Wegen dir

Autor: Nati
veröffentlicht am: 17.04.2009




Meeresrauschen


Ich weinte die ganze Nacht, bis meine Augen müde wurden und ich erschöpft in einen tiefen Schlaf fiel.
Ich wachte erst wieder auf, als Sarah in mein Zimmer kam.
'Julia? Julia?'
Langsam öffnete ich die Augen. 'Was ist?' fragte ich verschlafen.
'Es ist 12 Uhr. Bist du unter die Langschläfer gegangen oder hattest du eine schlimme Nacht?' entgegnete sie belustigt.
Plötzlich fiel mir die vergangene Nacht ein. Mein Herz schien bei der Erinnerung daran zu zerreißen.
'Ich … bin glaub ich ein Langschläfer geworden …' stieß ich mühevoll hervor und kämpfte gegen die Trauer an.
'Hast du hunger? Ich hab ein bisschen Zu essen geholt.'
Ich nickte reflexartig.
'Schön. Dann steh erstmal auf und so. Wir sehen uns dann gleich.' Sagte sie noch, dann verließ sie das Zimmer.
Sobald sie weg war, fühlte ich mich unglaublich leer. Ich fühlte nur eins: Schmerz.Es war, als würde jemand ein Messer in meine Brust rammen und es langsam herumdrehen.Ich schüttelte den Kopf. Daran durfte ich nicht denken. Ich holte noch einmal tief Luft, bevor ich aufstand und mich fertigmachte.

'Hey.' Sagte ich, als ich in den Wohnraum kam. Sarah und Inge begrüßten mich ebenfalls.'Ich habe uns Döner geholt.' Bemerkte Sarah und deutete auf den Küchentisch. 'Cool.'Ich ging dorthin und nahm ihn, um begierig hineinzubeißen. Irgendwo musste ich meinen Frust auslassen.
Sarah lachte auf. 'Ist irgendwas passiert?'
Es versetzte mir einen weiteren Stich, die anlügen zu müssen. 'Nein. Ich hab nur seid gestern Abend nichts mehr gegessen.'
Sie kam auf mich zu und nahm sich ihren Döner.
Es war eine peinliche Stille, doch komischer Weise wollte ich sie nicht durchbrechen. Es war leichter zu schweigen als ihr etwas vorzulügen. Noch dazu stand ich erneut kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
Ich hatte ihn alleine gelassen, obwohl er mich angefleht hat, dass ich ihn nicht verlasse.Noch ein Stich.
Schon wieder schossen mir Tränen in die Augen und ich guckte schnell in eine andere Richtung, damit man sie nicht sah.
Ich riss meine Augen auf. Ganz ruhig, dachte ich.

An diesem Tag blieb ich Zuhause. Ich wollte kein Risiko eingehen, ihn wiederzusehen. Nicht heute.
'Aber am Samstag gehen wir auf die Party, Julia. Das hast du versprochen, vergiss das nicht.' Hatte Sarah gedroht, als ich ihr sagte, ich wolle heute nicht rausgehen.
Stimmt, ich hatte es versprochen. Zumindest Sarah wollte ich jetzt nicht mehr enttäuschen. Also sagte ich zu, auch wenn mir gar nicht danach war.
Freitag war genauso trostlos. Ich las fast die ganze Zeit mein Buch.
Ich saß in dem Wohnraum auf dem Sofa, die Füße ausgestreckt. Inge saß im Sessel und Sarah am Tisch. Es war die pure Langeweile.
Es wunderte mich, dass Sarah bis jetzt noch kein Wort über … Phillip verloren hatte.
Vielleicht hat unser letzter Streit sie abgeschreckt.
'Ich geh ein bisschen einkaufen.' Beschloss Inge und warf Sarah einen bedeutenden Blick zu. Dann nahm sie ihre Handtasche und verließ das Zimmer.
Sarah atmete tief durch. 'Julia, geht's dir gut?'
Noch ein Stich.
'Ja.' Log ich.
Sie kam näher und setzte sich mit aufs Sofa. 'Ich glaube das nicht.'
Ich seufzte. 'Tut mir leid.' Murmelte ich.
'Willst du darüber reden?'
Ich überlegte einen Moment, legte dann das Buch beiseite und atmete tief durch, um den Schmerz mit Sauerstoff zu lindern.
'Ich weiß nicht wo ich anfangen soll.'
Sie sah mich bedrückt an. 'Erzähl mir das, was du mir erzählen willst.'
Ich beschloss ihr alles zu sagen, abgesehen von den Ereignissen in der vorletzten Nacht. Dafür würde ich ein bisschen beim Nachmittag dranhängen.
'Oh man … Du hast ihn da ganz alleine gelassen?' fragte sie nachdenklich.
'Ich … Ich hatte angst, dass ich nach dem Urlaub total traurig wäre ... Hab ich das Falsche getan?'
Sie sah mir in die Augen. 'Ich weiß nicht … Ich meine, einerseits ist es verständlich, dass du dich nach dem Urlaub nicht zu sehr an ihn erinnern willst, weil ihr so weit auseinander wohnt und eine Fernbeziehung schwierig ist. Aber andererseits … Julia, er ist der Junge, auf den du schon so lange gewartet hast. Vielleicht wäre es besser, diese Chance zu nutzen, so lange sie noch da ist.'
Ich wandte meinen Blick ab, musste nachdenken. Ich musste mich entscheiden, was das Richtige ist.

Es war Samstagabend, 19.00 Uhr. Sarah kam in mein Zimmer stolziert und setzte sich fröhlich neben mich aufs Bett.
'Wollen wir uns fertig machen?' fragte sie grinsend.
Ich zog die Augenbrauchen hoch. 'Wofür fertig machen?'
'Für die Techno-Party, du Dummerchen!'
'Oh, ja stimmt.' Sagte ich und stand entschlossen auf. Ablenkung wird jetzt das Richtige sein. In den letzten 2 ½ Tagen hatte ich Pausenlos an ihn gedacht, auch wenn ich es nicht wollte und es mich traurig machte. Jetzt tat ich es schon wieder.
Doch ich war überrascht, dass ich noch nicht gestorben bin, denn das Messer in meiner Brust drehte sich erbarmungslos weiter.
'Julia?' fragte Sarah verführerisch Lächelnd.
Ich verdrehte die Augen. Ich wusste genau was sie wollte. 'Ja, du darfst mich schminken.'Sie unterdrückte ein Lachen und stand auf. 'Danke.'
Als sie mit meiner Verwandlung fertig war, hatte sie mich doch komplett Angekleidet, Geschminkt und Frisiert. Anders hatte ich es aber auch nicht erwartet.
Ich hatte jetzt ein hellblau-braun gestreiftes Top und einen dunkelbraunen, knielangen Rock an.
Beide Sachen waren aus Sarahs Kleiderschrank. Sie hatte einfach mehr als ich.
Meine Haare waren offen und ich trug schwarze Mascara und Kajal.
Sarah hatte ganze Arbeit geleistet. Sie hatte mich so gut zu Recht gemacht, dass ich beinahe gut aussah. Aber nur beinahe.
Vor ein paar Tagen sah ich sogar ohne Schminke und schönen Sachen besser aus. Einfach weil ich glücklich war.
'Wir gehen dann jetzt, Mama!' rief Sarah ihrer Mutter noch zu. Ich stand schweigend neben ihr.
'Gut. Und wann seid ihr wieder Zuhause?'
'Ich weiß nicht. Aber wir haben ja einen Schlüssel.' Sie setzte sich in Bewegung. 'Und ja, wir passen auf uns auf.'
Inge grinste. 'Schön.'
Dann verschwanden wir nach draußen und gingen zum Kur-Platz. Ausgerechnet zum Kur-Platz, dachte ich. Wieso mussten da alle Veranstaltungen stattfinden?
Obwohl wir Punkt 20 Uhr da waren, war die Party schon in vollem Gange. Ich hätte nie gedacht, dass so viele Teenies auf der Insel sind.
Doch etwas bereitete mir wieder Schmerz. Alleine dieser Ort erinnerte mich an ihn und an unsere erste und zweite Verabredung … Das Messer drehte sich.
Ich schüttelte den Kopf.
'Sarah, lenk mich ab.' Bat ich hoffnungsvoll.
Sie verstand sofort woran ich dachte.
'Ich muss dich nicht ablenken. Guck dich doch mal um! Hier sind so viele Leute! Komm mit, wir tanzen jetzt!'
Sie griff nach meinem Arm und überhörte mein genervtes Stöhnen.
Als wir dann erst mal auf der Tanzfläche standen, beschloss ich einfach so zu tun als ob. Ich wirbelte mit Sarah herum und tat so als würde ich mich fallenlassen, obwohl ich mich fast die ganze Zeit nur nach einer Person umschaute. Nicht, das ich wollte, dass er da ist. Ich hatte nur angst er würde mich so 'gut gelaunt' wiedersehen.
Wenn wir uns noch einmal begegnen sollten, sollte er auch wissen, wie kaputt mich das machte, nicht bei ihm zu sein.
Völlig aus der Puste stampften wir von der riesigen Tanzfläche.
'Das war lustig.' Stellte sie lachend fest.
Ich bemühte mich, nicht künstlich rüberzukommen als ich antwortete: 'Stimmt.'
'Komm mit, wir holen uns was Zutrinken.' Schlug ich nach einer kleinen Pause vor.Sie nickte und folgte mir zum Getränkestand.
'Zwei Cola, bitte!' Ich musste schreien, damit die Bestellung überhaupt bei der Verkäuferin ankam.
Ich bezahlte sie und nahm die beiden Becher mit zu einem Stehtisch, wo Sarah auf mich wartete.
Ich trank einen Schluck, beugte mich dann zu ihr vor und sagte ihr ins Ohr:
'Hast du ihn heute Abend schon gesehen?' Ich musste es sicher haben, dass er nicht hier war. Sonst würde ich keine Ruhe bekommen.
Sie schüttelte den Kopf. 'Nein, hab ich nicht.'
'Okay.' Ich atmete tief durch. Alles in Ordnung, Julia.
Den ganzen Abend tanzten wir und überraschender Weise wurde mir nicht kalt, obwohl ich nur ein Top und einen Rock trug.
Nach gefühlten 2 Stunden, zumindest für mich, gingen wir wieder verschnaufen.
'Ich muss kurz auf Klo.' Sagte Sarah.
Ich zog die Augenbrauen hoch. 'Wo willst du denn hin?'
Sie deutete auf einen Wagen. Eine fahrbare Toilette, wahrscheinlich extra für Partys wie diese da.
'Bis gleich!' rief sie mir zu und mich allein ließ.
Ich atmete abermals tief durch, das half mir irgendwie den Schmerz zu unterdrücken.
Ich verbot mir den Gedanken an ihn und starrte ins Leere. Ich dachte an nichts.
Das erste Mal in meinem Leben wollte ich auch gar nicht denken.
Nach weiteren gefühlten 3 Stunden sah ich Sarah aus der Ferne wieder zu mir kommen. Ich grinste sie an.
Dann sah ich etwas in ihrer Umgebung, wovor ich mich schon den ganzen Abend gefürchtet hatte. Phillip war hier, an einem Stehtisch mit einem anderen Jungen, vielleicht seinem Bruder, und starrte mich an.
Mein Grinsen verschwand auf der Stelle. Stattdessen fing ich schwer an zu atmen, doch auch das konnte die Welle der Gefühle nicht davon abbringen, auf mich einzustürzen.Ich wandte meinen Blick ab und sah zu Boden. Hätte ich gestanden, wäre ich jetzt zusammengebrochen.
Das Messer drehte sich jetzt nicht mehr, nein, es wurde immer wieder hinausgezogen und wieder hineingestochen. Das war noch schmerzlicher.
Als ich an seinen traurigen Anblick dachte, wurde mir übel. Ich musste weg. Sofort.'Julia, was ist denn los?' fragte Sarah besorgt.
Ich wedelte mit den Händen herum und zeigte in eine andere Richtung.
'Ich glaube … ich … ich muss kurz frische Luft schnappen. Bis gleich, ja?'
Sie nickte schwach, verängstigt durch mein wahrscheinlich kreidebleiches Gesicht.
Wie von der Tarantel gestochen stand ich auf und konnte gar nicht schnell genug von hier wegkommen.
Ich rannte schon fast, ohne irgendeine Ahnung, wo ich hingehen sollte. Wie von selbst ging ich die Straße herunter. Ich achtete nicht auf meine Schritte, ich dachte nur an das Bild was sich fest in mein Gehirn verwurzelt hatte.
Phillip, wie er an einem Stehtisch stand und mich mit schmerzverzerrtem Gesicht anblickte.Plötzlich fand ich mich am Strand wieder. Ich war bis hier hin gelaufen. Daran konnte ich mich gar nicht erinnern, doch es war auch egal. Wenigstens konnte ich hier durchatmen. Ich war alleine, keine Menschenseele war da. Und das war gut so.
Ich hörte nur das Meeresrauschen. Das Geräusch war beruhigend. Genüsslich schloss ich die Augen und konzentrierte mich voll und ganz darauf.
So langsam wurde mein Kopf wieder klarer. Doch es wurde auch kälter. Ich stand die ganze Zeit nur auf einer Stelle und bewegte mich nicht, aus Angst, dass das Messer dann wiederkäme.
Doch es kam auch so wieder. Ohne jegliche Vorwarnung.
'Julia?' Ich erkannte seine Stimme sofort. Der Mensch, wegen dem ich überhaupt erst hier hin gekommen war, stand jetzt hinter mir.
Ich konnte nicht fliehen. Mein Magen zog sich zusammen.
'Was willst du hier?' stieß ich mühevoll hervor.
'Ich will mit dir reden.' Seine Stimme war jetzt ganz nah hinter mir. Erschrocken fuhr ich um. Sein Körper war meinem so gefährlich nahe.
Verunsichert ging ich einen Schritt zurück. 'Was … Worüber?'
'Über' setzte er an, schüttelte dann jedoch den Kopf. Das Messer stach wieder in mein Herz. 'Liebst du mich?'
Mir wurde schwindelig. Ich drehte mich um, um sein wunderschönes Gesicht nicht betrachten zu müssen.
'Was soll ich denn jetzt sagen?' fragte ich völlig konfus.
'Die Wahrheit.' Entgegnete er flüsternd.
Ich wendete wieder und sah ihn verzweifelt an.
'Liebst du mich?'
Er lächelte schwach. 'Was ist das denn für eine Frage?'
'Dieselbe die du mir gerade gestellt hast.'
Er kam wieder näher und diesmal wich ich nicht zurück. Er hob seine rechte Hand und streichelte meine Wange. Ich hielt ganz still. Mein Herz begann zu pochen, das Blut schoss heraus.
'Würdest du mit mir tanzen?' fragte er.
Ich blickte zu ihm auf. 'Ich … ich kann nicht tanzen.'
Seine Mundwinkel zuckten. 'Aber ich kann führen.'
Ich atmete zum hundertsten Mal durch und nahm die Hand, die er mir hinhielt. Er zog mich näher zu sich und begann, uns auf der Stelle zu drehen.
Mein Puls verschnellte sich. Es befriedigte mich so sehr, ihn einfach nur flüchtig festzuhalten, dass der Schmerz in meinem Herzen langsam nachließ.
'Du tanzt doch wunderbar.' Bemerkte er lächelnd.
Ich grinste unsicher. 'Nein. Nein, das tu ich nicht.'
'Na gut, du bist jetzt nicht die beste Tänzerin der Welt. Aber … mir reicht's.'
Ich blickte auf. Er sah traurig aus. Traurig darüber, dass ich Mittwochnacht weggegangen bin und ihn nie wieder sehen wollte.
'Es tut mir so leid.' Murmelte ich und merkte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten.Er zog mich nah an seinen Körper, ohne ein Wort zu sagen, und schlang seine Arme um meine Taille. Ich legte meine Hände an seinen Hals und meinen Kopf an seine Brust. Sein Herz schlug unregelmäßig, genauso wie meins.
Eine Träne rollte meine Wange herunter auf sein T-Shirt. Ich hob meinen Kopf wieder.'Tschuldige.' Schluchzte ich.
Er seufzte und kam mit meinem Gesicht auf eine Höhe, dann wischte er die Tränen weg.'Wofür entschuldigst du dich eigentlich die ganze Zeit?' fragte er sanft.
Ich schluchzte erneut. 'Dafür, dass ich dich allein gelassen habe und solche gemeinen Sachen … zu dir sagte. Und das ich dein Shirt beweint habe.'
Er beugte sich langsam vor und gab mir einen zärtlichen Kuss auf die Wange. Ich schloss die Augen. 'Wenn du mich nicht noch einmal verlässt ist es egal.'
'In 3 Wochen sind wir aber wieder getrennt.' Erinnerte ich ihn verzweifelt.
Er nahm mich fest in den Arm. 'Daran sollten wir jetzt noch nicht denken.'
Weitere Tränen flossen hinunter. 'Wein jetzt nicht.' Bat er.
Ich bemühte mich, die Fassung zu bewahren, wollte es ihm nicht noch schwerer machen. Ich vergrub mein Gesicht sehnsüchtig in seine Brust. Er war so warm. Der in den letzten Tagen fehlende Geruch stieg mir in die Nase. Sein Geruch. Die Lücken in meinem Herzen füllten sich wieder. Das schöne Gefühl war wieder da und mein Puls pochte so laut, dass er es eigentlich hätte hören müssen.
Ich konnte ein Schluchzen nicht unterdrücken, als ich sagte: 'Ich liebe dich, Phillip.'Ich kannte ihn zwar noch nicht lange, war mir aber einer Sache noch nie so sicher. Ich liebte ihn wirklich, mehr als jeden Anderen zuvor.
Er sah zu mir herab, streichelte mein Gesicht und flüsterte: 'Ich liebe dich auch.'
Dann beugte er sich erneut hinunter und sah mir tief in die Augen.
'Darf ich dich küssen?'
Mein Herz setzte einen Schlag aus und automatisch blickte ich auf den Boden. Ich lächelte unbeholfen. Das war der Moment, nach dem ich mich schon seid unserer ersten Begegnung sehnte und doch hatte ich Angst etwas falsch zu machen.
'Ich … ich bin darin glaub ich nicht … gut.' Stammelte ich aufgeregt.
Er lächelte und nahm mein Gesicht in seine Hände, sodass ich ihn ansehen musste.
Er kam meinem Mund langsam näher und flüsterte: 'Keine angst.'
Mein Herz pochte zwar weiter wie verrückt, doch ich beschloss auf ihn zu hören und mich fallen zu lassen.
Er kam meinen Lippen noch ein Stück näher. Nach einer Ewigkeit trafen sie sich. Mein Herz überschlug sich und reflexartig legte ich meine Hände in seinen Nacken.
Der Kuss war zärtlich und gefühlvoll. Alles um mich herum begann sich in eine Rauchwolke zu verwandeln. Es gab nur ihn und mich. Ich versuchte, auch wenn ich davon nicht viel Ahnung hatte, so viel von meiner Sehnsucht in den Kuss hineinzulegen, wie es eben ging. Er sollte wissen, wie viel ich für ihn empfand.
Als er sich von mir löste, wollte ich gerade anfangen zu protestieren, doch dann küsste er jeden Fleck meines Gesichts. Mein Kinn, meine Wangen, meine Stirn, meine Nase, meine Augenlider. Von diesem schönen Gefühl wurde mir schwindelig.
Dann kehrte er zu meinem Mund zurück und gab mir einen letzten, unwiderstehlichen Kuss.Ich öffnete die Augen und schaute in sein Gesicht. Er sah mich liebevoll an.
Sein Gesicht verwandelte sich zu einem verschmitztem Lächeln, während er kopfschüttelnd bemerkte: 'Und du sagst du kannst das nicht.'
Ich schmiegte mich wieder an seine harte Brust. Ich hatte soeben den perfektesten Menschen der Welt geküsst und es hatte ihm auch noch gefallen. Der Schmerz, der von meinem Herz ausgegangen war, war wie weggeblasen. In diesem Moment war alles genau so, wie es sein sollte.
Er begann wieder, uns herumzudrehen.
'Und was machen wir morgen?' flüsterte er mir ins Ohr und streichelte meinen Rücken sanft.'Was du willst.' Wisperte ich zurück und sog seinen betörenden Duft ein.
'Was ich will?'
'Ja.' Alles, was ich sagte, klang abwesend. Ich war es schließlich auch. In seiner Nähe war es mir ja schon immer schwer gefallen klar zu denken.
'Hm.' Sagte er und überlegte, während er wieder stehen blieb und meinen Hals hinunter küsste. Ich schloss genüsslich die Augen und versuchte, ihm zuzuhören, als er zwischen den Küssen beschloss: 'Lass uns hier am Strand schwimmen gehen. Es soll warm werden.'Ich wollte gerade etwas antworten, doch da spürte ich wieder seine warmen, perfekten Lippen auf meinem Puls und vergaß es. Die Küsse wanderten wieder zu meinem Gesicht und hielten an meinem Mundwinkel an.
'Julia?' fragte er neckisch.
'Was?' Vollkommen verwirrt wachte ich auf. Was hatte er nochmal gesagt?
Er versuchte ein Lachen zu unterdrücken, doch es gelang ihm nicht.
'Ich glaube, ich sollte dich nicht küssen und gleichzeitig versuchen, mit dir zu reden. Das scheint ja ziemlich nach hinten loszugehen.'
Verlegen lief ich rot an und schaute auf sein grasgrünes Shirt, das perfekt zu seinen Augen passte.
'Was hast du denn noch mal gesagt?' fragte ich schüchtern, dieser Moment war einfach zu peinlich für mich.
'Sollen wir morgen zum Strand gehen und schwimmen?'
Jetzt wo er es sagte, fiel es mir wieder ein. 'Ich, äh ja warum nicht.' Stotterte ich nachdenklich, meinen Blick noch immer auf sein Hemd gerichtet.
Er gluckste und strich über meine Arme. 'Du bist so süß, wenn du verlegen bist.'
Ich sah auf und streckte ihm entschlossen die Zunge raus. Er zog eine Augenbraue hoch. 'Werden wir wieder frech?'
Er stellte sich schon in Bereitschaft um mich durchzukitzeln, doch diesmal war ich schneller als er.
'Hättest du wohl gern!' rief ich noch, während ich losrannte.
Er kam mir natürlich hinterher, schien jedoch mit Absicht etwas langsamer zu laufen, um es gerechter zu machen. Irgendwie war es beleidigend, aber ich wollte nicht weiter darüber nachdenken, sondern darauf achten, dass ich nicht über meine eigenen Füße stolperte.Er zögerte es immer weiter hinaus mich zu fangen und deshalb blieb ich aus Erschöpfung nach einer Weile stehen. Wohl wissend, dass ich gleich tot sein würde.
Er rannte von hinten auf mich zu, schlang seine Arme um mich und sagte: 'Was? Schon aus der Puste?' Dann fing er an meinen Bauch zu kitzeln. Lachend ließ ich mich zu Boden sinken, wie ich es immer tat und flehte darum, dass er aufhörte.
Nach einer Weile lag er auf mir und beendete mein Leiden. Anscheinend hatte er bekommen was er wollte.
'Bist du jetzt zufrieden?' keuchte ich unter ihm.
'Wenn ich ehrlich bin, ja. Ich meine, ich liege über dir und du kannst nicht wegrennen. Was gibt es besseres?' Während er versuchte, es ironisch rüber zu bringen sah ich, dass seine Augen leuchteten.
Ich atmete einmal tief durch und strich mit meinen Händen über seine Wange. Er schloss die Augen und schmiegte sich an sie.
'Ich will auch gar nicht wegrennen.' Flüsterte ich, verließ mit meinen Händen sein nahezu perfektes Gesicht und schlang meine Arme um seinen Rücken, um ihn weiter zu mir hinunterzuziehen. Er lächelte schief und kam meinen Lippen näher. Mein Herz schlug wie verrückt. Mein Körper begann ein wenig zu zittern.
'Hast du noch angst?' hauchte er verführerisch, als er kurz vor meinem Mund anhielt. Ich atmete hörbar aus.
'Nein.'
Dann legten sich seine Lippen zum dritten Mal zärtlich auf meine.
'Ich liebe dich.' Flüsterte er nachdem wir uns voneinander gelöst hatten.
'Ich liebe dich auch.'
Er lächelte und setzte sich auf, um mich hochzuziehen und auf seinen Schoß zu setzten. Ich legte meinen Kopf auf seine harte Brust und seufzte wohlig.
'Hm' setzte ich an. 'Also ich würde ja nur zu gerne mit dir für immer und ewig hier sitzen bleiben, aber dann würde Sarah einen Kollaps vor Sorge um mich bekommen.'
Er lachte und strich mit seinen Fingern durch mein vom Wind zerzaustes Haar.
'Na dann wollen wir sie mal nicht noch länger warten lassen.'

Hand in Hand gingen wir langsam zurück zu der Party.
'Sag mal, wollen wir jetzt gemeinsam zu ihr gehen?' fragte ich unsicher.
Er gluckste. 'Denkst du das würde sie nicht verkraften?'
'Äh … ich bin nicht sicher.'
Er hielt mich an und sah mir tief in die Augen. 'Das wird schon klappen.' Sagte er schließlich.
Ich atmete tief durch und nickte. Er gab mir noch einen Kuss auf die Stirn, mein Herz begann laut zu pochen, nahm wieder meine Hand und dann liefen wir weiter.
Ich musste erst mal realisieren, was gerade eben passiert war. Es kam mir so unmöglich vor, dass er mich wirklich wollte.
Ich blickte zu ihm rüber, um sein nahezu perfektes Antlitz zu betrachten. Seine Haare standen in allen möglichen Richtungen ab, seine Augen leuchteten tief grün. Ich musste lächeln; immer, wenn sie so leuchteten, war er glücklich. Und heute schienen sie besonders hell zu sein.
Ein Grinsen umspielte seine Lippen und er wandte sich zu mir.
'Ist mein Aussehen so beeindruckend?'
'Mehr als das.' Sagte ich bestimmend. 'Wie kommt es, dass so jemand wie du keine Freundin hat?'
Er schlang seinen Arm um meine Schulter und küsste mein Ohr, bevor er flüsterte: 'Ich habe doch eine Freundin.'
Sein Atem kitzelte an einem Ohr. Es war fast unmöglich nachzudenken, doch irgendwie gelang es mir.
Meine Mundwinkel zuckten. 'Ich meinte, wie so jemand wie du überhaupt einmal keine Freundin haben kann.'
'Hm …' Er überlegte. 'Vielleicht habe ich im Unterbewusstsein gehofft, dass ich dich treffe.'
Mein Herz machte Luftsprünge und Schmetterlinge begannen in meinem Bauch herumzuflattern. Dieses Gefühl war so unbeschreiblich schön.
Ich seufzte und antwortete: 'Möglich.'
Wir waren mittlerweile wieder am Kur-Platz angekommen. Ich atmete tief durch und suchte, während Phillip mich in seinen warmen Armen hielt, Sarah. Es dauerte nicht lange, dann hatten wir sie gefunden.
Ihr fiel die Kinnlade runter, als sie uns beide sah. Dann zog sie provozierend ihre Augenbraue hoch. 'Willst du mir vielleicht was erzählen?' fragte sie grinsend.
Ich seufzte. 'Ja, ich denke schon.'
Also erzählte ich ihr, dass Phillip und ich jetzt zusammen waren. So unglaublich sich das für mich auch anhörte, aber wir waren zusammen. Phillip stand neben mir und hielt meine Hand.'Wow.' Sagte sie als ich mit meiner Erzählung fertig war und wechselte mit ihrem Blick zwischen Phillip und mir hin und her. Dann lächelte sie zufrieden.
'Ich wusste, dass aus euch was wird.'
Phillip grinste und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Ich schloss die Augen und genoss seine Berührung. Er hatte mich jetzt schon seid bestimmt 15 Minuten nicht mehr geküsst, das war unerträglich.
Erst nachdem sich seine Lippen von meiner Stirn lösten merkte ich, dass wir nicht allein waren. Verlegen schaute ich zu Sarah, sie grinste.
'Man seid ihr süß.' Bemerkte sie. 'Aber wir müssen jetzt auch mal wieder los. Meine Mutter bekommt sonst noch einen Anfall.'
Phillip kicherte vor sich hin. 'Mütter.'
'Kannst du laut sagen.' Stimmte sie zu und schenkte ihm ein Lächeln. Sie schien meinen bösen Blick nicht zu bemerken.
'Schön. Julia, ich warte da hinten auf dich.' Sagte Sarah, deutete auf ein Haus und zwinkerte mir zu. Ich verstand sofort und vergaß ihren flirtversuch mit Phillip. Sie tanzte zufrieden die Straße entlang, ich ging mit Phillip aus der Menge.
Er führte mich unter einen Baum. Es war sehr schattig dort.
'Was soll das?' fragte ich belustigt.
'Sarah will doch sowieso zugucken, aber den Spaß verderbe ich ihr.' Flüsterte er und zog mich in seine Arme.'Wobei will sie zugucken?'
Er lächelte verschmitzt, dieses Lächeln erkannte ich sogar in der Dunkelheit. 'Dabei…' murmelte er und legte seine Lippen behutsam auf meine. Ich legte meine Hände in seinen Nacken und fuhr durch seine Haare, darauf bedacht, sie noch unordentlicher zu machen als sie ohnehin schon waren. Er zog mich an meiner Taille enger an seinen Körper, was mir nur recht war. Mein Herz pochte wild. Ich wollte ihn am liebsten mitnehmen, obwohl ich wusste, dass ich das sowieso nicht durfte. Dann beendete ich den Kuss, aber nur, weil ich wieder Sauerstoff brauchte und es mir langsam schwindelte.
Ich spürte, wie er mit seinen Fingern durch meine Haare strich und sein Gesicht in ihnen verbarg. Er atmete tief ein.
'Du reichst so gut.' Hauchte er.
Mein Herz setzte aus und ich schloss die Augen. Alles, worauf ich achtete, waren seine Bewegungen. Plötzlich verließ er mein Gesicht und nahm meine Hände in seine. 'Wir müssen uns so langsam verabschieden.'
Ich seufzte und mein Gesichtsausdruck wurde traurig. Er schien das zu sehen, denn er fing an zu glucksen.
'Morgen bin ich wieder da.' Flüsterte er und küsste meine Halsbeuge.
'Das ist schön.' Murmelte ich vor mich hin. Meine Gedanken hatten sich verabschiedet. Ich war, wie immer wenn er mich küsste, wie benebelt.
Er lächelte und hob den Kopf. 'Soll ich dich morgen Mittag abholen? So gegen 2?'Ich nickte zufrieden und näherte mich seinem Gesicht. Abermals berührten sich unsere Lippen, bis ich schließlich einsah, dass Sarah gerade wahrscheinlich vor Aufregung starb.Widerwillig löste ich mich von ihm und murmelte böse: 'Mach es mir doch nicht so schwer, zu gehen.'
Er kicherte und ließ mich los. 'Dann bis morgen.' Wisperte er und küsste noch ein letztes Mal meine Haare. 'Entschuldige, ich kann nicht anders.'
Dann verschwand ich und ging zu Sarah.







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