... Absender unbekannt

Autor: Andrea
veröffentlicht am: 07.04.2009




Das ist so einer an den man sich anlehnen kann….
Und schon werde ich von meiner Kollegin Gitti aus meinen Träumen gerissen… Ich glaube ja nicht recht zu hören!
Sie plappert mit ihm als hätten sie schon in der Steinzeit ihre Freundschaft so mit Unterarm einritzen und Blutgruppe auf Blutgruppe quetschen, besiegelt.
Also wenn schon quetschen dann quetsche ich mich jetzt zwischen die beiden und lasse mal bisschen die Rangfolge in diesem Minibüro durchblicken, was bedeutet, dass ich Gitti mit freundlich vernichtendem Blick auf ihren Platz verweise. Der nette Techniker mit der roten Latzhose und den immer noch blauen Augen erklärt mir in freundlichem Ton das Eigenleben von Telefon, Fax, Drucker und … und ich hätte, wie ich später bemerken werde, ihm besser zuhören sollen. Ich höre seine Worte an mir vorbeirauschen und erkunde mittlerweile den ganzen Typ mal von hinten bis vorne, rutsche etwas näher zu ihm ran und denke an die Worte meiner Oma Meta … man muss ihn einfach gut riechen können. Ok Oma, da bekommt er schon mal die volle Punktzahl. Völlig unerwartet verabschiedet er sich schon, angeblich wüsste ich jetzt alles über die Geräte, bei Fragen könnte ich natürlich zu jeder Zeit im Geschäft anrufen. Lächelnd dreht er sich um und läuft mir einfach davon. Gerade kann ich noch die Rückenaufschrift seines T-Shirts lesen… Service macht den Unterschied…. und schon ist der Typ zum anlehnen weg! Und wer erklärt mir jetzt die neuen Geräte?Gitti. Ich krame in meiner Handtasche nach den Zigaretten und locke Gitti damit auf den Balkon. Eigentlich will sie ja gerade mal wieder den Zigaretten ihre Freundschaft kündigen, aber wahre Freunde wird man so schnell nicht los. Genüßlich pustet sie den Rauch hinaus in die Welt und ich frage sie völlig nebensächlich… du kanntest diesen Techniker wohl? Sie lässt sich mindestens drei Qualmwolken lang Zeit und sagt dann grinsend… ja klar, das ist der Enrico! Der ist doch mit meinem Sohn in eine Klasse gegangen!
Unwillkürlich zucke ich zusammen als hätte ich gerade einen Eimer Eiswürfel über mein Haupt bekommen. Ich bringe es sogar noch fertig ganz vorsichtig zu fragen wie alt ihr Sohnemann denn ist und bekomme schon wieder den Eiswürfeleimer ab. 25 sagt sie, drückt die Kippe in den Blumenkasten und eilt zum Telefon.
Jetzt bin ich sauer. Wie kommt die dazu ihre Kippe in meinen Blumenkasten zu drücken? Wieviel Mühe hat es mich gekostet das die Blumen so schön blühen? Oder besser geblüht haben? Damals? Und überhaupt… 25 !!!!
Gibt's doch gar nicht! Bevor ich jetzt noch anfange die 25 …25???.... 25!!! von meinem biblischen Alter ab zu ziehen, sollte ich lieber mal wieder an meinen Schreibtisch gehen….

Das ist jetzt drei Wochen her und jetzt macht also dieses Faxgerät schon Faxen. Aber wie war das doch gleich….?
Servive macht den Unterschied! Wollen wir doch gleich mal sehen ob das stimmt. Gittiiiii… wie hieß diese Firma doch gleich? Und wie war der Name von dem Techniker? Ich muss ja zumindest so tun als hätte ich den Namen Enrico schon vergessen. Gitti kommt unterm Schreibtisch vorgekrochen und bestätigt erstmal… also am Stecker liegts nicht und der Techniker heißt Enrico. …Achja! Stimmt ja! Kurzzeitig überlege ich ob man sich mit weit über dreißig noch an einer Schauspielschule bewerben könnte.
Gitti kramt die Telefonnummer raus du schiebt sie über den Schreibtisch, vorbei an Akten, unerledigten Berichten, fast fertigen Dienstplänen, klebrigen Bonbons und unzähligen Kuli`s, von denen nie einer schreibt.
Ich wähle die Nummer und gleicht säuselt mir die fade Blondine ins Ohr. Blablabla… was kann ich für Sie tun?
Ich berichte kurz und knapp dass das Faxgerät jeglichen Dienst verweigert und nach längerem Schweigen und tiefem Durchatmen am anderen Ende der Leitung vernehme ich Frau Blondchens Worte…. Es handelt sich sicher nur um einen Bedienfehler, vielleicht sollten Sie erstmal im Handbuch nachlesen!
Ich glaub schon fast mich verhört zuhaben, aber die Blondine meint das ernst. Das muss ich mir nicht gefallen lassen. In meiner Position! Außerdem bin ich im Sternzeichen der Widders geboren und augenblicklich wachsen mir Hörner.
Mit freundlich arrogantem Ton sage ich der Dame… welche Bücher ich lese entscheide ich immer noch selbst und ich erwarte, dass dieser Techniker umgehend her kommt und das Problem beseitigt.
Frau Blondchen kapituliert und ich kann mich freuen, am Nachmittag wird er in mein Büro kommen und Gitti ist dann schon weg!







Teil 1 Teil 2 Teil 3


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz