Elbenfluch

Autor: _Britta_
veröffentlicht am: 16.05.2009




Lange liefen wir durch den Wald, während es regnete wie noch nie. So einen Regen hatte ich nicht oft erlebt. Ich hatte das Gefühl, der Himmel öffnete seine Schleusen und weinte um den gefallenen Kameraden. Immer und immer wieder gingen mir seine Schreie durch den Kopf…wieso hatte niemand geholfen? Die fremden Kreaturen, oder waren es auch Menschen oder sogar Lias Alfar hatten ihn einfach mitgenommen. Und alle anderen hatten nur zugeschaut, keiner hatte geholfen, geschweige den helfen wollen. Außer seinem Bruder. Der hatte sich mittlerweile wieder gefangen und lief nun allen voraus. Nur seine Blicke die ich manchmal für kurze Zeit erhaschte verrieten, wie es in seiner Seele zuging. Um nicht zuweinen schaute ich schnell immer auf den Boden wenn unsere Blicke sich trafen. Ich konnte es nicht ertragen seinen Schmerz mit anzusehen. Der Regen wurde immer stärker bis er plötzlich abrupt aufhörte. In diesem Moment blieben alle stehen. Ich knallte fast an meinen Vordermann, kam aber rechtzeitig noch zum stehen. Warum hielten wir an? Etwa zehn Minuten später setzte der Regen wieder ein und wir liefen weiter. Ich traute mich nicht zu fragen weswegen ich einfach weiter lief, doch in meinem Kopf war ein Durcheinander. So viel war passiert, was man nicht mehr ändern konnte. Meine Gedanken spielten verrückt, ich währe sogar fast einmal bewusstlos geworden doch ich riss mich zusammen. Wenn ich umfallen würde würde ich keinem einen Gefallen tun, im Gegenteil. Also lief ich immer weiter, auch als ich müde wurde und Hunger bekam. Nach endlosen Stunden kamen wir an eine Treppe…mitten im Wald! Wo waren wir? Einer nach dem anderen liefen wir die Treppe hinunter. Ich versuchte zu zählen, doch bei 300 hörte ich auf. Am Schluss standen wir am Anfang eines langen Ganges. Das Ende war nur zu erahnen. Jemand musste wohl gemerkt haben dass ich erschöpft war, denn man flüsterte mir zu das es nur noch 30 Minuten Fußmarsch waren. Ich nickte und lief weiter. Irgendwann standen wir wieder vor einer Treppe. Doch diese führte hinauf! Alle machten sich daran diese endlosen Stufen zu erklimmen. Ich versuchte mitzuhalten, doch ich schaffte es nicht. Jemand bot mir an mich zu tragen doch ich lehnte ab. Ich wollte es alleine schaffen, außerdem war ich zu Stolz um getragen zu werden. Tapfer ging ich weiter und es lohnte sich. Am Ende der Treppe war eine Große Tür. Sie war mit schönen Verzierungen geschmückt, sie alle zeigten Szenen an die mir irgendwie bekannt vorkamen, doch ich wusste nicht woher? Diese Muster weckten ihn mir eine alte Erinnerung. Ich sah meinen Vater, wie er mir diese Holztür zeigte und sie mir erklärte……


-Dadda was ist das? -
-Das ist unsere Zeitentür. Sie beschützt uns vor den Menschen die dort draußen auf der anderen Seite sind.-
-Wollen sie uns etwas böses? -
-Nein mein Schatz, doch man kann nie wissen. Außerdem ist diese Tür sehr heilig. Diese Muster die du auf ihr siehst sind Prophezeiungen. Sie sagen, das irgendwann eine Prinzessin unser Volk retten wird.-
-Ich bin auch eine Prinzessin, Dadda. -
-Ja mein Schatz das bist du. Eine wahrhaft große Prinzessin.- Er lachte und wirbelte mich herum.
-Dadda? -
-Ja mein Schatz? -
-Wenn ich groß bin möchte ich die andere Seite einmal bereisen.-
_Willst du denn Forscherin werden meine kleine Prinzessin?- Er lachte und wirbelte mich wieder herum.
-Ja, Dadda. Ich werde berühmt! Ich werde die Menschen erforschen und dann müssen wir keine Angst mehr vor ihnen haben.-
-Mein Schatz. Ja das wäre schön.-
Er nahm meine Hand und führte mich fort.
-Wann gibt es Essen, Dadda?-


Die Erinnerung verblasste. Wie war das möglich? Woher kannte ich den Ort? Woher kannte ich diese Tür? Und wer war der Mann gewesen den ich gesehen hatte? War er mein Vater? Plötzlich berührte mich jemand an der Schulter.
'Ist alles in Ordnung?'
Erschrocken drehte ich mich herum.
'Ja, ja es ist…alles in Ordnung, mir geht es …gut!'
Ich versuchte ihn fröhlich anzusehen und lief durch die Tür die mittlerweile geöffnet worden war. Das was ich sah ließ mich staunen! Wir standen in einer riesigen Halle, rechts und links waren Säulen, der Boden war mit feinsten Fliesen belegt, ich konnte mich in ihnen Spiegeln. Doch die Decke verzauberte mich. An ihr war ein Bild angebracht. Ich konnte es nicht erkennen, doch plötzlich fing es an zu leuchten. Ich erschrak! An ihr waren eine Frau, der Mann von meiner Erinnerung und ich! Einmal das kleine Mädchen und einmal ich! So wie ich zurzeit aussah. Der Künstler hatte seine Fantasie spielen lassen. Ich hatte ein blaues einfaches Kleid an und meine Haare fielen mir locker über die Schulter aber es war eindeutig ich. Wie konnte das möglich sein? Ich sah mich um. Alle die mit mir gekommen waren verbeugten sich wenn ich sie ansah. Was passierte hier? Ich kam mir verloren vor, endlich trat einer vor.'Verehrte Prinzessin. Es freut uns, dass sie endlich wieder unter uns weilen. Was können wir für euch tun?'
Ich atmete tief ein, das war sicher nur ein Scherz…wobei ich das langsam nicht mehr glaubte. Alles hatte bisher gestimmt…war ich also wirklich eine Prinzessin? Ich sah diesen Mann verdutzt an.
'Was geschieht hier? Und wann erklärt mir einer was hier passiert ist?'
'Wenn sie wollen sofort Herrin, doch wollen sie sich nicht erst ausruhen?'
'Nein, ich will wissen was hier passiert, oder passiert ist.'
'Zu Befehl Herrin, folgen sie mir.'
Ich wollte gerade gehen, als mich eine Stimme zurück hielt.
'Liliane, Liliane. Lass mich an dir schwingen. Liliane, Liliane warum schwingst du fort? Liliane, Liliane reiße nicht. Liliane, Liliane du bist kaputt!'
So schnell wie ich konnte drehte ich mich herum. Irgendwie ließ mich dieser Spruch in Rage kommen. Ich wurde richtig wütend! Wer wagte es, über meinen Namen Witze zu machen? Meine Augen glühten als ich nach dem Übeltäter schaute. Und dort in der Mitte des Raumes stand er. Er hätte glatt mein Bruder sein können, dich ich hatte ja keine Geschwister.'Bist du etwa immer noch so in Rage zu versetzen, wie damals, kleine Lilian?'Er sah mich frech an. Eigentlich war er mein Genaues Ebenbild…nur eben männlich. Seine Haare waren auch Schulterlang und waren ebenfalls braun. Er hatte dieselben Augen und dieselbe schmale Nase wie ich. Wer war er?
'Erkennst du mich denn nicht wieder, Lilian?'
Und da erinnerte ich mich plötzlich.


