Wegen dir

Autor: Nati
veröffentlicht am: 10.07.2009




Gesprächsthemen

In den nächsten Tagen machten wir immer was zu Dritt, da Sarah ja auch nicht zu kurz kommen sollte. Wir entschieden, noch einmal Bowlen zu gehen, dann zusammen einen Tag im Schwimmbad von Norderney zu verbringen und sowas eben. Ich musste zugeben, so schlimm war es nicht, wenn Sarah auch mit dabei war, aber trotzdem war es natürlich intimer, wenn Phillip und ich alleine waren.
Aus dem Grund redete ich nach fünf Tagen, die wir in Folge zu Dritt gewesen waren, mit Sarah und fragte sie, ob sie sauer wäre, wenn ich mal wieder was mit Phillip alleine unternähme. Sie war auf einmal wieder ganz verständnisvoll und sagte nur: 'Nein, nein. Natürlich nicht!'
Schon als ich abends, wie immer alleine, in meinem Bett lag, freute ich mich mehr auf den morgigen Tag als die letzten paar Tage, weil ich mit ihm endlich mal wieder alleine sein würde.
Es überraschte mich, was für ein großes Verlangen nach ihm hatte, und das schon nach so kurzer Zeit. Ich war total verrückt nach ihm, konnte kaum die Finger von ihm lassen und ich glaubte, ihm ging es genauso.
Ich fand es unerträglich ihn nicht zu berühren, wenn er direkt neben mir stand, weil ich dachte, ich würde etwas verpassen, wenn ich es nicht täte.
Als er mich dann am nächsten Tag gegen Mittag abholte, fiel ich ihm direkt um den Hals und so standen wir lange Zeit einfach nur auf der Straße und sagten nichts, sondern küssen uns begierig. Schließlich lachte er und zog mich von sich.
'Hallo.', Kicherte er. 'Warum so stürmisch heute?'
'Weil wir endlich mal wieder einen Tag für uns haben.' War das nicht Grund genug?'Hm …' er zog mich wieder näher zu sich und strich mit seinen Lippen vorsichtig über mein Ohr. Mir schwindelte es jetzt schon. 'Das hört sich gut an.'
Ich schlang meine Arme erneut um seinen Hals und versuchte, ihn noch fester an mich zu drücken. 'Find ich auch.', wisperte ich und versuchte, mich zu konzentrieren.Er wollte anscheinend mein Denkvermögen endgültig zerstören, denn er wanderte, ganz langsam, von meinem Ohr zu meinen Lippen und küsste mich ganz sanft, als wäre ich aus Glas. Als ich dann anfing, ihn fordernder zu küssen, schob er mich kurz kichernd von sich und fragte: 'Du kannst auch nicht anders, oder?'
Verlegen wandte ich meinen Blick ab, doch dann umfasste er mein Gesicht mit seinen Händen und drehte es so, dass ich ihm in seine smaragdgrünen Augen sehen musste.'So', flüsterte er und neigte seinen Kopf ein wenig tiefer. 'jetzt halt ganz still.'Als dann seine Lippen zärtlich auf meinen lagen, musste ich mich wirklich beherrschen, um nicht wieder über ihn herzufallen. Es war so schwer, ihn nicht an mich zu drücken, da das meistens den Kuss so besonders machte.
Aber jetzt stand ich da und hielt ganz still. Sein Mund bewegte sich nur sehr langsam an meinem, mein Herz schlug holprig. Seine Hände ließen von meinem Gesicht ab, wanderten zu meinem Rücken, strichen ganz sanft über ihn, sodass ich eine Gänsehaut bekam, und dann zog er mich fest an sich, ohne jemals aufgehört zu haben, meine Lippen ganz sanft zu küssen.Normalerweise hätte ich jetzt meine Beine um ihn geschlungen und hätte seinen Kuss begierig erwidert, doch ich hielt mich zurück, was nebenbei bemerkt, die höchste Konzentration, die ich aufbringen konnte, in Anspruch nahm.
Schließlich bereitete er meiner Qual ein Ende, jedoch nicht so, wie ich erhofft hatte. Er beendete den Kuss und sah mich an.
'Und, war es sehr schlimm?', fragte er und lächelte sanft.
'Ja und nein.'
Er kicherte. 'Was war gut und was war schlecht?'
'Schlecht war, dass du mir verboten hast, dich zurück zu küssen.', verurteilte ich ihn und warf ihm einen bösen Blick zu.
'Das habe ich gar nicht. Du solltest es nur nicht so tun, wie du es sonst immer machst.'Ich zog eine Augenbraue hoch. 'Das war ja das schlimme.'
'Ah, okay.', lachte er. 'War es denn in irgendeiner Hinsicht auch schön?'
Ich überlegte ernsthaft, 'nein' zu sagen, doch so war es ja nicht. Es war wahrscheinlich der schönste Kuss, den ich je von ihm bekommen hatte.
'Natürlich war es schön.', flüsterte ich und sah auf sein grünes T-Shirt. 'Es war mehr als das.'
Ich blickte wieder auf und sah in sein Gesicht. Er lächelte.
'Na also.'
Auch wenn ich sehr ungern auch nur einen Zentimeter von ihm weichen wollte, hatte ich wirklich keine Lust, die ganze Zeit hier mitten auf der Straße mit ihm stehen zu bleiben.'Sollen wir spazieren gehen?' fragte ich und löste mich widerwillig aus seiner Umarmung, um seine Hand zu ergreifen. Wie gesagt, ich hielt es nicht aus, ihn nicht zu berühren.Er nickte und dann liefen wir zusammen los zum Strand. Es war beruhigend auf dem Sand zu laufen, fand ich, und aus dem Grund zog ihn mit mir dorthin.
Der Wind fegte mir durch die Haare, während ich sprach.
'Oh Gott, wenn ich mir das mal so vorstelle', fing ich an und lachte.
'Wenn du dir was vorstellst?', fragte er.
'Ja, dass Sarah und ich Inge die ganze Zeit anlügen.' Ich kicherte erneut. 'Sie hat keine Ahnung, dass es dich überhaupt gibt.'
Sein Blick wurde zu einem Lächeln. 'Naja, das muss sie ja auch nicht wissen. Sie ist schließlich nicht deine Mutter.''Hm…'
'Was ist?'
Ich blieb stehen und wühlte meine Füße ein wenig im Sand herum. Ich hatte keine Ahnung, wie ich es fragen sollte, denn mir war nicht klar, was er antworten würde.
Besorgt blickte Phillip zu mir herab.
'Was ist los?'
Ich sah zu Boden. 'Hattest du eigentlich vor mich deinen Eltern vorzustellen?', fragte ich vorsichtig.
Plötzlich spürte ich, wie zwei starke Arme mich umschlossen.
'Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre.', flüsterte Phillip sanft in mein Ohr.Mein Herz fing wild zu schlagen an. Warum wollte er mich ihnen nicht vorstellen? War das hier für ihn nur eine Sommerliebe und nichts anderes? Ich verbot mir diesen Gedanken auch nur in Erwägung zu ziehen.
'Warum nicht?' Ich gab mir Mühe, so teilnahmslos wie möglich zu klingen. Vergeblich.Er drückte mich fester. 'Weil meine Eltern denken, dass ich vernünftig genug bin, mich in ein Mädchen von Zuhause zu verlieben. Ich habe … angst, dass sie dich nicht mögen und wir uns nicht mehr sehen dürfen …'
'Warum sollten sie mich nicht mögen?', platzte es aus mir heraus. Ich wollte die anderen Worte, die er gesagt hatte, nicht hören, denn das würde mich nur noch trauriger machen.Trotzdem huschte mir ein Satz seit diesem Augenblick im Kopf rum und es war schwer, an was anderes zu denken.
‚Meine Eltern denken, dass ich vernünftig genug bin, mich in ein Mädchen von Zuhause zu verlieben.'
Das war wie ein Schlag ins Gesicht für mich.
'Vielleicht weil du auch willst, dass wir zusammen sind, auch wenn wir uns hier gerade im Urlaub befinden. Verstehst du, ich glaube, sie würden dir die Schuld dafür geben, wenn ich nach diesen Wochen hier unglücklich bin und sie würden denken, dass zumindest einer von uns beiden vernünftig sein und unsere Beziehung beenden sollte.', sagte er und löste seinen Griff ein wenig, damit er mir ins Gesicht sehen konnte. 'Aber das will ich nicht.'Ich spürte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten und gab nach. Ich konnte es so oder so nicht zurückhalten. Phillip strich mir zärtlich über die Wange und sagte nichts. Vielleicht wusste er, dass ich mich erst beruhigen musste.
Nach einer Weile versiegelte ich meine Tränen.
'Welcher Tag ist heute?', fragte ich mit einer noch immer tränenerstickten Stimme.Er überlegte. 'Samstag?'
Oh Gott. Schon Samstag! Warum musste dieser beschissene Urlaub so schnell vergehen?!'Dann haben wir jetzt nur noch zwei Wochen zusammen …', flüsterte ich mehr für mich selbst als für ihn.
'Ich weiß.', wisperte er. 'Aber die werden wir nutzen, okay?'
Ich nickte energisch und drückte meinen Kopf an seine Brust. Er schloss seine Arme um mich.
'Und jetzt weine bitte nicht mehr. Ich kann es nicht sehen, dass du weinst.'
Ich lachte erstickt und gab mir Mühe, meine Tränen zurück zu halten.
Jetzt sollte für mich nichts anderes zählen als in Phillips Armen zu liegen und seine Nähe zu genießen.

Drei Tage später, am Dienstag, beschlossen wir, wieder was zu Zweit zu machen, auch wenn ich die Geschichte mit seinen Eltern immer noch nicht richtig verdaut hatte. Natürlich wusste ich, dass Phillip es nur gut meinte und mich nicht verletzen wollte, doch wenn ich ihm so wichtig war, wie er sagte, würde er es dann nicht zumindest versuchen, mich seinen Eltern vorzustellen?
Ich war unschlüssig.
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, ihn an unserem nächsten gemeinsamen Tag noch mal auszufragen, doch ich war mir nicht sicher, ob ich überhaupt noch mal hören wollte, wieso sie mich nicht kennen lernen sollten.
Ich beschloss, es erstmal dabei zu belassen und ihn vielleicht noch mal zu fragen, wenn sich die Gelegenheit bietet.
Stattdessen kamen wir an diesem Tag auf ein ganz anderes Thema zu sprechen.
Wir saßen am Strand auf einer Decke, Phillip hatte seinen Arm um meine Taille gelegt und strich sanft darüber als er fragte:
'Hättest du heute Nacht wieder Zeit?'
Ich blickte ihn verwundert an und grinste einen Augenblick später spöttisch. 'Wieso? Willst du mich entführen?'
'Das wäre zwar eine wirklich gute Idee', bemerkte er. 'aber mir wäre es doch lieber, wenn du freiwillig mitkommen würdest.'
'Und wohin geht's diesmal?'
'An denselben Ort wie letztes Mal.'
Die fürchterliche Erinnerung drohte mir wieder ins Gedächtnis zu treten, doch ich hielt mich zurück und machte das Spiel weiter mit.
'Und wieso sollte ich mir das nochmal antun, so lange aufzubleiben?'
'Weil wir beide dann einmal wirklich alleine wären. Nachts sind keine Leute mehr auf der Straße.'
'Abgesehen von uns.', erinnerte ich ihn.
Er nickte und fing an zu grinsen. 'Also?'
Ich seufzte. Wie konnte ich so einer Versuchung wiederstehen? Wir beide, ganz alleine auf einem Feld, eine Decke unter uns liegend, die Sterne über uns am Himmel.
Was gibt's schöneres?
'Natürlich habe ich heute Nacht Zeit für dich.', murmelte ich, noch immer in die Vorstellung vertieft, und gab ihm einen zärtlichen Kuss.
Als wir uns voneinander lösten, lächelte er. 'Gut. Ich hol dich um 2 Uhr ab, ja?'
Ich stimmte zu und dann versanken wir in einem weiteren Kuss.

Als ich wieder im Hotel war, verbrachte ich den Abend mit Sarah. Sie machte wie üblich schon Pläne, was wir alles noch unternehmen könnten.
Picknicken, noch mal ins Schwimmbad gehen, Partys feiern und solche Sachen. Ich glaubte, sie interessierte es gar nicht, ob Phillip und ich da Lust zu hatten oder nicht. Sie organisierte einfach alles, was sie auf der Straße entdeckte.
Ich fand das nicht schlimm, nein, ich fand es sogar ein bisschen lustig. Als hätte sie nichts anderes zu tun.
Erst um Mitternacht gingen wir auf unsere Zimmer.
Schlaff ließ ich mich aufs Bett fallen und dachte über die mir bevorstehende Nacht nach.Oh mein Gott! Mein Herz fing vor Freude zu rasen an, als mir nochmals in den Sinn kam, dass wir ganz alleine sein werden, niemand außer uns wird da sein.
Hätte ich sowas vor diesem Urlaub für möglich gehalten? Dass ich jemals so verliebt sein und jemanden finden könnte, der mich ebenso liebt? Ich hätte nicht im Traum daran gedacht, dass mich auch nur irgendjemand süß finden könnte, und jetzt hatte ich einen Freund, der mit mir nachts alleine irgendwo hingehen wollte!
Vor Freude zappelte ich mit meinen Füßen herum und bekam einen kleinen hysterischen Anfall, der sich jedoch augenblicklich wieder legte, als ich bemerkte, wie dumm das ausgesehen haben musste.
Dann tat ich dasselbe wie letzes Mal, als wir uns nachts trafen: Ich las.
Die Zeit schien sich endlos hinzuziehen, bis es endlich fünf vor zwei war und ich aufgeregt das Buch weglegte. Ich setzte mich auf's Bett, sprang jedoch sofort wieder auf, da ich nicht still sitzen konnte und ging danach im Zimmer auf und ab. Plötzlich klopfte jemand ans Fenster und ich hätte beinahe losgeschrien, doch da fiel mir auf, dass es nur Phillip sein konnte. Ich sprintete schon fast durch den Raum und riss das Fenster auf.
'Du bist pünktlich.', lobte ich ihn und versuchte herauszuklettern, ohne mir die Beine zu brechen. Er hielt mir eine Hand hin, die ich dankend nahm.
Als ich endlich wieder festen Boden unter den Füßen spürte, nahm Phillip meine Hände in seine und flüsterte lächelnd: 'Hey.' Dann küsste er mich zärtlich. In meinem Bauch flogen schon wieder lauter Schmetterlinge.
'Wollen wir losgehen?', fragte er nach kurzer Zeit und wartete nicht mal meine Antwort ab, sondern legte gleich seinen Arm um meine Schulter und lief los.
'Erzähl schon. Wieso treffen wir uns heute Nacht?' Ich war echt neugierig.
Er seufzte. 'Wirklich, das kam mir heute Nachmittag nur so in den Sinn, dass es mal ganz schön wäre, richtig allein mit dir zu sein. So ganz ohne irgendwelche Leute, die einen die ganze Zeit angaffen.'
'Hmm…', murmelte ich und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Er schloss seinen Arm fester um mich.
Nach kurzer Zeit waren wir an dem Feld angekommen und diese grauenhaften Erinnerungen drohten wieder in meinen Kopf zu treten. Dieses Mal konnte ich nichts dagegen tun, es passierte einfach. Es gab nichts, was mich davon abhalten konnte, an diesen traurigen Abend zu denken, an dem ich ihn verlassen hatte.
Meine Stimmung wurde betrübt.
Wir liefen genau zu demselben Platz wie letztes Mal; es lag sogar die gleiche Decke dort. Ich erkannte sie sofort wieder. Traurig blickte ich zum Boden hinunter, darauf bedacht, nicht schon wieder loszuheulen. Ich war so schwach.
Phillip löste seinen Griff etwas und zog mich mit sich zu Boden. Ihm fiel natürlich sofort auf, dass etwas nicht Stimmte, als er in mein Gesicht sah.
'Was ist los?', fragte er überrascht.
'Ich… Ich weiß auch nicht. Ich muss mich nur irgendwie gerade an letztes Mal erinnern. Ich weiß noch ganz genau, wie traurig du ausgesehen hast und wie verletzt du von mir warst… Das geht mir irgendwie nicht mehr aus dem Kopf.'
Er legte meine Stirn an seine und berührte mit seiner Hand meine Wange. Mein Herz setzte aus. 'Es ist egal, was passiert ist, okay? Du hast mich an diesem Abend wirklich sehr unglücklich gemacht, das stimmt. Ich war zu nichts mehr zu gebrauchen, weil ich dachte, das war's jetzt mit uns. Aber dann sind wir doch noch zusammen gekommen und jetzt bin ich so glücklich wie nie zuvor. Wir sollten diesen Ort nicht für Immer mit dieser Erinnerung verbinden, sondern irgendwas tun, damit wir gerne daran zurückdenken, was hier geschehen ist, falls wir noch mal wiederkommen.'
Ich nickte energisch. Er hatte recht. Natürlich hatte er das.
Langsam bewegte ich meine Lippen zu ihm, um ihn küssen zu können. Es war nur ein kurzer, flüchtiger Kuss, doch er drückte genau das aus, was ich jetzt fühlte: Reue.
'Ich liebe dich.', wisperte ich, nachdem wir wieder Stirn an Stirn saßen.
'Ich liebe dich auch.' Sanft umschloss er mein Gesicht mit seinen warmen, großen Händen und beugte sich ein Stück vor, um erneut seinen Mund auf meinen zu legen.
Mein Puls verschnellte sich augenblicklich, genauso wie mein Atem. Wie schaffte er es nur immer wieder aufs Neue, mich bloß durch einen zärtlichen, bedächtigen Kuss um den Verstand zu bringen?
Dann beendete er den Kuss und sah mir tief in die Augen. 'Geht's dir besser?'
'Viel besser.', räumte ich ein und lächelte ihn verträumt an.
Er nickte und setzte sich neben mich, um mir einen Arm um die Taille zu legen. Ich umklammerte seinen Hals mit beiden Händen. Vorsichtig gab er mir einen Kuss auf die Schulterbeuge, bevor ich mich beruhigt und zugleich unglaublich nervös an ihn lehnte. Ich fragte mich in diesem Moment, ob sich die Nervosität irgendwann mal legen würde. Irgendwie bezweifelte ich es.
Einige Minuten saßen wir nur so da und unterhielten uns gar nicht, bis er plötzlich den Mund aufmachte. 'Darf ich dir eine Frage stellen?'
Ich überlegte nicht lange. 'Klar.'
Ich konnte ja nicht wissen, wie peinlich diese Frage war.
Er zögerte etwas. 'Hast du schon mal… irgendwie… Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll…' Die letzten Worte kamen besonders schnell aus seinem Mund.
Noch nie hatte ich ihn so … verlegen erlebt.
Doch trotz der unüberhörbaren Verlegenheit von ihm, war ich mir sicher, dass meine bedeutend größer war. Was sollte ich antworten? Die Wahrheit? Oder eine Lüge, damit ich nicht so unerfahren dastand?
Ich hätte beinahe mit dem Kopf geschüttelt, so sehr widersprach es mir, zu lügen. Ich atmete tief durch und beschloss, es einfach hinter mich zu bringen.
'Ich glaube, ich weiß, was du meinst.', flüsterte ich, damit er nicht merkte, wie sehr meine Stimme bebte. 'Ich… hatte noch nie… Sex. Ich hab irgendwie nie den Passenden dafür gefunden.'
Geschafft.
'Ach so.', murmelte er leise und blickte nachdenklich auf seine freie Hand.
Während ich mich ein bisschen beruhigte, beschloss ich, auch ihn zu fragen. 'Und du?''Äh, ja. Einmal.', sagte er ruhig, doch ich wusste, dass diese Gelassenheit nur gespielt war. In seinem Adern pulsierte das Blut genauso heftig wie meins eben bei mir.
'Darf ich fragen, wie es war?' Es fiel mir gar nicht so schwer wie ich dachte, diese Frage zu stellen.
'Es war… interessant.' Ihm dagegen schien es sehr schwer zu fallen.
'Interessant?', wiederholte ich etwas sarkastisch.
'Ja.' Er hielt einen Moment inne. 'Oh man, du wirst mich für einen total unromantischen Spinner halten.'
Ich lachte leise. 'Wieso?'
'Weil das mehr aus Neugier, als aus Liebe passiert ist. Das war vor einem Jahr, da waren ich und meine beste Freundin … neugierig und deshalb haben wir es probiert.'
Ich ließ mir das einen Moment durch den Kopf gehen, doch irgendwie wollte ich gar nicht geschockt sein. Ich fand es eher lustig. 'Du hast mit deiner besten Freundin…?'
Er seufzte. 'Oh Gott, du denkst wirklich, ich spinne.'
'Nein.' Ich lachte erneut. 'Ich find's nur komisch, dass man aus reiner Neugier mit seiner besten Freundin schläft.' Ich hatte wirklich nicht einmal selbst eine Ahnung, weshalb ich das in diesem Moment so witzig fand, doch ich konnte mich nicht zügeln.
Er war begeisterter von dieser plötzlichen Wende, als ich. Es schien ihn zu beruhigen, dass ich es so gelassen hinnahm.
'Dir ist schon klar, dass das was du da wieder tust, sehr frech ist, oder?', fragte er und legte ein böses Lächeln auf. Ich konnte gerade noch 'Oh nein!' schreien, doch im nächsten Moment hatte er sich schon auf mich gesetzt und fing an mich durch zu kitzeln.Es war grauenhaft, wegen zwei Gründen gleichzeitig lachen zu müssen. Schon nach kurzer Zeit tat mir der Bauch weh. Verzweifelt versuchte ich, seine Hände irgendwie dort weg zu bekommen, was mir auch nach ewig langem rumprobieren gelang. Er umschloss nun mit seinen Fingern meine Handgelenke - ich wusste nicht, was ich davon halten sollte - und hielt sie in der Luft. Dann verschwand plötzlich jede Art von Belustigung aus seinem und meinem Gesicht und er beugte sich langsam zu mir herunter, um mich zu küssen.

Ich hatte mich noch nie so hilflos in seinen Armen gefühlt. Er saß auf mir und hielt meine Hände fest, was bedeutete, dass ich ihn nicht berühren konnte und seinen Lippen komplett ausgeliefert war. Langsam küsste er sich meinen Hals hinunter.
Ich atmete schwer.
Sanft biss er in ihn hinein und berührte dann mit seiner warmen Zunge die Stellen, an denen ich bis vor einer Sekunde noch seine Zähne leicht gespürt hatte. Ich atmete hörbar aus und wehrte mich gegen seinen Klammergriff, da ich langsam den Verstand verlor. Er gab meine Hände frei, hörte jedoch nicht auf mich zu küssen.
Ich vergrub meine Hände in seinen Haaren, weil ich wusste, dass sie zitterten, und er legte seine an meine Seiten.
Mein Herz pochte wie wild; ich fing an zu vergessen, dass wir uns hier auf einem Feld befanden.
'Phillip?', flüsterte ich, um aus der Illusion zu flüchten.
'Hm-mh?' Er blickte auf und lächelte mir sanft zu.
'Du machst mich noch Wahnsinnig.', gestand ich.
Jetzt fing er an zu grinsen und beugte sich vor, um seine Lippen fordernd auf meine zu legen. Doch der Kuss wurde schnell beendet.
'Gut, dann ist jetzt Schluss damit.'
Ich wollte gerade protestieren, doch er hatte sich bereits von mir herunter gerollt und setzte sich auf. 'Komm, ich bring dich zum Hotel.'
Verdattert blickte ich ihn an. Das ging meinem benebelten Gehirn zu schnell.
'Was?'
Er verdrehte die Augen und bückte sich, um mich hochzuheben. Jetzt erst registrierte ich, was er gesagt hatte.
'Lass mich runter! Ich kann auch alleine laufen!', verlangte ich und zappelte mit den Beinen herum.
'Bist du dir da sicher?' Er grinste mich vielsagend an.
Ich warf ihm einen bösen Blick zu, der wohl so überzeugend war, dass er seufzte und mich wieder auf den Boden stellte.
'Na gut, dann läuft Madam jetzt selbst, statt auf Händen getragen zu werden.'
Ich wusste, dass er wollte, dass ich es bereute, doch ich tat es nicht. Ein bisschen Würde hatte ich schließlich auch noch.Entschlossen lief ich neben ihm her und nahm seine Hand in meine.
Schweigend gingen wir zum Hotel.
Als wir wieder an dem vertrauten Fenster angekommen waren, legte er seine Arme auf meinen Rücken und zog mich an sich. Ich wühlte wie üblich in seinen zerzausten, braunen Haaren und fühlte die Schmetterlinge in meinem Bauch herumflattern, als seine Lippen die meinen berührten.
Ich seufzte, als er mich wieder freigab. 'Ich will nicht, dass du gehst.', murmelte ich mehr für mich als für ihn.
'Soll ich noch so lange bei dir bleiben, bis du eingeschlafen bist?', schlug er vor küsste vorsichtig meine Wange.
Mein Herzschlag verschnellte sich. Allein der Gedanke daran, dass Phillip in meinem Bett liegen und mich umarmen könnte, bis ich einschlief, verursachte in mir pure Vorfreude. Doch das konnte ich nicht tun.
'Ich will dich nicht vom Schlafen abhalten. Es ist schließlich schon bestimmt halb 4 oder so.'Er lachte leise. 'Erstens bleib ich für dich gerne noch etwas länger auf und zweitens kann ich morgen bis mindestens 12 Uhr schlafen. Das ist also kein Problem.'
Ich seufzte und blickte ihm in die Augen. Sie leuchteten. 'Du willst wirklich mit reinkommen?'
'Das würde ich sehr gerne.', pflichtete er mir bei und drückte mich näher an sich.
'Okay.' Ich gab ihm einen sanften, kleinen Kuss. 'Dann komm.'
Wir stiegen leise wieder in mein Zimmer. Er sah sich kurz um und hob eine Augenbraue. 'Es ist größer als mein Zimmer.'
Ich lachte. 'Die Mutter von Sarah hat sehr viel Geld, die kann sich das leisten.'
Er stimmte kurz mit ein, doch das Lachen hielt nur kurze Zeit an. Als er verstummte, tat ich es auch.
Ich glaubte, ich wusste, was er jetzt fühlte. Von einer Sekunde zur Anderen fühlte er sich geborgen und hatte plötzlich wieder Sehnsucht danach, mich zu berühren. Ich wusste es so genau, wie ich dasselbe fühlte.
Er nahm mein Gesicht in seine Hände und legte seine Lippen auf meine. In meinem Kopf schwirrte jetzt schon alles.
Langsam hob er mich an und ging mit mir zum Bett. Oder zumindest glaubte ich das, denn meine Wahrnehmung war etwas betrübt. Ich keuchte und schlang meine Arme gierig an seinen Hals, um ihn an mich zu drücken.
Er legte mich auf die weiche Matratze und befand sich über mir. Seine Finger strichen zärtlich über meinen Bauch, wovon ich eine Gänsehaut bekam. Meine Hände fuhren seinen Hals suchend hinab und legten sich auf seine muskulöse Brust. Mein Blut raste mir durch die Adern. Alles in mir verlangte nach ihm, insbesondere nach seinen Berührungen. Ich fuhr mit meinen Fingern an den Saum seines T.Shirts und schob es etwas hoch, damit ich seinen nackten Rücken ertasten konnte.
Er söhnte leise und ließ von mir ab. 'Ich glaube, das, was wir im Begriff sind zu tun, ist keine besonders gute Idee.'
'Wieso nicht?', fragte ich verdattert. Durch die plötzliche Unterbrechung unseres Handelns bemerkte ich, was ich tun wollte und lief gegen meinen Willen rot an. 'Oh, entschuldige.''Du hast nichts falsch gemacht.' Er schüttelte ebenso verlegen wie ich den Kopf. 'Es ist nur… Wir beide… kennen uns erst seit ein paar Wochen und ich fänd es irgendwie… nicht so gut, wenn wir das jetzt schon tun würden.'
Ich nickte und seufzte, als er sich von mir herunter rollte.
'Wir kennen uns einfach noch nicht sehr lange, das ist alles.' Hatte er angst, er hätte mich verletzt?
'Es ist nicht schlimm, wirklich.', beteuerte ich und kuschelte mich an ihn. Er richtete sich kurz etwas auf und nahm meine Decke, um mich zuzudecken, dann nahm er mich wieder in seine Arme.
'Du solltest jetzt schlafen.', befahl er und gab mir noch einen letzten, verführerischen Kuss.'Okay.' Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und war überrascht, wie erschöpft ich war. Sein unregelmäßiger Herzschlag löste ein Glücksgefühl in mir aus und beruhigte mich.'Gute Nacht.', flüsterte er mir liebevoll ins Ohr.
'Gute Nacht.'







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