Shafts of sunlight

Autor: Naina
veröffentlicht am: 07.04.2009




Durch dieses Erlebnis motiviert stiefelte ich Heim. Ich wurde immer schneller. Ruck zuck erreichte ich das richtige Hochhaus und stieg die Treppen hinauf. Der Schlüssel traf auf Anhieb das Schlüsselloch und schon wurde ich durch heftiges Schlabbern begrüßt. 'Ja, Armor, mein Großer, ist gut!', ich wuschelte durch sein flauschiges Fell. Meinen Stock stellte ich an seinen gewohnten Platz, dem Schirmständer und flüchtete dicht gefolgt von meinem treuen Freund ins Wohnzimmer. Nicht schwer zu erraten war, dass der Fernseher lief. 'Mum, stell dir vor, was mir eben in der Stadt passiert ist. Ich war gerade-'
'Shhhht!', unterbrach mich meine Mutter plump. Davon ermuntert hörte ich ebenfalls den Geräuschen aus der gewohnten Medienkiste zu. 'Vor wenigen Minuten erreichte uns die Meldung, dass in den Juwelier auf dem Marktplatz eingebrochen wurde. Die Tatbestände sind uns völlig unbekannt.
Die Polizei hatte, trotz der frühen Alarmierung, keine Chance die Räuber zu erwischen, da sie offenbar auf frisierten Motorrädern unterwegs waren.'
'Aber MUM! Das ist genau, dass, was ich dir-'
'Jetzt sei doch mal ruhig!', zischte sie und ließ mich gar nicht erst zu Wort kommen.'Die spätabendliche Tageszeit der Verbrecher zeigen Leichtsinn oder Sicherheit, lässt die Hoffnung auf Beobachter jedoch emenz steigen. Wenn Sie Hinweise bezüglich der Täter haben, bitten wir Sie auf die Polizeiwache zu kommen. Für jeden Zeugen sind wir dankbar.'Ich begann nervös auf dem Leder herumzutrommeln. Ich konnte meine Füße nicht still halten. Jetzt erst recht nicht. Ich konnte es gar nicht abwarten, bis dieser Bericht endlich fertig war. 'Also Schatz, was wolltest du sagen?'
'Genau das Mum! Ich bin ein Zeuge! Ich war gerade in der Stadt, als es passiert ist!''Bitte, Tina, erzähl keine Märchen.', sie legte weiter die Socken zusammen. Ich setzte mich neben sie und half ihr dabei. 'Es ist kein Märchen. Ich war in der Nähe von dem Juwelier, weil Larissa und ich heute ein neues Café ganz in der Nähe getestet haben. Ich glaube, ich sollte morgen zur Polizei gehen!', zur Bekräftigung meiner Aussage schlug ich mit geballter Faust in meine andere Hand. 'Ach, Jaymee, und was willst du denen sagen? Du kannst ihnen doch gar nicht helfen. Es tut mir unendlich weh, das zu sagen, aber du kannst doch gar kein Täterprofil erstellen.'
Ich blies mir durchs Gesicht: 'Aber ich kenne sowohl ihre Schritte, als auch ihre Stimmen und das reicht, um sie wieder zu erkennen.'
Meine Mum strich mir zart über den Rücken: 'Ich weiß, Schatz, aber damit, dass du das kannst, kann die Polizei nichts anfangen. Wie willst du denn deren Stimmen beschreiben?'Ich entzog mich ihrer Berührung und stand hastig auf: 'Ich werde morgen zur Polizei gehen, ob es dir passt, oder nicht. Schließlich bin ich 18 und somit volljährig. Sie werden schon etwas damit anfangen können. Vielleicht bin ich der einzige Zeuge! Zumindest konnte ich nichts vernehmen, was auf weitere Mitwisser hindeuten könnte.'
Ich war schrecklich überzeugt von dem, was ich sagte. Armor bekam meine Aufregung sofort mit, da er mindestens genauso feinfühlig war wie ich und stupste mich beruhigend mit seiner kalten, feuchten Nase an. 'Ja, Armor, wir gehen morgen aufs Revier! Freust du dich schon, jaaaa, ich werde dich nämlich mitnehmen.', wuschelte ich durch sein Fell und nahm ihn wie gewohnt mit auf mein Zimmer. Er war vor zwei Jahren mein Geburtstagsgeschenk gewesen. Er war jedoch schon drei Jahre alt. Das erste Jahr hatte er damit verbracht zu einem Blindenhund ausgebildet zu werden und ich fand, er tat einen fantastischen Job. Er war mein Ein und Alles. Das einzige männliche Wesen in meinem Leben. So kam es mir vor. Natürlich hatte ich männliche Klassenkameraden, mit denen ich mich gut verstand, doch interessieren taten sie mich nicht. Diesen Vorteil hatte meine verlorene Sehkraft: ich war nicht mehr so oberflächlich, wie in meiner Vergangenheit. Liebte Menschen wegen ihres Charakters und konnte diesen auch besser einschätzen, da es das war, was ich von ihnen sah. Um mir ein Bild von einem Menschen zu machen, musste ich diesen Abtasten, und das empfanden sehr viele als unangenehm, obwohl es mir nicht weniger peinlich war.
Ich machte mich Bettfertig und legte mich zwischen meine kuscheligen Decken. Armor kam an meine Matratze und legte seinen Kopf auf mein Kissen. Er wusste, dass dies ein streng verbotener Bereich für ihn war, da ich dass einfach nicht leiden konnte, wenn er seine Haare auf meiner Schlafoase verbreitete. 'Armor, geh auf deinen Platz.', wies ich ihn zurecht. Er schubste mich noch einmal bettelnd an, hörte dann aber auf meine Anweisung. Ich ging das Erlebnis währenddessen noch einmal durch. Ich stellte mir vor, wie es wohl ausgesehen hatte. Dazu kramte ich in meinen Erinnerungen, wie die Stadt aussah, wie die Farben waren. Nach und nach baute sich wieder das Bild in mir auf und ich sah es ganz deutlich. Nur die zwei Männer waren gewohnte schwarze Silhouetten. Es brachte nichts, mir einfach auszudenken, wie sie aussehen könnten, das würde die Sache nicht besser machen. Eine erneute Nacht suchten mich die Tränen heim und ich weinte meiner verlorenen Fähigkeit nach. Warum musste das nur geschehen? Warum konnte ich mein altes, sorgenfreies Leben nicht weiterführen? Gab es das Schicksal und somit einen bestimmten Grund, warum ich erblinden musste? Ich wusste, dass meine Mutter Recht hatte. Meine Glaubwürdigkeit war nicht sonderlich groß, dennoch, ich wollte es versuchen. Ich schämte mich dafür, dass ich nicht so stark war, wie ich immer tat. Dass mir meine Blindheit mehr ausmachte, als ich jemals zugeben würde. Ich wollte den anderen Souveränität ausstrahlen. Sie sollten das Gefühl vermittelt bekommen, als hätte ich alles im Griff! Zumindest hatte ich mich schon sehr gebessert. Meine trainierten, scharfen Sinne waren etwas, was ich immerhin vorher nicht gehabt hatte.


Früh wurde ich von Armor aufgeweckt, der mir aufgewühlt durch das Gesicht schlabberte. Er legte seinen Oberkörper auf mein Bett und haute mir mit voller Wucht seine Pfote ins Gesicht. Murrend drehte ich mich weg, worauf er mit einem Satz auf mein Bett sprang und rücksichtslos auf mir herumtrampelte. Er kläffte zwei Mal und rannte wild im Kreis. 'Ist gut!', knurrte ich protestierend und setzte mich auf. Sofort schlug sein wedelnder Schwanz gegen meine Schulter, wodurch ich sofort wusste, dass er sich freute. Ich tauchte mit meiner rechten Hand in sein Samtweiches Fell und liebkoste ihn mit zärtlichen Streicheleinheiten. Wie immer machte er dabei schmatzende, wohlwollende Geräusche und ließ seinen dicken Hintern mit Schwung auf meine Beine fallen. Er streckte seine Schnauze in die Höhe und genoss solange, bis ich aufsprang und im Bad verschwand. Enttäuscht dackelte er mir nach und kratzte um Einlass bittend an der Tür. Ich blieb jedoch stur. Erstens hatte er im Bad nichts zu suchen und zweitens war ich müde und hatte keine Lust auf seine
Dauerstreichelforderungen. Ich machte mich mit äußerster Sorgfalt fertig, zog mich heute mit Stoffhose und Bluse etwas schicker an, schnappte mir Armor samt Gestell und verließ die Wohnung, nachdem ich ein kurzes 'Ciao' nach hinten geworfen hatte. Zuerst führte mich mein Weg in das Polizeipräsidium. Natürlich, eigentlich hatte Armor ein Bedürfnis, dem er Folge leisten wollte, doch ich war an diesem Morgen einfach viel zu ungeduldig und neugierig um noch länger zu warten. 'Hunde sind hier nicht erwünscht!', wurde ich prompt von hinten angeschnauzt und drehte mich zu der Stimme hin. 'Oh, entschuldigen Sie bitte.', kam sofort die erneute Reaktion, als die Person wohl den Job dieses großen Vierbeiners identifiziert hatte. 'Wie kann ich Ihnen helfen?', wurde dieser Mann plötzlich freundlich und ich hörte, wie er an seinem scheinbar sehr heißem Getränk schlürfte. 'Ich würde gerne eine Aussage machen bezüglich des Raubüberfalles an dem Juwelier gestern.', blieb ich fest und setzte einen ernsten Gesichtsausdruck auf, wohlwissend, dass dieser Mann ihn lesen konnte. Armor saß wie immer brav und gehorsam neben mir und rührte sich nicht von der Stelle. 'So? Na, dann kommen Sie mal mit.', in der Stimme meines Gegenübers schwang eindeutig Skepsis und Ironie mit. Schon war mir klar, dass meine Glaubwürdigkeit in Frage gestellt wurde, bevor ich meinen Bericht begonnen hatte.Ich lauschte auf die Schritte des Polizisten und folgte ihm. Er hatte ein verletztes Bein, das rechte, denn dieses zog er leicht über den Boden. Er hob es nie komplett an, während er mit dem anderen größere Schritte machte.
