If You Disappoint Me - Teil 61

Autor: RaggioDiSol
veröffentlicht am: 31.12.2012


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Ich parkte gegen abend auf dem Parkplatz zum B&B Motel in Atlanta. Diesen einen Abend musste ich noch hier verbringen, dann war ich morgen früh endlich in Miami.
Etwas aufgeregt war ich schon, aber vielmehr störte mich der Gedanke, mich vor Jack zum Affen zu machen. Ich hasste diesen Mann, schon von anfang an. Aber je mehr ich ihn hasste, desto mehr spürte ich, wie ich ihn eigentlich liebte. Es war keine Leidenschaft. Keine pure Leidenschaft, die uns in einer Art Affäre zusammengebracht und nun wieder auseinandergebracht hatte. Nein, es war Liebe. Das spürte ich. Ich könnte für ihn alles tun. Selbst, wenn das bedeutete, dass ich ihn nie weider sehen durfte. Meine Wut galt mehr mir selbst, als ihm. Ich hatte mir das Ganze selbst eingebrockt und nicht mitgedacht. Wäre ich von Vorneherein etwas behutsamer gewesen, hätte ich uns das Ganze ersparen können. Es hatte mit Leidenschaft angefangen, aber ich spürte, dass meine Liebe zu ihm eigentlich größer war, als die reine leidenschaftliche Anziehung. ER musste nicht bei mir sein, damit ich ihn liebte. Ich liebte ihn in meinen Atemzügen. Ich liebte ihn mit jedem Wind der wehte und jedem Sturm , der ausbrach. Ich liebte ihn sogar in meinen Träumen, als ich fälschlicherweise dachte, dass Daniel der Richtige für mich war. Ja, selbst da liebte ich ihn.
Ich ging die Treppen des schäbigen Gebäudes hinauf und schloss die Tür zu Zimmer 17 auf. Es war dunkel. Meine Finger tasteten die Wand entlang, bis sie einen altmodischen Schalter fanden und diesen umlegten. Grelles Neonlicht erhellte daraufhin das kleine Zimmer. Mein Zimmer in St. Louis war viel schöner und naja, hygienischer. Hier sah alles so gelblich aus, wie aus einem historischen Roman. Ich ging in einen Nebenraum, bei dem es sich um das Badezimmer handelte und öffnete gespannt die Tür und fand zu meinem Erstaunen eine sowohl saubere Toilette, als auch Dusche. Mein Gebäck platzierte ich danach auf dem quietschenden Bett und setzte mich kurz dazu. Gegenüber hang ein großer alter Spiegel. Ich sah dort in diesem Spiegel eine Frau, deren Aussehen ich in den letzten paar Stunden Fahrt wieder vergessen hatte. Das einzige, was sich nicht geändert hatte waren die Augen. Sie wirkten immer nch müde und traurig. Ein Hundebellen vor der Tür des Nebenzimmers riss mich aus meinen Gedanken und ich zuckte zusammen. In Vorfreude auf eine heiße Dusche streifte ich meine Jacke ab und zog meine Schuhe aus...
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Jack und ich kamen gegen ca. 20 Uhr in Miami an. An der Rezeption baten wir einen Angestellten um ein Zimmer.
"Eine Suite" fügte Jack noch hinzu und ich lächelte den Angestellten an, der laut Namensschild Tom Rogers hieß.
Dieser erwiderte mein Lächeln zuvorkommend und blätterte in seinem Buch. Dann tippte er etwas in den Computer.
"Wir haben nur noch eine Suite frei, Sir. Und die kostet-"
Jack hob die Hand und unterbrach ihn:" Der Preis spielt keine Rolle."
Tom Rogers nickte zufrieden und tippte weiter in seinem Computer. Er blickte kurz auf und fragte: "Kann ich ihren Ausweis haben?" .
Jack nickte und wandte sich mir zu.
"Liebling, hast du die Ausweise?" fragte er mich.
Ich kramte in meiner Tasche und zog die beiden gefälschten Ausweise heraus, die Jerry in das Päckchen gelegt hatte und reichte sie Tom Rogers lächelnd.
"Danke.." erwiderte dieser, warf einen kurzen Blick auf unsere Ausweise und lächelte freundlich.
"Danke, Mrs Ford. Einer reicht aber." sagte er und schob mir beide zu.
"Nehmen sie den meines Mannes..." antwortete ich ohne einen Blick auf die Ausweise zu werfen und hakte mich bei Jack unter, "Schließlich geht das alles auf seine Rechnung, stimmt´s Schatz?".
