißelte sie in das Zeitentor ein. Andere Bilder waren auf ihr jedoch auch schon drauf gewesen. Wahrscheinlich konntest du dich deswegen an die Tür erinnern obwohl wir nicht wissen, wieso. Als du in die Menschenwelt kamst löschten wir dein Gedächtnis, wie Eremias schon sagte. Du musst verstehen, es wäre sonst zu riskant gewesen. Aber ich schweife ab.Als wir erfuhren dass Karas von deinem Aufenthaltsort wusste, schickten wir sofort Leute um dich rund um die Uhr zu überwachen. Wir sagten deiner Pflegemutter bescheid, das sie dich mit auf die Lichtung nehmen sollte und dir anfangen sollte ein bisschen was zu erzählen. Wir saßen auf den Bäumen und hörten euch zu. Und so nahmen die Dinge ihren Lauf. Die Person die du heute auf der Lichtung sterben gesehen hast, oder zumindest verletzt, starb um dich zu retten. Zu diesem Zeitpunkt ist sie schon keiner mehr von uns. Bestimmt willst du wissen warum wir ihm nicht geholfen haben? Es hatte keinen Sinn mehr. Wir haben es oft versucht, doch immer starben bei so einer Rettungsaktion mehr als wenn wir es gelassen hätten. Du hast es nicht gesehen, doch in den Bäumen saßen noch hunderte von ihnen. Der Pfeil auf der Lichtung galt wirklich Tar. Karas versucht sich schon seit Jahren an ihm zu rächen, dafür dass er ihn verraten hat.'
Es entstand eine Stille. Doch ich hatte immer noch fragen. So sehr ich auch geschockt war von dem was ich gehört hatte, ich wollte alles wissen.
'Warum sind wir im Regen stehen geblieben?'
'Ah, das ist eine sehr gute Frage. Du musst wissen das Zeit hier keine Rolle spielt. Jeder der hier lebt wird über tausend Jahre alt. In Wirklichkeit bist du nicht 16…du bist 120 Jahre alt, nach unserer Zeitrechnung. Da die Zeit also nicht wichtig ist, kann sie auch verschieden für jeden ablaufen wenn man das will. Karas und seine Anhänger nutzen dies und sind deswegen sehr schnell unterwegs. Immer wenn einer von uns stirbt den man kennt und oder gesehen hat wie er umgebracht wurde, so sagen wir immer wenn einer schon verletzt ist, dann passiert etwas. Dieses Mal war es der Regen der auf einmal angefangen hatte. Dann wissen wir dass unsere Person noch kein Teil der Aras Alfar ist. Wenn dieses Zeichen aber abrupt aufhört, dann liegt die jenige Person im Sterben. Fängt dieses Zeichen dann wieder an wissen wir, dass unser Freund einer von den anderen ist. Wir sind deswegen stehen geblieben um uns noch ein letztes Mal an ihn zu erinnern, so wie er war und nicht so wie er dann sein wird.'Ich war sprachlos. Das waren jetzt wirklich zu viele Informationen gewesen. Aber ich hatte ja alles wissen wollen. Trotz allem brennte mir noch eine Frage auf der Zunge.
'Bin ich also… stimmt es das ich das Mädchen in der…, also in der Prophezeiung…bin?''Ja. Wir glauben es. Eine schwere Bürde lastet auf dir. Und glaub mir ich würde sie dir gerne abnehmen doch es geht nicht. Du musst es alleine schaffen.'
Ich sah ihn entsetzt an. Als mein Vater das sah ging er schnell zu mir, kniete sich vor mich und nahm mein Gesicht in die Hände.
'Trotz allem was passiert. Du musst es zwar alleine schaffen aber nicht alleine durchstehen. Wir sind alle hier und wir sind deine Familie. Auch wenn wir in den letzten Jahren dir nicht helfen konnten und nicht bei dir waren. Aber wir sind es und wir werden dir helfen. Außerdem kannst du sicher viel erforschen dabei. Unsere ganze Welt!'
Bei diesem Satz musste ich lächeln.
'Na siehst du. Hoffentlich bist du immer noch so eine große Forscherin wie damals?'
'Ja, das bin ich.'
Ich wollte tatsächlich schon mein ganzes Leben lang Forscherin werden. Daher hatte ich das also.
Wie ich so da saß überraschte ich mich selbst. Eigentlich war ich immer sehr mitgenommen bei solchen Nachrichten. Doch bis auf die Tatsache das ich 120 Jahre alt war und gegen einen sehr mächtigen Gegner antreten sollte der andere Tötet um sie zu einem von sich zu machen ging es mir sehr gut.
Ich merkte den Sarkasmus in meinem Gedanken doch ich versuchte ihn zu ignorieren. Es war wirklich viel gewesen was ich erfahren hatte. Ich saß in einem mir viel zu großen Sessel und sah meine Familie an. Ich hatte sie zehn Jahre lang nicht mehr gesehen. Und trotzdem kam sie mir vertraut vor, vor allem mein Vater. Und so sehr ich auch nicht über das erfahrene nachdenken wollte, so sehr genoss ich den Augenblick wieder hier zu sein. Aber mein Vater hatte noch eine Überraschung für mich.
'Lilian. Da du ja gegen Karas antreten musst und unsere eigene Sprache bestimmt nicht mehr so gut kannst und unsere Schrift und kämpfen musst du ja auch lernen und so, da dachten wir uns das es ganz praktisch wäre, wenn du ein paar Monate Unterricht bekommen würdest.'Er sah mich lange an.
Um nicht zu streiten, obwohl mir das alles nicht gefiel, stand ich auf und klatschte in die Hände.
'Na gut. Mir ist alles Recht. Aber darf ich mich bitte vorher nur ein bisschen ausruhen?'







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