Dann blieb er stehen. 'Michael, hier ist eine junge Frau, die zu dem Juwelier-Fall eine Aussage machen möchte.'
'Spitze! Schick sie herein!', erklang eine erfreute Stimme und ich wurde um Einlass gebeten. 'Setzen Sie sich doch!', auch seine Stimme wurde zunehmend unsicherer, umso weiter ich in den Raum trat. Pah! Schon regte ich mich wieder auf, ich wollte wie ein vollwertiger Mensch behandelt werden, so, wie jeder andere auch!
'Der Stuhl steht noch zwei Meter nach vorne und dann rechts.', erklärte mir der Mann sehr geduldig. 'Ja, ich finde ihn schon', gab ich ihm zu verstehen, denn Armor war darauf trainiert entweder Gegenständen mit mir auszuweichen oder stehen zu bleiben und sich hinzusetzen, worauf ich sofort über den Standort informiert wurde. Er bellte einmal auf. 'Ja, steh!', gab ich ihm sein Kommando und schon wusste ich, wo dieser Stuhl war. Ich setzte mich entschlossen hin und wünschte mir zugleich sein mit Sicherheit verblüfftes Gesicht zu sehen, da Armor und ich so ein eingespieltes Team waren.
'Was können Sie mir berichten, Miss…?'
'De Bona. Jaymee De Bona.', ergänzte ich nickend. 'Schön, Miss De Bona. Ich bin ganz Ohr. Also zu dem Juwelier-Fall haben Sie Informationen?'
'Sehr wohl.'
'In welcher Form?', der Inspektor stützte sich mit seinen Ellenbogen am Schreibtisch ab, denn dieser gab ein wenig knarrend nach.
'Ich bin ein Zeuge. Als sie abgehauen sind.'
'So…', er kratzte sich nachdenklich, 'und was haben Sie dabei herausgefunden?'Ich setzte mich aufrecht hin und tätschelte den Kopf meines Hundes: 'Ich kenne ihre Stimmen und ihre Schritte, ich würde sie jederzeit wieder erkennen.'
'Ich verstehe…nun…Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, Miss De Bona,', begann er vorsichtig, 'aber davon können wir leider kein Profilbild erstellen.'
Verflucht! Als säße meine Frau Mutter höchst persönlich vor mir! Trotz meiner inneren Aufregung, blieb ich ruhig. 'Ja, aber ich erkenne sie doch! Achso, und sie waren Anfang…höchstens Mitte zwanzig. Machten relativ große Schritte und waren auf dem Motorrad unterwegs.'
'Das mit dem Motorrad ist uns nicht unbekannt, wir haben sie verfolgt. Doch woher kennen Sie das Alter?'
'So klingen nur junge Männer. Ältere haben noch mal einen anderen Klang. Bitte glauben Sie mir! Ich bin nicht weniger glaubwürdig als ein anderer Zeuge.'
‚aber weniger Hilfreich', würde er jetzt bestimmt denken, schlussfolgerte ich und ergärte mich darüber. 'Sie können mir doch die Verdächtigen vorsetzen und ich höre mir ihre Stimmen und Schritte an.'