Jack lachte zustimmend und Tom Roger nahm Jacks Ausweis und gab die Information in den Computer.
"Wie lange möchten sie bleiben?" fragte er noch.
Jack und ich sahen uns gegenseitig an. Ich überließ ihm das Sprechen. Er stützte sich mit einem Arm auf der Theke ab und tat nachdenklich.
"Wir gedenken zwei Wochen zu bleiben." antwortete er knapp.
"Allerdings kann sich unser Urlaub verlängern, wenn ich etwas mehr Zeit für meine Kunstaustellung bekomme...Sie müssen wissen, morgen ist unser Hochzeitstag..." fügte ich ergänzend hinzu, da ich wusste, dass zwei Wochen vorne und hinten nicht reichen würden.
Anschließend kritzelte Tom etwas in sein Buch und holte einen Schlüssel hervor. Diesen reichte er mir lächelnd samt Ausweise.
"Danke sehr..." sagte ich nur und verstaute die Ausweise wieder in meiner Tasche.
"Ich lasse Ihr Gepäck auf das Zimmer bringen. Der Zimmerservice geht alle drei Stunden durch den Gang, falls es einen Notfall geben sollte wissen Sie Bescheid. Sollten Sie etwas brauchen erreichen Sie den Zimmerservice unter der 9. Ihr Zimmer befindet sich in der fünften Etage. Wenn Sie wünschen, lasse ich Ihnen einen gesonderten Service zu kommen, der für besondere Anlässe auf das Haus geht. Swimmingpools finden Sie hinter dem Ost- und Westflügel des Hotels. Das Frühstücksbuffet finden sie morgens bis 12 Uhr in der ersten Etage. Sonstige Mahlzeiten oder Cafepausen können sie auf jeder Etage beanspruchen. Das ganze Hauspersonal steht Ihnen zu Diensten. Ansonsten wünsche ich ihnen einen erholsamen Aufenthalt..." rasselte er binnen Sekunden runter und verabschiedete uns auf unser Zimmer.
Das Gepäck ließ Jack aus dem Wagen holen und folgte mir anschlißend zum Aufzug.
Es war ein prächtiges Hotel. Der Marmorboden und die goldene Innenausstattung verzauberten einen. Die Ledersitzecken waren so groß, dass wahrscheinlich eine ganze Etage Gäste darauf hätte Platz nehmen können. Goldene Skulpturen, Marmorne Skulpturen, PorzellanVasen und vieles mehr schmückten die riesige Eingangshalle, in der jeder Schritt ein lautes Echo von sich gab. In ihren roten Dienstjacken sahen die Hotelangestellten aus , wie Soldaten. Die Frauen trugen eine schwarze Bluse zu einem roten Rock. Ihr Halstuch war ebenfalls rot, daher erinnerten Sie mich eher an Stewardessen.
Wir warteten geduldig auf den Fahrstuhl. Jack und ich sahen uns kurz an lächelten einander zu wandten uns wieder ab. Wenige Minuten später erläutete ein Ton und die Fahrstuhltür sprang auf. EIne Horde von Menschen stieg aus. Nachdem alle raus waren, stiegen Jack und ich in den verspiegelten Fahrstuhl. Er drückte die Taste 5 und warteten kurz bis die Fahrstuhltür zuging, ohne dass jemand dazustieg.
Nachdem die Tür zu war und der Fahrstuhl in Bewegung geriet,spürte ich wie uns eine Welle der Entspannung überflutete. Jack entspannte sich und lehnte sich an eine Wand. Mit seiner rechten Hand rieb er sich das Nasenbein. Die Müdigkeit der Fahrt stand ihm ins Gesicht geschrieben. Außerdem war sein Hemd zerknittert, was man Dank des grauen Jackets nicht sehen konnte.
Ich lehnte mich ebenfalls an eine Wand und wechselte das Stand- und Spielbein, da ich das Gefühl hatte vor Erschöpfung nicht mehr stehen zu können.
"Wie spät ?" fragte Jack.
"Neun Uhr Dreißig." antwortete ich nach einem Blick auf meine Armbanduhr.
"Willst du gleich noch los?" fragte ich ihn neugierig.
"Nein, das wäre zu auffällig. Morgen abend erst und das gemeinsam. Wir feiern unseren Hochzeitstag hier. Das würde nur AUfmerksamkeit erwecken, wenn ich in der ersten Nacht allein unterwegs bin." antwortete er. Ich nickte stumm.
Mit demselben Ton öffnete sich der Fahrstuhl, der unmerklich stehen geblieben war. Wir stiegen aus und kamen auf einen langen Korridor hinaus, der rechts genauso lang war, wie links. Die Tapete zeigte ein Ornament, das im Vordergrund des elfenbeinfarbenen Hintergrundes leicht schimmerte. Der Boden war hier oben ebenfalls mit Marmor belegt. ALlerdings wurde der Gang durch einen roten langen Teppich, in beide Seiten, rechts und links entlang geschmückt.
Gegenüber der Fahrstuhltür hingen zwei Schilder. Das erste: R.500-525. Das zweite: R.526-550.
"Wo lang?" fragte Jack und drehte sich nach mir um.
Ich kramte den Schlüssel aus meiner Manteltasche und sah auf den goldenen Anhänger. 513.
"Links." antwortete ich und ging vorraus.
"Ganz schön groß dieser Korridor." murmelte Jack,"Verdammt habe ich Kopfschmerzen!".
"Ja, laut Schildern gibt es rechts und links je 25 Zimmer....Hier ist es." sagte ich und blieb vor einer Tür aus Rotholz. Der Spion und die Türklinge waren ebenfalls golden.
Ich schloss die Tür auf und trat ein. Jack folgte mir und schloss sie hinter sich.
Wir standen im Dunkeln.
"Gib mir den Schlüssel..." sagte Jack und ich reichte ihm diesen. Ich hörte, wie er den Schlüssel an die Tür steckte und zwei mal gründlich abschloss. Dann hörte ich seine dumpfen Schritte. Er ging die rechte Wand entlang und tastete anscheinend die Wand nach einem Schalter ab. Sekunden später erhellte ein angenehm gedämpftes warmes Licht den Raum.
Das Zimmer war großartig. Es war wirklich buchstäblich großartig. Der Wohnbereich war auf eine schwarze Ledercouch und einen Glastisch reduziert worden. Auf dem Tisch lagen zwei Bücher und einige Zeitschriften. Die Fenster des Zimmers waren keine richtigen Fenster. Es war mehr die ganze Wand die man als Fenster bezeichnen könnte. Ich ging um die Couch und schaute aus dem Fenster. Die Aussicht war sehr schön. Der blau schimmernde Pool, der in der Dunkelheit vom Licht der Laternen beleuchtet wurde. Wenige Gestalten wanderten in Badeanzügen im Dunkeln um den Pool und genoßen das Abendwetter. Die Sonne war bereits untergegangen, aber man konnte das Meer von weitem sehen. Eigentlich konnte man es spüren. Ich drehte mich zu Jack. Dieser hatte sich auf die Couch niedergelassen und die Beine auf den Couchtisch gelegt. Der Schlafbereich befand sich auf der linken Seite. Ein großes modernes Bett belegt mit zwei großen Kissen und einer großen weichen Decke. Ich ging die zwei Stufen zum Schlafbereich hinauf und setzte mich auf das Bett. Im selben Moment klopfte es an der Tür.
"Wer ist da?" fragte Jack von seinem Platz aus.
"Zimmerservice...Wir bringen Ihr Gepäck, Sir." ertönte eine männliche Stimme.
"Ich mache schon.." sagte ich zu Jack, der Anstalten machte sich zu erheben und ging zur Tür. Ich schloss auf und öffnete die Tür.
Vor mir standen drei Angestellten in Dientkleidung. Jeder von ihnen trug ein oder zwei Taschen.
"Seien Sie so nett und stellen Sie das Gepäck hierhin..." sagte ich und zeigte ihnen eine Stelle neben dem Kleiderhaken.
Nachdem alle das Gepäck hingestellt und aus dem Zimmer gegangen waren, hielt ich einen der Angestellten noch kurz an.
"Verzeihen Sie. Mein Mann hat Kopfschmerzen. Haben sie vielleicht was dagegen?" fragte ich ihn und reichte ihm nebenbei noch drei Scheine für ihren Dienst.
Diese nahm er dankbar entgegen und nickte , "Im Badezimmer steht ein Medizinschrank. Dort finden sie bestimmt etwas nützliches. Wenn nicht, können sie den Zimmerservice unter der 9 erreichen." sagte er und verabschiedete sich.
Ich schloss die Tür wieder zweimal ab und ging ins Badezimmer.
Eine große Badewanne mit goldenem Wasserhahn schmückte dieses.
Ich öffnete die Türen des Wandspiegels und fand dort eine Reihe von Arzneimitteln, unter anderem Schmerztabletten. Daneben stand ein Glas, welches ich mit Wasser aus dem Hahn füllte und mit einer Tablette aus der Packung das Badezimmer verließ.
"Jack?" rief ich ihn, als ich merkte, dass er wohl eingenickt war.
Kurz darauf zuckte er zusammen und sah mich müde an. Ich reichte ihm Tablette und Wasser, welche er dankbar entgegennahm.
"Zieh dich um und leg dich schlafen, du siehst total müde aus." sagte ich und öffnete meinen Koffer, um mir was bequemes rauszusuchen, was sich jedoch als sehr schwer erwies, da alle Klamotten auf dieser Mission einen Stil hatten, wie ihn nur eine verheiratete vornehme Frau haben könnte. Endlich fand ich einen blauen Seidenpyjama und verschwand damit im Badezimmer, damit Jack sich in Ruhe ausziehen konnte. Ich duschte binnen Minuten und zog mir den Pyjama an. Meine feuchten Haare flechtete ich zu einem Zopf zusammen und hängte mein Handtuch auf den Ständer, damit es trocknen konnte. Anschließend verließ ich das Badezimmer. Jack hatte das Licht ausgemacht. Das einzige Licht was brannte, waren die Nachttischlampen. Und Jack? Der lag auf dem Bett und schlief. Er hatte sich einfach eine Jogginghose und ein weißes T-Shirt angezogen und lag auf der Decke, statt unter ihr. Lustig war natürlich, dass er mit dem Kopf Richtung Fußende lag.
"Jack?" fragte ich überrascht.
Er hob müde den Kopf und sah mich fragend an.
"Was?" erwiderte er. Ich schüttelte den Kopf, stattdessen, weil ich nicht wusste was ich sagen sollte. Er riss die Decke neben sich zur Seite und deutete mir mich dort hin zu legen. Ich folgte seiner Anweisung etwas träge und legte mich neben ihn. Mein Kopf allerdings lag auf dem richtigen Ende. Nämlich dort wo auch das Kissen war.
"Jack?" fragte ich wieder schüchtern. Und aus meinem Ton hörte er anscheinend heraus, wie albern ich es fand, dass er sich in die andere Richtung gelegt hatte.
"Catherine...DU bist IHRE Schwester. Und ich bin ein Mann. Anders geht es nicht...Jetzt schlaf endlich!" murrte er müde.
Ich lächelte nur und machte das Nachttischlicht aus um in einen ruhigen Schlaf zu fallen.

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16 Stunden vorher:
Der Morgen des selbigen Abends:

"Wo sind wir ?" fragte Catherine plötzlich.
"Du bist schon wach?" fragte ich sie stattdessen zurück und behielt meine Augen auf dem Freeway," es ist gerade 5 Uhr morgens...Schlaf ruhig weiter."
"Nein, ich bin ausgeschlafen." antwortete sie und räkelte sich.
"Gut...auf dem Hintersitz findest du frischen Kaffee und Donuts.Ich habe kurz bevor du wach geworden bist angehalten und eingekauft." sagte ich. Sie setzte sich umgekehrt hin und griff nach hinten. Dann machte sie es sich bequem und genoss das Reisefrühstück.
"Und wie läuft es so?" fragte ich sie. Sie nickte nur, während sie auf ihrem Donut kaute.
"Ich habe grauenvoll geträumt." antwortete sie nach einiger Zeit.
"Was hast du geträumt?" fragte ich neugierig?
"Von meiner Mutter...Ich hatte Geburtstag und sie schnitt meinen Kuchen an. Und am anderen Ende des Tisches saß...Amanda. Sie saß auf dem Schoß meines Vaters. Er hat mir als Kind immer Bilder von ihr gezeigt und gesagt ich hätte eine große Schwester." sprach sie gedankenverloren.
"Warum ist das ein grauenvoller Traum?" fragte ich sie vorsichtig.
"Weil sie mich angesehen hat, als ob sie mir das Kuchenmesser am liebsten in die Kehle grammt hätte..." antwortete sie immer noch vertieft in entfernten Gedanken.
Plözlich musste ich bei dem Gedanken lachen. Mein Lachen schockierte Catherine zuerst, aber nach kurzer Zeit stimmte auch sie ein.
"Es tut mir Leid. Es war nur...Amanda...SIe würde so etwas nie tun." sagte ich immernoch lachend.
"Ich weiß," murmelte Catherine,"SIe könnte nicht einmal einer Fliege etwas antun...Du kennst sie so gut Jack. Warum meinst du hasst sie mich so sehr?".
Dieser Frage, vielmer die Aussage, ich würde sie so gut kennen, überraschte mich etwas.
"Wie meinst du das, ich kenne sie ja so gut?" hakte ich nach.
Sie trank einen Schluck von ihrem Kaffee und lächelte.
"Komm schon. Ich meine...Das mit dir und ihr. Das ist ja wohl kein Geheimnis. Jeder weiß, das." antwortete sie anschließend.
"Was für ein Geheimnis? Ich weiß nicht, wovon du redest." erwiderte ich kalt.
"Liebst du sie denn gar nicht?" fragte Catherine etwas überrascht.
"Nein." antwortete ich ungerührt.
"Mein Fehler. Tut mir Leid..." sagte sie kurz und sah aus dem Fenster.
Wenige Minuten lang herrschte große Stille. Irgendwann wandte sie sich wieder mir zu und sagte: "Ich könnte schwören, sie liebt dich mehr als alles andere im Leben. Und du würdest sie auch lieben, dachte ich mir."
"Falsch gedacht..." fügte ich hinzu. Sie nickte stumm und nippte an ihrem Kaffee.
"Hast du sie überhaupt je geliebt? Sei es auch nur für einen kurzen Moment? Nicht einmal ein wenig. Hast du denn gar nichts für sie empfunden? Hast du sie nie geliebt? Nicht einmal einen AUgenblick lang?" fragte sie mich leise.
"Nein..." sagte ich mit entschlossen und sah dabei nur auf die Straße," Nein, ich liebe sie. Ich habe sie schon immer geliebt. Seit dem ersten Tag an an dem ich sie kennengelernt habe, wahrscheinlich. Seitdem jeden Tag etwas. Mittlerweile so sehr, dass ich nachts nicht mehr schlafen kann. Ich liebe sie so sehr, dass ich keinen Kaffee mehr trinken kann, weil der Duft mich an sie erinnert. Ich liebe sie jeden Moment, jeden Augenblick aus tiefstem Herzen. Ich liebe sie so sehr, dass mir alles andere egal ist. Würde es sie retten, würde ich selbst meinen Job hinschmeißen, nur für sie. Aber darum geht es leider nicht. Es geht um mehr. Egal wie sehr ich sie liebe, es wird nie reichen, um ihr nahe sein zu können. Sie und ich sind zwei Welten, die niemals zusammen existieren können."

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"....Sie und Ich sind zwei Welten, die niemals zusammen existieren können..." waren seine letzten Worte, danach fuhr er stumm weiter.
Einige Zeit später räusperte er sich.
"Und was dich angeht...Ich glaube nicht, dass sie dich hast."
"Was dann?" fragte ich ihn neugierig.
"Sie ist wütend. Darüber, dass Mr. Benett sie nicht persönlich aufgesucht hat. Darüber, dass er plötzlich ein Teil ihres Lebens geworden ist und dich als seine Tochter mitgebracht hat. Der Gedanke macht sie sehr wütend. Und wenn sie wütend ist, ist es ihr egal, was die Wahrheit ist oder nicht. Sie sieht momentan nur das, was sie sehen will. Nämlich den Vater, den sie nie hatte und die Tochter, die sie nie sein konnte. Ihre Wut, ihr Zorn, nichts davon gilt dir. Sie gilt deinem Vater und ihr selbst. Wenn du mich fragst, will sie ihm verzeihen. Mehr, als sie sich selber eingestehen möchte und das verärgert sie. Sie braucht viel Zeit, um diese Wut abbauen zu können. Aber wenn du es so genau wissen willst: Ich glaube, dass aus euch mal ein tolles Schwestern-Duo wird." antwortete er und zwinkerte mir zu. Ich lächelte über seine Worte. Sie klangen sehr einleuchtend. Ich konnte sie mit jedem Stück etwas mehr verstehen.
"Wir verstehen uns ziemlich gut, was meinst du?" fragte er mich dann. Ich lächelte ihn zur Antwort an.
"Finde ich auch..."
"Ich habe mit niemanden über das geredet, was ich dir vorhin erzählt habe. Aber ich vertraue dir. Das tut man doch so, mit Freunden." sagte er und drehte das Radio auf. Ich nickte zustimmend und sah aus dem Fenster. Die Sonne ging soeben auf und verwandelte den ganzen Horizont in ein Farbenspiel aus Rosa- und Rottönen. Ich lächelte, als mich die Strahlen innerlich erwärmten. Ja, ich liebte meine Schwester und irgendwann kann sie mich vielleicht auch lieben, wer weiß?

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