If You Disappoint Me - Teil 59

Autor: RaggioDiSol
veröffentlicht am: 31.12.2012


Ich hatte meine Koffer gepackt und ging in die Küche. In wenigen Stunden flog mein Flieger. Jeder von uns flog zur gleichen Zeit. Mittlerweile sah ich ganz anders aus. Durch meine Haare zogen sich auberginefarbene Strähnen, die hier und da aus dem Zopf sprangen. Da ich keine zusätzlichen Ohrlöcher wollte, trug ich am rechten Ohr stattdessen einen einfachen Perlenohrring und am linken eine silberne Fischgrätenohrring, den ich mir besorgt hatte. An Schminke beließ ich es auch nur bei einem saftig lilanem Lippenstift. Angezogen hatte ich ein schwarzes Top, eine schlichte schwarze Hose, deren Hosenbeine ich in blauen Cowboystiefeln verschwinden ließ.
Megan kam die Treppen herunter, als sie mich dabei erwischte, wie ich eine Strähne in den Zopf steckte.
"Lass das, habe ich gesagt! Deine Haare sehen so toll aus...Vielleicht solltest du immer so rumlaufen. So was heißes sieht man nicht oft. Aber irgendetwas fehlt noch…“ sagte sie kichernd.
Ich lachte auch über sie. Ihre Haare hatte sie zu einem strengen Zopf gebunden und trug einen braunen Rock zu einem indischgelbem Oberteil.
"Du siehst aus wie eine fürsorgliche, anständige Frau, die mit Mutter und Sohn lebt…" antwortete ich, wobei sie sich stolz verbeugte, als es an der Tür klingelte.
Megan lief zur Tür und öffnete sie.
Pete kam herein. Er trug ein blaues Hawaii-SHirt über einer grauen Hose. Seine schwarze Basket-Mütze hatte er ganz tief gezogen, sodass sie fast sein ganzes Gesicht bedeckte.
"Hi." grüßte ihn Megan und küsste ihn auf die Wange. Er erwiderte ihren Gruß und spähte in den Wohnbereich.
„Morgen, Amy!“ rief er mir zu. Ich hob die Hand. „Guten Morgen !“ erwiderte ich.
„Hast du sie dabei?“ fragte Megan Pete plötzlich.
„Oh ja, natürlich! Meine Schwester will sie aber unversehrt zurückhaben! Sie hat sie wohl im Sonderverkauf ergattert, als sie in Italien war.“ Antwortete dieser und griff in eine Tüte, die er dabei hatte.
Aus dieser zog er etwas ledernes… und blaues.
„Was ist das ?“ fragte ich neugierig und kam näher. Megan zog es aus der Tüte und warf es mir zu.
„Probier sie an! Wir haben sie von seiner Schwester!“.
Ich hob das Stück hoch um es besser beäugen zu können. Es war tatsächlich eine kurze blaue Lederjacke.
„Ich glaubs ja kaum! Die passt zu den Stiefeln!“ sagte ich überrascht und fügte im Überstreifen hinzu,“ und sie sieht verdammt hinreißend aus!“.
Dann lief ich zum Spiegel und sah hinein.
Dort stand eine Amanda, die ich so nicht kannte. Es war nicht, dass ich anders aussah. Nein, vielmehr, dass ich das Gefühl hatte mich in dieser neuen Haut wohlzufühlen machte mir Angst. Aber es erleichtert dir deine Rolle, flüsterte mein inneres ICH.
„Du siehst fabelhaft aus!“ sagte Megan.
„Ein bisschen auffällig, oder?“ fragte ich etwas zögernd.
„Du hast kaum in deine Akte gesehen. DU sollst genau das sein! Auffällig! Du sollst die Blicke auf dich ziehen. Die Leute dort auf dich aufmerksam machen, damit wir unsere Arbeit erledigen können, wobei du es etwas schwerer hast.“ ,erwiderte sie ruhig.
„Ich habe mehr das Gefühl Jerry will mich bestrafen!“, rutschte es aus mir.
„ Quatsch, er hat uns nur unsere Aufgaben erteilt. Jeder von uns ist nunja…-“, sie stockte, als müsste sie kurz überlegen.

„-für etwas besser geeignet, als für das andere!“, vollendete eine andere Stimme ihren Satz. Ich drehte mich abrupt um.
Dort stand Jerry im Eingang neben Pete. Ich spürte Wut und Scham gleichzeitig in mir aufkommen. Megan hielt inne und sah verwirrt zwischen uns her.

„Megan, wo bleiben die anderen?“, fragte er nun an sie gewandt.
„Sie müssten gleich da sein…“antwortete sie nur leise.
Einen Augenblick lang herrschte Todesstille, die dann aber von lauten Autoreifen unterbrochen wurde.

Im nächsten Moment standen auch Milce und Stan in der Tür und grüßten uns. Die beiden hatten hier die Kontrolle, also waren sie in ihren üblichen Sachen erschienen.

Kurze Zeit später trafen dann Jack und Catherine ein. Wobei Jack einen schicken Anzug angezogen hatte und Catherine ein gelbes Kleid trug. Sie hatte sich bei ihm eingehakt und für einen kurzen Augenblick wirkten sie selbst in meinen Augen, wie ein Ehepaar.
Jacks Blick kreuzte meinen und wir nickten uns kurz zu, was mir natürlich sehr schwer fiel. Aber heute fühlte ich mich eigenartig gut und stark, wie man so schön zu sagen pflegte. Heute wollte ich keine Probleme, sondern nur diese Aufgabe erfüllen. Seit zwei Tagen hatte ich das Gefühl, dass mein Lebensinhalt nur noch aus diesem Auftrag bestand. Ich wollte mich beweisen und das war mir mehr als klar. Ich wollte beweisen, dass ich nicht schwach bin und dafür eignete sich diese Rolle am besten, wobei es mich wütend machte, dass Jerry mir ausgerechnet die Kernrolle erteilt hatte, da er dabei denselben Gedanken haben musste.