Der Polizist lehnte sich seufzend zurück: 'Das sind Sachen, die jeder Mensch verstellen kann. Er würde einfach seine Stimme verstellen und anders laufen, was machen Sie dann? Es tut mir wirklich sehr Leid, Miss De Bona. Wir wissen Ihren Aufwand wirklich sehr zu schätzen und ich danke Ihnen auch sehr dafür, aber-'
'Ich habe schon verstanden.', unterbrach ich ihn und musste den aufsteigenden Anflug von Tränen herunterschlucken. 'Komm, Armor, du musst noch dein Geschäft verrichten.'Ich verließ das Polizeirevier und hätte am Liebsten alles kaputt getreten, was mir vor die Nase kam. Warum musste meine Mutter auch immer Recht haben? Ich konnte es nicht fassen! Im frustrierten Eilschritt trampelte ich innerhalb von kürzester Zeit in den Park und erlöste Armor von seinem störenden Gestell. Sofort raste er mit trampelnden Schritten davon und bellte freudig. Ich holte den Ball aus meiner Handtasche und warf ihn. Ich hatte auch noch meinen Blindenstock vergessen! Den nahm ich für gewöhnlich immer mit, wenn ich vor hatte, Armor freizulassen. Dieser brachte den Ball sofort zurück und ich schleuderte ihn ein zweites Mal von mir weg, mit so viel Kraft, wie ich konnte. Meine Mum hasste es, wenn ich das mache. 'Du kannst einen unschuldigen treffen!', machte sie mit ihrer hohen Stimme Panik und nahm mir den Ball weg. Doch zum Glück war sie heute nicht dabei. Und ich hatte bisher sowieso noch nie jemanden getroffen. 'So einen Scheiß!', fluchte ich, als Armor wieder angerannt kam. Der Ball war schon etwas feuchter von seinem Gesabber geworden. Ich hielt das nasse, ekelige Teil in der Hand und fuchtelte damit wild in der Luft rum, 'Armor, ich bin doch nicht behindert oder?! Warum kann man mir nicht glauben?! Ich trage nicht mal eine Binde um den Arm. Siehst du hier irgendwo drei schwarze Kreise auf einem gelben Untergrund?! Nein!', motzte ich immer noch völlig aufgebracht. Mir war es vollkommen gleich, ob mich andere hören und für bekloppt halten würden. Das taten sie ja anscheinend sowieso alle. Ich hatte diese Binde niemals um den Arm gehabt, ich besaß nicht mal eine! Auch einen Behindertenausweis lehnte ich vom ersten Tag an ab. Ich brauchte keinen Behindertenparkplatz - wo ich eh nicht Autofahren konnte. Wie ich es verabscheute im Selbstmitleid zu ertrinken, doch irgendwie wurde ich ständig von einer solchen Welle überschwemmt, ohne, dass ich es abstellen konnte.
Wieder schleuderte ich den Ball weg und Armor raste hechelnd davon. 'Au! Scheiße!', hörte ich plötzlich jemanden aufschreien und hielt mir die Hand vor den Mund, hatte ich jemanden getroffen? ‚Premiere', dachte ich ironisch und hörte nun Schritte auf mich zukommen. Ich war mir nicht sicher, aber ich kannte diese Schritte. 'Mädel, dein Ball oder?'
'Ja.', ich griff nach dem Gegenstand, doch er hatte ihn wieder weggezogen. Ohne ein weiteres Wort drehte ich mich um und machte ein paar unsichere Schritte - da ich meinen Stock nicht hatte - von ihm weg, als mich ein Satz von ihm davon abhielt zu gehen. 'Willst du dich nicht bedanken?'
Erst jetzt erkannte ich seine Stimme. Das konnte nicht wahr sein! Es war der Dieb, der Verbrecher, der Gauner! Der wegen dem ich mich so blamiert hatte. Das ich ihn schon einen Tag später wieder traf, verunsicherte mich ein wenig. Ich schluckte jedoch meine Unsicherheit herunter und drehte mich ihm zu: 'Ich bedanke mich nicht bei Verbrechern.'Ich grinste ihm frech entgegen und rief Armor zu mir. Aufs Wort hörend kam er angerast und setzte sich wohl erzogen vor mich. 'Einen schönen Tag!', wieder wandte ich mich zum Gehen, als er mich am Arm zurückriss: 'Was hast du da eben gesagt?', seine Stimme klang fest, keinesfalls beunruhigt. 'Lass mich los!', quietschte ich und versuchte mich loszureißen. Panische Angst durchströmte meinen Körper. 'Armor, fass. Verarbeite ihn zu Hackfleisch!', befahl ich kreischend, dieser Rührte sich jedoch nicht. Dies konnte ich nicht verstehen, normalerweise kannte er dieses Kommando. 'Wie hast du mich erkannt?', fragte der Unbekannte weiter. 'An deiner Stimme, an deinen Schritten und das nächste Mal erkenne ich dich auch an deinem Gestank!', setzte ich noch eins drauf. Er roch nach Männlichkeit. Anders konnte ich diesen Duft nicht beschreiben. Unheimlich maskulin. Sein fester Griff ließ nach und ich senkte erholend meinen Arm. 'Aber die Polizei hat dir nicht geglaubt.', sprach er so sanft, dass es mir kalt den Rücken runter lief. Auch seine Stimme klang maskulin. Sogar sehr anziehend. Ich schüttelte den Kopf. 'Das ist scheiße.', ich verstand die Welt nicht mehr, er konnte doch froh darüber sein, 'dabei bist du ihre einzige Chance. Das ist nicht fair, als wärst du anders, unglaubwürdiger.'
