Eine E-Mail von ihm

Autor: __Asmera__
veröffentlicht am: 17.04.2009




Am nächsten Morgen wachte ich energievoll auf und ging ins Badezimmer, bevor Rita drin war. Sonst hätte ich ja mindestens zwei Stunden warten müssen. Ich duschte mich und föhnte anschließend meine Haare. Als ich mich fertig schminkte, klopfte schon jemand an die Türe. 'Komm endlich da raus! Ich muss Lulu!', schrie Juli. Ich musste kurz lachen und ging auch wieder aus dem Badezimmer. Ich ging in die Küche und sah meine Mutter das Frühstück herrichten. Meine Mutter ging erst ab 11:00 Uhr arbeiten, deswegen hatte sie immer Zeit, für uns das Frühstück zu bereiten. Wir setzten uns alle zum Tisch. Alle waren da, bis auf Samet. Ich schrie nach ihm: 'Samet, wir sitzen schon alle und du bist nicht da -aaaa! '! Doch ich bekam keine Antwort zurück. Ich ging in sein Zimmer dort war er auch nicht. Wo steckte er nur? Mit seinen 8 Jahren wusste er schon ziemlich viel. Plötzlich hörte ich Töne von meinen PC. Ich ging in mein Zimmer und sah, dass er ohne mich zu fragen mein PC eingeschaltet hatte. 'Sag einmal was soll dass? Was fällt dir ein?' --- 'ÄÄÄ ich, ich wollte ja nur…. Ähm ich spiel gerade ein Spiel' --- Samet, geh sofort ins Wohnzimmer und dann in die Schule. Heute will ich gar nicht mehr mit dir sprechen, hörst du?' ---- 'Ja okay!' Er Hatte Tränen in den Augen und verschwand aus meinem Zimmer. Ich war schon streng, aber manchmal musste ich so sein. Sie mussten ihre Grenzen lernen. Kindern musste man Grenzen zeigen. Das gehörte zu ihrer Erziehung. Ich setzte mich vor meinen PC. Ich wollte es ausschalten und schon fiel mir die E -Mail Geschichte ein. Ich fühlte mich wieder komisch. Ich war neugierig ob ich eine Antwort bekommen hätte. Ich wollte gar nicht mehr nach schauen, aber das letzte mal musste ich nachsehen.
Und es war eine da.

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Hi Zenna!

Ich verstehe deine Wut überhaupt nicht. Was ist denn nur los mit dir? Ich wollte mit dir sprechen und du wart weg. Du hast Recht, ich hätte dich nicht so lange warten lassen sollen. Doch ich konnte mich nicht überwinden. Es tut mir leid. Ich möchte den Kontakt zu dir behalten. Und dich vergessen, Zenna tut mir leid, dass kann ich nicht. Das ist zu viel verlangt. Ich werde es wieder gut machen. Versprochen.

MfG Anonym

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Eine Antwort auf diese Nachricht, habe ich nicht geschrieben. Ich war zu Stolz um noch einmal betrogen zu werden. Ich schaltete den PC aus und ging ins Wohnzimmer zurück. Ich war sehr ruhig und hatte keinen Hunger mehr. Ich merkte gar nicht, dass alle mich ansahen. 'Zenna, jetzt erzählst du deiner Mama sofort, was los ist! Und zwar alles mein Kind' befahl meine Mama. 'Es gibt nichts zu erzählen. Mir geht es wirklich gut und ich bin nur ein wenig Müde', log ich. 'Du lügst! Du hast Liebeskummer und gibst es nicht zu. Schließlich ist Rita die einzige gewesen die dieses Problem hatte. Und jetzt ….' 'Halt dein Mund'! unterbrach ich Juli, die sich wieder mal zu viel wagte. 'Schrei sie nicht so an. Sie hat doch Recht.' Sagte meine Mutter. Juli war zum Glück keine Heulsuse. Wenn ich das Rita gesagt hätte, hätte sie schon längst geweint. 'Wieso müsst ihr euch alle einmischen? Habt ihr schon was über Privatleben gehört? Ich glaube nicht! Und deswegen muss ich jetzt gehen. Tschüß'!, sagte ich und schnappte meinen Rucksack und ging hinaus.

Ich war sehr gereizt in der Früh. Doch wusste nicht warum. Eigentlich wusste ich schon warum. Aber zugeben wollte ich es nicht. Wie konnte ich nur belogen werden? Wieso gerade ich? Und wieso gerade von ihm? Ich konnte die Antwort nicht finden. Ich versuchte an etwas anderes zu denken, doch irgendwie war meine Stimmung versaut. Der Gedanke daran, belogen zu werden und zwar von jemandem, von dem man es am wenigsten erwarten würde, ist schmerzhaft. Ich war schon sehr nah der Pizzeria. Ich überquerte die Straße, um nicht vorbeigehen zu müssen. Es fiel mir sehr schwer nicht hin zusehen. Doch ich schaffte es. Ich ging einige Meter weit weg, bis ich meinen Namen hörte. 'Zenna! Zenna!', schrie jemand. Ich drehte mich um und sah den Kassierer zu mir her kommen. Ich schaute ihn an und fragte mich, was er von mir wollte. Vielleicht hatte ihn der Italiener geschickt, um mir eine Nachricht zu geben. Das konnte er sich nur abschminken. Der junge Kassierer kam immer näher. 'Zenna, was ist los mit dir? Ich hab schon gewartet bis du wieder bei uns vorbeigehst', sagte er zu mir freundlich. Ich hatte es aber nie mitbekommen, dass er darauf achtete dass ich vorbei gehe. 'Ja, aber ab heute werde ich die andere Straßenseite benutzen', --- 'Warum? Bist du denn noch immer gekränkt, wegen der Sache von gestern?' --- 'Was?? Er hat es dir erzählt! Das hätte ich nicht erwartet. Wer weiß es denn noch?' ---- 'Ähm? Von wem sprichst du? Ich meine die Sache, mit dem 'zu lange warten lassen' ! ---- 'Es ging ja nicht nur um das Warten lassen. Da steckt noch viel mehr dahinter. Und zwar das Spielen von Gefühlen einer 17 jährigen.' --- 'Ja aber Zenna…. Ich glaube das ist alles ein Missverständnis. Du hast es viel zu persönlich genommen. Lass uns reden.' ---- Nein es gibt nichts zu reden. Ich bin enttäuscht von ihm und von euch, weil ihr mitgespielt habt. Das ist Menschenverachtend und verletzend was ihr da gemacht habt. Ich habe in meinen frühen Alter schon viel erlebt und gesehen. Doch noch nie habe ich so eine Beleidigung zu spüren bekommen. Sag ihm, er soll sich besser überlegen wenn er sich einen spaß ausdenkt. Denn bei einem Spaß sollten alle Lachen können und nicht eine Person auslachen sollen. Mehr sag ich nicht dazu!' --- Moment mal. Wer hat dich ausgelacht? Kannst du mir das einmal erzählen?' --- 'Weist du es denn nicht? Dieser Italiener bei dem ich immer meine Pizzas bestelle, der hat mir vor einigen Tagen durch eine E - Mail eine Liebeserklärung gemacht. Und ich habe es geglaubt. Danach bin ich ins Restaurant gekommen, um ihm die Chance zu geben es mir persönlich zu sagen. Doch was macht er? Er hat mich die ganze Zeit sitzen lassen und mit den Kunden geflirtet. Alles vor meinen Augen. Danach bin ich aufgestanden und bin weggegangen. Und ihr habt das alles gewusst und mitgespielt!' --- Er sagte nichts. Er blickte auf den Boden uns gab kein Wort aus sich heraus. Ich sah ihn an und versuchte durch seine Körperhaltung zu verstehen, was er da signalisierte. Doch ich konnte nur ein schlechtes Gewissen feststellen, was er gegenüber mich wahrscheinlich hatte. Aber das war es nicht. Er sah mir in die Augen…….. sehr lange. Ich schaute ihn mit zwei Fragezeichen in den Augen an. Er wollte etwas sagen, doch es kam nicht aus ich heraus. Gespannt beobachtete ich seine Lippen, die versuchten ein Wort zu bilden. Doch dann kam es endlich…..
'Diese E - Mails stammen nicht von ihm. Ich war es, der dir diese Nachrichten schickte.'

Fortsetzung folgt







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