„Kommt alle eben kurz her!“ forderte Jerry uns auf.
Pete, Megan, und Ich blieben auf der Veranda stehen. Milce und Stan standen auf dem Rasen neben Jacks „Auftragswagen“ und neben ihnen stand Jerry. Jack und Catherine blieben auf der Verandatreppe stehen.
Jerry zog eine große Karte aus seinen Akten und schlug sie auf. Er platzierte sie auf der Motorhaube und markierte mit einem Stift einige Stellen des Geländes.
„Also, ich werde es kurz machen: Das ITF ist noch sehr frisch und fängt jetzt schon mit großen Aktionen an. Aber insgesamt gesehen, ist das eine relativ kleine Mission. Nur wenn diese erfolgreich ist, können wir davon ausgehen, dass das ITF in Manhattan bestehen bleibt. Der Erfolg liegt bei euch. Ihr solltet euch also darüber im Klaren sein, welche Vorteile das ITF euch einbringt“, sagt er ohne dabei von seiner Karte aufzusehen.
„Eine bessere Bezahlung!“ platzte es aus Stan.
„Das war keine Frage, du Idiot!“ maulte Milce.
„Wie dem auch sei, ihr geht da rein, holt alles was wir brauchen, um Carlos in die Mangel nehmen zu können und verschwindet auch wieder! Alles möglichst unauffällig. Wenn es klappt…Und das meine ich todernst, seid ihr beim nächsten Mal bei einer viel größeren Sache dabei...Carlos zieht alle Fäden der Unterwelt. Prostitution, Drogendeal,Geldwäsche…alles! Nichts funktioniert ohne seine Erlaubnis. Es wird Zeit seinem Regime ein Ende zu setzen und all die Schmerzen, die er verursacht hat allemal zu beenden…“.
„Das hört sich ja an, wie eine Lektüre in Medizin!“, gab Stan auch dieses Mal von sich und lachte amüsiert auf.
Jerry hob den Kopf und seufzte, „Okay, dann sage ich es etwas anders: Dieser Mann ist das Krebsgeschwür der Gesellschaft! Alles was in seine Nähe kommt verrottet! Seht ihr die hier?“; fragte er und legte vier Fotos zur Karte. Auf jedem waren junge Mädchen abgebildet.
„Veronica Jordan, Erica Baltmann, Susanna Watson und Michaela Pfeiffer, die ersten beiden 20 Jahre alt, die anderen gerade erst 18 geworden. Alle vier verschwunden. Vermisst seit 2 Jahren, 7 Monaten, 4 Monaten und neuerdings 3 Wochen. Ihre Familien haben ganze Staaten nach ihnen durchsucht und keiner weiß, wo sie sind. Unter anderem gibt es Geschäftsmänner, die von ihren Wochenendreisen nicht zurückgekehrt sind. Es gibt Jugendliche, die auf den Straßen aufgesammelt werden und für den Drogenweiterverkauf bezahlt werden. Wenn wir ihnen schon keine bessere Welt versprechen können, können wir wenigstens verhindern, dass sie von Menschen, wie Carlos in den Dreck gezogen werden.“
„Haben wir irgendwas bestimmtes wonach wir suchen?“ fragte ich.
„Wie meinst du das?“ erwiderte Jerry, ohne mich dabei anzusehen.
„Keinen Plan, ich habe das Gefühl, wir gehen da rein und hören uns nur etwas um. Es gibt nichts bestimmtes wonach wir suchen sollen, habe ich den Eindruck.“ antwortete ich.
„Das ist ja eure Aufgabe…“ murmelte er bloß.
Sein Ton verriet mir, dass er keine Lust hatte mit mir zu reden, vor allem nicht, wenn alle anwesend waren. Also beließ ich es dabei und stellte keine weiteren fragen, als sich Jack plötzlich zu Wort meldete.
„Inwiefern?“ hakte er plötzlich nach und da fühlte ich mich schon besser, denn genau dasselbe wollte ich Jerry ebenfalls fragen.
„Ich will von euch wissen, wer um diesen Mann herumschwirrt. Wem er am meisten vertraut und Wer seine Drecksarbeit aufwischt… Ich will wissen wieviel inoffizielle Angestellte dieser Mann hat und das sollt ihr herausfinden.“ antwortete Jerry nach einem kurzen Zögern.
„Wenn ihr soweit alles verstanden habt, dann will ich ,dass ihr gleich losfährt…Jeder von euch soll zu unterschiedlichen Zeiten auftauchen, damit ihr nicht auffallt.“
„Das wird ein bisschen schwer, stimmts Amanda?“ fragte Stan und lachte wieder sein kokettes Lachen. Als Antwort auf seine Bemerkung, fing er sich einen bösen Blick von mir ein.
„Ach, Guck nicht so, Auberginenkopf… Es gibt da drin genug Spinner, du wirst schon nicht auffallen…“, dann lachte er plötzlich wieder,“Oh, Mann! Auberginenkopf?! Ich hab mich ja selbst übertroffen“.
„Schluss damit!“ murrte Jerry vor sich hin, während er jedem von uns einen Lageplan reichte, „Jack, holst du bitte die Sachen ?“.






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