Er klang, als sei er mit frustriert und mitfühlend. Ich nickte betroffen und ließ meine Schultern hängen.
'Wollen wir uns auf die Bank setzen.'
Wieder ein bejahtes Kopfzeichen meinerseits, obwohl ich nicht wusste, was ich dort mit einem Kriminellen suchte, doch ich fühlte mich verstanden.
'Na, dann komm.', er führte mich mit sanften Berührungen an meinem Arm zur Bank und gab mir zu verstehen, mich zu setzen. Sofort saß er neben mir und ich roch wieder seinen maskulinen Duft. Armor saß friedlich dabei und legte seinen Kopf auf meinen Schoß. Ich tätschelte diesen. 'Warum hat er dir nichts gemacht?', fragte ich eher mich selbst als ihn. 'Weil ich noch den Ball hatte und er wedelnd darauf gewartet hat, dass ich werfe.', erläuterte er lachend. 'Du bist mir ein Held, Armor!', tadelte ich meinen kleinen Freund. Ich vernahm einen Windhauch, hörte, dass der Ball auf der Wiese aufschlug und Armor davon fegte. Plötzlich ein planschendes Geräusch und ich wusste, Armor ging seiner Lieblingsbeschäftigung nach: Baden.
'Woher wusstest du, dass ich bei der Polizei war?', fragte ich schließlich und verschränkte unsicher meine Arme. Es war komisch sich mit einem fremden, dazu gesetzlich Gesuchten zu unterhalten. 'Weil ich dich seit gestern verfolgt habe. Ich wollte wissen, wie gefährlich du für mich bist.'
'Ach, dann ist das also gar kein Zufall, dass ich dich heute schon wieder treffe. Und warum erzählst du mir das so offen?'
'Weil ich jetzt weiß, dass du nicht gefährlich für mich bist.', lachte er und lehnte sich genießend zurück. Ich spürte die warme Sonne in mein Gesicht scheinen und richtete mein Gesicht in diese Richtung. 'Ich wünschte, ich könnte sie sehen.'
'Wen?'
'Die Sonne. Ich habe sie so lange nicht mehr gesehen, dabei ist sie so wunderschön.''Hm.'
'Übrigens, ich bin doch gefährlich für dich, ich könnte jetzt die Polizei mit meinem Handy alarmieren.', grinste ich gehässig und war schon gespannt, was er dazu zu sagen hatte.'nein.', kam als einzige, und enttäuschende Antwort.
'Und warum nicht, Schlaumeier?'
'Erstens, bis die hier sind, bin ich weg, zweitens, habe ich dein Handy.', er blieb ruhig, stand auf und machte streckende Geräusche à Schlussfolgerung, er streckte sich.
'Du hast was?!', verwirrt tastete ich das Innenleben meiner Handtasche ab, 'Wie hast du?!'Ich verstand die Welt nicht mehr, ich hatte doch auf meine Tasche aufgepasst und außerdem hatte ich genug Feingefühl so etwas sofort mitzubekommen. 'Dann wünsche ich dir noch einen schönen Tag, Honey.', sagte er plötzlich, legte mir etwas auf den Schoß und schon waren sich entfernende Schritte zu vernehmen. Ich ergriff das Handy auf meinem Schoß, wählte 110 und hielt die grüne Taste fest, die durch einen kleinen Hubbel kenntlich gemacht war. Zitternd überlegte ich, drückte schließlich die Zahlen weg und verstaute das Gerät in meiner Tasche. Warum ich mich gegen die Polizei entschied, wusste ich selbst nicht. Ich rief Armor heran, sicherte ihn wieder am Gestell und wir verließen den Park.







Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz