Wegen dir

Autor: Nati
veröffentlicht am: 05.04.2009




Stimmungsschwankungen 1

Am nächsten Morgen stand ich schon um 9 Uhr auf und ging zum Kleiderschrank. Was sollte ich bloß anziehen?
Ich kratzte mich am Hinterkopf und beschloss, erst duschen zu gehen und dann diese erheblich schwierige Entscheidung zu treffen.
Beim Duschen kam mir dann eine Idee, mit der ich sehr zufrieden war. Das würde mir helfen, mein schlechtes Gewissen gegenüber Sarah zu reinigen.
'Hey Sarah, hast du Lust gleich mit mir ein bisschen in die Stadt zu gehen?' fragte ich sie während ich den Frühstückstisch deckte.
Ihre Augen blitzten auf.
'Das ist nicht wirklich eine Frage, oder?'
Ich grinste sie an. 'Also ja?'
'Ja, klar! Was brauchst du denn?' Sie begutachtete mein Outfit und verstand augenblicklich. Ich brauchte so ziemlich von allem neue Sachen. Egal ob Jeans, Tops, Röcke oder Kleider, mein Sortiment war überholungsbedürftig.
Ich sah mir wieder in die Augen. 'Okay. Das machen wir gleich.'
Ich lachte in mich hinein. 'Danke.'
Nachdem wir gegessen hatten, verabschiedeten wir uns von Inge und gingen in die Stadt.'Du brauchst ein neues Outfit für dein Date, nicht wahr?' fragte sie mich neckisch.Ich lief rot an. 'Hm. Eigentlich wollte ich sowieso mit dir Shoppen gehen.' Das war noch nicht mal gelogen.
'Jaja. Ich weiß schon.' Sie grinste und sah auf die Straße.
Sie glaubte mir nicht. Natürlich glaubte sie mir nicht! Ich schüttelte den Kopf und kicherte.'Also, wonach sollen wir uns umsehen?' fragte ich. 'Ich meine … Was steht mir?' Ich schüttelte mich, dass ich das wirklich gesagt hatte. Ich erwartete, dass sie sich jetzt über mich lustig machen würde, weil ich wusste, dass mir nichts sonderlich steht.
Doch sie sah mich prüfend an.
'Hm. Ich denke, wir sollten dir ein Kleid besorgen. Und vielleicht noch ein Top oder einen Rock. Aber das Kleid ist Pflicht.'
Erleichtert darüber, dass sie die Frage ernst genommen hatte, nickte ich.
Esprit fanden wir nicht, doch wir fanden einen anderen, schönen kleinen Laden in dem es Kleider gab.
Sie gab mir viele verschiedene Kleider, die ich anprobieren sollte, doch wir entschieden uns für das Erste, was wir gefunden hatten. Oder besser gesagt sie gefunden hatte. Ich stand eigentlich nur in der Ecke und fragte mich, wo sie diese ganzen Sachen gefunden hatte.'Das steht dir echt am besten.' Betonte sie immer wieder, während ich mich kritisch im Spiegel betrachtete.
Natürlich hatte sie recht. Das Kleid war etwa Knielang, weinrot mit weißen Punkten und mit V-Ausschnitt. Es war einfach wunderschön.
Und zu meinem Erstaunen stand es mir besser, als ich gedacht hatte.
'Du hast recht.' Sagte ich beschlossen. 'Das kauf ich.'
Sie grinste triumphierend. Diesen Blick hatte sie einfach drauf.
Ich seufzte und zog mir wieder meine normalen Sachen an.
Wieder im Hotel angekommen, hatte ich noch eine Stunde, um mich fertig zu machen.Ich beschloss meine braunen, lockigen Haare zu einem Zopf zusammenzubinden und den Pony im Seitenscheitel zu tragen. Ich legte ein bisschen Mascara auf und zog das Kleid an.Ich sah für meine Verhältnisse ganz gut aus, dachte ich als ich mich im Spiegel sah und schlüpfte in meine Flip-Flops rein. Erstaunlicher Weise passten sie zum Kleid. Sie waren rot.Ich verließ mit Sarah das Hotel und dachte nach.
'Was machst du denn jetzt?' fragte ich sie bedrückt. Es tat mir leid, dass ich sie schon wieder allein ließ.
Sie verdrehte die Augen. 'Ich geh zum Strand. Da macht man nette Bekanntschaften.'
Ich fühlte mich augenblicklich ein bisschen besser und zog die Augenbrauen hoch.
'Soso?' fragte ich neckisch. 'Du bist vergeben, vergiss das nicht.'
Sie streckte mir die Zunge raus. 'Du denkst auch immer nur an das Eine. Wer sagt, dass ich da Jungs treffe?'
'Ich dachte ja nur.' Erwiderte ich lächelnd.
Sie lachte und stieß mir mit ihrem Ellbogen in die Seite.
'Geh du erstmal zu deinem Date!' anscheinend wollte sie von Thema ablenken. Mein Herz setzte einen Schlag aus als sie mein Treffen mit Phillip erwähnte und ich lachte.
Ich musste mich wohl noch daran gewöhnen, mich mit männlichen Wesen zu treffen. Das hatte ich vorher noch nicht getan, doch es fühlte sich gut an, dass mich ein Junge nett fand.Wenn ich nur daran dachte, dass ich ihn gleich wiedersehen und wieder einen wunderschönen Nachmittag haben würde, wurde mir warm ums Herz. Ich konnte nicht glauben, dass ich es überhaupt verdient hatte mit so einer süßen und Gutaussehenden Person auszugehen.
Ich grinste und schüttelte den Kopf.
Er hatte recht, ich dachte zu viel nach. Natürlich hatte er recht.
'Okay, ich muss jetzt auch los.' Sagte ich als ich einen Blick auf meine Armbanduhr warf. 'Bis heute Abend. Ich bin um ungefähr 6 Uhr wieder da.'
Sie lächelte mich aufmunternd an. 'Du machst das schon.'
Ich erwiderte ihr Lächeln. 'Danke. Dann bis gleich.'
Ich rannte schon fast zum Kur-Platz, so sehr freute ich mich auf das Treffen.
Es war nicht so wie gestern, dass ich Angst hatte. Nein, ich freute mich so sehr, dass ich hätte platzen können.
Fröhlich stolzierte ich den Weg entlang. Ich war stolz auf mein neues Sommerkleid. Sarah hatte ganze Arbeit geleistet.
Und dann sah ich ihn auf einer Bank sitzend. Mein Puls verschnellte sich als er sich mit den Fingern durch seine verstrubbelten Haare ging. Anscheinend wollte er sie noch einmal zurechtlegen, obwohl es sinnlos war. Der Wind hier auf der Insel war gnadenlos, er zerstörte jede Frisur.
Doch ich hatte mich heute perfekt gegen ihn gerüstet. Einem Pferdeschwanz konnte er nichts anhaben.
Vorsichtig lief ich auf Phillip zu. Ich versuchte so graziös wie möglich auszusehen, auch, wenn das nur schwer möglich war.
Als er mich erblickte stand er auf und kam mir entgegen. Sein Gang war so lässig und gekonnt, dass ich neidisch wurde. So locker hatte ich das nicht hingekriegt.
Ich weigerte mich mir vorzustellen, wie ich ausgesehen hatte, als ich auf ihn zuging.
'Hey.' Begrüßte er mich. 'Du lebst ja noch.'
Ich lachte und merkte, dass ich rot wurde. Mal wieder. 'Ja, meine Verspätung war wohl doch nicht so schlimm.'
Er lächelte schief und sah mich an. Das ließ mein Herz schneller schlagen.
'Gut. Ich dachte schon, ich müsste dir hinterherlaufen und dich vor deiner hysterischen Freundin und ihrer Mutter retten.'
'So schlimm sind sie auch nicht.' Gluckste ich. 'Und was machen wir heute?'
Er zog die Augenbrauen hoch.
'Ich weiß nicht. Ich dachte, ich lasse dich heute mal aussuchen.'
'Du weißt aber schon, dass ich mir hier so gar nicht auskenne, oder?' fragte ich und runzelte die Stirn. Ich wusste, dass das kein richtiger Grund war, aber ich war nun mal nicht spontan und konnte schlecht kurzzeitig Entscheidungen treffen.
'Das ist doch egal. Komm mit, wir sehen uns ein bisschen in der Stadt um.'
Er lief bereits los, als ich noch meine Gedanken ordnete.
'Wonach denn?' fragte ich verdutzt.
'Nach irgendwelchen Freizeitaktivitäten, die hier angeboten werden, was sonst?' sagte er und verdrehte lachend die Augen.
'Oh, äh … Ja, klar.'
Ich ging auf ihn zu und merkte, dass er mich musterte.
'Was ist?' fragte ich und sah ihn an.
Ein Lächeln umspielte sein Gesicht und seine Augen sahen an mir herunter.
'Das Kleid steht dir sehr gut.'
Verlegen schaute ich zu Boden und meine Wangen färbten sich. Meine Gesichtsfarbe musste jetzt der des Kleides entsprechen, dachte ich und regte mich innerlich darüber auf.
Kaum sehbar verdrehte ich die Augen und murmelte: 'Findest du?'
Sein Lächeln wurde zu einem Grinsen. 'Sonst würde ich es nicht sagen.' Er beugte sich so weit herunter, bis er mit meinem Gesicht auf gleicher Höhe war.
'Julia?' fragte er und sah mich eindringlich an. Ich beschloss, seinen Blick zu erwidern. Auch, wenn ich rot wie eine Tomate war. Das Grinsen war verschwunden.
'Ja?'
'Ich hab das ernst gemeint.'
Seine grünen Augen leuchteten. Er sah mich so sanft und aufrichtig an, dass ich vergaß zu atmen. Als mir das auffiel, atmete ich zittrig ein und roch seinen süßen Duft. Das war das erste Mal, dass er mir so nah war und aus irgendeinem Grund genoss ich seine Nähe, statt mich zu fürchten. Ich hatte gedacht, ich würde aus Angst davor, dass er mich berührt einen Schritt zurück machen, doch ich blieb ganz stumm auf einem Fleck stehen und wartete sehnsüchtig darauf, dass er noch näher kam.
'Ich weiß.' Flüsterte ich.
Langsam wich er zurück und lächelte. 'Gut.'
Noch etwas benommen von seinem zauberhaften Geruch folgte ich ihm in die nahegelegene Stadt.
Ich fühlte mich jetzt aus irgendeinem Grund viel wohler und sicherer bei ihm. Vielleicht lag es daran, dass er mir so ein Kompliment gemacht hatte, oder daran, dass er mir so nah gekommen war und ich jetzt wusste, dass ich keine Angst haben musste.
Lächelnd ging ich neben ihm her und komischer Weise fiel es mir jetzt auch leichter, entspannt zu laufen.
Als wir an einem Bowlingcenter vorbeikamen, blieb ich stehen und betrachtete es genau.Verdutzt drehte er sich um. 'Was ist?'
'Ich denke, wir sollten bowlen gehen.' Sagte ich bestimmt.
Er zog die Augenbrauen hoch und grinste spöttisch. 'Zu zweit?'
'Lass mich doch.' Erwiderte ich schmunzelnd. 'Komm wir gehen jetzt bowlen.'
Kichernd kam er hinter mir her.
'Hallo.' Sagte ich zu einer Dame, die am Tresen stand. 'Wir würden gerne bowlen.'
Ich zeigte auf Phillip und mich.
Lächelnd fragte sie: 'Schön. Und wie lange? Eine oder zwei Stunden?'
Ich sah Phillip fragend an. 'Zwei Stunden.' Sagte er höflich.
'Schön. Das macht dann 30 Euro. Braucht ihr noch Schuhe?'
Wir nickten.
'Dann macht das 35 Euro.'
Ich zückte mein Portemonnaie und begann bereits, mein Geld herauszusuchen, doch dann stieß mir Phillip gegen den Arm.
'Ts.' Sagte er empört und schüttelte den Kopf. 'Hier bitte.' Er gab der Frau die 35 Euro.Sie gab uns Schuhe, führte uns zu unserer Bahn und erklärte, wie man den Punktezähler betätigte.
Als sie verschwunden war, wandte ich mich zu Phillip und zog die Augenbrauen hoch.'Ich wollte zahlen.' Murrte ich.
Er verdrehte die Augen. 'Als ob ich dich bezahlen lasse.'
'Warum solltest du nicht?'
'Es ist Tradition, dass der Mann alles bezahlt.' Sagte er und lächelte mich an.
Meine Wut verflog auf der Stelle, als ich seinen wunderschönen Blick sah. Wie konnte ich nur einen Moment auf diese süße Person sauer sein?
Er kam auf mich zu und verschränkte die Arme vor der Brust.
'Kannst du überhaupt bowlen?' fragte er lachend, da er sich die Antwort schon denken konnte.
Ich schüttelte energisch den Kopf. 'Nein, du?'
'Ich kann alles.' Bemerkte er und grinste triumphierend.
Ich prustete los. 'Bah! Hier stinkt's nach Eigenlob!'
'Na-na-na. Wirst du wieder böse? Du weißt, was die Strafe dafür ist.' Er wackelte mit den Augenbrauen und sah mich böse an.
Auf der Stelle zügelte ich mein Gelächter und rannte ängstlich davon.
'Hey!' rief er und folgte mir. Natürlich kam ich nicht weit. Er mit seinem muskulösem, athletischem Körper, und dann ich: Das Durchschnitts-Mädchen. Schon nach 10 Sekunden Verfolgungsjagd hatte er mich gefangen und kitzelte mich durch.
Keuchend flehte ich: 'Ich hab doch aufgehört zu lachen! Bitte, lass mich los!'
'Ja, aber du bist weggelaufen.'
'Ach, ist das auch ein Grund mich durchzukitzeln?' fragte ich und versuchte erneut, mich aus seinem Griff zu befreien. Vergeblich.
'Ja, natürlich.' Lachte er. 'Okay, ich glaube das ist genug. Du bist ja schon ganz erschöpft.' Er presste seine Lippen aufeinander, um nicht noch einmal loslachen zu müssen und ließ mich los.
Stöhnend ließ ich mich zu Boden sinken. Ich hätte nie gedacht, dass lachen so anstrengend sein kann.
Phillip stand vor mir und sah stirnrunzelnd zu mir herab.
'Willst du da sitzen bleiben?' fragte er spöttisch.
Ich nickte, noch immer außer Atem. Er gluckste und bückte sich.
'Okay, Oma. Ich setz dich auf etwas Bequemeres.'
Dann nahm er mich auf seine Arme, wie ein Mann in Liebesfilmen es tut, wenn er seine Frau ins Schlafzimmer trägt.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich mein Gesicht so unauffällig wie möglich an seinen harten, warmen Körper schmiegte und seinen süßen, verführerischen Duft einatmete.Es schien, als würde er mich gegen seine Brust drücken. Als würde er wollen, dass ich ihm in diesem kurzen Augenblick so nah wie möglich bin. Doch das war wahrscheinlich nur ein Wunschdenken meinerseits.
Nach viel zu kurzer Zeit setzte er mich auf einem Stuhl ab.
'Geht's jetzt wieder?' fragte er lächelnd und sah mir tief in die Augen.
Es war unmöglich, seinem Blick auszuweichen, obwohl ich nur so klar denken konnte.Ich holte tief Luft und stammelte: 'Äh … Ja, es … es geht schon wieder.'
'Sollen wir nicht mal anfangen?' bat er grinsend.
'Ja, schließlich hat der Herr ja 35 Euro dafür ausgegeben, weil er mich nicht zahlen lassen wollte.' Erwiderte ich sarkastisch.
Sein Grinsen wurde breiter. 'Jap. Also komm.'

'Das war lustig.' Sagte ich, als wir vor der Tür des Bowlingcenters waren.
'Ja.' Erwiderte er. 'Und ich fand, dafür dass du gesagt hast, du kannst es nicht, ging es ganz gut.'
Ich grinste, als ich mich daran erinnerte, wie ich beim ersten Versuch ausgesehen hatte und war froh, dass Phillip uns in der Zeit etwas Zutrinken bestellt hatte.
Ich hatte bestimmt nicht sexy ausgesehen.
'Ja, ich wunder mich auch.'
'Und jetzt?' fragte er, während wir einen Weg hinunterliefen.
Ich zuckte die Schultern. 'Ich weiß nicht. Ich glaube, wir sollten ein bisschen was essen gehen, ich hab Riesenhunger.' Im gleichen Moment knurrte mein Magen. 'Sag ich doch.'Phillip lachte in sich hinein. 'Schön. Dann wollen wir mal sehen, dass du was isst. Worauf hast du hunger?'
Ich überlegte einen Moment. 'Pizza wäre gut.' Sagte ich, doch dann fiel mir plötzlich ein, dass ich ja gleich mit Inge und Sarah essen würde. Ich durfte mich jetzt nicht vollfressen, sonst wären sie bestimmt sauer.
'Ach misst.' Murmelte ich und blieb stehen. 'Ich geh gleich mit meiner Freundin und ihrer Mutter essen.'
Phillip kam auf mich zu und lehnte sich lässig gegen eine Hauswand. 'Hm. Wenn du nichts essen willst. Ist ja deine Sache ob du verhungerst oder nicht.' Er unterdrückte ein Grinsen.Ich funkelte ihn an. 'So schlimm ist es auch wieder nicht.' Betonte ich und lehnte mich ebenfalls gegen die Wand.
Er zog eine Augenbraue hoch als sich mein Magen erneut meldete.
'Das hat nichts zu bedeuten.' Sagte ich schlicht und wandte meinen Blick von ihm ab.'Natürlich nicht.' Man konnte heraushören, dass er das witzig fand und ich musste mich zügeln, um nicht auch loszulachen. Das würde gerade nicht zu meiner Stimmung passen. Ich wollte wütend sein, mir war so danach.
Ich sah auf meine Uhr.
17.39 Uhr.
Ich hatte aus irgendeinem Grund das Bedürfnis, einen auf geheimnisvoll zu machen und einfach zu gehen. Ich hatte das Gefühl, das machte mich interessanter.
Doch meine Höflichkeit siegte. Ich konnte nicht gehen, ohne mich zumindest zu verabschieden.
'Ich muss jetzt gehen.' Sagte ich, stieß mich von der Wand ab und lief los.
Im selben Moment tat Phillip es mir gleich und zog mich an Arm wieder zurück zu sich. Dann drückte er mich sanft wieder gegen die Wand und stützte sich rechts und links von mir ab, sodass ich nicht mehr die Möglichkeit hatte, wegzugehen.
'Warte.' Flüsterte er. Was anderes war auch gar nicht nötig, so nah wie er mir war. Mir wurde plötzlich unglaublich heiß, auch wenn ich nur ein Kleid anhatte und es Draußen schon abgekühlt war. Mein Herz pochte in meiner Brust, vor Aufregung, was als nächstes passieren würde.
Ich spürte seinen süßen Atem auf meiner Haut und meine Nackenhaare stellten sich auf.Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen und wisperte: 'Ja?'
Ich sah in seine wunderschönen, tiefgrünen Augen. Sie funkelten.
'Gibt es eine Möglichkeit, dass du dich heute Nacht raus schleichst? Ich möchte dir was zeigen.'
Ich atmete zittrig ein und musste einen Moment überlegen, was er überhaupt gesagt hatte. Seine Stimme war so wunderschön, dass ich nicht richtig auf die Worte achtete, sondern nur auf den Klang.
Ich versuchte zu denken, auch wenn ich keinen klaren Gedanken fassen konnte. Durch die Wärme und den Duft, die von ihm ausgingen, war mein Gehirn wie benebelt.
Doch plötzlich fiel mir etwas ein.
'Ja. Ähm … ich könnte mich …. Äh, also ich könnte aus dem Fenster klettern. Wir wohnen im … Erdgeschoss.' Es war schon fast peinlich, dass ich so stotterte. Doch ich konnte nicht anders.
Ein Lächeln huschte ihm über die Lippen und ich wusste nicht, ob es war weil ich keinen richtigen Satz formulieren konnte oder weil ich ihm gerade zugesagt hatte.
'Soll ich dann vor dem Hotel auf dich warten?'
Wie konnte er so ruhig bleiben? Ich wurde hier fast wahnsinnig und er war vollkommen gelassen.
'Ich …äh' stotterte ich hilflos. 'Ja. Ja, von mir aus.'
Er kam meinem Gesicht näher.
Ich wusste, was jetzt gleich passieren würde und bekam beinahe einen Herzinfarkt vor Aufregung. Mein Atem ging unregelmäßig.
Doch statt meinen Mund mit seinen wohlgeformten, perfekten Lippen zu berühren, legte er seine Wange an meine und flüsterte mir ins Ohr:
'Um 3 Uhr heute Nacht.'
Dann ließ er langsam seine Hände sinken.
Ich durfte gehen.
Noch ganz benommen von seinem Geruch und seinen Worten stolperte ich davon. Ich verabschiedete mich nicht von ihm, doch ich hatte das Gefühl, das war auch gar nicht nötig.Als er nicht mehr zu sehen war atmete ich tief durch und mein Puls schien sich wieder zu beruhigen.
Ich ging das 'Gespräch' noch einmal durch und mir wurde klar, dass ich einige wichtige Fragen gar nicht gestellt hatte.
Warum wollte er mir was zeigen?
Wo wollte er überhaupt mit mir hin?
Warum heute Nacht und nicht morgen?
Woher wollte er überhaupt wissen wo mein Hotel war?
Die ganzen Fragen schwirrten erst jetzt in meinem Kopf herum. Vorhin war ich zu benebelt, um daran zu denken.
Ich würde mich wohl überraschen lassen müssen. Mir blieb nichts anderes übrig.
Wie in einer Trance lief ich zum Hotel, noch immer an Phillip denkend. Die Fragen verließen meinen Kopf einfach nicht mehr.
Und was sollte ich Sarah erzählen? Sie wird mich heute Abend sofort Fragen, wann Phillip und ich uns wieder treffen. Was sollte ich ihr dann sagen? Ich konnte ihr schlecht erzählen, dass ich mich heute Nacht raus schleiche und er mich dann irgendwohin bringt. Bei dem Gedanken daran schlug mein Herz schneller. Phillip und ich alleine an einem Ort, mitten in der Nacht. Aber da durfte ich jetzt nicht dran denken.
Ich beschloss, es erst mal für mich zu behalten und heute Abend ganz schnell ins Bett zu gehen, damit sie gar nicht die Gelegenheit bekam, mich zu fragen, wann ich mich das nächste Mal mit ihm treffe.
Ich nahm mir ab jetzt vor, meine Gedanken abzustellen. Zumindest für diesen Abend. Sonst würde Sarah bestimmt was merken.







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