-Lilian, Liliane…das hört sich doch alles gleich an. Du kannst mir keinen Vorwurf machen wenn ich deinen Namen immer falsch ausspreche.-
-Nein das hört sich nicht gleich an! Hör damit auf!-
-Nein! Weil es mir Spaß macht, dich so zu sehen. Liliane, Liliane, lass mich an dir schwingen!-
-Momma, sag ihm er soll aufhören, dass darf er nicht! Sag ihm er soll das lassen!--Kinder, hört auf zu streiten. Ihr seid Geschwister. Eremias, lass deine kleine Schwester in Ruhe.-
-Aber Mutter, es ist zu lustig wenn sie sich so aufregt! Hast du dann schon mal ihr Gesicht gesehen?-
-Hör auf. Es ist deine kleine Schwester. Sie weiß noch nicht was du tust, also lass es.--Na gut Mutter aber nur jetzt.-
-Siehst du, Lilian. Du musst nur auch mal reden, dann hört er auf. So und jetzt geht bitte raus spielen, ich will mich ausruhen.-


Erstaunt landete ich wieder in der Wirklichkeit.
'Du! Du! Was fällt dir ein meinen Namen zu zerstören? Es heißt Lilian und nicht Liliane, Eremias. Merk dir das!'
'Oh,. Du weißt meinen Namen? Woher kennst du ihn? Bestimmt hat ihn dir jemand gesagt, oder etwa nicht, Lilian?'
'Nein, er ist mir selber eingefallen. Bist du mein, ….mein, nun ja Bruder?'
Erstaunt sah er mich an.
'Woher weißt du davon? Wer hat es dir gesagt?'
'Es ist mir selber eingefallen!'
'Das ist unmöglich, dir wurde damals dein Gedächtnis gelöscht, woher weißt du das alles?''Es ist mir selber eingefallen. Ihr habt was?'
'Oh nein. Du bist ja noch schlimmer als damals als du klein warst! Sei ruhig Liliane! Sonst klebe ich dir deinen Mund mit deinen Lilianenarmen zu. Ok?'
'Wie bitte? Lilianenarme? Ich bin nicht mehr so jung wie früher, mittlerweile kann ich mich wehren, also sei lieber vorsichtig!'
'Oho. Soll ich jetzt Angst bekommen?'
'Ja sollstest du!'
'Kinder! Hört bitte auf. Erst angekommen und schon gibt es zwischen euch Streitereien!'Ich drehte mich um so schnell ich konnte. Dort stand er. Genau so wie ich ihn in meiner Erinnerung gesehen hatte. Ich konnte nichts mehr sagen, ich starrte ihn nur an. Ich wusste, das war mein Vater. Und er sah zurück, schaute mich an, wie ich gewachsen war in den letzten Jahren, wie ich mich verändert hatte.
'Vater! Es tut mir leid, aber sie ist immer noch so impulsiv wie früher. Es ist göttlich!'Ein strenger Blick ließ ihn verstummen.
'Es, es tut mir leid Vater.'
Danach ging er hinter ihn und fragte: 'Soll ich Mutter holen?'
'Ja, bitte.'
Dann verschwand er aus dem Raum.
'Meine kleine Lilian, du bist groß geworden seit ich dich das letzte Mal gesehen habe.''Vater? Bist du es wirklich?'
'Ja ich bin es. Wie geht es dir?'
'Gut. Aber was ist hier los?'
In diesem Moment kam eine Frau in den Raum, zusammen mit Eremias.
Ich schaute sie lange an. Ja sie war meine Mutter jetzt konnte ich mich wieder an sie erinnern.Meine ganze Familie stand nun vor mir, die die ich die ganzen Jahre hätte gebraucht aber nicht gehabt hatte. Irgendwie kamen mir die Tränen. Warum war ich die ganzen Jahre nicht hier gewesen. Warum hatten sie mich weggetan? Doch mein Vater verstand mich anscheinend auch ohne Worte.
'Du hast viele Fragen und du bist enttäuscht. Du fragst dich bestimmt warum wir dich weggetan hatten? Warum du nicht hier aufwachsen durftest, zumindest nicht zehn Jahre? Aber die Antworten sind kompliziert und dauern lange. Willst du sie trotz allem hören?'Ich schaute meinem Vater direkt in die Augen. Jetzt war es endlich soweit. Ich atmete noch einmal tief durch und dann sagte ich mit fester Stimme:
'Ja ich will!'







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